Kino. Wie lange war ich schon nicht mehr im Kino? Freilich sind Filme für die große Leinwand gemacht, aber die anderen Menschen haben mir dieses Vergnügen ziemlich nachhaltig zerstört. Mit am Schlimmsten waren DER UNTERGANG, wo irgendeiner ständig an den unpassendsten Stellen gelacht hat, und HARRY POTTER UND DER GEFANGENE VON ASKABAN, wo die Youngster in der Reihe vor uns ständig rein und raus gerannt sind um ihre Scheiß-SMS zu checken ...
Auch ein erinnerungswürdiges Erlebnis war die Vormittagsvorstellung von DIE WELT IST NICHT GENUG. Bei mir fiel die Schule aus, und ich dachte
Oh Cool, gehst Du stattdessen ins Kino. Dumm nur, dass dies der letzte Schultag des Schuljahres war, und mehrere Schulklassen diese Vorstellung ebenfalls besuchten. Das Attribut
Laut trifft die Wahrheit über diesen Vormittag nur halb ...
HIDALGO - 3000 MEILEN ZUM RUHM in Deggendorf. Hinter unserer Gruppe saß eine Gruppe Jungmänner, die während der Werbung und der Trailer schon dauernd laut geredet und gelacht haben. Wie der Film anfing ging das so weiter, bis sich meine Freundin umdrehte und laut und in recht aggressivem Ton nach hinten sagte "Wenn ihr jetzt nicht ruhig seid gibts was aufs Maul!" Den Film über war tatsächlich Ruhe! Ich glaube, ein oder zwei von denen kannten meine Freundin aus dem Kick-Box-Training
Eingeschlafen bin ich bei der Zweitsichtung von SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD, und die bequemsten Kinosessel Deutschlands sind auf jeden Fall in der Schauburg in Karlsruhe, wo ich DJANGO UND SABATA - WIE BLUTIGE GEIER zu mindestens zwei Dritteln verpennt habe. Die Sitze im alten Takino in Schaan in Liechtenstein haben bei Kurosawas EIN STREUNENDER HUND sogar für ein fast sofortiges Einschlafen gesorgt ...
Der Minusrekord an Zuschauern war lange Zeit DER MANN MIT ZWEI GEHIRNEN im Casablanca in Nürnberg mit drei Zuschauern, bis zu Zulawskis NACHTBLENDE, da war ich alleine im Saal und habe es unendlich genossen.
Große Erlebnisse gab es auch. Die 5-Jahres-Feier der BLUES BROTHERS in einem Kino in Nord-London, wo die Hälfte der Zuschauer als Jake und Elwood rumliefen und alle sehr viel Spaß hatten. DIE WEBER in Schaan mit einem Menschen, der die Musik live und alleine eingespielt hat, mit einer Webspindel als Hauptinstrument. Ein sehr intensives Erlebnis! Ebenfalls in Schaan Ruttmanns BERLIN - DIE SINFONIE DER GROSSSTADT mit Livemusik der belgischen Band
We Were Kings. Hitchcocks THE LODGER im Nürnberger Cinecitta mit Livemusik. Die komplette ROSAROTE PANTHER-Reihe an fünf Wochenenden hintereinander in der Nürnberger Meisengeige, und sogar die Treppe zur Empore war knüppelvoll. Die Stimmung ist dann auch entsprechend partymässig gewesen.
DICK UND DOOF IM WILDEN WESTEN hat in der Mitte eine Szene, in der Stan Laurel durchgekitzelt wird und einen Lachkrampf bekommt. Was war ich froh über den Filmriss mitten in dieser Szene, ich hatte ernsthafte Atemprobleme vor Lachen, und ich glaube den anderen Zuschauern ging es ähnlich.
MEIN NAME IST NOBODY beim 10-Jahre-Italo Cinema-Jubiläumsfestival 2016. Der Film ist so oft gerissen, dass wir geschätzt 20 Minuten überzogen haben. Dummerweise war das Kino direkt nach uns für ein anderes Event gebucht, und die hatten eine Live-Schalte eingeplant, die durch die Verzögerung dann natürlich ebenfalls kippelte. Auf jeden Fall kam der Typ von der nächsten Veranstaltung mitten im Film ins Kino gerannt, machte das Licht an, und brüllte dass wir jetzt alle raus müssten. Er hätte eine Veranstaltung mit Live-Schalte, und eben Live-Schalte, und alle raus, und Live-Schalte ... Ich hasse dieses Wort bis heute! Andreas Rick von Italo-Cinema versuchte zu klären, dass unser Film nur noch 5 Minuten ginge (es waren wirklich nur noch 5 Minuten), und wir auch bereit wären auf den Abspann zu verzichten ... Nein! Live-Schalte!! Alle raus, sofort!!! Nun ja, die letzten 5 Minuten NOBODY haben dann halt gefehlt. Aber ich mag den Film eh nicht so besonders ...
Vorzeitig gegangen bin ich Otto Premingers CARMEN JONES, den ich einfach nur Oberscheißelangweilig fand, und bei JEDER FÜR SICH UND GOTT GEGEN ALLE, der im Double Feature mit AGUIRRE lief und darum einfach nur abstinken konnte. Lustige Anekdote: Dieses Double Feature lief in London im Kino, also deutscher O-Ton mit englischen Subs. Ihr glaubt gar nicht, was für eine Anziehungskraft Subs haben wenn sie da stehen. Auch als Deutscher habe ich ständig auf die Untertitel gestarrt wie der Hase auf die Schlange. Es war eine richtige Konzentration notwendig, NICHT darauf zu schauen. Ähnlich war es bei CAMELOT beim 70mm-Festival in Karlsruhe. Englische Sprachfassung mit fest eingestanzten norwegischen Untertiteln. Meine Norwegisch-Kenntnisse sind ähnlich rudimentär wie wahrscheinlich bei den meisten hier. Aber die Untertitel mussten natürlich unbedingt ständig mitgelesen werden ...
Und zu London fällt mir noch ein Festival in den späten 80ern ein mit dem Namen KILLER ON THE ROAD. Ging abends um 23 Uhr los, und das waren 5 Filme hintereinander: HITCHER - DER HIGHWAY-KILLER, THE BOYS NEXT DOOR von Penelope Spheeris, BONNIE UND CLYDE, MAD MAX 1 und TAXI DRIVER. Den letzten habe ich nicht mehr geschafft, da war es morgens um 6 Uhr und ich war halbtot. Aber ich bin die ganze Nacht wach geblieben, die Sitze waren ultrabequem, die Pausen zwischen den Filmen hatten perfekte Zigarettenlänge und sind nicht ausgeufert. Eine beeindruckende Nacht, und dann bin ich Sonntag Morgen um 6 Uhr, lange bevor die U-Bahnen fuhren, durch die schlafende Stadt nach Hause gegangen, mit diesen Bildern im Kopf. Wahnsinn ...