Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Perrak (Deutschland 1970, Orignaltitel: Perrak)

Vohrer und Tappert drehen auf. Wüster Proto-Derrick unter Dampf!

Auf einer Hamburger Mülldeponie wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Man zieht den erfahrenen Ermittler Perrak (Horst Tappert) hinzu, da er sich im schlüpfrigen Milieu der Elbmetropole bestens auskennt. Bereits am Fundort genügt dem cleveren Kommissar Perrak ein flüchtiger Blick, um die wahre Identität der Leiche aufzudecken. Die junge Frau ist ein junger Mann, ein einschlägig bekannter Transsexueller aus der lokalen Szene. Bei seinen Nachforschungen sticht der Kripobeamte immer wieder in Wespennester. Fiese Erpresser, sexuelle Ausschweifungen, ein gut getarntes Bordell unter der Leitung einer alten Bekannten, selbst hohe Amt- und Würdenträger scheinen in den Fall verwickelt zu sein. Als Perrak den stadtbekannten Gauner Karl Kaminski (Hubert Suschka) zu sehr in Bedrängnis bringt, entführt der skrupellose Verbrecher Perraks Sohn Joschi (Georg M. Fischer). Doch Perrak lässt sich von keinem Lumpensack der Welt stoppen, egal wie widerwärtig die Methoden seiner Gegner auch sein mögen. Der Fall zieht weitere Kreise, selbst Kaminski scheint nur ein kleines Zahnrad in diesem Getriebe aus Sex, Gier und Mord zu sein...

Aus aktuellem Anlass grabe ich meinen (leicht überarbeiteten) Kurzkommentar von März 2010 hervor, denn inzwischen wurde "Perrak" endlich auf DVD veröffentlicht. Regisseur Alfred Vohrer wurde durch seine zahlreichen Arbeiten für Rialto Film zu einem gefragten Mann. Etliche Edgar-Wallace-Streifen und Karl-May-Verfilmungen gehen auf sein Konto. In den späten sechziger Jahren kehrte Vohrer Rialto den Rücken zu und wechselte zu Roxy Film, nach dieser Phase wurde er für das Fernsehen aktiv (Derrick, Der Alte). Aus seiner Zeit bei Roxy Film stammt der vorliegende "Perrak". Alle Beteiligten lassen nicht zu knapp die wilde Wutz von der Kette, offensichtlich hatte man am Set des Films jede Menge Freude (es kommt zumindest so rüber). Horst Tappert spielt die Figur Perrak unverschämt locker und frech, eine Art überdrehter Vorläufer seiner späteren Paraderolle Derrick. Immer einen Spruch auf den Lippen, bei Bedarf auch harsch zupackend. Der Film kommt mit herrlichen, oft groben Dialogen daher, gewährt Einblicke in die Halbwelt der norddeutschen Metropole Hamburg. Vohrer suhlt sich mit Wonne im Sumpf der Gauner und Bordelle, räumt Transen einen großzügigen Platz auf dieser Spielwiese ein. Da der gute Herr Vohrer dem eigenen Geschlecht zugeneigt war, konnte er sich hier so richtig austoben, was dem Unterhaltungswert des Flicks sehr zuträglich ist!

Es macht einfach riesigen Spass, das Deutschland der frühen siebziger Jahre auf diese Weise zu betrachten, zu erleben. Aus heutiger Sicht unfassbar inkorrekte Ansagen prasseln dem Zuschauer ins Gehör, für Oberfiesling Karl Kaminski existiert keine Schmerzgrenze. Ein maximalpigmentierter Mitmensch (André Ehoulan) wird von Gauner Kaminski -vortrefflich ekelhaft von Hubert Suschka gespielt- unter sklavenhaften Bedingungen gehalten und ständig gedemütigt. "Ich heisse nicht Bimbo, und ich möchte hier weg!", beschwert sich der geknechtete Bursche wieder und wieder. Kaminski schert sich einen Dreck darum, die Wünsche seines "Mitarbeiters" werden mit Spott und erneuter Erniedrigung beantwortet. Freilich schnauzt sich der übrige Pöbel untereinander kaum minder ruppig an, beschimpft die Gesetzeshüter, bei Bedarf werden Schlagring und Wumme ausgepackt. Nicht nur Tappert und Suschka hauen auf den Putz! Mondgesicht Werner Peters schleicht gewohnt abstossend durch die Kulissen, Arthur Brauss (hier als Art Brauss unterwegs) gibt einen hinterhältigen Handlanger Suschkas. Walter Richter taumelt volltrunken und abgewrackt über die Müllkippe, Wolf Roth mimt einen Kleinkriminellen mit "Restgewissen", Jochen Busse schleimt verschlagen durch das Szenario. Hans Schellbach gibt den unangenehmen Bonzen, Erika Pluhar seine junge und attaktive Gattin, die uns (h)eißkalte Blicke zuwirft. Nicht zu vergessen Judy Winter als Puffmutter Emma Kastelbauer, die sich ihren Künstlernamen "Trompeten-Emma" vermutlich (un)redlich verdient hat. Dennoch muss Judy Winter nicht als peinliche Knallschote herhalten. Sie verleiht ihrem Charakter eine gewisse Melancholie, gerät mehr und mehr in das gnadenlose Mahlwerk der knallharten Unterwelt. Ab und an erwischt es mich bekanntlich, ich verliebe mich ein kleines bißchen in Filmcharaktere. Emma Kastelbauer möchte ich aus den Klauen der Ganoven befreien, sie knuddeln und beschützen.

Die Handlung überrascht mit diversen Wendungen, ergo sollte man trotz des hohen Spassfaktors aufmerksam am Ball bleiben! Nun könnte man bemängeln, dass sich das Drehbuch in der zweiten Hälfte der Prachtsause wie ein glitschiger Aal windet. Doch ich bin der Ansicht, gerade deshalb werden auch zukünftige Sichtungen noch jede Menge Unterhaltungswert bieten, der Streifen sich nicht so schnell abnutzen (Nach dem erneuten Genuss des Films, kann ich diesen angenehmen Verdacht mit allem Nachdruck bestätigen)! Am Ende laufen alle Fäden zusammen. Perrak präsentiert ausführlich und souverän seine Ermittlungsergebnisse, die nachvollziehbar und logisch geraten sind, folglich sogar ewige Nörgler und notorische Skeptiker nicht aus dem Saal treiben sollten. Deutscher Kriminalfilm trifft auf Sleaze, Gewalt und forsche Dialoge. Das Ergebnis mag man von mir aus als "Krautploitation" bezeichnen (was der Sache wohl einigermaßen gerecht wird). Trotz der frech-flotten Gangart, haben die Verantwortlichen ihr handwerkliches Können nicht vergessen, werfen ihren reichhaltigen Erfahrungsschatz in die Waagschalen der Wonne. Alfred Vohrer ist in seinem Element, der von mir gern erwähnte "Vohrer-Popanz" kommt in voller Pracht zum Zuge. Vohrers bewährte Assistentin Eva Ebner darf nicht fehlen, für den flotten Score sorgte Rolf Kühn. Die Kamera wurde von Ernst W. Kalinke bedient, in dessen Filmographie es bemerkenswerte Einträge zu entdecken gibt. Diese beschränken sich nicht auf Wallace und Winnetou, er fotographierte z. B. den roh zupackenden Reisser "Hexen bis aufs Blut gequält" (1970).

Lange mussten wir auf eine DVD-Veröffentlichung warten. Nun ist diese unverzeihliche Lücke geschlossen, ein Traum wurde wahr! Pidax-Film hat sich "Perrak" angenommen, den Film von Kinowelt unterlizenziert. Der Streifen liegt im Originalformat vor, die Bildqualität stellt zufrieden. Offenbar war die Vorlage nicht von optimaler Qualität, der Einsatz von Filtern ist deutlich erkennbar. Zwar wirkt das Bild eine Spur zu "glatt", doch daran werden sich nur Zeilenzähler stören, denen die Technik wichtiger als der Inhalt ist (Wer übrigens Probleme mit einem körnigen Bild hat, dürfte der "geglätteten" Optik zugetan sein). Auf der DVD sind keine Boni zu finden, ersatzweise findet der Fan ein angenehm gestaltetes Booklet vor (was ich sehr begrüße). Flatschen-Neurotiker dürfen sich am Wendecover ergötzen. Sicher, perfekt ist die Scheibe nicht, dennoch hat Pidax einen guten Job gemacht. Für rund 10€ wechselt die DVD den Besitzer, meiner Meinung nach ein extrem faires Preis-/Leistungsverhältnis. Für mich zählt "Perrak" zu den wichtigsten Veröffentlichungen der letzten Monate. Ich freue mich auf die Pidax-Scheibe zu "Hotel der toten Gäste" (1965), deren Zustellung ich bereits schmachtend erwarte. Dort wird es ein Wiedersehen mit Joachim Fuchsberger, Karin Dor und weiteren Lieblingen geben! Bitte unterstützt Pidax mit dem Kauf von "Perrak" (und/oder anderen Titeln aus dem Programm des Labels), damit wir uns über weitere Filmschätzchen freuen können, die unsere Beachtung und Verehrung verdienen! (Nein, ich bin nicht "gekauft". Ich möchte aus eigenem Antrieb ein wenig "Werbung" machen, die Arbeit des Labels verdient die Unterstützung durch uns Filmfreunde!)


Sehr gut! Mehr davon! Liebe Frau Vohrer, ich bin Ihnen zu ewigem Dank verpflichtet! Gern lege ich diesmal noch ein halbes Pünktchen drauf, der Film ist mir inzwischen noch stärker und inniger ans Herz gewachsen!

8,5/10 (sehr gut bis überragend)

Lieblingszitat:

Natürlich! Unschuldig wie der Hintern einer Äbtissin!

(Man könnte wohl eine ganze Seite mit prächtigen Zitaten dieser Sause füllen! Besorgt euch den Stoff und schaut selbst, es lohnt sich!)
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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#3 aus der "Italian Genre Cinema Collection" von Camera Obscura, Digipak im Schuber


Schön, nackt und liebestoll (Italien 1972, Originaltitel: Rivelazioni di un maniaco sessuale al capo della squadra mobile)

Sollte eine Dame auf der falschen Fleischpeitsche reiten, wird sie in des Schlitzers Klinge gleiten

Der Kriminalbeamte Capuana (Farley Granger) muss sich mit einer grausigen Mordserie beschäftigen. Ein gnadenloser Killer sucht untreue Ehefrauen auf, tötet diese auf bestialische Weise mit einem Messer. Am Tatort lässt der Mörder stets einige Fotos zurück, auf dem die Opfer während ihrer Seitensprünge zu sehen sind. Alle Opfer verbindet nicht nur der Hang zum Ehebruch, sämtliche Frauen führten ein luxuriöses Leben, gehörten zur wohlhabenden und unbekümmerten Oberschicht. Trotz seiner jahrelangen Erfahrung kann Capuana den Täter nicht stellen, eine erste Spur entpuppt sich als Sackgasse...

"Schön, nackt und liebestoll" ist ein Giallo wie aus dem Lehrbuch. Der Film aalt sich mit Wonne in den Standards des Genres, verzichtet gleichzeitig auf (nahezu) jeden Anflug von Eigenständigkeit. Wozu auch, denn Regisseur Roberto Bianchi Montero versteht es sehr gut, die rund 97 Minuten Spielzeit stilvoll und unterhaltsam auszufüllen. Dabei gehört Montero ganz sicher nicht zu den ersten Namen die fallen, wenn von den wichtigsten Regisseuren des Genres die Rede ist. Er war in unterschiedlichen Spielarten des italienischen Kinos aktiv, zählte zu den soliden Handwerkern, nicht zu den grossen Künstlern die Namen wie Mario Bava oder Dario Argento tragen.

Schon die erste Szene taucht tief in den Giallo-Kosmos ein. Wir sehen ein schöne Nackte, die offenbar auf sadistische Weise aus dem Leben gemessert wurde. Der folgende Vorspann leutet in gelben, orangen und roten Tönen, als Kontrast tauchen die schwarzen Umrisse des Killers auf. Ja, der Messermann, der alte Schnitter vom Dienst. DAS Klischee des Giallo-Schlitzers in Perfektion, schwarzer Mantel, schwarzer Hut und natürlich schwarze Handschuhe. Über das Motiv des Täters verrate ich selbstverständlich nichts, doch die Auflösung folgt -wie überraschend- brav der Norm. So passt es vortrefflich ins blutige Bild, wenn das Drebuch manchen Ansatz im Sande verlaufen lässt. Den Fan des Genres wird es nicht stören, einer solchen Prachtsuhle sieht man kleine Unzuänglichkeiten gern nach.

Bisweilen wird im Giallo die Arbeit der Polizei in den Hintergrund gedrängt, nehmen Privatpersonen die Nachforschungen in die eigenen Hände. SNUL (ich bin kein Freund von Abkürzungen, doch diese mag ich) baut auf einen bodenständige Spürnase mit Polizeimarke, die von Farley Granger mit unaufgeregter Seriösität gespielt wird, auf ruppige Arbeitsweisen verzichtet er im Regelfall. Wir bekommen Einblicke in sein Privatleben, er führt eine -so sieht es zumindest aus- intakte Ehe, seine Gattin Barbara wird von der bezaubernden Sylva Koscina dargestellt. In Nebenrollen sehen wir Chris Avram, Silvano Tranquilli und Luciano Rossi. Herrn Rossi kennt jeder Freund des italienischen Genrekinos, sein wirrer Blick brachte ihm manche Schurkenrolle ein. Neben Granger ist Rossi dann auch der einprägsamste Vertreter innerhalb der Herrenriege, als merkwürdiger Leichenverschönerer gerät er ins Visier des leitenden Ermittlers. Genug von den Kerlen, denn SNUL bietet eine stattliche Anzahl schöner Frauen auf, die selbst für einen Giallo erstaunliche Ausmaße erreicht. Sylva Koscina habe ich bereits genannt, Annabella Incontrera hat man Angela Covello als Tochter zur Seite gestellt. Femi Benussi erfreut zwangsläufig das Auge, meine Favoritin ist jedoch die äusserst heisse Rotfüchsin Krista Nell, bei deren Anblick meine ranzigen Körpersäfte zu brodeln beginnen. Mit Nieves Navarro ist sogar eine echte Legende des Genres am Start. Ihr Part wirkt leider ein wenig isoliert, sie schenkt dem Zuschauer allerdings die offensivste Erotikszene des Streifens, also werde ich mit Sicherheit nicht meckern. Ich verzichte an dieser Stelle ganz bewusst darauf, andere Werke aus der Filmographie der einzelnen Schauspieler aufzuzählen, weil in diesem Fall der Rahmen eines Kurzkommentares deutlich gesprengt würde. Wer mehr Infos benötigt wird im Netz fündig, Kenner können die klangvollen Namen sowieso zuordnen.

Noch immer geht mir die Krista Nell nicht aus dem Kopf, doch auch Femi Benussi und Angela Covello sorgen für Unruhe in meinem Hormonhaushalt. Unfassbar, selbst eine Halbgöttin wie Nieves Navorro zählt in diesem Film nicht zu den allerschönsten Vertreterinnen des starken Geschlechts, ein Beleg für die "Frauenpower" dieser Sause! So schön und anmutig die Damen sind, so verdorben und ruchlos sieht es hinter der Fassade aus (Wir wollen lieber nicht wissen, wie erschreckend es hinter der Fassade des Verfasser aussieht). Gelangweilt von Luxus und Ehemann, da wird im Kaffeekränzchen auf den Putz gehauen, dass sogar einem Lustgreis wie mir die Ohren klingeln. Eine angemessene Überleitung zum Zungenschlag (wie passend) des Films. Die deutsche Synchronisation ist kernig und unterhaltsam, schiesst aber ab und zu ein wenig über das Ziel hinaus. Weniger im Bezug auf vulgäre Ausflüsse, mit denen ich noch nie ein Problem hatte, vielmehr kippt die Synchro ein paar Mal in Albernheiten ab. "Irgendwie" musste ich aber selbst in diesen Momenten grinsen, also keine Rüge meinerseits. Ob das Drehbuch die Moralkeule in der Hinterhand mit sich führt, soll bitte jeder Filmfreund selbst entscheiden. Zumindest kommt dieser Gedanke auf, man beachte das Verhalten des Ermittlers in den letzten Minuten. Erneut muss ich kurz auf die handwerklichen Qualitäten eingehen, die SNUL zu einer runden Sache machen. Regie, Drehbuch und Kamera, in allen Disziplinen gibt sich das Werk keine nennenswerte Blöße. Kurzzeitig mutet das blutige Treiben gar nach grosser Kunst an, ein Mord am Strand wird von Bildern erhabener Schönheit eingerahmt (um einen Anhaltspunkt zu nennen, bei der Sichtung werdet ihr noch viel mehr entdecken). Für den Score sorgte Giorgio Gaslini, der im Bonusmaterial der DVD zu Wort kommt.

Fazit: "Schön, nackt und liebestoll" ist ein Giallo der Fans erfreuen wird, den ich auch Einsteigern ans Herz legen möchte. Sicher, der Flick ist kein Höhepunkt des Genres, bietet aber alle relevanten Zutaten an. Für Liebhaber eine kleine Perle, für Einsteiger eine geeignete Vorspeise, es muss ja nicht gleich "Profondo Rosso" sein. Besonderes Lob verdient die DVD aus dem Hause Camera Obscura. Wie üblich für die "Italian Genre Cinema Collection", kommt die Scheibe in einem schicken Digipak samt Schuber, ferner liegt ein Booklet bei. Der Film liegt ungekürzt und in sehr schöner Qualität vor, neben der deutschen Synchronisation ist auch der italienische Originalton an Bord, ergänzend ein Audiokommentar mit Marcus Stiglegger und Christian Keßler. Der werte Herr Keßler sorgte zusätzlich für den Inhalt des interessanten Booklets, auf der DVD befindet sich eine sehenswerte Featurette mit Komponist Giorgio Gaslini. Damit nicht genug, ein Fotoroman zu SNUL und eine Bildergalerie runden das Paket ab. Eine Spitzenveröffentlichung für die ich Camera Obscura sehr dankbar bin. Macht bitte noch lange auf diesem Niveau weiter!!!

7/10 scheinen mir angemessen, die Hinweis auf die unvermeidbaren "Wohlfühlpunkte" ebenfalls. Hätte ich nicht bereits etliche Gialli gesehen, wäre die Bewertung sicher deutlich großzügiger ausgefallen. Für die DVD verdient Camera Obscura die Höchsnote! Wer bei dieser Prachtscheibe nicht zugreift, dem ist wahrlich nicht mehr zu helfen!

Lieblingszitat:

"Ihr Mann ist ein Krüppel und kann sicher nicht mehr bringen was sie von ihm erwartet"
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Beitrag von Blap »

Orphan - Das Waisenkind (Kanada, USA, Deutschland, Frankreich 2009) - Die kleine Isabelle Fuhrmann pflügt als ultrafieses Waisenkind durch Leib und Seele ihrer neuen Familie. Neben Fuhrmann beeindruckt vor allem Vera Farminga als Mutter, die sich mit einer fürchterlichen Wahrheit konfrontiert sieht, aber durch Ereignisse in ihrer Vergangenheit ins Abseits gerät. Peter Sarsgaard hat als Vater keinen leichten Stand gegen die Damen, zumal die kleine Aryana Engineer als leibliches Töchterlein extrem süss anmutet.

Bereits mit der Neuauflage von "House of Wax" (2005) gelang Jaume Collet-Serra ein unterhaltsamer Film, auch "Orphan" findet meine Zustimmung. Die Blu-ray von Kinowelt geht völlig in Ordnung, ist inzwischen zu fairen Preisen erhältlich.

7/10 (gut)


City of the Living Dead (Italien 1980) - Leider wird dieser Fulci-Klassiker noch immer als Schlachtplatte wahrgenommen. Dabei ist der Streifen vor allem ein grandioser Atmosphären-Überflieger, der wunderschönen Italo-Horror der herrlichsten Sorte anbietet. Die Besetzung ist kultig, Catriona MacColl muss man einfach mögen, selbst Fulci war (wie häufig betont wird) sehr von ihr angetan.

In den achtziger Jahren machten abgenudelte Tapes auf dem Schulhof die Runde. Jeder "harte Bursche" musste unbedingt "Ein Zombie hing am Glockenseil" gesehen haben, ansonsten war man ein Weichei und/oder Popper, grins. Viel, viel später wanderte der Streifen auf DVD in die Sammlung, jetzt liegt er als Blu-ray vor. Zugegeben, als Bengel hangelte man sich begeistert von Mettgut zu Mettgut, ergötzte sich an den saftigen Panschereien. Doch selbst ich bleibe nicht von einer gewissen Weiterentwicklung verschont -obwohl ich mich dageben wehre- und sehe den Film inzwischen mit anderen Augen.

Heute kann ich Fulcis Volltreffer richtig geniessen, in die Atmosphäre eintauchen, mich an jeder einzelnen Einstellung erfreuen. Dank der sehr guten Blu-ray von Blue Underground, kann man den Film endlich in ordentlicher Qualität erleben. Nicht jeder Film "braucht" eine solche Auswertung, aber die Werke italienischer Meister profitieren ungemein davon, können sich nun erst richtig entfalten! Die BD bietet interessantes Bonusmaterial, die englische Synchro ist gut geraten, obschon mir die deutsche Version noch besser gefällt. Was solls, wenn mir nach dem deutschen Ton ist, lege ich eben die alte DVD ein.

9/10 = überragend (irgendwann wird dieser Edelstein die Höchstwertung erreichen!)
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Beitrag von buxtebrawler »

Blap hat geschrieben:Bereits mit der Neuauflage von "House of Wax" (2005) gelang Jaume Collet-Serra ein unterhaltsamer Film, auch "Orphan" findet meine Zustimmung. Die Blu-ray von Kinowelt geht völlig in Ordnung, ist inzwischen zu fairen Preisen erhältlich.

7/10 (gut)
Imho etwas unterbewertet, der Film ist besser!
Blap hat geschrieben:City of the Living Dead (Italien 1980) - Leider wird dieser Fulci-Klassiker noch immer als Schlachtplatte wahrgenommen. Dabei ist der Streifen vor allem ein grandioser Atmosphären-Überflieger, der wunderschönen Italo-Horror der herrlichsten Sorte anbietet. Die Besetzung ist kultig, Catriona MacColl muss man einfach mögen, selbst Fulci war (wie häufig betont wird) sehr von ihr angetan.

In den achtziger Jahren machten abgenudelte Tapes auf dem Schulhof die Runde. Jeder "harte Bursche" musste unbedingt "Ein Zombie hing am Glockenseil" gesehen haben, ansonsten war man ein Weichei und/oder Popper, grins. Viel, viel später wanderte der Streifen auf DVD in die Sammlung, jetzt liegt er als Blu-ray vor. Zugegeben, als Bengel hangelte man sich begeistert von Mettgut zu Mettgut, ergötzte sich an den saftigen Panschereien. Doch selbst ich bleibe nicht von einer gewissen Weiterentwicklung verschont -obwohl ich mich dageben wehre- und sehe den Film inzwischen mit anderen Augen.

Heute kann ich Fulcis Volltreffer richtig geniessen, in die Atmosphäre eintauchen, mich an jeder einzelnen Einstellung erfreuen. Dank der sehr guten Blu-ray von Blue Underground, kann man den Film endlich in ordentlicher Qualität erleben. Nicht jeder Film "braucht" eine solche Auswertung, aber die Werke italienischer Meister profitieren ungemein davon, können sich nun erst richtig entfalten! Die BD bietet interessantes Bonusmaterial, die englische Synchro ist gut geraten, obschon mir die deutsche Version noch besser gefällt. Was solls, wenn mir nach dem deutschen Ton ist, lege ich eben die alte DVD ein.

9/10 = überragend (irgendwann wird dieser Edelstein die Höchstwertung erreichen!)
Sehr schön gesag :prost:
Atmosphäre UND Splatter - genial.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Beitrag von Blap »

buxtebrawler hat geschrieben: 7/10 (gut)

Aus meiner Sicht gehen 7/10 (gut) völlig in Ordnung. Das etwas mutlose Ende lässt aus meiner Sicht nicht mehr zu. Auf der BD ist auch ein alternatives Ende zu sehen, welches IMHO in eine interessantere Richtung weist. Für sich allein betrachtet, passt es allerdings nicht so ganz mit der Handlung der letzten Minuten zusammen.
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Was solls, auch in der vorhandenen Form ist der Film gelungen, für mich aber kein Überflieger.
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Stoßtrupp in die Wüste (Italien, Frankreich 1978, Originaltitel: Strategia per una missione di morte)

Stußtrupp in den Irrsinn

Harte Verhandlungen in Libyen. Die Wüstensöhne wollen einem Ölkonzern ungünstige Vertragsbedingungen aufzwingen, der Konzern lässt den Verhandlungsführer zur Strafe in die Luft sprengen. Damit nicht genug, die Herren beauftragen den knallharten Spezialisten Richard Benson (Richard Harrison), der mit einer kleinen Truppe eine Lagerstätte in Libyen zerstören soll. Wo kämen wir denn hin, wenn plötzlich die gierigen Kopftuchträger die Bedingungen diktieren dürften!? Für Benson und seine Mannschaft wird dieses Unternehmen alles andere als ein kleiner Spaziergang durch die Wüste, denn in Libyen ist man bereits vorgewarnt, rechnet mit der Ankunft des Sprengkommandos...

Luigi Batzella geniesst unter Fans des italienischen Genrekinos einen speziellen Ruf (ich empfehle die Sichtung seines Streifens "Nuda per Satana" (1974). "Stoßtrupp in die Wüste" zeigt den fiesen Arabern wo der Hammer hängt, witzigerweise agieren Mitglieder der westlichen westlichen Hemisphäre mit terroristischen Mitteln. Wer nun ein wüstes Feuerwerk aus Action und Spannung erwartet, der wird sich spätenstens nach fünfzehn Minuten mit Grausen abwenden.

Bereits die Sprengung des "Hotels" ist ein herrlicher Witz. Aus irgendeinem Archiv hervorgekramt, sehen wir den Einsturz eines völlig abgewrackten Gebäudes, in dem mit Sicherheit seit Jahren niemand mehr residierte. Nun kommt auch schon Richard Harrison ins Spiel, schliesslich ist er der richtige Mann für schwierige Fälle. Er trifft auf seine alte Bekannte Lorna (Florence Cayrol), mit der er zunächst einige Stößchen plaudert. Zusätzlich gibt es einen Rückblick nach Paris, wo sich Benson und Lorna einst kennenlernten. Irgendwann taucht auch der Rest der Truppe auf, inklusive Gesichtsruine Gordon Mitchell. Per Ruderboot (!) reist man illegal in Libyen ein, hofft dort den zuständigen Verbindungsmann zu finden (einen wirren Franzosen mit Zigarettenwerbung auf dem Käppi). So arbeiten Profis, eine durchdachte Organisation der Operation ist offensichtlich nicht ansatzweise nötig. Vielleicht wird der Handlung auch durch die deutsche Synchronisation jeglicher Sinn entzogen, Spass machen die debilen Dialoge ohne Zweifel. Stösst des Kommando auf Wüstenbewohner, ist Ärger angesagt, glücklicherweise sind die Kamelfritzen aber noch bekloppter als unsere Helden. Wird es ganz besonders brenzlig, packt Lorna ihre Möpse aus, da kann kein Fürst der Wüste widerstehen. Florence Cayrol ist (neben Mr. Cool Harrison) die Attraktion der Sause, die Dame macht sich ständig nackig, selbst in völlig unpassenden Situationen. Wie würdet ihr ein "Krisengebiet" auskundschaften? Klar, runter mit den Klamotten, nackt durch die Steinwüste rennen, Lorna hat es drauf. Erst durch Lorna bekommt der Begriff "Stoßtrupp" überhaupt einen tieferen Sinn. Während der Actionszenen tritt die Unfähigkeit der Verantwortlichen besonders anschaulich in den Vordergrund, man muss es selbst gesehen haben, traut euch ran! Die Krönung kommt in Form zahlreicher Anschlussfehler daher, wilde Wechsel zwischen Tag und Nacht gehören bei Batzella zum Standard.

Richard Harrison! Ein Mann wie ein Baum, der Held für alle Fälle, die B-Movie Ikone schlechthin! Harrison prügelt und ballert jeden Gegner weich, nagelt jeder Dame den Verstand aus dem Hirn (wie schade, dass er hier nur eine Anwärterin zur Verfügung hat). Gordon Mitchell bleibt eher unscheinbar, wirkt hüftsteif und gelangweilt. Diverse Knallschoten füllen das Ensemble auf, es wäre überflüssig alle Namen aufzulisten. Lediglich Florence Cayrol verdient besondere Erwähnung, obschon sich ihre Vorzüge sich nicht unbedingt durch schauspielerisches Talent manifestieren.

"Stoßtrupp in die Wüste" ist purer Murks. Wie steht es so schön auf dem Cover der DVD geschrieben: Inferno eines gigantischen Unterganges. Ein Inferno des Schwachsinns erwartet den Zuschauer ohne Frage, jeglicher Anflug von Talent erlebt einen gigantischen Untergang. Selten war ein Cover ehrlicher, vielen Dank! Was soll dieser Blödsinn überhaupt? Benötigte Reemtsma ein Abschreibungsobjekt, oder warum taumelt der hirntote "Franzose" mit einem entsprechenden Käppi (später sogar mit Käppi und Jacke) durchs Bild? Was kümmert es mich? Ehrlich, wer kein Herz für groben Unfug hat, der sollte einen weiten, weiten Bogen um dieses Gewürge machen. Zwar bin ich sinnlosen und miesen Filmen zugeneigt, doch nicht jeder schlechte Flick kann mich unterhalten (so weit ist es noch nicht gekommen, die Betonung liegt auf dem Wörtchen "noch"). Der umnachtete "Stoßtrupp" hat mein Herz im Sturm erobert. Schon während der Sichtung hatte ich jede Menge Spass, noch Stunden später überkamen mich Lachanfälle, die eine entspannte Nachtruhe verhinderten.

Die DVD des Ramschlabels Starmedia ist gar nicht so übel. Leider liegt das Bild nicht anamorph vor, doch selbst aufgezoomt ist es noch gut anschaubar. Bedenkt man den günstigen Preis -die Scheibe gibt es quasi "für lau"- kann man mit der DVD sehr gut leben. Die Zielgruppe wird sich sowieso kaum für die Bildqualität interessieren. Von den Glanztaten des italienischen Genrekinos ist "Stoßtrupp in die Wüste" unendlich weit entfernt. Mich konnte dieser Italo-Trasher überzeugen, ich bin regelrecht begeistert. Aus Rücksicht auf eure Nerven verzichtete ich auf die übliche Bewertung per Zahlenraster. Wer ohne diese Seuche keine Befriedigung erfährt, möge bitte auf die Schreibweise meines Lieblingswortes achten:

Knuuuuuuuuffig

Lieblingszitat:

"Hor mal zu du Arsch, ich war in der Legion Hilfsarzt!"
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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High Lane (Frankreich 2009, Originaltitel: Vertige)

Bergsteiger-Ćevapčići

Fünf junge Leute wollen in Kroatien eine reizvolle Kletterpartie durchziehen. Fred (Nicolas Giraud) und seine Freudin Karine (Maud Wyler) sind erfahrene Bergsteiger. Gleiches gilt für Chloé (Fanny Valette), allerdings nicht für ihren neuen Lebensabschnittsgefährten Loïc (Johan Libéreau). Überhaupt ist Loïc momentan nicht sonderlich fröhlich gestimmt, denn unerwartet begleitet Guillaume (Raphaël Lenglet) die beiden Paare, welcher einst der Mann an der Seite von Chloé war. Bereits am Startpunkt der Tour scheint das Unternehmen zu scheitern, denn ein Warnhinweis kündet von der Sperrung der Route. Kein Problem für den flinken Fred, der die defekten Kletterhilfen geschickt umgeht und seinen Freunden den Aufstieg per Seil ermöglicht. Bald bieten sich den Klettermaxen prächtige Ausblicke, lediglich Loïc hat mehr und mehr mit seiner Unerfahrenheit und aufkommenden Höhenangst zu kämpfen. Als die Überquerung einer langen Hängebrücke ansteht, kommt es zu einem äusserst dramtischen Zwischenfall. Karine betritt als letzte Abenteurerin die Brücke, plötzlich droht die Konstruktion in den Abgrund zu stürzen. Knapp entkommt Karine der Katastrophe, doch der wahre Horror hat noch gar nicht begonnen...

"Vertige" ist der erste Spielfilm des Regisseurs Abel Ferry, der mit dieser französischen Produktion einen sehr respektablen Einstand feiert. Der Streifen hält sich nicht mit zaghaftem Geplänkel auf, sondern stellt die fünf Hauptfiguren kurz vor, wirft den Filmfreund mitten ins Geschehen. Die Beziehungen, sowie die daraus resultierenden Konflikte, sind von Beginn an klar umrissen. Während der Kletterpartie bietet man dem Zuschauer eine ordentliche Dosis Spannung an, gewährt aber auch der wunderschönen Umgebung die Möglichkeit zur Enfaltung, herrliche Bilder verwöhnen die Augen des Betrachters. Leerlauf ist bei diesem Werk ein Fremdwort, denn "Vertige" leistet sich keinerlei Durchhänger, der Spannungsbogen bleibt stets straff. Nachdem die Option auf einen halbwegs schnellen Rückweg abhanden gekommen ist, sich die Brücke polternd ins Nichts verabschiedet hat, mündet das Bergsteiger-Abenteuer in einen recht typisch anmutenden Horrorflick. Eine finstere Bedrohung lauert im Verborgenen, die nahende Nacht soll zu einem unfassbaren Albtraum für den flotten Fünfer werden.

Da der Film mit einem kleinen Ensemble auskommt, steht und fällt das Werk freilich in besonderem Maße mit der Qualität seiner Darsteller. Bekanntlich habe ich mit mäßig begabter "Slasher-Metzelmasse" kein Problem, wer sich damit jedoch nicht zufriedengeben mag, wird sich über die solide aufspielende Besetzung von "Vertige" freuen. Nicolas Giraud verkörpert einen sympathischen Burschen, der sich als freundlicher Leitwolf um das Wohl seiner Mitstreiter sorgt. Raphaël Lenglet buhlt ganz unverfroren um die Zuneignung seiner Ex, was von Johan Libéreau mit zunehmendem Zorn registriert wird. Für den von Libéreau verkörperten Loïc erscheint die gesamte Situation zunehmend unerträglich, denn er hat nicht nur mit seiner Eifersucht zu ringen, er steht auch als überforderter Versager vor seinen Begleitern dar. Alle Herren bringen ihre Charaktere glaubwürdig rüber, passen auch physisch gut zu ihren Rollen. Das Damen-Duo steht ihnen kaum nach, obschon Maud Wyler den vielleicht unscheinbarsten Part erwischt hat. Fanny Valette hat in erster Linie mit den Spannungen zwischen ihrem aktuellen Lover und dem Ex zu kämpfen, während sie den Anforderungen der Bergtour zunächst zu trotzen vermag. Frau Valette (der Name ist auf mancher Arzneimittelverpackung zu lesen, grins) ist nebenbei eine hübsche Erscheinung, was einem Lustgreis namens Blap selbstverständlich nicht entgeht. Ein gewisser Justin Blanckaert taucht als Unhold auf, sein Gegeifer bewegt sich auf dem üblichen Niveau eines blutrünstigen "Backwood-Ungeheuers". Skeptiker dürfen die Sorgenfalten entspannen, die Klasse der Schauspieler bewegt sich überwiegend deutlich oberhalb der üblichen Genre-Fratzen.

Das Drehbuch bedient sich eines alten und effektiven Kniffs, zuerst wird der Leitwolf ins Abseits gestellt, wodurch die Bedrohung für die übrige Gruppe noch gefährlicher anmutet. "Vertige" erinnert ein wenig an "The Descent", nur stieg dort eine Gruppe Powerfrauen in die Tiefe, während hier ein gemischtes Doppel mit Anhängsel nach den Wolken greift. Beide "Teams" werden vom Unheil heimgesucht, die Flucht vor dem Grauen scheint mit jeder verstrichenen Minute unwahrscheinlicher. Die Vermengung von Abenteuer und Horror funktioniert sehr gut. Allerdings driftet der Streifen während seiner "Horrorphase" zunehmend in gewöhnliche Bereiche ab, mündet ins das Abspulen gebräuchlicher Klischees. Sicher, in der letzten halben Stunde wird dem Filmfreund nichts wirklich besonderes geboten. Aber trotz der vorwiegend ausgetretenen Pfade, bleibt der Film sehr kurzweilig und unterhaltsam. Im Gegensatz zu manch anderer Horror-Sause aus Frankreich ("High Tension" und "Inside" scheinen mir als Beispiele angemessen), bedient sich "Vertige" keiner allzu ausufernden Gewaltdarstellungen, serviert dem Fan eine kleine Schlachtplatte mit leicht verdaulichem Mettgut.

Ich wiederhole mich gern, für einen Erstling ist "Vertige" ein sehr ansprechendes Werk, das Lust auf weitere Filme des Regisseurs macht. Zu keiner Sekunde kommt Langeweile auf, alle Beteiligten haben ihren Job sehr anständig erledigt! Koch Media hat den Film unter dem Titel "High Lane" in Deutschland veröffentlicht, wahlweise auf DVD oder BD. Mir liegt die BD vor (die ein gutes Bild bietet, dazu diverses Bonusmaterial im Gepäck hat). Inzwischen ist die Scheibe zum kleinen Preis erhältlich, von meiner Seite gibt es eine eindeutige Kaufempfehlung!

7,5/10 (gut bis sehr gut, Tendenz zu 8/10)

Lieblingszitat:

"Ich verstehe nicht was die hier jagen. Was jagt man hier denn?"



Ausserdem im Player:


Dog Soldiers (Großbritannien, Luxemburg 2002) - Vor seiner Großtat "The Descent" lieferte Neil Marshall diesen Streifen ab. Soldaten müssen sich in den schottischen Highlands mit Werwölfen plagen, eine (un)angenehme Kombination. Die rohe Optik würgt die malerische Umgebung weitgehend ab, was aber durchaus zur herben Ausrichtung des Films passt.

"Dog Soldiers" gefällt mir zunehmend besser und besser, noch vor ein paar Jahren stufte ich das Werk lediglich als "gehobene Mittelklasse" ein. Addiert man jedoch einen kleinen "Debut-Bonus", hat sich dieser stimmungsvolle Flick 7/10 redlich verdient.



House of Flying Daggers (China, Hongkong 2004) - Ein Liebesdrama im Gewand einer flotten Eastern-Sause. "House of Flying Daggers" hat einige ansprechend choreographierte Kämpfe zu bieten, geizt nicht mit schönen Landschaftsaufnahmen. Leider blieben mir die Charaktere fremd, wirken seltsam flach und wenig interessant, immerhin erfreute die hübsche Hauptdarstellerin Zhang Ziyi meine entzündeten Augen.

Der Film gibt vor mehr zu sein als er ist. "House of Flying Daggers" ein Blender im schicken Kostüm, schmeichelt den Augen, hat aber erstaunlich wenig Substanz zu bieten. "Style over Substance" kann sehr unterhaltsam sein, was in diesem Fall nur eingeschränkt funktioniert. Für knappe 6/10 reicht es, mehr kann ich mir nicht abringen.
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Vinz Clortho
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Beitrag von Vinz Clortho »

Blap hat geschrieben:Der Film gibt vor mehr zu sein als er ist. "House of Flying Daggers" ein Blender im schicken Kostüm, schmeichelt den Augen, hat aber erstaunlich wenig Substanz zu bieten. "Style over Substance" kann sehr unterhaltsam sein, was in diesem Fall nur eingeschränkt funktioniert. Für knappe 6/10 reicht es, mehr kann ich mir nicht abringen.
Hans Moser. :lol: Der katholische Filmdienst rät: Einfach mal den Mund halten und MUSA - DER KRIEGER in den Player schieben ... auf dass er sich eines Besseren besinne!
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Blap
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Beitrag von Blap »

Zu Befehl. Die Scheibe wartet sowieso schon ewig auf ihre Defloration.
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Blap
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Beitrag von Blap »

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Hotel der toten Gäste (Deutschland, Spanien 1965, Originaltitel: Hotel der toten Gäste)

Bewährte Zutaten

Barney Blair (Joachim Fuchsberger) findet in seinem Büro die Leiche eines Informanten. Der Journalist reist daraufhin von London nach San Remo, wo das Mordopfer in einem Hotel arbeitete. Blair trifft im besagten Hotel auf seine Kollegin Gilly Powell (Karin Dor), die nicht nur den Puls des emsigen Reporters beschleunigt. Die einflussreiche Musikproduzentin Ruth Cornell (Gisela Uhlen) und ihr Gatte Larry (Frank Latimore) sind ebenfalls Gäste des Hauses, ein wichtiges Schlagerfestival führt Ruth nach San Remo. Wenig später kommt es zu einem weiteren Mord, Ruth Cornell wird in ihrem Zimmer erwürgt. Inspektor Forbesa (Hans Nielsen) übernimmt die Ermittlungen, die ihn vor eine schwierige Aufgabe stellen. Offenbar war die Geschäftsfrau nicht allzu beliebt, an Motiven und möglichen Tätern mangelt es daher keinesfalls. Bald gerät auch Gilly in Bedrängnis, auf die Barney mehr als nur ein wachsames Auge geworfen hat. Doch ist der clevere Schreiberling tatsächlich ein geeigneter Beschützer? Immerhin konnte der Mord in London bisher nicht aufgeklärt werden...

Im Fahrwasser der Edgar-Wallace-Filme entstanden einige ähnlich gelagerte Kriminalfilme, die sich nicht nur identischer Stilmittel bedienten, sondern häufig auch auf das bewährte Personal aus den Wallace-Streifen bauten. "Hotel der toten Gäste" ist eines dieser Werke, inszeniert von Eberhard Itzenplitz, gibt es ein unterhaltsames Wiedersehen mit zahlreichen Stars aus dem "Wallace-Universum".

Während viele Wallace-Filme auf Nebel, düstere Gassen und gruftige Gewölbe setzen, kommt "Hotel der toten Gäste" eher wie ein "mittelgroßes Kammerspiel" daher. Vielleicht ist "Das indische Tuch" der nächste Verwandte des hier kurz vorgestellten Films, zumindest bezüglich der kammerspielartigen Anlage. Obwohl auf die erwähnten Zutaten wie Nebel und Kollegen verzichtet wird, gelingt dem Film recht mühelos die Entfaltung einer wohligen Atmosphäre, in der sich (fast) jeder Wallace-Fan sofort gut aufgehoben fühlen dürfte. Eventuell hätte der Inszenierung eine Schippe mehr Frechheit gut zu Gesicht gestanden. Es besteht jedoch kein Grund zur übermäßigen Skepsis, denn das Geschehen sorgt stets für Kurzweil, kippt nie in langweilige Gefilde ab. Zwar mag das tödliche Hotel kein brodelnder Brunnen überschäumender Kreativität sein, gleichwohl überzeugt der Film durch solides und sorgfältiges Handwerk.

Spätestens der Blick auf die Besetzungliste wird beim geneigten Zuschauer für freudige Erregung sorgen. Joachim Fuchsberger ist eine lebende Legende, war vermutlich DER Star des deutschen Kriminalfims der sechziger Jahre. Wir bekommen eine typische Darbietung des geschätzten Blacky geboten. Diesmal nicht in der Rolle des Kriminalbeamten, ansonsten aber ganz der frech-flotte Chauvi, dem das Herz der schönsten Frau zufliegt, der notfalls böse Buben per Faust zur Besinnung bringt. Hans Nielsen gefällt als schelmischer Ermittler, der sich nicht in die Karten schauen lässt. Schon die Erscheinung Nielsens vermittelt einen sympahtischen Mix aus Gemütlichkeit und Autorität, ein Mann denn man(n) nicht unterschätzen sollte. Claus Biederstaedt gibt den Bruder der kantigen Gisela Uhlen, Frank Latimore verdient sich als Uhlens Gatte keine Freundschaftspunkte, gefällt mit seiner kalten, arroganten Art. Wolfgang Kieling schleicht schleimig-fies durch die Kulissen, eine tolle Leistung, die locker und selbstverständlich aus dem Ärmel geschüttelt anmutet. Gruselgestalt Ady Berber stampft bedrohlich durch die Gänge, sorgt bei Teilen des Personals für Angst und Schrecken. Nun noch ein kurzer Blick auf die Damen, die sich keinesfalls von den Herren an die Wand drängen lassen. War Joachim Fuchsberger DER männliche Krimistar der Sechziger, trifft dies wohl auf Karin Dor als Vertreterin der holden Weiblichkeit zu. Dor gefällt einmal mehr mit ihrer dezenten Erotik, dem liebenswerten Mix aus Klugheit, Selbstbewusstsein und einem Hauch von Hilflosigkeit, eine Kombination die Verlangen und Beschützerinstinkt anspricht. Gisela Uhlen erwähnte ich bereits, sie wird früh aus dem Spiel genommen, kann aber bis zu diesem Zeitpunkt ihre Duftmarke hinterlassen. Renate Ewert -die leider bereits 1966 verstarb- hat mir sehr gut gefallen, im Gegensatz zu Dor gibt sie ein ruchlos anmutendes Miststück. Ähnliches gilt für die herrlich durchtriebene Monika Peitsch, hinter deren lieblicher Fassade der Teufel seine Zelte aufgeschlagen hat. Elke Sommer taucht als nette Randnotiz auf, sie trällert abseits der Handlung ein kleines Liedchen. Helden und Fieslinge, brave und böse Mädchen, ein erstklassiges Ensemble!

Dank Pidax kann ich den Film endlich von meiner Wunschliste streichen, eine DVD-Veröffentlichung war längst überfällig. Die Scheibe bietet keine Boni, immerhin liegt ein dünnes Booklet bei, Flatschen-Neurotiker dürfen sich über das Wendecover freuen, der geforderte Preis fällt fair aus. Für meinen Geschmack hat man ein wenig zu stark mit Rauschfiltern gearbeitet, wodurch das Bild etwas zu "glatt" aussieht. Zugegeben, die Qualität geht insgesamt in Ordnung, meine Sicht der Dinge ist rein subjektiv. Auch in diesem Fall gibt es eine klare Kaufempfehlung meinerseits, selbst wenn mich "Hotel..." nicht so extrem begeistern kann wie z. B. der ebenfalls von Pidax veröffentlichte "Perrak" (der Vergleich hinkt sowieso gewaltig, da sich die Machart der Streifen deutlich voneinander unterscheidet).

Ich kann keine ernsthaften Schwächen feststellen, bereits mit der Erstsichtung hat "Hotel der toten Gäste" einen kleinen Platz in meinem Herzen erobert. Würde ich den Film in meine persönliche Rangliste zum Thema "Wallace & Epigonen" einordnen, müsste sich dieser Beitrag (noch) mit einem der Plätze im unteren Mittelfeld begnügen. Keinesfalls weil es an Qualität und Unterhaltungswert mangelt, sondern weil viele andere Werke aus dieser Zeit mich bereits seit etlichen Jahren begleiten, mir noch wichtiger und näher sind.

6,5/10 muten ein wenig "geizig" an, die starke Verwandtschaft blockiert die oberen Sphären der Punktelandschaft. Freilich sind diese 6,5/10 mehr wert, als so mancher von mir höher bewertete Film, dem es dafür an den oft beschworenen "gedanklichen Wohlfühlpunkten" mangelt.

Lieblingszitat:

"Sie kommen in mein Zimmer als hätte ich einen Wartesaal!"
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