Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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Blap
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Frontansicht der britischen Box


Zwar stehen diese fünf Eastwood-Klassiker schon lange als DVDs in meiner Sammlung, doch da die Blu-ray-Variante für weniger als 25€ zu bekommen war/ist, konnte ich der Versuchung nicht mehr widerstehen. Die UK-Ausgabe macht auch Englischmuffel glücklich, denn alle Filme haben eine deutsche Tonspur an Bord. Über die Streifen wurden im Laufe der Jahre unzählige Kommentare verfasst, daher beschränke ich mich auf wenige Zeilen, gewissermaßen "Dirty Harry in Ultrakurzform".


• Dirty Harry (USA 1971, Originaltitel: Dirty Harry)

Clint Eastwood in einer seiner einprägsamsten und wichtigsten Rollen, der Startschuss hallt(e) wie ein mächtiger Donnerschlag durch die Filmwelt. Damals ein nicht unumstrittener Film, dem mancher selbsternannte "Experte" gar faschistoide Tendenzen unterstellte. "Dirty Harry" ist ein Meilenstein des Actionkinos, vernachlässigt dabei nicht seinen packend konstruierten Thrillerplot. Neben Eastwood kann vor allem der fantastisch aufgelegte Andy Robinson überzeugen, dessen Darbietung als völlig durchgeknallter Killer keine Wünsche offenlässt. Bereits hier taucht Albert Powell auf, der bis zum vierten Teil immer wieder zu sehen ist, allerdings stets in unterschiedlichen Nebenrollen. Clint Eastwood muss sich als Harry Callahan von Anfang an mit bornierten Vorgesetzten plagen, dieses Dilemma zieht sich durch die gesamte Reihe.

Don Siegel arbeitete mehrfach mit Clint Eastwood zusammen. Bereits 1968 kam mit dem von Siegel inszenierten "Coogans großer Bluff" (Coogan's Bluff) eine Art "Proto-Dirty-Harry" in die Kinos, der ein überdeutlicher Fingerzeig auf die folgende Großtat ist. Auf Blu-ray kommt der harte Cop noch besser zur Geltung, als es bereits auf der ordentlichen DVD aus der "Dirty Harry Edition" der Fall war. Seit meiner Kindheit liebe ich diesen Film, alles andere als die Höchstwertung wäre unerträglich!

10/10 = Gottstatus (aus meiner Sicht sollte ich eventuell "Satanstatus" schreiben, grins)

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• Callahan (USA 1973, Originaltitel: Magnum Force)

Nach den Vorwürfen in Richtung Faschismus gegen "Dirty Harry", ruderte man während der Fortsetzung ein wenig zurück. Diesmal muss sich der gute Harry mit "echten" Faschos plagen, die als wüste Selbstjustizler bei der Polizei ihren Dienst tun. Geschickt reicht man so die "Nazi-Arschkarte" an Motorrad-Cops in schwarzen Lederklamotten weiter, aus deren Kreis David Soul (der spätere "Hutch") als besonders fanatischer Wirrkopf hervorsticht. Harry Callahan wird deutlich zugänglicher dargestellt, erlaubt sich Ermittlungsfehler und vögelt die hübsche Nachbarin asiatischer Herkunft. Hal Holbrook gefällt als unsympathischer Chef, die jungen Wilden namens Tim Matheson, Robert Urich, Kip Niven und der bereits erwähnte David Soul überzeugen ebenfalls.

"Callahan" leistet sich ein angenehm entspanntes Erzähltempo, gönnt sich (die üblichen) "Nebenereignisse", bei denen Harry ein paar Bösewichte in Leichensäcke befördert. Auf dem Regiestuhl nahm Ted Post Platz, der 1968 den Western "Hängt ihn höher" (Hang 'em High) mit Eastwood in der Hauptrolle drehte. Auch der starke "Rückkehr zum Planet der Affen" (Beneath the Planet of the Apes, 1970) geht auf das Konto des Herrn Post. "Callahan" mag nicht ganz die Klasse seines Vorgängers halten, was allerdings nichts an der herausragenden Qualität des Streifens ändert.

9/10 = überragend

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• Der Unerbittliche (USA 1976, Originaltitel: The Enforcer)

Fanatiker sorgen in San Francisco für Ärger. Ahnungslose Arbeitnehmer und tapfere Polizisten fallen den Ganoven zum Opfer, die sich aus einem Waffendepot ein erschreckendes Tötungsarsenal beschaffen. Harry stellt man eine junge Dame als Partnerin zur Seite, was dem knallharten Bullen zunächst nicht unbedingt Freudentränen in die Äuglein treibt. Die burschikose Tyne Daly macht ihren Job sehr gut, sie ist vielen Zuschauern durch diverse TV-Serien bekannt ("Cagney & Lacey" und "Für alle Fälle Amy" sollten gute Anhaltspunkte sein). Ein gewisser DeVeren Bookwalter gibt den Obermotz der Mordbuben. Bookwalter haut ordentlich auf die Pauke, nach dem von Andy Robinson verkörperten "Scorpio" (aus dem ersten Film der Reihe), sicher einer der auffälligsten Kotzbrocken des "Dirty-Harry-Universums".

"The Enforcer" ist im Vergleich zu "Magnum Force" etwas straffer inszeniert. Dies geschieht angenehmerweise nicht durch aufkommende Hektik, sondern durch die verstärkte Konzentration auf den Hauptplot. Glücklicherweise leidet die wundervolle "70er-Jahre-Atmosphäre" nicht darunter, der Showdown auf Alcatraz ist legendär. Regie führte James Fargo, dem mit "The Enforcer" ein sehr, sehr starker Erstling gelang. Ganz unbeleckt war Fargo freilich nicht, zuvor war er bei mehreren Eastwood-Flicks als Regieassistent am Start.

9/10 = überragend

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• Dirty Harry kommt zurück (USA 1983, Originaltitel: Sudden Impact)

Ermittlungen führen Harry raus aufs Land, wo er sich mit dem ignoranten Kleinstadt-Oberbullen Jannings plagen muss. Alles wie gehabt, Harry Callahan und Bullen aus der Chefetage, ein unendlicher Leidensweg für beide Seiten (an dessen jeweilgen Etappenzielen selbstverständlich Harry stets die Nase vorn hat). Pat Hingle gefällt als knurriger Chief Jannings, den die Nachforschungen des ungeliebten Großstädlers in eine extrem unangenehme Lage bringen. Sondra Locke geistert als blonder Racheengel durch die Kulissen. Eastwoods damalige Lebensgefährtin erweist sich als gute Wahl für die Rolle der rachsüchtigen Jennifer Spencer, da sie sowieso "irgendwie" immer wie ein Gespenst aus der Wäsche schaut.

"Sudden Impact" lässt Harry nur nebeibei gegen die üblichen Schwerverbrecher antreten, typische "Rape and revenge" Elemente hängen der Hauptstory das Fleisch auf die Knochen. Albert Popwell verabschiedet sich aus der Reihe, diesmal ist er als guter Kumpel unseres Helden zu sehen. Die Vergewaltiger wurden mit fiesen Fratzen besetzt, die von ihren Sünden auf blutige Weise eingeholt werden. Für die Regie zeichnet diesmal Clint Eastwood höchstpersönlich verantwortlich. Er erledigt den Job erwartungsgemäß routiniert, obschon er fraglos "künstlerisch wertvollere" Arbeiten abgeliefert hat (was nichts am hohen Unterhaltungwerts des Streifens ändert). Der Sprung in die achtziger Jahre gelingt, die Verlagerung der Handlung sorgt für frischen Wind. "Eigentlich" sollte ich "Sudden Impact" knapp hinter "Magnum Force" und "The Enforcer" einsortieren. Allerdings war der Film in den späten Achtzigern sehr häufig zu Gast in meinem Videokasten, daher lässt meine emotinale Bindung keine niedrigere Einschätzung zu!

9/10 = überragend

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• Das Todesspiel (USA 1988, Originaltitel: The Dead Pool)

Der Tod eines Rockmusiker ruft Harry auf den Plan. Er trifft auf den überheblichen Regisseur Peter Swan, der mit harten Horrorfilmen sein Geld verdient. Nach anfänglichen Schwierigkeiten und "Mißverständnissen", kommen sich Harry und die Reporterin Samantha Walker näher. Derweil kommt es zu weiteren Todesfällen, offenbar arbeitet der Killer eine Liste ab, die Bestandteil eines bizarren Spiels ist, an dem auch Peter Swan beteiligt ist. Nebenbei trachtet ein inhaftierter Gangster Harry nach dem Leben, der darauf mit einer ganz speziellen Maßnahme reargiert. Liam Neeson darf als Horrorfilmer den Muffel geben, während Patricia Clarkson als rasende Reporterin die Rolle an Eastwood Seite zufällt. Jim Carrey stirbt früh, die damals aktuelle Besetzung von Guns N' Roses taucht als nette Randerscheinung auf.

Harrys letzter Auftritt kommt im Format 1,85:1 daher, was vielleicht sogar besser zur "80er-Jahre-Optik" passt, als das breitere 2,35/2,40:1-Format der Vorgänger. Herr Callahan verabschiedet sich auf hohem Niveau, schiesst bei Bedarf noch immer gern in den Rücken seiner Gegenspieler. Obendrauf gibt es eine Prise Kritik an der Sensationsgier der Massenmedien, dazu einen launigen Seitenhieb auf griesgrämige Filmkritiker (die bekanntlich dem ersten "Dirty Harry" zusetzen). Das Horrorgenre wird mit einer gewissen Ironie zärtlich abgewatscht, was bei mir für manchen Schmunzler sorgte. "Das Todesspiel" ist mir längst ans Herz gewachsen, hat inzwischen nahezu zu seinen Vorgängern aufgeschlossen.

8,5/10 (sehr gut bis überragend)

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Fazit: Wen mich jemand fragen würde, wie oft ich die Filme der Reihe schon gesehen habe... Dann könnte ich diese Frage nicht seriös beantworten. "Dirty Harry" gehört zum Standard, ist ein unverzichtbarer Teil meiner Filmleidenschaft. Der erste Auftritt des unbeugsamen Harry Callahan ist ein sicherer Kandidat für meine ewigen "Top 100", doch ich möchte keinen einzigen Nachfolger vermissen. Nun aber genug des Geschwafels, kommen wir zu den Fakten. Bereits die DVD-Auswertungen waren ordentlich, auf BD kann die Qualität erneut zulegen. "Dirty Harry" und "Das Todesspiel" bieten das beste Bild. "Callahan" und "Der Unerbittliche" folgen knapp dahinter, "Dirty Harry kommt zurück" fällt leicht ab, kann aber trotzdem überzeugen. Ich habe keine 5€ pro BD bezahlt! Unfassbar, sind diese Filmschätze doch gewissermaßen unbezahlbar! Jede Disc führt Bonusmaterial im Gepack, genaue Angaben findet ihr auf den einschlägig bekannten Seiten.

KAUFEN! GENIESSEN!
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Grosse Hartbox von X-Gabu (X-Rated), Cover B


Monster im Nachtexpress (Kanada, USA 1980, Originaltitel: Terror Train)

Die Scream-Queen und der Zauberer auf Achse

Medizinstudenten haben eine grosse Sause geplant. In einem gemieteten Nostalgiezug will man ordentlich die Puppen tanzen lassen, allen voran der Spassvogel Doc Manley (Hart Bochner). Mo (Timothy Webber) und seine Freundin Alana Maxwell (Jamie Lee Curtis) nehmen ebenfalls an der flotten Ausfahrt teil, doch die Nacht soll ganz anders als gewünscht verlaufen. Unter die Partygäste hat sich ein brutaler Killer gemischt, der gnadenlos seinem blutigen Handwerk nachgeht. Während die Partygesellschaft langsam in Stimmung kommt (vertikal und horizontal), holt sich der erbarmungslose Schlitzer seine dem Tode geweihten Opfer. Was zunächst zunächst wie ein geschmackloser Scherz anmutet, soll sich bald als grausige Wahrheit entpuppen. Wer steckt hinter der Maske des Mörders? Ist es der unscheinbare Kenny Hampson (Derek MacKinnon), der vor ein paar Jahren einem wüsten Streich der Studentenverbindung zum Opfer fiel? Oder hat eventuell der Magier (David Copperfield) seine Finger im Spiel, der die Party mit seinen raffinierten Tricks bereichert...???

Der von Roger Spottiswoode (u.a. Mörderischer Vorsprung, The 6th Day) inszenierte Streifen "Monster im Nachtexpress", bedient sich nach allen Regeln der Kunst bei den üblichen Klischees des Slasherfilms. Die Akteure sind ständig notgeil und beten sinnfreie Dialoge runter, es wird gesoffen und gevö***t bis die Schwarte kracht. Selbstverständlich weicht auch der Killer nicht vom Standard ab, die herkömmliche und immer wieder bemühte Antriebsfeder lässt ihn sein blutiges Werk vollrichten, Rache ist bekanntlich Blutwurst. Wer mit dem Genre sowieso nicht viel anfangen kann, der darf dieses Werk ohne Reue ignorieren. Immerhin sucht der Tod diesmal kein Feriencamp heim, irrt kein Opfer orientierungslos durch den finsteren Wald. Nein, ein Zug schnauft durch die Nacht, für meinen Geschmack ein sehr reizvolles Spielfeld für (fast) jede Art von Film.

Jamie Lee Curtis wurde durch John Carpenters "Halloween" (1978) bekannt, der 1980 produzierte Slasherflick "Prom Night" sollte Horrorfreuden ebenfalls ein Begriff sein. Seit "Halloween" darf sich Jamie zu den Screams Queens des Filmgeschäfts zählen, auch in "Terror Train" darf sie ihrem schrillen Organ kurzzeutig freien Lauf lassen. Hart Bochner spult das Programm des unvermeidaren Großmauls und Baggerkönigs ab, während uns der eher unscheinbare Timothy Webber den netten Kerl macht. Als zunehmend überforderten Schaffner sehen wir den alten Recken Ben Johnson, den Filmfreude aus Klassikern wie z. B. "The Wild Bunch" und "Hängt ihn höher" kennen. Johnson erweist sich als gute Wahl, durch ihn erhält das Ensemble ein wenig mehr Profil, denn ausser Jamie Lee Curtis wirkt die junge Fraktion doch recht blass. David Copperfield zeigt ein paar recht eindrucksvolle Tricks, er wurde sogar darüber hinaus in die Handlung einbezogen, fungiert (ansatzweise) als Verdächtiger. Tatsächlich glotzte Copperfield schon damals mit seiner starren Einheitsfratze aus der Wäsche. Ich vermute sowieso seit längerer Zeit, dass der Typ ein Cyborg oder Alien sein muss. Mit Jamie Lee Curtis und Ben Johnson hat die schauspielende Truppe zwei starke Vertreter am Start, Copperfield verleiht dem Streifen zusätzlich eine besondere Note. Ansonsten regiert das übliche Mittelmaß, feiert und stirbt die gewöhnliche Metzelmasse vor sich hin.

Ein wenig mehr Spannung hätte "Terror Train" gut vertragen können, ferner hätten die Morde ein wenig saftiger und einfallsreicher sein dürfen. Bei mir punktet der Film trotzdem ordentlich, dank Jamie und des bereits positiv erwähnten "Zug-Szenarios". Hätten die Macher stärker an der Spannungsschraube gedreht, ihren Schlitzer ein bißchen fieser und kreativer arbeiten lassen, wäre aus diesem Genrebeitrag ein echtes Highlight geworden (hätte, wäre, blablabla...).

X-Rated hat den Streifen mit unterschiedlichen Covermotiven veröffentlicht, teils auch unter dem Titel "Todesparty 3" (der freilich Blödsinn ist). Des Weiteren existiert eine DVD aus dem Hause MIB, welche den Film allerdings nur in gekürzter Form anbietet. Mit der X-Rated-Scheibe kann ich gut leben, der Film liegt in 1,85:1 (nicht in 1,78:1 wie auf dem Cover angegeben) und 1,33:1 (Open Matte) vor. Die 1,85:1 Variante ist IMHO zu bevorzugen, da die Bildkomposition eindeutig stimmiger ist. Die Bildqualität geht in Ordnung. Ansonsten gibt es lediglich drei Trailer als Zückerchen, weitere Boni sind nicht enthalten.

Fazit: Jamie sehe ich immer gern, Slasher sowieso. Dazu noch ein wenig Spiel mit der Eisenbahn, ergibt solide 7/10 Fanpunkte.

Lieblingszitat:

"Wir haben letzten Sommer beim gynäkologischen Notdienst gearbeitet!"

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Ausserdem im Player:


Das Relikt - Museum der Angst (USA, Großbritannien, Deutschland, Japan 1997) - Chicago. In einem grossen Museumskomplex mutiert ein blutrünstiges Monster vor sich hin. Sein erstes Opfer schreibt man einem gewöhnlichen Killer zu, noch ahnen die Beteiligten nichts von dem Ungeheuer. Trotz aller Warnungen findet am Abend ein grosser Empfang statt, eine Katastrophe bricht über die ranghohen Gäste herein...

Tom Sizemore und Penelope Ann Miller wirken bemüht ironisch, die übrige Besetzung spult ihre Rollen mit Routine ab. Das Monster ist nicht besonders gut gelungen, nur wenige Momente sind überzeugend geraten (da hilft auch die Verneigung vor der Alien-Saga nicht weiter). Die Blu-ray von Concorde passt sich der gebotenen Mittelprächtigkeit an. Mehr als wohlwollende 5,5/ sind für "Das Relikt" nicht drin.
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Black Samurai (USA 1977) - Was kommt dabei heraus, wenn Trash-Regisseur Al Adamson und Martial Arts-/Blaxploitation-Star Jim Kelly gemeinsam einen Film eintüten? Klar, ein handwerklich schludriger Blaxploitation-Beitrag, der vor allem von knuffigen Kloppereien und coolen Sprüchen lebt. Jim Kelly zeigt seinen Widersachern wo der Hammer hängt, pflügt sich mit grosser Schnauze und flinken Fäusten durch das Verbrecherpack. Seine Beinarbeit lässt gar Muhammad Ali erblassen, worauf Kelly nebenbei augenzwinkernd hinweist. Zu Beginn glaubt das Gesindel ein leichtes Spiel zu haben. Als zwei Schergen Robert Sand (Jim Kelly) verfolgen, kommt einem der Typen der Spruch "That's gonna be a dead Nigger" über die Lippen, ein fataler Irrtum!

"Black Samurai" ist Murks, keine Frage. Aber unglaublich unterhaltsamer und liebenswerter Murks, eben ein echter Superknuffel von Film! Der Score soll nicht unerwähnt bleiben, die Mucke steigert den Spassfaktor in nicht unerheblichem Maße! Für Blaxploitaion-Fans ist "Black Samurai" unverzichtbar, ebenso für Freude flotter Martial-Arts-Sausen. Leider existiert keine wirklich solide DVD-Veröffentlichung zu dieser kleinen Perle (zumindest ist mir keine bekannt). Die britische Scheibe von "Revelation Film" erweist sich zumindest als erträgliche Krücke, ich habe schon qualitativ deutlich schlechtere DVDs im Player gehabt. Letztlich zählt der Film, auf den ich keinesfalls verzichten kann! Trotzdem wäre es äusserst erfreulich (und sowieso längst überfällig), wenn man "Black Samurai" endlich in angemessener Verfassung auf den Markt bringen würde!

Dicke 8/10 (sehr gut + unzählige Wohlfühlpunkte)
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Die grausamen Sieben (USA 1968, Originaltitel: The Savage Seven)

Holocaust im Indianerdorf

Kisum (Adam Roarke) dröhnt mit seiner Biker-Gang durch die Vereinigten Staaten. Eines Tages suchen die hartschen Burschen eine Spelunke auf, die in einer kleinen von Indianern bewohnten Siedlung liegt. Natürlich geht die Nummer mit reichlich Krawall über die Bühne, bald fliegen nicht nur Fäuste durch die Bruchbude. Jedoch haben die Einwohner des Fleckens ganz andere Sorgen als die ungestüme Rockerbande. Vor Ort zieht der geldgierige Fettsack Fillmore (Mel Berger) die Fäden, der sich mit ein paar niederträchtigen Schlägern umgibt und sich an den Rothäuten bereichert. Derweil hat Kisum ein Auge auf die hübsche Squaw Marcia (Joanna Frank) geworfen, was deren Bruder Johnnie (Robert Walker Jr.) allerdings überhaupt nicht in den Kram passt. Kisum haut auf den Putz, verteilt die Waren aus Fillmores "Supermarkt" unters rote Volk. Nach und nach kommen sich Biker und Indianer näher, bis ein schrecklicher Vorfall die Stimmung ohne Vorwarnung kippt...

Gleich mehrere Zwänge nötigten mich zum Kauf dieser DVD. Zunächst meine Zuneigung zu "Rocker-und-Biker-Filmen", sowie meine Vorliebe für Werke aus den sechziger und siebziger Jahren, vor allem aber die Mitwirkung von Adam Roarke. Seit ich in den frühen Achtzigern erstmalig den kaputt-bekloppten "Verdammt, verkommen, verloren" (The Losers, 1970) erleben durfte, habe ich einen Narren an Adam Roarke gefressen. Für die Regie von "Die grausamen Sieben" zeichnet ein gewisser Richard Rush verantwortlich, der z. B. "Color of Night" (1994) mit Bruce Willis inszenierte. Interessanter erscheinet mir allerdings der Beitrag "Die wilden Schläger von San Francisco" (Hells Angels on Wheels, 1967), in dem neben Adam Roarke der junge Jack Nicholson zu sehen ist.

"Die grausamen Sieben" bedient sich bewährter Schablonen des Western, die auf den Zeitgeist der späten sechziger Jahre eingenordet wurden. Statt auf herkömmlichen Gäulen rollen die Outlaws auf ihren Pferden aus Stahl (Blech?) durch die Kulissen, die Indianer werden von einem weissen Geldgeier geknechtet, der vor keiner noch so fiesen Schweinerei zurückschreckt. Die zentralen Positionen sind sehr glücklich besetzt, freilich bis in die Haarspitzen althergebrachten Klischees folgend. Adam Roarke gibt den Gangboss, hinter dessen harter Schale sich ein (halb)weicher Kern verbirgt. Robert Walker Jr. wehrt sich gegen jede Art von Unterdrückung und Ausbeutung, will sich weder von Fillmore noch den Rockern verarschen lassen. Dabei scheint es ihm eher gleichgültig zu sein, ob er sich eine blutige Nase (oder schlimmere Verunstaltungen) einfängt. Joanna Frank fühlt sich zum wüst-wilden Biker hingezogen, wird mehr und mehr zum Spielball ihres Umfelds. Die junge Dame fällt oft durch ihr ungelenkes Schauspiel auf, macht dies aber durch ihre natürliche, liebenswerte Ausstahlung wett. Für Brüller sorgt Mel Berger in der Rolle des Widerlings Fillmore, dessen verschwitze Übertreibungen allerbesten Unterhaltungswert garantieren. Neben diesen Gestalten hat der Flick noch diverse Schiessbudenfiguren in der Hinterhand, vom kernigen Biker bis zum "Möchtegern-Karate-Könner", jedes Schublädchen wird aufgezogen.

Oft mutet die Inszenierung holprig an, wirkt der Schnitt nicht wirklich gekonnt und/oder gut durchdacht. Die deutsche Synchronisation nimmt dem Film einiges von seiner ursprünglichen Atmosphäre, macht aber mit ihrem kantig-kauzigen Zungenschlage trotzdem Spass. Glücklicherweise bietet die DVD auch den englischen Originalton an, den ich bisher nur in Auszügen kenne. Daher wird die nächste Sichtung auf jeden Fall im O-Ton über den Bildschirm poltern. Die Zielgruppe dürfte "Die grausamen Sieben" ohne Anlaufschwierigkeiten ins Herz schliessen, auch Einsteiger können durchaus einen Blick riskieren. Mit Stereotypen sollte der Zuschauer nach Möglichkeit keine Probleme haben, ansonsten wird der Streifen vermutlich sauer aufstossen. Der flotte Score mit Beiträgen von Cream und Iron Butterfly schmeichelt den Ohren.

Pierrot Le Fou verdanken wir u. a. die DVD zu "Two-Lane Blacktop" (1971), um die Qualität von "Die grausamen Sieben" ist es ebenfalls gut bestellt. Der Film liegt ungekürzt vor, das Bild ist sehr ordentlich, wie bereits erwähnt findet man neben der deutschen Synchro auch den Originalton vor. Boni sind rar, immerhin haben es ein paar Trailer auf die Scheibe geschafft. Das Case steckt in einem Schuber, auf dem sich ein Sticker mit dem gefürchteten FSK-Flatschen befindet (ob sich der Aufkleber ohne Schwierigkeiten ablösen lässt kann ich nicht beantworten, da er mich nicht stört und folglich unbehelligt bleibt). Das Scheiblein bekommt eine klare Kaufempfehlung meinerseits, für Fans des Genres ist die DVD sowieso Pflicht!

In der deutschen Version verdienen sich "Die grausamen Sieben" zunächst knappe 7/10. Ich spüre es, da geht noch was, der Originalton muss dem Genuss zugeführt werden.

Lieblingszitat:

"Nicht dicht? Ich werde dir zeigen, wie dicht ich bin!"
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Rocker & Biker Box Vol. 3 von MIG, zwei Filme auf einer DVD


Hells Angels in Vietnam (USA, Philippinen 1989, Originaltitel: Nam Angels)

Fiese Fratzen im Dschungel

Bei einem riskanten Einsatz wird die Truppe von Luitenant Calhoun (Brad Johnson) fast vollständig aufgerieben oder gefangen genommen, die Gefolgsleute des wahnsinnigen Franzosen Chard (Vernon Wells) sind zu übermächtig. Calhoun kann knapp entkommen, er will seine Männer um jeden Preis den Krallen Chards entreissen. An einen offiziellen Einsatz ist nicht zu denken, der Offizier boxt daher eine grotesk anmutende Idee durch. Mit der Unterstützung einiger Mitglieder der Hells Angels will Calhoun seine Mission durchziehen, da diese Burschen bekanntlich weder Tod noch Teufel fürchten. Um die Biker von seiner Idee zu überzeugen, gaukelt ihnen der Militärschädel kaltschnäuzig vor, man würde einen üppigen Goldschatz aus dem Dschungel bergen. Tatsächlich existiert das besagte Gold, Calhouns Einheit hatte das Edelmetall in einer Höhle entdeckt. Der talentierte Armee-Schrauber Hickman (Kevin Duffis) vervollständigt das Team, per Hubschrauber bewältigt man den ersten Teil der Anreise. Kaum ist die ungleiche Kampfgruppe unterwegs, wird sie mit massiven Attacken unzähliger Feinde konfrontiert. Können sich Calhoun und Konsorten gegen die schiere Übermacht behaupten? Wie werden die Hells Angels reagieren, wenn sie vom wahren Sinn des Höllenritts erfahren...???

Regisseur Cirio H. Santiago tischt uns mit "Nam Angels" einen herrlich bekloppten Kriegs-Actioner auf. Der Flick macht keine Gefangenen, wir steigen sofort in eine zünftige Ballerei ein. Den strahlenden Helden mimt Brad Johnson, der wie eine Mischung aus Rambo und Tarzan anmutet, verfeinert mit einer Prise Indiana Jones. Freilich fallen die fiesen Schergen des Widersachers wie die Fliegen, während Calhoun nahezu unzerstörbar zu sein scheint. Handwerklich darf der Filmfreund keine Großtaten erwarten, an tiefsinnige Dialoge oder gar eine ausgefeilte Story ist sowieso nicht zu denken. Aber ehrlich, wer würde dies bei einem Film mit dem deutschen Titel "Hells Angels in Vietnam" erwarten? Der Plot weckt Erinnerungen an "Verdammt, verkommen, verloren" (The Losers, 1970), jedoch baut "Nam Angels" weitaus stärker auf Action und Explosionen.

Ein kurzer Blick auf die Herren vor der Kamera. Brad Johnson passt prima in die Rolle des unerschütterlichen Luitenant Calhoun. Wer kann sich noch an die "Big Jim" Actionfiguren des Spielzeugherstellers Mattel erinnern? Starre Fratzen und dicke Muckis, besser kann man Brad Johnson nicht beschreiben. Hart wie Rambo, gelenkig wie Tarzan, im Umgang mit der Peitsche sicherer als Indiana Jones! Ein echter Supertyp...? Naja, wohl mehr eine Karikatur, gewissermaßen "Big Jim" als Filmheld. Sein Gegenspieler Chard (Vernon Wells) mutet zumindest kantiger und irrer an, Wells legte sich 1985 mit Arnold Schwarzenegger an (Commando aka Phantom Kommando). Als Bösewicht hat man vermutlich weitaus mehr Spass bei den Dreharbeiten, darf Grimassen schneiden, fiese Sprüche ablassen, ordentlich auf den Putz hauen. Eine Auflistung der übrigen Gestalten erspare ich mir. So sind die Rocker zwar keine Fehlbestzungen, hinterlassen aber auch keine bleibenden Eindrücke. Schade ist in erster Linie, dass der gut aufgelegte Vernon Wells viel zu selten zum Zuge kommt, im Mittelteil des Streifens überhaupt nicht auftaucht.

Die Zielgruppe sollte sich den Stoff reinziehen, denn für kurzweilige Unterhaltung der niveaulosen Art ist "Nam Angels" gut geeignet. Mit "Rockern und Bikern" hat diese Sause "eigentlich" nur nebenbei zu tun, in erster Linie ist der Film ein "Action-Krieg-Gemisch". MIG hat bereits zehn "Rocker & Biker Boxen" veröffentlicht, das hier kurz vorgestellte Set trägt die Nummer 3. Bildtechnisch reisst "Nam Angels" keine Bäume aus, die deutsche Tonspur schwächelt und nervt teils mit einem Brummton. Die Scheibe geht mit Abstrichen als brauchbar durch, der Film macht Freude.

7/10 (gut)

Lieblingszitat:

"Dein Besuch ist nicht erwünscht, du Bastard!"


Als zweiten Titel enthält die Box folgenden Film:


Die fliegenden Feuerstühle (Hongkong 1973) - Die Streitigkeiten zweier Brüder stehen im Mittelpunkt, einer gerät auf die schiefe Bahn, der andere ist Polizist. Ausser einer Verfolgungsjagd mit Motorrädern, hat der Streifen nichts in Richtung "Rocker & Biker" zu bieten. Daher mutet es recht merkwürdig an, dass MIG den Flick mit auf die DVD gepackt hat. Immerhin verbreitet das Bild angenehme "Kinoatmosphäre", ansonsten sucht man vergeblich nach Höhepunkten.

Ich möchte "Die fliegenden Feuerstühle" als Eastern aus der dritten Reihe bezeichnen. Kann man sich anschauen, muss man aber nicht.

5/10 (mittelprächtig)
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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DVD von Blue Underground (USA)


99 Women (Deutschland, Großbritannien, Italien, Liechtenstein, Spanien 1969, deutscher Titel: Der heiße Tod)

Herr Francos erster WIP-Flick

Marie (Maria Rohm), Helga (Elisa Montés) und Natalie (Luciana Paluzzi) treten ihre Haftstrafen in einem Frauenknast an. Auf einer hübschen Insel gelegen, mutet das Umfeld des Gefängnisses idyllisch an, doch hinter den dicken Mauern herrschen Terror und Angst. Die Direktorin Thelma Diaz (Mercedes McCambridge) führt ein hartes Regiment, sie erhält durch den ortsansässigen Gouverneur Santos (Herbert Lom) Rückendeckung. Santos vergnügt sich gern mit blonden Damen, notfalls auch gegen deren Willen. Nach der Ankunft weht Marie und den anderen Frauen sofort ein rauher Wind entgegen. Natalie bezahlt die Rücksichtslosigkeit der Gefängnisleitung mit dem Leben. Damit nicht genug, Marie wird nach einem Streit in die Strafzelle geworfen, ist nebenbei den Gelüsten des perversen Gouverneurs ausgeliefert. Eines Tages scheint sich das Blatt jedoch zu wenden, die Befürchtungen des Herrn Santos und seiner Zuarbeiterin Diaz tauchen in Form von Leonie Caroll (Maria Schell) auf. Im Auftrag des zuständigen Ministers soll Caroll den Knast unter die Lupe nehmen, eventuelle Mißstände aufdecken und beseitigen. Chefin Diaz geht die unerwünschte Bevormundung gewaltig auf den Zeiger, sie fürchtet um ihren liebgewonnenen Arbeitsplatz...

Für den britischen Produzenten Harry Alan Towers lieferte Jess Franco einige sehr bemerkenswerte Filme ab, zu denen auch der hier kurz vorgestellte "99 Women" zählt. Franco sollte später noch weitere WIP-Filme (Women in Prison) inszenieren, 1969 erreichte sein erster Beitrag zu diesem Thema die Kinoleinwände. Grosses Lob verdient die Kameraarbeit von Manuel Merino, der im Laufer seiner Karriere häufig für Jess Franco arbeitete. Ein kleiner Einblick: "Der Hexentöter von Blackmoor" (1970), "Nachts, wenn Dracula erwacht" (1970), "Der Teufel kam aus Akasava" (1971) und "Vampyros Lesbos" (1971). Diese Auflistung ist keinesfalls vollständig, sollte nicht gänzlich unbedarften Filmfreunden zumindest erste Anhaltspunkte geben. Bruno Nicolai verpasste dem Film eine wundervolle Titelmelodie, der Song geht sofort ins Ohr, wo er sich hartnäckig festsetzt. Franco inszeniert angenehm unhektisch, lässt dabei aber nie Langeweile aufkommen. Das Süppchen köchelt beständig vor sich hin, bietet die geschätzten Standards des Genres an. Hier und da wird dezent gelesbelt, freilich fehlen diverse Anschisse der Knast-Bossine nicht, Fluchtpläne werden geschmiedet, gierige Saukerle lauern im Busch... (usw.).

"99 Women" kann mit einer stattlichen Anzahl bekannter Namen auftrumpfen, die teils nicht nur Fans ein Begriff sein dürften. Maria Schell führt die Liste aus kommerziellen Gründen an, spielt allerdings eine grössere (wichtige) Nebenrolle. Schell mutet teils wie ein Fremdkörper an, was aber perfekt zu ihrem Part passt. Sie purzelt ohne Vorwarnung in den kleinen Knast-Kosmos, erntet weder von den "Offiziellen" noch den Häftlingen Zustimmung. Eine Mission mit tragischem Ausgang, wobei die Tragik in erster Linie auf die Gefangenen zurückschlägt (ich will nicht zu viel verraten). Großartig Mercedes McCambridge, auf deren Machenschaften jeder Betreiber eines Terrorregimes stolz wäre. Mit knarzig-kantiger Stimme plärrt sie ihre Befehle durch das alte Gemäuer, mit der Frau legt man sich besser nicht an. Markante Auswürfe oraler Art entfahren Frau McCambridge, es kommt einem Freudenfest nahe. Herbert Lom gibt den verschwitzten Oberboss der Insel, unter dessen Knute der Männerknast am anderen Ende des Eilands ächzt. Die Herren der Schöpfung kommen später ins Spiel, doch überzeugt euch bitte selbst davon. Governator Ekelsack sabbert mit Vorliebe an jungen Blondinen herum, egal ob die Damen mit seinen Wünschen einverstanden sind. So stellt man sich vermutlich einen widerwärtigen Despoten vor, der seine Macht nach allen Regeln der Kunst mißbraucht. Nun aber zu den lieblichen Damen, welche die entzüdeten Augen des Zuschauers mit Wonne erfüllen. Maria Rohm hatte ihre wichtigsten Rollen unter der Regie von Jess Franco, die Dame war damals ein Eye Candy der feinsten Sorte. Rohm versprüht eine verführerische Sinnlichkeit der ich mich nicht entziehen kann. Klar, ich bevorzuge "eigentlich" den Typ Flittchen, doch warum nicht über den Tellerrand schauen? Für das ruchlos anmutende Ferkelchen sorgt Rosalba Neri, die sich vorzugsweise über ihre Beine streichelt, die zart von halterlosen Strümpfen umschmeichelt werden (Wie zum Geier kommen halterlose Strümpfe in diesen Knast, in dem ansonsten keinerlei Vergünstigungen gewährt werden? Egal, wer würde sich bei dem Anblick beschweren?). Maria und Rosalba gehen ab und an zum Nahkampf über, die Prügelszenen ufern nie aus, die erotischen Momente bleiben ebenfalls recht zahm (verfehlen aber nicht ihre Wirkung). Da man damals noch in vielen Staaten mit der Zensur zu kämpfen hatte, muten die Erotikeinlagen sogar provokant an. Maria und Rosalba gewährt das Drehbuch aufschlussreiche Flashbacks, die den Zuschauer mehr über die Umstände erfahren lassen, die zur Inhaftierung der Schönheiten führten. Elisa Montés verbündet sich mit Maria Rohm, Luciana Paluzzi war eines der Bondgirls in "Feuerball", dem Bond-Abenteuer von 1965. Ein tolles Ensemble, selbst Nebenrollen sind teils regelrecht verschwenderisch besetzt.

Danke für diesen Fim, lieber Jess Franco! "99 Women" ist "Eurokult" in seiner schönsten Form. Stilvoll vor einer herrlichen Kulisse gefilmt, dazu ein gutes Gespür für ein angemessenes Erzähltempo, ein Titelsong der sofort zupackt, vor der Kamera bestmögliches Personal. An symbolträchtigen Momenten mangelt es nicht, während dieser Schaffensphase eine Spezialität Francos. Ich will hier nicht alles vorkauen, der Selbstversuch wird erneut empfohlen! Wer von einem WIP-Streifen harte Gewalt und offensive Sexszenen erwartet, kommt in diesem Fall vermutlich nicht zum Zuge. Dem hohen Unterhaltungswert ist diese Tatsache keinesfalls abträglich, das Werk dürfte daher auch für Einsteiger geeignet sein, ebenso möchte ich "99 Women" ewigen Franco-Skeptikern ans Herz legen!

Leider liegt in Deutschland keine DVD zu diesem schönen Film vor. Ergo musste ich zur US-DVD aus dem Hause Blue Underground greifen, was sich als gute Entscheidung herausstellte, bei Blue Underground ist man meist auf der sicheren Seite. "99 Women" liegt in ordentlicher Qualität vor, im Bonusbereich findet der Fan u. a. ein Interview mit Jess Franco, weiteres Material rundet die Sektion ab. Übrigens existiert eine alternative DVD-Ausgabe von Blue Underground, auf der die vermurkste Version mit HC-Szenen zu sehen ist, die nicht von Franco verbrochen wurden (Glaubt man der IMDB, soll Bruno Mattei das Gerödel eingefangen haben, den ich -davon unabhängig- sehr mag). In der sogenannten "French Version" fehlen einige Szenen aus der Handlung, die ursprüngliche Fassung ist daher eindeutig vorzuziehen, das obige Cover zeigt die "korrekte" DVD.

Ich wiederhole mich sehr gern, lieber Jess, danke für knapp 90 Minuten schöner Unterhaltung! "99 Women" ist mir dicke 8/10 (sehr gut) wert, alles andere wäre eine Frechheit.

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Kleine Hartbox von CMV


Cut and Run (Italien 1985, Originaltitel: Inferno in diretta)

Berryman schwingt die Machete

In Kolumbien erleben Drogenbanden böse Überraschungen. Buschmänner des Todes tauchen plötzlich auf und verarbeiten etliche Gestalten zu Mettgut. Die Reporterin Fran Hudson (Lisa Blount) und ihr Kameramann Mark Ludman (Leonard Mann) zieht es in diese gefährliche Gegend, sie suchen dort nach Tommy Allo (Willie Aames), dem verschollenen Sohn ihres Auftraggebers. Tommy wird in einem Camp gefangengehalten, ständig drangsaliert vom fiesen Lagerboss Vlado (John Steiner). Glaubt man diversen Gerüchten, soll ein angeblich vor Jahren gestorbener Typ namens Colonel Horne (Richard Lynch) noch äusserst aktiv sein. Tatsächlich ist Horne alles andere als ein Phantom, bald befinden sich Fran und Mark in akuter Lebensgefahr. Wird das dynamische Duo den vermissten Tommy finden, gibt es eine Möglichkeit die grausigen Machenschaften des Herrn Horne zu unterbinden? Die Antwort erwartet uns in der grünen Hölle...

Seit vielen Jahren bringt man Ruggero Deodato hauptsächlich mit dem Schocker "Cannibal Holocaust" (1980) in Verbindung, der auch nach mehr als dreissig Jahren nichts von seiner Wirkung eingebüßt hat. Es sollte aber nicht vergessen werden, dass Deodato noch einige andere Schätzen inszeniert hat. Als Beispiel möchte ich den Polizeifilm "Eiskalte Typen auf heißen Öfen" (Uomini se nasce, poliziotti si muore, 1975) anführen, ergänzend den unterhaltsamen Spät-Giallo "Der Tod wartet in Venedig" (Un delitto poco comune, 1988). Mit "Cut and Run" tischt Deodato ein flottes Abenteuer im Dschungel auf, angesiedelt in Kolumbien, gefilmt überwiegend in Venezuela. Schon der Auftakt ist ein Freudenfest für Fans des rustikal angelegten Italo-Kinos. Eierkopf Michael Berryman taucht mit einer Horde Einheimischer auf, die auf rücksichtslose Art die "Versandstation" einer Drogenbande säubern. Da wird fleissig gemeuchelt, nebenher wie selbstverständlich geschändet und zerteilt. Offenbar wollte man ein wenig an "Cannibal Holocaust" anknüpfen, doch "Cut and Run" entpuppt sich schnell als weitaus gewöhnlicher, trotz seiner gelegentlichen Auswüchse.

Wer sich bereits ein wenig mit dem italienischen Genrekino beschäftigt hat, wird in diesem Streifen jede Menge bekannte Gesichter entdecken. Nicht alle Mitwirkenden sind Veteranen des Kinos aus dem Stiefelland, doch es ist an der Zeit für einen kurzen Blick auf das Ensemble. Die leider 2010 verstorbene Lisa Blount (Carpenter-Fans kennen sie aus "Die Fürsten der Dunkelheit"), füllt die Rolle der rasenden Reporterin ansprechend aus, sieht sich mit immer fürchterlicheren Situationen konfrontiert. Ergo darf Leonard Mann (aka Leonardo Manzella) nach und nach das Ruder übernehmen. Vielleicht muten die beiden Schauspieler zunächst eher unscheinbar an, vor allem wegen der stark besetzten Nebenrollen, doch sie wachsen dem Zuschauer mehr und mehr ans Herz. Willie Aames verzweifelt als (vermutlich) verwöhntes Bürschchen im Busch, er klammert sich an die in gleicher Weise geknechtete Valentina Forte. Beide haben unter dem sadistischen John Steiner zu leiden, dessen kantige Gesichtszüge ihn gewissermaßen für Schurkenrollen prädestinieren, Steiner nimmt man den Fiesling ohne Vorbehalte ab. Gabriele Tinti schaut als unsympathischer Pilot vorbei, vergeht sich an Frau Forte, verliert später den Kopf. Richard Lynch darf mal wieder richtig irre vom Leder ziehen, ihm wurden reichlich durchgeknallte Sätze in den Mund gelegt, die selbst ein Kaliber wie Colonel Walter E. Kurtz in einem vergleichweise milden Licht erscheinen lassen. Auf philosophische Ausführungen kann Michael Berryman getrost verzichten. Er taucht als Eierkopf der Vernichtung im Eiltempo aus dem Wasser auf, bricht wie ein Berserker durch den Fußboden einer Hütte, schwingt die Machete als gäbe es nächste Woche kein Frischfleisch mehr, herrlichst! Karen Black und Richard Bright verfolgen das Geschehen aus der sicheren Großstadt, Eriq La Salle küsst einige Tonnen Stahl. Viele bekannte Gesichter, Gesichtsruinen und Charakterköpfe, allesamt gut gewählt, eine erstklassige Besetzung.

"Cut an Run" hämmert mit einem fetten Paukenschlag los, taumelt ein wenig umher, läuft dann aber wieder unterhaltsam in der Spur. Die Kameraarbeit von Alberto Spagnoli ist guter Standard, der Score von Claudio Simonetti (Goblin) kann den Zeitpunkt seiner Entstehung nicht verschleiern. Doch obschon die Keyboards heftige "Achtziger-Sounds" von sich geben, gleiten Simonettis Beiträge nicht in nervige Gefilde ab. Der grosse Überhammer ist "Cut and Run" sicher nicht geworden, dennoch sollten Fans des Italo-Kinos auf ihre Kosten kommen. Sicher, hier und da mutet die Inszenierung ein wenig holprig an, hält sich das Drehbuch mit Nebensächlichkeiten auf, aber es mangelt nicht an der von mir immer wieder gern beschworenen "Wohlfühlatmosphäre".

Die DVD aus dem Hause CMV erfreut mit solider Bildqualität, dazu hat man die kleine Doku von der amerikanischen Anchor Bay Scheibe übernommen. Der Film liegt ungekürzt vor, drei Tonspuren sind an Bord, zur Doku gesellt sich eine weitere (kleine) Dosis Bonusmaterial. Mir liegt eine kleine Hartbox vor, das Label hat die DVD auch in einer Glasbox veröffentlicht (Retro Edition), '84 Entertainment fördert den Repackwahn mit mehreren Hartboxen.

7/10 (gut)

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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Die Horde (Frankreich 2009)

Vier Polizisten wollen Rache an den Gangstern nehmen, die für den gewaltsamen Tod eines Kollegen und Freundes verantwortlich sind. Leider läuft die Aktion schnell aus dem Ruder, der flotte Vierer gerät in die Krallen der Schwerverbrecher. Es dauert nicht lange, bis die Überlebenden ganz andere Sorgen haben. Plötzlich wird das gesamte Umfeld von rasenden Zombies überrannt...

"Die Horde" bietet dem Zuschauer eine düstere Atmosphäre an, die Handlung spielt sich überwiegend in einem völlig heruntergekommenen Hochhaus ab. In diese triste und bedrohliche Umgebung ergiesst sich ein saftiges Blutbad, die Franzosen hauen ordentlich aufs Mett, hier fliegen die Fetzen. Auch die Riege der Darsteller erfreut, die kernig-kantigen Typen wurden offensichtlich mit Sorgfalt ausgewählt. Auf rustikalen Humor wird nicht verzichtet, besonders ein alter Militärschädel sorgt für manchen Lacher.

Jeder Zombie-Süchtling sollte sich "Die Horde" auf jeden Fall geben, der Streifen macht jede Menge Spass. Mir gefällt die düstere und dreckige Stimmung des Films sehr gut, der Flick weicht bis zum bitteren Ende nicht vom Weg ab. Sicher gewinnt das Werk keinen Preis für Kreativität, doch es ist handwerklich solide ausgeführt, das Drehbuch simpel und effektiv. Beim Kauf ist Vorsicht geboten, die DVD/BD-Ausgaben für den deutschen Markt sind massiv gekürzt, es fehlen über sechs Minuten! Für Abhilfe sorgen die Scheiben aus Österreich, die Blu-ray bietet den Film in ansprechender Qualität an.

7,5/10 (gut bis sehr gut)
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Todesschrei per Telefon (USA 1980, Originaltitel: Don't Answer the Phone!)

Der wurstgesichtige Würger

Kirk Smith (Nicholas Worth) hat Probleme, grosse Probleme, verdammt grosse Probleme! Als Kind litt er unter seinem Stiefvater, in Vietnam manifestierte sich sein ausgewachsener Dachschaden endgültig. Und weil der völlig kaputte Kirk so unfassbar grosse Probleme hat, wird er zum Problem für die weibliche Bevölkerung von Los Angeles. Kirk ist ein durchaus talentierter Fotograf, doch er knipst besonders gern das Lebenslicht junger Damen aus, stranguliert Frauen, vergeht sich an ihnen, macht Fotos (die Reihenfolge kann variieren). Dr. Lindsay Gale (Flo Lawrence) berät verunsicherte Menschen im Rahmen einer Radiosendung, auch Kirk meldet sich mehrfach telefonisch bei der freundlichen Psychologin. Lindsay hat recht früh ein ungutes Gefühl im Bezug auf den unbekannten Anrufer, ihr Gespür soll sie nicht täuschen. Derweil geraten die zuständigen Bullen Lieutenant McCabe (James Westmoreland) und Sergeant Hatcher (Ben Frank) unter immer stärkeren Ermittlungsdruck, denn der irre Killer geht eifrig seinem perversen Handwerk nach. Ein erstes Treffen zwischen Lindsay und McCabe verläuft für die Psychologin ärgerlich, doch wenig später kommt man sich deutlich näher. Als McCabe und Hatcher endlich eine heisse Spur aufgetan haben, greifen die tödlichen Hände des Mörders gnadenlos nach Lindsay...

Liest man kurze Inhaltsangaben zu "Don't Answer the Phone", legen diese meist Rückschlüsse auf einen üblichen Streifen über die Jagd nach einem Serienkiller nahe. Vorsicht, denn dieses Machwerk widmet sich zwar den Untaten eines irren Killers, hat jedoch sehr wenig mit einem solide inszenierten oder halbwegs gut gespielten Thriller gemeinsam. Regisseur Robert Hammer haut dem Zuschauer eine Anhäufung groben Unfug um die Ohren, die Story hat Herr Hammer gemeinsam mit Michael D. Castle verzapft, beide Burschen werden ferner als Produzenten genannt. Teils erinnert der Flick ein wenig an den ebenfalls zu dieser Zeit entstandenen "Maniac" von William Lustig. Zumindest bezüglich der schmierigen, dreckigen Atmosphäre besteht eine Verwandtschaft, jedoch kommt "Maniac" weitaus ernsthafter und bösartiger daher. "Don't Answer the Phone" geht nicht ansatzweise als Schocker durch, dazu ist das wüste Treiben viel zu albern und (unfreiwillig?) komisch angelegt.

Als Schauspieler möchte ich den Großteil der agieren Witzbolde nicht bezeichnen. Nicholas Worth liefert als Killer Kirk noch die beste Leistung ab. Unter der Anleitung eines fähigen Verantwortlichen, würde ich ihm vermutlich eine tatsächlich erschreckende und eventuell sogar beeindruckende Leistung zutrauen. Physisch passt Worth erstklassig in die Rolle des kräftigen Würgers, der wuchtige Preßsack glotzt kräftig und energisch aus den Sehschlitzen des Schreckens. Bei seinen Untaten lacht er ab und an irre, noch besser sind jedoch die völlig kranken Dialoge, die ihm das verhunzte Drehbuch in den Mund legt (zur deutschen Synchronisation später mehr). Flo Lawrence bemüht sich als Seelenklempnerin redlich, doch ihre sehr beschränkten Möglichkeiten lassen ihre Darstellung immer wieder albern erscheinen. James Westmoreland und Ben Frank gehen zu 100% als wandelnde Knallschoten durch. Sie erinnerten mich an die dämlichen Bullen aus dem filmischen Sondermüllhaufen "Der Schlächter" (A Scream in the Streets, 1973), deren Stumpfsinnigkeit freilich unübertreffbar bleibt. Die Nebendarsteller eiern ähnlich niveaulos umher, hier und da animieren den Zuschauer hervorstechende Peinlichkeiten zu einem besonders feisten Grinsen.

Sicher, der Begriff "Trash" ist inzwischen abgegriffen und überstrapaziert, aber er trifft auf "Don't Answer the Phone" zu, egal wie abgenudelt es sich liest. Wer nun auf Auswüchse in Richtung harter Gewalt und offensiver Sex-Szenen hofft, sollte sich nicht allzu ausführlich die schweissnassen Hände reiben, Anlass zur Vorfreude ist nicht angesagt. Die Morde fallen eher zahm aus. Mehr als ein paar blanke Möpse werden sowieso nicht aufgefahren, jedoch wetzt die sleazige Stimmung diese Scharte aus. "Künstlerisch" und handwerklich ist der Film ein Verlierer erster Kajüte, auch heftige Ausritte der rustikalen Art sind Mangelware. Für Filmfreunde mit besonderen Vorlieben kann die Sause trotzdem ein kleines Freudenfest werden. Da hätten wir z. B. die dämlichen Dialoge im Angebot, dazu den rotierenden Klops Nicholas Worth, die saublöden Gesetzeshüter als Bonus obendrauf. Damit nicht genug, der Soundtrack quietscht und fiept gar schröcklich aus den Lautsprechern, was hat sich der "Komponist" nur dabei gedacht (hat er überhaupt gedacht?). Für zusätzlichen Spass sorgt die deutsche Synchro, die teils übel ins Klo greift. Aus "Puppy" (Hündchen) wird in der deutschen Fassung kurzerhand "Püppchen". Völlig befremdet fragt man sich dann, während Kirk einen Schwank aus seiner prächtigen Kindheit verkündet, wieso das "Püppchen" den Orientteppich der Großmutter vollgeschissen hat, unpackbar! Eben weil die deutsche Snychro dermaßen einfältig geraten ist, wird sie zu einem Erlebnis der erinnerungswürdigen Art. Lasst euch aber nicht hinters Licht führen, denn der englische Originalton ist keinesfalls geistreicher oder weniger vernagelt! Ich rate zur Sichtung beider Varianten, sofern ihr nicht bereits nach den ersten Minuten -vor Wut schnaubend- den Raum verlassen habt. Ich übernehme keinerlei Verantwortung für schädliche Nebenwirkungen!

X-Rated hat den Streifen vor einiger Zeit veröffentlicht, es werden grosse Hartboxen mit unterschiedlichen Covermotiven angeboten, ferner existiert eine kleine Hartbox (siehe oben). Während die kleine Hartbox den amerikanischen Titel trägt, kommen die grossen Geschwister als "Todesschrei per Telefon" ins Haus, ansonsten sind die DVDs identisch. Technikfetischisten werden keine Freude am gebotenen Bild haben, ich finde den "schäbigen Videolook" vertretbar, angemessen. Im Bonusbereich sind wenige Trailer zu bestaunen, keine wirklich erquickende Beigabe. Wer dieses schmierig-schäbige Saustück von Film geniessen will, der tätigt mit der X-Rated-Scheibe einen sinnvollen Kauf.

Argh... Wie zum Würger soll sich dieses Teil in das ungeliebte Punktesystem packen? Knuffig ist das kleine Ferkel ohne Frage, auf der imaginären "Trashskala" sind dicke 8/10 angesagt. Hm, ich belasse es zunächst bei 6/10 Würgestrümpfen mit Münze.

Lieblingszitat:

...er schiss den ganzen Orientteppich meiner Großmutter voll!
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Millennium-Box von Splendid (alle sechs Filme der "Millennium-Staffel" sind in dieser Box enthalten)



Godzilla, Mothra and King Ghidorah: Giant Monsters All-Out Attack (Japan 2001, Originaltitel: Gojira, Mosura, Kingu Gidorâ: Daikaijû sôkôgeki)

Zombie-Godzilla vs. Schutzmonster-Trio

Vor fünfzig Jahren suchte Godzilla Japan heim, damals entging das Land nur knapp der totalen Vernichtung. Zwar gab es weltweit immer wieder Berichte über Sichtungen von Ungeheuern, jedoch wähnt sich Nippon weitgehend in Sicherheit. Als sich Godzilla nun doch wieder aus den Tiefen des Ozeans erhebt, sieht sich das Militär zum unvermeidbaren Gegenschlag genötigt. Leider wurde die damals eingesetzte Waffe zur Vernichtung Godzillas, mit ihrem Erbauer und sämtlichen Konstruktionsplänen unwiederbringlich vernichtet. Jedoch ist die optimistische Führung der Armee sich sicher, das fürchterliche Monster mit der zur Verfügung stehenden Waffentechnik besiegen zu können, immerhin handelt es sich um hochmoderne Systeme. Schnell soll sich diese Annahme als fataler Trugschluss herausstellen, Godzilla zeigt sich wenig beeindruckt von den auf ihn prallenden Raketen. Aber die Menschheit steht nicht alleine da, drei Schutzmonster erheben sich, stellen sich dem zornigen Riesen entgegen. Baragon, Mothra und King Ghidorah erwachen und treten zum Kampf an. Baragon trifft als erstes der Schutzmonster auf Godzilla, kann aber wenig gegen den schier übermächtigen Gegner ausrichten. Inmitten des tobenden Wahnsinns berichtet die junge Reporterin Yuri Tachibana (Chiharu Niiyama) für einen kleinen TV-Sender, gerät dabei immer wieder in akute Lebensgefahr. Ihr Vater Admiral Taizô Tachibana (Ryûdô Uzaki) steht als ranghoher Offizier ebenfalls an vorderster Front...

Die "Millennium-Staffel" nahm mit "Godzilla - 2000 Millennium" (1999) einen soliden (aber nicht überragenden) Auftakt, der folgende "Godzilla vs. Megaguirus" (2000) übertraf den ordentlichen Einstand. Mit dem dritten Teil der Reihe wurde dem "Godzilla-Universum" ein echter Höhepunkt zugefügt, denn "Godzilla, Mothra and King Ghidorah: Giant Monsters All-Out Attack" überzeugt in allen Belangen. Schon der Titel beschleunigt meinen Puls, die klangvollen Namen der Monster sind feinste Musik in meinen Ohren.

Zunächst ein paar Worte zu den Aspekten abseits der Monster. Meist muten die Menschlein in japanischen Monsterfilmen wie "Alibi-Beigaben" an, diesmal gelingt es den Machern jedoch gut, die Schauspieler angemessen und überzeugend in das Geschehen einzubinden. Chiharu Niiyama als mutige und hübsche Journalistin, die sich nicht mit dem alltäglichen Schrott begnügen will, den sie für das niveaulose Progamm einer unbedeutenden TV-Station abliefert. Ihr Vater ist nicht sonderlich begeistert, respektiert aber letztlich den Mut und den Willen seiner Tochter. Es wäre wenig erbaulich hier alle Mitwirkenden aufzulisten, da der Fokus (neben den Monstern) klar auf Tochter und Vater gelegt wurde, die durch diverse Nebenfiguren unterstützt werden. Freilich wartet der Süchtling in freudiger Erregung auf "seine" Monster, aber es gelingt dem Werk, auch die "monsterfreien" Szenen ansprechend an den Fan zu bringen. Auf debile Auswüchse verzichtet der Film, die Marschrichtung ist überwiegend ernst und (für einen Kaiju Eiga) recht ruppig. Nebenbei bekommt der "Fake-Godzilla" von Emmerich sein Fett weg, als er zum Gegenstand einer Randbemerkung wird (die den Fans des echten Godzilla umgehend ein breites Grinsen auf die Fratzen zaubern dürfte). Japan wird erneut als friedliebende Nation präsentiert, das eigene Militär nennt man stets "Verteidigungsarmee".

Nun aber zum Kern der Sache, den Stars der Sause, den Monstern! Der dritte Teil der ""Millennium-Staffel" -insgesamt der 25. Godzilla-Film von Toho- ignoriert die Streifen nach dem Original von 1954. Daher halte ich es für konsequent, dass man auch die Optik Godzillas an den "Ur-Godzilla" angelehnt hat. War Big G z. B. im zweiten Millennium-Film sehr detailreich gestaltet, wirkt mein Liebling diesmal extrem "retro". Die Begründung für Godzillas Raserei fand man im zweiten Weltkrieg, der Gigant wird von den Seelen der gefallenen Soldaten angetrieben. Entsprechend "zombiefiziert" starren die kalten, toten und leeren Augen aus dem Schädel des Riesen, eine gute und gekonnt umgesetzte Idee. Baragon ist das wohl knuffigste Monster aus dem gesamten Kaiju-Kosmos. Er mutet wie eine Mischung aus freundlichem Hund, Nashorn und Gürteltier an, schon wie sich die Öhrchen bewegen -während er durch die Landschaft planiert- ist wirklich herzallerliebst. Gegen Godzilla hat der liebe Baragon wenig zu melden, er kassiert mächtig Prügel. Mothra wehrt sich mit ihren üblichen Mitteln gegen den sauren Godzilla. Die Motte gehört immerhin zu den bekanntesten Riesen aus dem Hause Toho, hatte in den neunziger Jahren sogar eine eigene Reihe mit drei Filmen, kämpft bereits seit 1964 (Godzilla und die Urweltraupen) gegen Big G. Selbst der machtvolle King Ghidorah kann sich bei diesem Kampf kaum mit Godzilla messen, kommt aber nach dem ersten Niederschlag zurück, ich will nicht zu viel verraten. Durch die "Schutzmonster" erhält der Film eine mystische Schlagseite, die der Monsterbalgerei prima zu Gesicht steht. Die Kloppereien der Giganten sorgen für jede Menge Spass, für meinen Geschmack hätten sie gern noch ausführlicher sein dürfen. "Tricktechnisch" wurde gute Arbeit geleistet. Suitmation und Modellbau sind bei Toho sowieso immer herrlich, die ergänzenden Computereffekte gehen in Ordnung.

"Godzilla, Mothra and King Ghidorah: Giant Monsters All-Out Attack" ist ein Knüller geworden, der mich bereits nach der ersten Sichtung rundum überzeugt hat. Regie führte übrigens Shûsuke Kaneko, der die tolle Gamera-Trilogie (1995-99) inszenierte, der Mann kennt sich also bestens mit der Materie aus. Für einen Godzilla-Film ist dieser Beitrag erstaunlich hart angelegt. Während der Tod in vielen anderen Toho-Filmen eher in angedeuteter Form über die Menschen kam, lässt man hier eindeutige Szenen für sich sprechen, die das Ende unzähliger Zivilisten und Soldaten mit sich bringen. Keine Bange, selbstverständlich ist der Flick keine Orgie der Gewalt, eignet sich aber nicht für sehr junge Zuschauer. Daher ist die Freigabe ab 16 nachvollziehbar, was für einen Kaiju Eiga nicht unbedingt dem Standard entspricht, oft begnügt man sich seitens der FSK mit der "grünen 12". Fast hätte ich vergessen den schönen Score zu erwähnen, der modern (aber nicht nervig) ertönt, während des Abspanns kommt die legendäre Originalkomposition zum Zuge.

Die "Millennium-Staffel" kocht im dritten Teil auf grosser Flamme, die beiden guten bis sehr guten Vorgänger werden klar gedeckelt. Das schöne Set von Splendid enthält alle sechs Filme dieser Staffel:

• Godzilla 2000: Millennium (1999)
• Godzilla vs. Megaguirus (2000)
• Godzilla, Mothra and King Ghidorah: Giant Monsters All-Out Attack (2001)
• Godzilla against MechaGodzilla (2002)
• Godzilla: Tokyo SOS (2003)
• Godzilla: Final Wars (2004)

Als siebte DVD liegt die Bonusscheibe der "Godzilla: Final Wars" Special Edition bei. Es existiert eine "erweiterte" Box mit zusätzlicher Mothra-Figur, die für manchen Sammler vielleicht interessant sein könnte. "Godzilla, Mothra and King Ghidorah: Giant Monsters All-Out Attack" liegt in ansprechender Form vor. Das Bild ist sehr ordentlich, die deutsche Synchronisation brauchbar, der japanische Originalton befindet sich ebenfalls an Bord. Alternativ sind die Filme auch einzeln erhältlich.

"Godzilla, Mothra and King Ghidorah: Giant Monsters All-Out Attack" (ich liebe diesen Titel) hat das Zeug zum Sprung in die Spitzengruppe des "Godzilla-Universums". Zumindest ist der Film bisher der stärkste Beitrag zur "Millennium-Staffel", ich bin auf die folgenden Flicks gespannt. Zunächst ziehe ich dicke 8/10 (sehr gut), aber da ist noch Luft nach oben!

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