Re: Bizarre Cinema in Hamburg
Verfasst: Mo 6. Okt 2014, 13:45
Liebe Fans fehlender Filmschnipsel,
die gestrige Aufführung hat es mal wieder eindrucksvoll gezeigt: Weniger ist immer mehr! Bizarre Cinema dankt dem bösen Produzenten, der Regisseur Clive Barker und Cutter Mark Goldblatt gezwungen hat, "Nightbreed“ von zweieinhalb Stunden auf knackige 100 Minuten zu kürzen. Aus einem langatmigen Monster-Epos ist so ein irrsinnig komprimiertes, surrealistisches Splatter-Märchen geworden, in dem Tag und Nacht, Realität und Traum, Poesie und Geschmacklosigkeit in einem unwiderstehlichen Schweinsgalopp abwechseln bis zur vollkommen haarsträubenden Apokalypse, in der faschistoide Sheriffs, Priester und Psychiater gegen die letzten Monster der Erde antreten, während zwei unfassbar frisierte Spät-80er-Hairhopper bis zum Schluss an ihrer schönen "Monster-Romeo und Julia"-Lovestory basteln. Im November setzt Bizarre Cinema seine unermüdliche Erkundung all der Logiklücken, Kopienrisse, Plotlöcher und Körperöffnungen fort, in denen das wahre Kinoglück lauert. Lasst die Berserker frei!
And now to something completely different:
So, 2.11., 14.30 Uhr: NIGHTWATCH – NACHTWACHE
Dänemark 1994, R: Ole Bornedal, 107 Min., 35mm, DF, mit Nikolaj Coster-Waldau, Sophie Grabol, Kim Bodnia
Ein Job als Nachtwächter – gibt es etwas Besseres für einen Jurastudenten wie Martin? Ab und zu ein paar Kontrollgänge und ansonsten ungestört lernen, so stellt er sich das vor. Die Pathologie des Kopenhagener Krankenhauses entpuppt sich indessen als Arbeitsplatz mit eigenen Regeln. Die klinisch weißen Flure können erstaunlich düster wirken und die dort eingelagerten Leichen bemerkenswert lebendig... Nur drei Jahre nach seinem gefeierten Debütfilm bekam Bornedal die Gelegenheit, den Stoff in den USA noch einmal zu verfilmen, blieb mit dem Remake aber weit hinter dem Original zurück, das insbesondere durch die gelungene Mischung aus schwarzem Humor und packenden Thrillersequenzen überzeugt. Als Kontrastprogramm zeigen wir vorab eine Episode aus der ersten deutschen TV-Krankenhausserie "Hafenkrankenhaus".
Text und Einführung: Hans-Arthur Marsiske
So, 9.11., 14.30 Uhr: DER BUCKLIGE VON ROM
Italien 1960, R: Carlo Lizzani, 103 Min., 35mm, DF, mit Gerard Blain, Bernard Blier
Die Grenzen zwischen Befreiern und Besatzern sind oftmals fließend. Wenn dann noch Beschädigungen der Seele hinzukommen, kann ein Mensch schon mal in Verwirrung geraten. Mit Pier Paolo Pasolini in seiner ersten Filmrolle. "Ein wochenschauhaft, bisweilen plakathaft grell inszinierter Film, der als sozialkritisches Zeitbild nur streckenweise zu interessieren vermag, da er ins Reißerische und Romantische abgleitet." (film-dienst)
Text und Einführung: Lillian Robinson
So, 16.11. Keine Vorführung wg. Cinefest
So, 23.11., 14.30 Uhr: OVERLORD (in Kooperation mit dem Cinefest, http://www.cinefest.de/d/pro_uebersicht.php)
GB 1975, R: Stuart Cooper, 85 Min., 35mm, OF, mit Brian Stirner, Davyd Harries
"Overlord" war der Deckname für die am 6. Juni 1944 begonnene Offensive der Westalliierten an der französischen Atlantikküste. Stuart Coopers gleichnamiger Film erzählt vom Weg des britischen Rekruten Thomas Beddows in diesen Krieg: Abschied vom Elternhaus, Grundausbildung beim East Yorkshire Regiment, Drill, Langeweile, Flirt in einem Kino, Einschiffung. Hineinmontiert in diese Stationen sind Originalbilder vom Krieg: Aufnahmen von brennenden Städten, Bombenteppichen und entfesseltem Kriegsgerät, die Cooper aus 3000 Stunden Archivmaterial des Londoner Imperial War Museum ausgewählt hat. Die Cockpit-Aufnahmen britischer Militärfilmer und die von Kubrick-Kameramann John Alcott auf alten Kodak-Filmrollen gedrehte Geschichte des Rekruten Meadows bilden eine Einheit, in der sich das Fiktionale und das Dokumentarische, das Lyrische und das Apokalyptische, die Todesahnung des Einzelnen und die Auslöschung aller untrennbar miteinander verbunden sind.
Text und Einführung: Volker Hummel
Samstag, 29.11., 20 Uhr: Bizarre Cinema Special: The Ultimate Gang Battle – THE WANDERERS vs. THE WARRIORS (mehr Infos demnächst)
IM B-MOVIE! (Brigittenstr. 10, http://www.b-movie.de)
So, 30.11., 14.30 Uhr: ICH WERDE LAUFEN WIE EIN VERRÜCKTES PFERD
Frankreich 1973, R+B: Fernando Arrabal, 98 Min., 35mm, DF, mit George Shannon, Hachemi Marzouk, Emmanuelle Riva
Ein 70er-Jahre-Roadmovie, das uns gemeinsam mit dem Hauptprotagonisten Aden, der unter Mordverdacht steht und auf der Flucht ist, in die Wüste und zurück in die Zivilisation führt. Skandalöses Machwerk des Enfant terrible der spanisch-französischen Theater- und Literaturszene oder meisterhaftes Roadmovie, das tief im spanischen Surrealismus verortet ist? Entscheiden Sie selbst und nutzen Sie die Gelegenheit, dieser sehr seltenen Aufführung von Arrabals Nachfolgefilm zu "Viva la Muerte" beizuwohnen.
Text und Einführung: Jan "Bammel" Fangmeier
PS: Für alle Komplettisten und Sucher nach dem verschwundenen Urtext: Der Director’s Cut von "Nightbreed" erscheint am 28.10. (https://www.shoutfactory.com/film/fanta ... ctor-s-cut)
die gestrige Aufführung hat es mal wieder eindrucksvoll gezeigt: Weniger ist immer mehr! Bizarre Cinema dankt dem bösen Produzenten, der Regisseur Clive Barker und Cutter Mark Goldblatt gezwungen hat, "Nightbreed“ von zweieinhalb Stunden auf knackige 100 Minuten zu kürzen. Aus einem langatmigen Monster-Epos ist so ein irrsinnig komprimiertes, surrealistisches Splatter-Märchen geworden, in dem Tag und Nacht, Realität und Traum, Poesie und Geschmacklosigkeit in einem unwiderstehlichen Schweinsgalopp abwechseln bis zur vollkommen haarsträubenden Apokalypse, in der faschistoide Sheriffs, Priester und Psychiater gegen die letzten Monster der Erde antreten, während zwei unfassbar frisierte Spät-80er-Hairhopper bis zum Schluss an ihrer schönen "Monster-Romeo und Julia"-Lovestory basteln. Im November setzt Bizarre Cinema seine unermüdliche Erkundung all der Logiklücken, Kopienrisse, Plotlöcher und Körperöffnungen fort, in denen das wahre Kinoglück lauert. Lasst die Berserker frei!
And now to something completely different:
So, 2.11., 14.30 Uhr: NIGHTWATCH – NACHTWACHE
Dänemark 1994, R: Ole Bornedal, 107 Min., 35mm, DF, mit Nikolaj Coster-Waldau, Sophie Grabol, Kim Bodnia
Ein Job als Nachtwächter – gibt es etwas Besseres für einen Jurastudenten wie Martin? Ab und zu ein paar Kontrollgänge und ansonsten ungestört lernen, so stellt er sich das vor. Die Pathologie des Kopenhagener Krankenhauses entpuppt sich indessen als Arbeitsplatz mit eigenen Regeln. Die klinisch weißen Flure können erstaunlich düster wirken und die dort eingelagerten Leichen bemerkenswert lebendig... Nur drei Jahre nach seinem gefeierten Debütfilm bekam Bornedal die Gelegenheit, den Stoff in den USA noch einmal zu verfilmen, blieb mit dem Remake aber weit hinter dem Original zurück, das insbesondere durch die gelungene Mischung aus schwarzem Humor und packenden Thrillersequenzen überzeugt. Als Kontrastprogramm zeigen wir vorab eine Episode aus der ersten deutschen TV-Krankenhausserie "Hafenkrankenhaus".
Text und Einführung: Hans-Arthur Marsiske
So, 9.11., 14.30 Uhr: DER BUCKLIGE VON ROM
Italien 1960, R: Carlo Lizzani, 103 Min., 35mm, DF, mit Gerard Blain, Bernard Blier
Die Grenzen zwischen Befreiern und Besatzern sind oftmals fließend. Wenn dann noch Beschädigungen der Seele hinzukommen, kann ein Mensch schon mal in Verwirrung geraten. Mit Pier Paolo Pasolini in seiner ersten Filmrolle. "Ein wochenschauhaft, bisweilen plakathaft grell inszinierter Film, der als sozialkritisches Zeitbild nur streckenweise zu interessieren vermag, da er ins Reißerische und Romantische abgleitet." (film-dienst)
Text und Einführung: Lillian Robinson
So, 16.11. Keine Vorführung wg. Cinefest
So, 23.11., 14.30 Uhr: OVERLORD (in Kooperation mit dem Cinefest, http://www.cinefest.de/d/pro_uebersicht.php)
GB 1975, R: Stuart Cooper, 85 Min., 35mm, OF, mit Brian Stirner, Davyd Harries
"Overlord" war der Deckname für die am 6. Juni 1944 begonnene Offensive der Westalliierten an der französischen Atlantikküste. Stuart Coopers gleichnamiger Film erzählt vom Weg des britischen Rekruten Thomas Beddows in diesen Krieg: Abschied vom Elternhaus, Grundausbildung beim East Yorkshire Regiment, Drill, Langeweile, Flirt in einem Kino, Einschiffung. Hineinmontiert in diese Stationen sind Originalbilder vom Krieg: Aufnahmen von brennenden Städten, Bombenteppichen und entfesseltem Kriegsgerät, die Cooper aus 3000 Stunden Archivmaterial des Londoner Imperial War Museum ausgewählt hat. Die Cockpit-Aufnahmen britischer Militärfilmer und die von Kubrick-Kameramann John Alcott auf alten Kodak-Filmrollen gedrehte Geschichte des Rekruten Meadows bilden eine Einheit, in der sich das Fiktionale und das Dokumentarische, das Lyrische und das Apokalyptische, die Todesahnung des Einzelnen und die Auslöschung aller untrennbar miteinander verbunden sind.
Text und Einführung: Volker Hummel
Samstag, 29.11., 20 Uhr: Bizarre Cinema Special: The Ultimate Gang Battle – THE WANDERERS vs. THE WARRIORS (mehr Infos demnächst)
IM B-MOVIE! (Brigittenstr. 10, http://www.b-movie.de)
So, 30.11., 14.30 Uhr: ICH WERDE LAUFEN WIE EIN VERRÜCKTES PFERD
Frankreich 1973, R+B: Fernando Arrabal, 98 Min., 35mm, DF, mit George Shannon, Hachemi Marzouk, Emmanuelle Riva
Ein 70er-Jahre-Roadmovie, das uns gemeinsam mit dem Hauptprotagonisten Aden, der unter Mordverdacht steht und auf der Flucht ist, in die Wüste und zurück in die Zivilisation führt. Skandalöses Machwerk des Enfant terrible der spanisch-französischen Theater- und Literaturszene oder meisterhaftes Roadmovie, das tief im spanischen Surrealismus verortet ist? Entscheiden Sie selbst und nutzen Sie die Gelegenheit, dieser sehr seltenen Aufführung von Arrabals Nachfolgefilm zu "Viva la Muerte" beizuwohnen.
Text und Einführung: Jan "Bammel" Fangmeier
PS: Für alle Komplettisten und Sucher nach dem verschwundenen Urtext: Der Director’s Cut von "Nightbreed" erscheint am 28.10. (https://www.shoutfactory.com/film/fanta ... ctor-s-cut)