Bin ich eigentlich der Einzige, dem frappierende Ähnlichkeiten zwischen dem vorliegenden Film und Andrea Bianchis unbestrittenem Meisterwerk DIE RÜCKKEHR DER ZOMBIES auffallen, fast so, als habe Signore Bianchi sich ein bisschen von Signore Landi inspirieren lassen. Vielleicht überbewerte ich das ja, aber wir haben in beiden Filmen:
a) eine äußerst unsympathische Bande an Protagonisten, die man am liebsten pausenlos ohrfeigen möchte, und im Grunde den gesamten Film nichts weiter zu tun haben als sich einander sexuell anzubieten, sich zu prügeln und schließlich angsterfüllt umherzuhuschen, darunter nicht zuletzt die famose Mariangela Giordano, die hier einmal mehr ihr sensationelles Schauspieltalent vergießen kann (es fehlt im Grunde nur, dass Mr. Bark den Patrick gegeben hätte), und die unter einem mehr als fadenscheinigen Grund in Dr. Herschells Sanatorium gelockt werden (wobei der Umstand, dass anonyme Erpresserschreiben sie dahin lotsten, wohl noch einleuchtender ist als dass ein Archäologie-Professor in seinem Freundeskreis solche schmierigen Typen und dümmlichen Damen wie die in RÜCKKEHR DER ZOMBIES duldet).
b) Als Handlungsmittelpunkt dient eine geräumige Villa, die viel Platz zum Herumirren und -schleichen bietet, im einen Film offenbar der Landsitz des Professors, hier das obskure Herschell-Sanatorium (ich kann es natürlich nicht hundertprozentig beweisen, aber vor allem in den Treppenhausszenen fällt es wohl schwer, nicht gewisse architektonische Übereinstimmungen beider Gebäude zu bemerken), in denen die Handlung bzw. ihr Fehlen nach dem altbekannten Prinzip der sprichwörtlichen "zehn Negerlein" abläuft, d.h. ein Protagonist nach dem andern wird auf grausame Weise aus dem Leben befördert, wobei ein murder mystery in keinem der beiden Filme gegeben ist, denn sowohl Bianchi als auch Landi machen von Anfang an keinen Hehl daraus, woher die Bedrohung rührt, gleich zu Beginn tauchen die Etrusker-Zombies aus ihren Gräbern auf und Patrick darf ebenfalls recht früh, wenn auch ein bisschen verspätet, zum ersten Mal die Augen zum Anschlag aufreißen und seine beeindruckende Energiewellen loslassen.
c) Die Autorität in beiden Filmen, der Arzt, der Professor, sind dies nur an ihrer Oberfläche, rein optisch darauf abgestimmt, eine solche Figur zu präsentieren, mit Bart und Kittel, Prototypen eben, in ihrem Kern allerdings relativ leer. Ob nun Herschell in einer der haarsträubendsten Szenen der Filmgeschichte seinen Gästen ernsthaft zu erklären versucht, einer der Ihren sei aufgrund seiner Alkoholsucht im Swimming-Pool bei lebendigem Leibe verbrannt (und die nehmen das auch noch ohne zu murren hin!), oder der Professor in RÜCKKEHR DER ZOMBIES tatsächlich so leichtsinnig ist, und seine, nie ganz klarwerdenden, Erkenntnisse über die Totenerweckungsrituale der Etrusker sogleich in die Praxis umsetzt, keine dieser Handlungen stellt diese Pseudo-Autoritäten nun wirklich über das Balzverhalten und die dumpfen Sprüche des restlichen Casts.
d) Signora Giordanos primäre Geschlechtsorgane werden von beiden Filmen nicht verschont. Während Bianchi ihr immerhin noch das, meiner Meinung nach, gnädigere Los zuteil werden lässt, dass ihr eigener Sohn ihr eine Brust abbeißen darf, hat Landi für derartige Zurückhaltung wohl nichts übrig und muss Patrick sogleich einen Metallstab in ihre Vagine rammen lassen bis er aus ihrem Mund wieder austritt, eine Szene, die ich persönlich wohl eher in einem Kannibalenfilm italienischer Schule erwartet hätte.
e) Zerspringende Gegenstände sind allüberall und ohne die geringste Bedeutung für die eigentliche Story. In Bianchis Film sollen die platzenden Glühbirnen (im schmucken Kronleuchter!) wohl so etwas wie ein böses Omen darstellen, eine göttlich-warnende oder eine satanisch-frohlockende Kraft symbolisieren, die eine Ankündigung von sich gibt. Was die zersplitternden Gläser bei Landi sollen, weiß dieser wohl nicht mal selbst, es sei denn, er würde versuchen zu behaupten, dass Patricks Kraftfeld so groß sei, dass es sich zwangsläufig auf die Einrichtung des Hauses überträgt und diese zum Wanken bringt (oder er würde mit den Schultern zucken und mir raten, nicht zu viel in einen Film hineinzuinterpretieren, der vorrangig dazu gedacht ist, das Klientel zu erfreuen, das sich auch bei D'Amatos Emanuelle-Kannibalen-Film ein feuchtes Höschen holt).
Abschließend muss ich PATRICK LEBT! natürlich konstatieren, dass wir es hier mit einem der besten (!) - und das meine ich ernst! - Italo-Horrorfilme aller Zeiten zu tun haben, einer, bei dem nichts stimmt und damit alles. Das nächste Mal werde ich dann Vergleiche zwischen Landis Film und dem Oeuvre D'Amatos ziehen, denn da lässt sich sicherlich auch genügend Material finden, ich sage nur: Sodomie-Anklänge in der Hunde-Soft-Erotik-Szene ("Du bist so schön! Oh, wie ich dich liebe!") und die Tarot-Karten-Szene, die 1 zu 1 aus MAN EATER abgekupfert wurde ("Huch! Der Tod! Wir werden alle sterben!).
Überhaupt: will nicht endlich mal jemand eine Motivgeschichte des italienischen Genrefilms schreiben?