So, dann jetzt auch noch mein Abschlußbericht hinterher. Karl hat soweit schon alles gesagt und ich stimme ihm in allen Punkten zu. Tolle Stimmung, tolle Leute, tolle Gespräche. Wobei es mich im nachhinein mächtig ärgert, dass ich nicht bis zum Schluß geblieben bin. Aber ich wollte meiner Frau auch mal was Gutes tun und zumindest einmal am Wochenende den Abend mit ihr verbringen.
Also Tag 3
Tag der Überraschungen. Ich hatte ja gedacht, dass Vortrag und Kurzfilme sehr mäßig, EVA dafür rappelvoll gefüllt sein würden. Tja, so kann man sich irren.
Der Vortag von Florian Krautkrämer war wirklich klasse. Sehr informativ, das Thema von vielen Seiten wissenschaftlich beleuchtend und insbesondere im frei vorgetragenen Teil auch sehr unterhaltsam. Besonders schön war auch, dass das Publikum wirklich dabei war und die eine oder andere Diskussion gestartet wurde. Ich würde das mal unter "voller Erfolg" verbuchen und nächstes Jahr müssen wir unbedingt wieder einen Vortrag drin haben. Leider habe ich es versäumt, mir ein Buch von ihm signieren zu lassen, da ich mich erst am nächsten Tag wirklich dazu durchgerungen hatte eins zu kaufen. Habe es mittlerweile schon durchgeblättert und: Es lohnt sich.
EVA war - wie Karl schon schrieb - sehr, sehr mäßig besucht. Komisch. Spanischer Film (das Instituto Cervantes hat eine eigene Filmreihe hier, so dass ich allein von dort schon einige Besucher erwartet hätte), dann Daniel Brühl als bekanntes Mainstreamgesicht.. auch hier hätte ich auf weibliches Publikum gesetzt.
Der Film selber hat mir gut gefallen. Schön gefilmt, sehr gute Schauspieler (der Brühl ist echt klasse - schade, dass ihm in Deutschland selten gute Rollen angeboten werden ) und eine nette, sehr zu Herzen gehende Geschichte. Schwachpunkte: Es wird für meinen Geschmack etwas zu sehr der Zufall bemüht und ich fand die Geschichte schon arg vorhersehbar. Aber das ist alles spätestens beim sehr ergreifenden Finale vergessen, das alles richtig macht und nicht noch ein "offenes Ende" oder so'n Quatsch hinten dran klatscht. Nein, tragisch-konsequent gut.
Der Stummfilm "Aelita" war wie erwartet wieder richtig voll. War jetzt nicht ganz das, was ich mir vorgestellt hatte. die "Marsszenen" waren alles hübsch und futuristisch umgesetzt, machen aber vielleicht 10% des Filmes aus. Der Rest spielt in der Sowjetunion und macht es durch seine unzähligen Nebenplots schwierig zu folgen. Dass scheinbar 30 Minuten fehlten, machte die Sache auch nicht leichter. Das Publikum war aber trotzdem begeistert. Die Musik war... ich sage mal vorhersehbar. Da bin ich ganz bei Karl: Trotz des tollen Konzepts, neben dem Hauspianisten noch einen Gast mit einem jeweils anderen Instrument dabei zu haben, ist mir das alles zu "traditionell". Ich würde mir mal wirklich was neues, unerwartetes wünschen. Das Publikum mochte es aber.
Für die Kurzfilme sah ich (nach dem Vorabend und mit dem Wissen um die schwierige 22:30-Schiene) fast schon schwarz. Umso erfreulicher, dass ich auch hier daneben gelegen habe. Es kamen weitaus mehr Leute als erwartet (eine 8-köpfige Gruppe kam noch rein, als der erste Kurzfilm schon vorbei war). Das Programm war wirklich gut und von allem was dabei. Der Brüller war ein 3-Minüter namens "How To Cope With Death", der nur als Ersatz kurzfristig ins Programm gerutscht war. Der kam aber super an. Ich persönlich war von "Yuri Lennons Landing on Alpha46" sehr angetan, den Alfred als 35mm Überraschungsfilm für Karl und mich reingepackt hatte. Ansonsten hatten wir auch die Gelegenheit unsere Lieblingskurzfilme zu zeigen. Bei Karl war das der tolle "Kitchen Sink" (den ich noch nicht kannte), bei mir "Copy Shop" und bei Alfred - sehr zu meiner Freude - "The Heart of the World" von meinem Liebling Guy Maddin. Ich denke mal, damit wurde auch Karl sehr auf diesen großartigen kanadischen Filmemacher neugierig.
Danach musste ich noch die Beine in die Hand nehmen, um die letzte Bahn zu erwischen. Darum konnte ich mich leider nicht mehr mit den Leuten unterhalten, die noch in netter Runde zusammenstanden. Vielleicht auch besser so, da der Bremer Filmemacher Dominik Götz - dessen "Schreibblockade" wir im Programm hatten - gerade ausführte, dass ihm viele der Filme zu Lynch-mäßig gewesen seien. Das hätte dann sonst wohl zu einer längeren Grundsatzdiskussion mit mir geführt