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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Verfasst: Mo 30. Mai 2016, 11:21
von buxtebrawler
karlAbundzu hat geschrieben:Unvermeidlich war bei dem Titel ja FOUR HORSEMEN von Metalica, ich mochte noch Kaltes, Klares Wasser von Malaria!, I ran von den Flock of Seagulls und Sweet Dreams von den Eurythmics in einer klasse Quicksilver Szene. Aber sonst nichts hartes..... (naja, Alex würde mir wiedersprechen: Es gab auch Ludwig Van)
Ok, danke!

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Verfasst: Do 2. Jun 2016, 10:37
von karlAbundzu
zum noch mal nachsehen, und für alle, die durch bux auf den geschmack gekommen sind
http://www1.wdr.de/mediathek/video/send ... -100~.html

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Verfasst: Fr 10. Jun 2016, 15:01
von buxtebrawler
04.06.2016, Tipsy-Apes-Vereinsgelände, Hamburg:
SOURCE OF STEEL Festival


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Bei den Tipsy Apes scheint es sich um einen Hamburger Metal-Club zu handeln, den es schon seit Anbeginn der Zeitrechnung gibt. Einmal jährlich richtet er auf seinem Gelände in Hamburg-Harburg ein Open-Air-Festival für ‘nen recht schmalen Schein aus und dieses Jahr war ich erstmals dabei. Kurzentschlossen hatte ich nämlich Bock bekommen, an diesem mal wieder vielleicht heißesten Tag des Jahres tagsüber etwas an der frischen Luft zu unternehmen und statt in den Zoo, in Wald und Flur oder an den Strand fuhr ich nach Harburg, fand dank zwei Besuchern, die mit mir aus dem Bus ausstiegen auch gleich den Weg und war sogar fast pünktlich.

So bekam ich noch den Großteil des Sets des Openers EMPIRESFALL mit. Die Hamburger haben 2009 ihre Debüt-EP und 2014 ein erstes Album jeweils in DIY-Manier veröffentlicht und spielen schnörkellosen, rauen Thrash. Was für meine Ohren zunächst noch etwas gleichförmig klang, gewann mit fortlaufender Spielzeit an Klasse – hatte man sich die Hits für die zweite Hälfte aufgehoben? Gefiel mir gut, wenn ich meine Aufmerksamkeit auch zu ein paar Anteilen aufs Begrüßen bekannter Gesichter, Erstehen von Bierbons und Vertrautmachen mit der Location verteilte.

Nach der Umbaupause folgte einer der Hauptgründe für mein persönliches Erscheinen, die Hamburger Nachwuchs-Thrash-Hoffnung REAVERS. Die Dame und die Herren spielen ja doch öfter mal in Hamburg, aber in die Pooca-Bar z.B. verschlägt’s mich dann doch eher nicht – umso besser, sie in diesem Rahmen oder auch in Kürze in der Bambi Galore endlich mal wieder zu sehen (war mir bisher nur einmal im Marx vergönnt). Auch im wahrsten Sinne des Wortes nüchtern betrachtet ging der Oldschool-Thrash gut ins Bein. Der bewegungsfreudige Sänger und Bassist Klitz lieferte ‘ne ungestüme Show, der barfüßige Drummer hat sich manch Sperenzien und Details einfallen lassen, um auch die Rhythmusarbeit aufregend zu gestalten und die beiden Gitarren rifften amtlich, wenngleich hier und da vielleicht noch Raum für etwas mehr Leadgefiedel wäre. Songtitel wie „Sleeping Toxic“, „Artillery Death“ und „Madness“ lassen auf die nie überholten Themen Krieg, Wahnsinn und Verderben schließen, „Fire in the Hole“ entpuppte sich als deutschsprachiger und mehrdeutiger Song über Krieg und Analverkehr… und zum finalen TANKARD-Cover „Freibier“ gesellten sich EMPIRESFALL mit auf die Bühne, die Klitz seinen Bass abnahmen und kräftig beim Freibierverteilen ans durstige Publikum halfen – geile Aktion!

BOOZE CONTROL war dann die erste Band mit ein wenig weiterer Anreise: Das Quartett stammt aus Braunschweig und überzeugte mit klassischem Heavy Metal, zu dem ich jetzt gar nicht so viel sagen kann, außer dass er zu gefallen wusste, hatte man sich nach der doppelten Thrash-Attacke erst mal auf den Sound eingegroovt. Das „Angel Witch“-Cover lud zum kollektiven Mitsingen ein und sorgte zusätzlich für beste Laune. Guter Gesang, Songs mit Ecken, Kanten und Melodie und ‘ne sympathische Attitüde – schönes Ding!

Das Gelände, das bisher noch weitaus mehr Leuten Platz geboten hätte, füllte sich während des BLACKSLASH-Auftritts nun auch langsam aber sicher mit den Spätaufstehern unter den Festivalbesuchern. Der Sänger der Baden-Württemberger sah mit seinem verbotenen Outfit verdächtig nach Poserrotz aus, doch der Sound erinnerte mich vielmehr an eine weniger punkige, melodieorientiertere NWOBHM-Variante mit Power-Metal-Einflüssen – und ich hoffe, mich damit jetzt nicht in den Schubladen vergriffen zu haben. Die fünf Jungs posten, was das Zeug hielt, die gute alte Doppelläufige kam oft zum Einsatz und die für solch ein Festival großzügig bemessene Spielzeit ließ sogar Zeit für ‘ne Ballade. Das war besser als erwartet und mir dämmerte, dass sich hier und heute eine handverlesene Crème de la Crème des Underground-Metals quer durch den stilistischen Gemüsegarten entdecken lässt.

Die anschließend auf dem Plan stehenden MESSERSCHMITT aus Remscheid standen mit ihrem Kabinenroller leider im Stau und verspäteten sich deshalb, so dass die nächste Pause etwas länger ausfiel. Zeit für geschmackvolle Mucke vom Band, ausgiebige Klönschnacks und noch mehr Bier. Letzteres machte sich nun gerade auch im Zusammenhang mit der Affenhitze langsam aber sicher bemerkbar und vermutlich hätte ich in diesem Zustand schlicht alles abgefeiert, was ‘ne Klampfe schrammeln kann. Ich habe aber den instinktiven Verdacht metaphysischen Charakters, dass mir MESSERSCHMITTS wüstes Speed-Riffing auch unter normalen (?) Umständen die Nackenmuskeln trainiert und meine No-Bullshit-Straight-In-Your-Face-Geschmacksknospen aufblühen lassen hätte. Die Stimmung war mittlerweile allgemein ausgelassen, zur generellen Entspanntheit der Anwesenden gesellte sich in zunehmendem Maße Feierwut. Die Band um ihren Sänger/Gitarristen im Cliff-Burton-Gedächtnislook konnte sich in Sachen Show auf ihren Detlev-Buck-Lookalike am Viersaiter verlassen, der allgemein der Publikumsliebling der Band zu sein scheint. Den Schalk im Nacken bewies dieser auch, als er irgendwann sein geschmackssicheres IRON-KOBRA-Shirt gegen ein HSV-Trikot tauschte, was natürlich völliger Quatsch ist. Das bisher einzige Album der Band werde ich auf jeden Fall mal antesten und die MESSERSCHMITT-Shirts im Publikum bewiesen, dass nicht wenige genau auf diese Band gewartet hatten.

Mein zweiter Hauptgrund fürs Partyzipieren war hingegen IRON KOBRA. Nach diversen EPs etc. sowie zwei Studioalben hatte ich locker meine Handvoll Hits zusammen, die mich neugierig auf ‘nen Gig der Gelsenkirchener werden ließ. Das Image der Heavy Metal mit Power- und Epic-Metal-Einflüssen spielenden Band erscheint mir zwar reichlich klischeebehaftet und das Augenzwinkern konnte ich weder auf den Promofotos noch in den Texten bisher entdecken, habe aber auch gar nicht danach gesucht. Wie wurscht mir das tatsächlich sein kann, bewies dieser durchgehend arschtretende Gig, der auch ohne aufwändige Bühnenshow oder sonstiges Klimbim großes Metal-Entertainment bescherte und genau die Mischung aus Härte und Melodie, aus Düsterheit und Okkultismus, aus Pathos und Kitsch zelebrierte, die die klassische Metal-Szene seit Jahrzehnten immer wieder aufs Neue begeistert. Ich raiste meine Fist „for the glory of Isengard“ (wo auch immer das liegt) und bangte zu Zeilen wie „Black magic spells, dark wizards break lose, satanic Blitzkrieg strikes, doomsday!“ – hell fuckin‘ yeah! Und mit ein paar Litern Astra im Astralkörper macht’s gleich doppelt so viel Spaß.

Aber einer ging noch: Die Wedeler METAL WITCH, die’s mit Unterbrechung schon ewig gibt und sich trotz nur eines Longplayers eines außerordentlich gutes Rufs in der lokalen Szene erfreuen, luden zum Hexentanz und der Pöbel leistete willig Folge. Ich muss zugeben, mich nicht mehr wirklich an den Auftritt, in dessen Rahmen abermals Freibier gereicht wurde, erinnern zu können und vernünftige Fotos habe ich auch keine mehr hinbekommen. Ich weiß aber, dass die Party auf ihrem Siedepunkt angelangt war, der klassische Teutonen-Metal mit seinen eingängigen Refrains noch einmal zum kollektiven Durchdrehen einlud und so viel euphorisierendes Adrenalin freisetzte, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil der Besucher auch die Aftershow-Party noch mitnahm.

Fazit: Ein durch und durch gelungener Tag, Abend, Nacht. Zu meiner positiven Überraschung war kein einziger Ausfall dabei, ich konnte tatsächlich allen Bands etwas abgewinnen, für die Auswahl hatte man ein gutes Händchen entwickelt. Bis auf eine kurze Rauferei blieb alles friedlich, das Publikum war gut aufgelegt und die Organisatoren, soweit ich’s mitbekommen habe, ‘ne lockere, sympathische Bande, die auch schon mal Pyros vom Bühnendach zündete. Als echte Party-Animals erwiesen sich auch EMPIRESFALL, von denen irgendwie ständig jemand auf der Bühne rumsprang und den Musikerkollegen Bier einflößte. Die günstigen Preise luden ein, es besonders kräftig krachen zu lassen (als ein Bekannter von mir auch noch den Ausschank übernahm, war’s aus mit mir) und das vegane Chili war schmackhaft – wenn man anscheinend auch überrascht war, dass das tatsächlich jemand bestellt. So war nun wirklich für alles gesorgt. Danke ausnahmslos ALLEN Beteiligten für diese feiste gotteslästerliche Sause, die bewies, wie lebendig und vielfältig die Szene ist. Ich drohe hiermit an, nächstes Jahr wiederzukommen – dann vielleicht mit THRASHING PUMPGUNS, SHADOWBANE oder MORBITORY?

Reich bebildert auch hier:
http://www.pissedandproud.org/04-06-201 ... -festival/

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Verfasst: Di 21. Jun 2016, 23:30
von buxtebrawler
10.06.2016, Gaußplatz, Hamburg:
GAUSSFEST 2016


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Ist schon blöd, wenn man sich immer noch nicht klonen, schnell mal per Zellteilung vermehren oder sonstwie dafür sorgen kann, auf zwei Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. So wurde ich dem diesjährigen Gratis-Open-Air auf dem Altonaer Gaußplatz kaum gerecht, denn gleichzeitig fiel in Frankreich der Startschuss zur Fußball-EM. Arbeitsbedingt etc. verpasste ich direkt das erste Highlight, einen der ersten Gigs der Hamburger Punks LIQUOR SHOP ROCKERS, der neuen Band um ex-LEFT-JAB-Weste, ex-RECHARGE-Nina, SWELLBELLYS-Needlz und ex-STONE-COLD-BLACK-Toni. Wüsten, dreckigen Punk’n’Roll sollen die zocken und ein paar private Amateuraufnahmen klingen verdammt vielversprechend. Dafür bekam ich den Großteil des UPPER-CRUST-Sets mit, der Hamburger HC-Punk-Band, die sich jüngst in Person Lars‘ Bruders um einen Shouter verstärkt hat. Dadurch ist deutlich mehr Action auf der Bühne und stimmlich passt’s auch prima, zudem macht der Gute einen hochmotivierten, hungrigen Eindruck. In Kombination mit dem Gaußplatz-Sound klangen UPPER CRUST an diesem Abend noch krachiger und ungehobelter als sonst und wie so oft war Basser und Zappelphilipp Jörg ebenfalls ein großer Aktivposten, der sich zudem die Flossen blutig gespielt hat. Mit den norwegischen Riot Grrrls LUCKY MALICE verpasste ich dann schweren Herzens einen weiteren Höhepunkt, aber das Eröffnungsspiel lockte und stellte sich tatsächlich als spannender Turnierauftakt heraus. Auf dem Platz schien’s niemand zu schauen, also begab ich mich mit meiner Begleiterin ins angrenzende Vivo, wo sich das Spiel gediegen verfolgen ließ. Als wir zurückkehrten, lärmten dann noch DIS DISASTER aus Berlin und Tel Aviv ihren disigen HC-Punk-Stiefel herunter – und sahen so ganz anders aus als zuletzt: Corpsepaint in den Fressen und ‘ne Dame auf der Bühne?! [Nachtrag: Ich Schussel, na klar, die war auch schon damals in der Lobusch dabei!] Bedeutete das dieses „& FREAKAHOLIC“ auf dem Flyer? Keine Ahnung, aber danach war leider auch schon Schluss, natürlich nicht, ohne im Anschluss noch ein paar Veltins zu unschlagbaren Preisen zu pitschen und sich ins eine oder andere Gespräch verwickeln zu lassen, immerhin war der Platz wieder gut gefüllt mit Punks und anderen Freaks aus ganz Deutschland. Fast leidtun konnte einem der arme Tropf, der den Wagen seines Gastgebers einfach nicht mehr wiederfand und irgendwann resigniert neben uns Platz nahm, was mich an die eine oder andere Zeltplatz-Odyssee auf Festivals erinnerte.

Am nächsten Tag musste ich dann komplett passen und vernünftige Fotos gibt’s diesmal auch nicht, sorry…

Wenigstens zwei Fotos gibt's hier:
http://www.pissedandproud.org/10-06-201 ... fest-2016/

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Verfasst: Di 21. Jun 2016, 23:54
von buxtebrawler
11.06.2016, Monkeys Music Club, Hamburg:
DEMENTED ARE GO + HOLSTEIN ROCKETS + RUSTY ROBOTS


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Subkulturelles Überangebot in Hamburg, die Drölfzigste: EMILS im Menschenzoo, FAT FLAG und SPIKE im Hafenklang, der zweite Tag des Gaußfests und das war bestimmt längst nicht alles… Ich beschloss, an diesem Abend mal wieder meine ‘billy-Quote zu erhöhen, zumal DEMENTED ARE GO mit ihrer dreckigen Zombie-Interpretation des Psychobillys wohl zum geilsten gehören, was das Genre zu bieten hat. Zunächst galt es aber, das Spiel der Engländer gegen die Russen im Pub-Bereich zu verfolgen, weshalb ich die RUSTY ROBOTS lediglich als Hintergrundbeschallung vernahm. Was ich hörte, war aber nicht verkehrt, hörbarer Rockabilly mit Surf-Vibe. Nach Abpfiff des für die Briten enttäuschenden 1:1 konnte ich mir dann noch den Großteil des HOLSTEIN-ROCKETS-Sets geben, die klasse Rockabilly mit deutschen Texten zockten. Wenn ich so’ne klassisch-betollten Typen sehe, muss ich ja immer an die kultverdächtigen „Vorstadtgang“-Comics um Lucien & Co. denken. Blickfang war aber die schnieke Drummerin im ‘50s-Look mit Schiffchen auf dem Kopf, die an ihrem minimalistischen Kit im Stehen einen satten Beat kredenzte und dabei stets übers ganze Gesicht strahlte. Stilecht klackerte wie bei allen Bands des Abends der Kontrabass dazu. Das war alles angenehm kurzweilig und ging gut ins Bein, ein paar eingedeutschte Coverversionen werden auch dabei gewesen sein. Gute Band, die mich positiv überrascht hat!

Dann DEMENTED ARE GO im längst sehr gut gefüllten Club. Keine Ahnung, wann ich die zuletzt gesehen hatte. Irgendwie mache ich mir nicht mehr sonderlich viel aus Psychobilly, noch weniger als früher. Meine zwei, drei DAG-Platten hab‘ ich trotzdem im Schrank – und dieser Gig hat’s dann auch locker geschafft, mich wieder anzufixen! Bei Spitzensound ging’s von der ersten Minute an rund, ein amtlicher Pit bildete sich und der überwiegende Teil der Besucher feierte die Band um Sänger Sparky mit seiner charismatischen, kaputten Stimme frenetisch ab. Dieser trug übrigens keinen Flat mehr, sondern punkigen Struwwel-Look und war natürlich genau wie die Bandkollegen komplett auf Zombie geschminkt. Zusammen mit diesem visuellen Element legt die Mucke tatsächlich noch mal an Atmosphäre zu und erfreulicherweise war die Band topfit, Sparkys Stimme ebenfalls zu 100% präsent und ließ man sich auch spielzeittechnisch nicht lumpen: Das mit vielen Höhepunkten seit den 1980ern bestückte Set wurde um mehrere Zugaben ergänzt! Das hatte ich so nicht erwartet, fragte mich stattdessen im Vorfeld, was DEMENTED ARE GO 2016 wohl noch zu bieten hätten. Die Antwort: So ziemlich alles. Manch einer soll sogar behaupten, sie seien heutzutage live so gut wie nie zuvor. Überhaupt, der Sound: Ordentlich Hall, Pfeffer im Arsch, manch geiles Gitarrensolo, bisweilen auch nur kurz angetäuscht, um schnell wieder in den Untiefen der dominanten Rhythmussektion unterzutauchen. Das gefällt mir deutlich besser als der x-te MISFITS-Klon und hat für mich mehr mit vertonter Horror-Ästhetik zu tun als manch fast schon poppige Hochglanz-Combo. Zum Line-Up zählt übrigens offenbar ein Deutscher, wie der Kommunikation mit dem Mischer zu entnehmen war. Nachdem ich mich zunächst eher im Hintergrund aufgehalten hatte, zog’s mich später, nachdem der Wrecking-Pit schon etwas entkräftet war, dann doch nach vorne zum Feiern, was auch nach dem letzten Akkord noch lange nicht beendet wurde: Zu viele alte Bekannte waren vor Ort, hatten teilweise auch noch Geburtstag und so wurde noch das eine oder andere Bierchen gekippt und viel Blödsinn verzapft, bis die Putzbeleuchtung anging und der Getränkeverkauf eingestellt wurde. Ein grandioser Abend!

Reich bebildert auch hier:
http://www.pissedandproud.org/11-06-201 ... ty-robots/

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Verfasst: Mi 22. Jun 2016, 00:16
von buxtebrawler
15.06.2016, Bambi Galore, Hamburg:
NERVOSA + REZET + KILLBITE


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Brazil’s finest in Sachen Thrash sind für mich momentan die Mädels von NERVOSA, die gerade ihr zweites Album „Agony“ veröffentlicht haben. Letztes Jahr hatte ich sie erstmals im Rock-Café St. Pauli gesehen (und mich direkt – wie vermutlich jeder Anwesende – ein bisschen in Bassistin/Shouterin Fernanda verknallt), dieses Jahr verschlug es sie nach Billstedt in Hamburgs geilste Metal-Butze. Den Anfang machen die Bremer KILLBITE, die ‘ne Mischung aus Crust und metalbeeinflusstem Hardcore zocken und vom aufgeschlossenen Publikum recht gut aufgenommen wurden. Der Shouter ging etwas auf Tuchfühlung, indem er auch mal die Bühne verließ und die ganze Band wirkte sympathisch und hochmotiviert. Kein schlechter Stoff!

Mit den Schleswigern REZET glaubte ich im Vorfeld, eigentlich weniger anfangen zu können. Auf eine Empfehlung hin hatte ich mir das jüngst veröffentlichte dritte Album „Reality is a Lie“ einmal angehört und konnte mit dem early-MEGADETH-beeinflussten Sound wenig anfangen. Live allerdings zog man nicht nur kräftig vom Leder, sondern auch ordentlich die Wurst vom Teller, so dass ich der Faszination der technisch anspruchsvollen, dennoch herrlich aggressiven Kompositionen mit dem recht eigenständigen, angepissten Organ Richtung Mustaine zu Demo-Zeiten immer mehr erlag. Ich werde mich noch mal in Ruhe mit der Diskografie der Band auseinandersetzen müssen und diesmal mit dem alten Material anfangen. Zugegebenermaßen liefen mir damals MEGADETH auch nicht gleich rein und musste ich mich erst mal an den Stil gewöhnen. Der Bombensound im Bambi wird seinen Teil zum positiven Gesamteindruck beigetragen haben und größere Teile des Publikums gingen längst steil.

Nach einem weiteren Bierchen an der frischen Luft und ’nem Klönschnack mit den TORTENSCHLACHT-Mädels, die eigens aus Rostock angereist waren (obwohl sie NERVOSA ein paar Tage zuvor bereits in Rostock gesehen hatten), betraten Prika Amaral, Fernanda Lira und Pitchu Ferraz die Bühne, um nach kurzem Linecheck das Tor zur Hölle aufzustoßen. Anfangs musste der Sound, insbesondere die Lautstärke des Basses und des Gesangs, noch kräftig nachjustiert werden, doch ab dann blies der Oldschool-Thrash des Trios ungetrübt durch die Gehörgänge. Atmosphärisch erinnerte mich der spezielle Klang, der an diesem Abend erzeugt wurde, in Verbindung mit der düsteren Lightshow an die Atmosphäre des SODOM-Erstlings „In the Sign of Evil“ – jedoch beherrschen NERVOSA ihre Instrumente weitaus besser als Angelripper & Co. damals. Trotz ihrer herrlich morbiden Ästhetik verstehen sich NERVOSA vornehmlich auf ernstzunehmende No-Bullshit-Lyrics und Fernanda mit ihrem gleichsam akzentuierten wie von Growls, Fauchen und Gekeife durchsetzten Gesang schreit und brüllt auf der neuen Platte gefühlt noch mehr als auf dem Debüt, dass es die reinste Freude ist, nur um live Sekunden später ihr entwaffnendes Lächeln aufzusetzen und fröhlich und entspannt mit dem Publikum zu kommunizieren. Allgemein knallt der neue Langdreher noch stärker als der erste, live kam Material beider Alben zum Zuge. Vom Demo spielte man leider nur „Masked Betrayer“, der Hammer wäre natürlich „Invisible Oppression“ gewesen. Ansonsten gab’s absolut nix zu mäkeln, das war großes Thrash-Kino! Fernanda riss mitten im Set übrigens eine Basssaite, was den weiteren Verlauf jedoch nur unwesentlich verzögerte. Ein großer Wermutstropfen war für mich, dass ich mich mit meinen frischen Beintattoos vom Vortag auf gar keinen Fall in den Pit stürzen oder nach vorn drängeln konnte, so dass ich mich vornehmlich im Hintergrund aufhielt. Deutlich gewachsen ist die Band, was sich an der vergrößerten Anhängerschaft ablesen lässt. Im Rockcafé letztes Jahr war noch wesentlich mehr Platz, diesmal war die Bude auch an einem Mittwochabend fast voll. Und wie ein Bekannter so schön bemerkte, schienen sich die Alpha-Banger gegenseitig darin übertreffen zu versuchen, die Mädels auf der Bühne zu beeindrucken. ;) Leider schlugen am Merch-Stand LP und T-Shirt mit je 20,- EUR zu Buche, was mir dann doch etwas zu viel war, hatte ich doch auf Preise um die 15 Taler gehofft, immerhin atmen NERVOSA wesentlich stärker den guten alten D.I.Y.-HC- und Punk-Spirit als den Kommerz-Metal-Geschäftssinn. Nichtsdestotrotz war das Vinyl schnell vergriffen und evtl. war’s auch ‘ne Mischkalkulation, um den Eintrittspreis niedrig zu halten, der lag nämlich bei lediglich 8,- EUR! Das Timing passte perfekt, direkt nach dem letzten Scream, Akkord und Beat bekam ich noch die letzte Bahn nach Hause, Zugaben waren anscheinend ohnehin nicht eingeplant – auch meinerseits nicht, wenngleich ich mir vorsorglich den nächsten Tag freigenommen hatte. Man lernt ja dazu… Ich hoffe, NERVOSA beehren Hamburg bald wieder, denn momentan könnte ich mir die locker mehrmals pro Jahr geben.

P.S.: Leider auch hier keine vernünftigen Fotos, ist echt schlecht aus den hinteren Reihen…

Trotzdem reich bebildert auch hier:
http://www.pissedandproud.org/15-06-201 ... -killbite/

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Verfasst: Mi 22. Jun 2016, 10:51
von karlAbundzu
Schöne Berichte, Nervosa klingt spannend und Killbite hab ich schon oft verpasst.
und :shock: Da kennt noch jemand die Vorstadtgang-Comics.

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Verfasst: Mi 22. Jun 2016, 15:19
von buxtebrawler
karlAbundzu hat geschrieben:Schöne Berichte, Nervosa klingt spannend und Killbite hab ich schon oft verpasst.
Danke!
karlAbundzu hat geschrieben:und :shock: Da kennt noch jemand die Vorstadtgang-Comics.
Na klar! :D

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Verfasst: Do 23. Jun 2016, 11:34
von buxtebrawler
18.06.2016, Menschenzoo, Hamburg:
AUSBRUCH + HAMBURGER ABSCHAUM


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Mit AUSBRUCH haben sich weitere „Deutschpunk“-Veteranen aus den ‘80ern reformiert und wollen’s noch mal wissen. Damals hatte man mit „Harte Zeiten“ ein Album am Start und fiel ansonsten insbesondere durch Sampler-Beiträge auf. Die Texte waren zum Teil zeitgenössisch plakativ, gern aber auch abseits von Parolengedresche gesellschafts- und politkritisch und dabei durchaus durchdacht. An diesem Abend verschlug es sie in den Menschenzoo und mir wurde die Ehre zuteil, für adäquate Beschallung aus der Konserve zu sorgen. Den Vorturner machten die Platzhirschen von HAMBURGER ABSCHAUM mit einem verglichen mit ihren Shows als Haupt-Act gekürzten Set, das sehr kurzweilig und griffig ausfiel und zum Feiern einlud, was die Gäste in der bestens gefüllten Spelunke dann auch hingebungsvoll taten. Diverse eingängige Refrains wurden fleißig mitskandiert, vorne wütete der Pogo-Mob und auf der Mini-Bühne drängelten sich faszinierenderweise so sieben, acht Leute…? Die Kettensäge kam glücklicherweise nur kurz zum Einsatz, jedoch nicht, ohne die Kellerbutze nachhaltig mit Benzinduft zu erfüllen. Beste Stimmung bei einer bis auf kurze charmante Verhacker fitten Band, die ihre mit reichlich Lokalkolorit gewürzten Songs wie üblich mit charakteristischem Trompeten-Einsatz versah und gleichzeitig mit doppelter Gitarrenschrammelfront und zweistimmigem Gesang punk as fuck war sowie inhaltlich mit starkem Hang zur Selbstironie sympathisch und schwer authentisch wirkt. Ob nun gegen Yuppies und Gentrifizierung und für mehr Bauwagenplätze geworben wird, im einzigen englischsprachigen Song Flüchtlinge willkommen geheißen werden, den Vorzügen eines Treckers im Stadtverkehr gehuldigt, diversen Unsympathen zurecht „Auf’s Maul“ angedroht oder der LABSKAUS-Volltreffer „Lauf um dein Leben“ gecovert wird – der „Abschaum aus dem Norden, vollgepackt mit zwei Akkorden“ macht jedes Konzert zur rustikalen Abrissparty.

Welchen Stellenwert HAMBURGER ABSCHAUM bei uns genießen, zeigte sich auch darin, dass direkt nach deren Gig dann doch einige bereits aufbrauchen und sich AUSBRUCH erst gar nicht mehr anschauten. Nichtsdestotrotz war’s natürlich immer noch amtlich gefüllt, als die augenscheinlich gut gealterte (und geschmackssicher gekleidete – gleich zwei THE-CLASH-Shirts auf der Bühne) Band mit ihrem Midtempo-lastigen Punkrock begann. Vor der Bühne war die meiste Zeit gut was los, mit meinen immer noch frischen Beintattoos musste ich mich jedoch weiter hinten aufhalten. Einmal wagte ich mich nach vorne, um ein paar Fotos zu schießen und direkt sprang mir eine Olle (aus Versehen) barfuß (!) an die Wade… Einige der großen Hits hatte man ans Ende des Sets gepackt, das mit rund 80 Minuten recht lang ausfiel und somit auch Platz für ein paar wenige Songs bot, die meines Erachtens kleine Rohrkrepierer sind, ansonsten aber Abwechslung bot: Altes Material mischte sich mit unveröffentlichtem neuem, die Offbeat-Nummer „Deine Freiheit“ wurde ebenso mittig platziert wie das klasse TRACY-CHAPMAN-Cover „Talking ‘bout Revolution“ und das englischsprachige „I’ve Got a Picture“ – und am Ende hieß es dann „Deutscher Eid“, „Kämpf um dein Recht“ und „Wo ist die Freiheit?“. Die älteren Semester sangen alles kräftig mit und letztlich dürften alle eine gute Zeit gehabt haben. Natürlich sind AUSBRUCH nach wie vor relevant, weil textlich leider alles andere als überholt, so dass sich mir die Sinnfrage einer Reunion wie dieser gar nicht erst stellt – zumal wenn eine Band augenscheinlich Bock auf genau diese Kellergigs hat und sich allürenfrei und ohne Gepose authentisch präsentiert. Hier und da hätte ich das Set etwas gestrafft, alles in allem zeigt der Daumen aber eindeutig nach oben!

Im Anschluss durfte ich den verbliebenen (und neu hineingestolperten) Gästen und den Zoowärterinnen noch bis 4:00 Uhr morgens meinen Musikgeschmack aufzwängen. Danke an den Menschenzoo, AUSBRUCH und HAMBURGER ABSCHAUM für den geilen Abend!

P.S.: Fototechnisch diesmal auch hier sehr mau, beim ABSCHAUM hab‘ ich mich gar nicht erst nach vorn getraut…

Trotzdem bebildert auch hier:
http://www.pissedandproud.org/18-06-201 ... -abschaum/

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Verfasst: Fr 1. Jul 2016, 17:58
von buxtebrawler
24.06.2016, Bambi Galore, Hamburg:
PROTECTOR + PRIPJAT + SKULLED + EMPIRESFALL + RAYDER


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„Thrash Overdose“ im Bambi mit PROTECTOR als Headliner, also nix wie hin. Da der gute Flo aber gleich fünf Bands durch den Abend peitschte, begann der Tanztee bereits so früh, dass ich RAYDER verpasste: Die Hamburger Speedster hatten ihren ersten Gig und unbestätigten Gerüchten zufolge soll der sehr ordentlich gewesen sein. Ich hoffe, ich bekomme die auch noch zu Gesicht, bevor sie sich in TWYX umbenennen. Bei den zweiten Lokalmatadoren EMPIRESFALL war ich aber rechtzeitig vor der Bühne. So konnte ich dann auch die Herren, die ich gerade erst bei den Tipsy Apes gesehen hatte, diesmal wesentlich aufmerksamer verfolgen. Der aggressive, raubeinige Thrash lief mir prima rein und wurde gebührend gefeiert. Zwar würde ich mir den einen oder anderen Refrain etwas ausgearbeiteter wünschen, aber davon unabhängig war das bei von der Örtlichkeit gewohntem Spitzensound ein für mich perfekter Einstieg in den Abend. Gegen Ende des Sets ließ man den Höhepunkt von der Leine: „Psychopath“ – welch geile Abrissbirne! Zugaben wurden gefordert und die Band hätte auch gern eine gespielt, doch Flo sah sich aufgrund des engen Zeitplans gezwungen, dem einen Riegel vorzuschieben.

Nach den üblichen Sabbelpausen an der Frischen durften die Bremer Thrasher SKULLED ran, die 2014 ihr Debüt-Album „Chaos Through Order“ veröffentlicht haben. Was aus der Konserve bisweilen etwas modern klingt, tendierte live stark in Richtung Hektiker-Crossover-Sound der ‘80er-Schule und machte trotz zeitweise etwas lichter gewordenem Publikum (Durchschnaufen nach den Lokalheroen, Kraft sammeln für die Haupt-Acts) viel Spaß. Die Band kann wat, so einiges sogar, wenn auch vielleicht noch das gewisse Etwas fehlt, der Schuss Wahnsinn, das Quäntchen Genialität…?

Wahnsinn zuhauf lieferten dann die Kölner mit ukrainischem Hintergrund PRIPJAT, die ich so gar nicht auf dem Schirm hatte. Eine spätere kurze Recherche ergab, dass ich mal ein, zwei Kritiken ihres Debüts „Sons of Tschernobyl“ gelesen, aber anscheinend nie reingehört hatte. Das rächte sich live! Die nach einer ukrainischen Geisterstadt in der Nähe Tschernobyls benannte Band drehte auf, als sei’s der letzte Gig vorm Strahlentod und hackte sich in Höchstgeschwindigkeit durch ein Inferno, das das abartig hohe Geschrei des Sängers um eine apokalyptische Hysterie ergänzte. Klar, dass das Publikum da eskalierte und die nicht zu knappe Bühnen-Action mit reichlich Matteschütteln und ‘nem kleinen Pit quittierte. Nach und nach entledigten sich Super-GAU-Citys Söhne ob der Affenhitze ihrer Kleidung, der zweite Gitarrist hatte öfter mal mit der Bühnentechnik zu kämpfen („Bühne kaputt!“), doch beides änderte nichts am permanenten Vollgas und der Hyperaktivität der Band, die ansteckend wirkte. PRIPJAT greifen den nuklearen Sound diverser ‘80er-Thrasher auf und haben als Ukrainer einen derartigen persönlichen Bezug dazu, dass es fast schon beängstigend authentisch wirkt.

Nachdem das Bambi fast einer Kernschmelze anheimgefallen war, nahm jeder die letzte Pause dankbar an – und manch einer wird sich gefragt haben, ob PROTECTOR das noch würden toppen können. Von 1986 bis 1993 versorgten die Wolfsburger das geneigte Publikum mit Brutalo-Thrash mit immer stärker hervortretender Death-Kante, bevor erst mal Schluss war. Anfang des Jahrzehnts reanimierte Original-Shouter Martin Missy die Band bzw. baute sie mit schwedischen Musikern mit Segen der übrigen Originalmitglieder neu auf und veröffentlichte seitdem zwei ordentliche Thrash-Alben. Und da ich PROTECTOR noch nie live gesehen hatte, waren sie der Hauptgrund meines Erscheinens. Mit dem superben „Xenophobia“ vom aktuellen Langdreher „Cursed and Coronated“ stieg man ein und wütete sich durch ein Set, das das neue Material ebenso berücksichtigte wie das alte Zeug, aufgelockert durch das MOTÖRHEAD-Cover „Overkill“. Missy hat’s zweifelsohne immer noch drauf und seine Mitmusikanten sind alles andere als von schlechten Eltern, so dass auch dieser im Vergleich mit PRIPJAT düsterer, schwerer wirkende Gig auf durchgehend hohem Niveau Laune machte und mit Befriedigung erfüllte. Ich freue mich ja über jede kompetente Thrash-Band, die wirklich etwas zu sagen hat – und PROTECTOR gehören definitiv dazu. Die Stimmung war auch hier bestens, der Sound nach wie vor prima, das Bier kalt und der Abend aber ausnahmsweise einmal nicht zu früh zu Ende, denn noch eine weitere Ballercombo wäre mir an diesem Abend dann tatsächlich zu viel des Guten gewesen. Danke an jede einzelne Band sowie an Flo & Co. für diese Überdosis, die ich mir mit dem größten Vergnügen gedrückt habe!

Reich bebildert auch hier:
http://www.pissedandproud.org/24-06-201 ... ll-rayder/