Seite 68 von 68

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Fr 19. Sep 2025, 17:02
von karlAbundzu
In Oldenburg über den Ozean, Tag 3.
Ein bisschen früher los, da frei, und alles entspannter angehen, inklusiver eingeplanter Essenspause.
Los ging es in den USA
14.9.25, 14:30
cine k / Muvi
Finding Planet Porno: The Wild Journey of American Cinema's First Outlaw (2024)
R: Christian Genzel, D: Howard Ziehm, Mick Garris, Earl Miller, Serena, Frances Spector; M: Jakob Widerin, Dominik Wallner
Eine Dokumentation über Howard Ziehm. Ein Pionier des Pornofilms, am bekanntesten wohl durch Flesh Gordon. Er fing vor Deep Throat an, wollte Filme machen und Sex haben. Genzel kommt ihm dabei sehr nah, es gibt viele Interviews in verschiedenen Situationen. Dazu noch viele Wegbegleiter*innen. Die feine Anekdoten beisteuern. Eigentlich läuft es darauf hinaus: Ziehm wollte Sex und allen sollte es gut gehen, sein Geschäftspartner Bill Osco wollte Geld und hat Howard auch behumst (mit ihm gab es kein Interview). Da gab es bei den alten Menschen viel anrühriges, wenn zB ein alter Freund und Mitmusiker (Ziehm spielte erst in einer Band bevor er drehte) zu Besuch ist, und sich an alte Songs versucht zu erinnern.
Dazu gibt es immer wieder Ausschnitte aus den Filmen, natürlich kein HC, aber man bekommt schon einen Eindruck, was so alles gemacht wurde.
Bis auf die „Abzocke“ von Osco war es aber wohl Porno Heile Welt Wonderland, da fällt wirklich kaum ein böses Wort über Ziehm. Und zumindest an zwei kurzen Stellen deutet sich unabsichtlich anderes an, aber Abhängigkeiten, Drogenprobleme, Gewalt, dass wird alles ausgelassen, bzw. gab es vielleicht nicht bei Ziehm-Poduktionen. Hm. Kann ich mir eigentlich kaum vorstellen, aber gut. Über die negativen Seiten des Business wurde ja schon viel (zu Recht) berichtet, und insgesamt ist das interessant und unterhaltsam. Und einige Interviewpartner (inklusive Ziehm) wird man ja auch nicht mehr sehen, dass ist schon traurig, wenn dann vor dem Abspann die Todesdaten derjenigen eingeblendet werden....
Leider war der Film so lang und begann mit 10minütiger Verspätung, dass ich nicht mehr zum Q&A bleiben konnte, Christian Genzel war ja anwesend (und klärte am Anfang die technischen Probleme) und war froh, dass ich nur ein Raum weiter musste.
Ich blieb in den USA, nur weiter nördlich
16:30
Cine k / Studio
Keep Quiet (2025)
OV
R: Vincent Grashaw, D: Lou Diamond Phillips, Dana Namerode, Nick Stahl, Elisha Pratt; M: James Wakefield
Teddy Sharpe ist Polizist der Tribal Police in einem Reservat, das sind eine Art Verbindungspolizisten, die Sachen klären bevor die Landessheriffs kommen. Er bekommt eine neue Partnerin, eine junge Frau aus einer Cop-Family. Die es einerseits genau nimmt, anderseits sich beweisen will. Doch hier läuft einiges anders, soziales Wissen und Gespür ist gefragt. Gerade in einer Situation, in dem Gangs als sozialer Ort immer wichtiger werden und ein wichtiger Typ in der Hierarchie ebendieser aus dem Gefängnis kommt. Eine wichtige Rolle spielt auch die Vergangenheit, wo die Versuche, andere, Gewalt freie soziale Räume aufzubauen durch einen Päderasten gescheitert sind. Die Spirale dreht sich und reißt die beiden mit.
Holla, das ist wirklich hart. Fängt es noch harmlos an, das bekannte Spielchen alter weiser Bulle, der die junge aufstrebende Street Knowledge beibringen muss, wird es doch immer härter und hoffnungsloser... Dazu ein Reigen different gezeigter anderer Cops (nachhaltig in Erinnerung: Nick Stahl als fieser Cop), und ebenso verschieden gezeigter Bewohner*innen des Reservats.
Lou Diamond Phillips klasse, ebenso das Buch, der Sound, die Kamera.
Empfehlung.

Dann ließ ich eine Schiene aus, um in den so gewonnenen drei Stunden gemütlich zu essen und ein wenig spazieren zu gehen. Mein anvisierter Laden hatte leider Geschlossene Gesellschaft (Sartre, „Die Hölle sind die anderen.“ ), so ging ich auf Oldenburgs Partymeile und fand eine Kellerpizzeria namens New York, also Italien und/oder USA. Da dort im Keller kaum Empfang war, so konnte ich nicht sinnfrei surfen, blieb mir neben Essen und Wein nur das sinnieren. Und es ist schon bitter, dass bei drei Filmen mit Gangs in Zweien die Nicht-Gangster irgendwann auch zu Waffen greifen und es so erzählt wird, dass es vielleicht alternativfrei und nachvollziehbar ist, und in dem einen, in dem das nicht passiert, das bitter endet....
Gut genährt machte ich mich auf nach Peru, traf vor dem Kino neben Arkschi und Fritzschi weitere bekannte, die sich einen Hundefilm angesehen hatten.
21:30
theater hof / 19
The Innocents (2025)
OT: Los inocentes
OmenglU
R: Germán Tejada, D: Diego Cruchaga Ponce de León, Fabián Calle, José Miguel Chuman, Grecia Pino, José Masías, Beto Benites, Joshua Salinas, Josué Subauste, Christian Calderón, Lucía Becerra, Andrea Berroca; M: Jesus Arteaga
Ein Junge wächst in Lima auf, verliebt sich, ist Fan einer Punkband, deren Plakate er malen darf, und möchte auch bei den gefährlichen Sachen dabei sein.
Coming of Age, vorher sagten wir noch, dass das ein ein wenig ausgelutschtes Genre ist, aber so geht das meinetwegen immer.
Wie sich der Junge durch das leicht unwirkliche Lima bewegt, wie er unsicher, auf der Suche ist, sich ausprobiert. Und alle Figuren sind wichtig und werden genau gezeichnet, niemand ist hier wirklich unschuldig, oder eindimensional. Neben der Hauptperson vor allem der Wortkarge, der sein Geld bei älteren perversen Männern macht und sich sehr viel Wut aufstaut. Und der Sprayerfreund, der irgendwie immer alles zu wissen scheint. Der Regisseur erzählte nachher von den Dreharbeiten, die meisten Darsteller*innen waren von der Straße gecastet, und es war auch sein Feature Film Debut. Das war kaum zu glauben, so überzeugend waren alle, so gut wurde es gedreht, mit einem sicheren Gespür für die Bilder und wie lange sie bleiben durften. Auch Buddy Giovinazzo war erstaunt beim Q&A, was er moderierte.
Für mich ein starker Abschlussfilm, den Sonntag schenkte ich mir, und Arkschi fuhr mich durch die Nacht nach Hause, Danke nochmals dafür.
Fazit OL: Viele gute Filme, spanischer Schwerpunkt, gute Stimmung drumherum, durch Programmplanung nur Fuck Toys von den aktuellen, und Slam Dance, Electra Glide in Blue und The Challenge von den jeweiligen Retros verpasst. Nächstes Jahr wieder.

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Fr 19. Sep 2025, 17:46
von karlAbundzu
Wenn man nicht in Oldenburg ist, ist ja Zeit für eine Matinee
14.09.25
11 Uhr, City 46, großer Saal
Dr. Mabuse, der Spieler – Teil 2: Inferno des Verbrechens (1922)
35mm
R: Fritz Lang, D: Rudolf Klein- Rogge, Aud Egede Nissen, Paul Richter, Gertrude Welcker, Alfred Abel; M: Konrad Elfers (1964)
Ein Woche später den zweiten Teil. Passt gut, 1922 lief im April Teil 1 an, im Mai Teil 2, auch wenn er als ein Film gedacht war, mit fast vier Stunden jedoch ein wenig lang.
Mabuses willfährige Dienerin Cara bringt sich im Gefängnis um. Mabuse ist das egal, er entführt die Gräfin und treibt ihren Mann in den Tod. Doch die Situation für ihn verschlechtert sich trotzdem, auch ein Anschlag gegen Staatsanwalt Wenk geht schief, inzwischen sind sie ihm direkt auf der Spur. Im Weg steht Mabuse auch sein steigender Wahnsinn und seine Hybris.
Leider war die Kopie ein wenig schlechter als letzte Woche, aber immer noch guckbar und der Vorführer hat wirklich hart gearbeitet.
Der zweite Teil dreht nochmal an der Schraube. Weniger Text, mehr Action und Klein-Rogge gibt nochmal alles. Das hat mich tief beeindruckt.
Wirklich ein Superverbrecher-Klassiker, den ich nur empfehlen kann und der für die Heimauswertung ja inzwischen auch in verschiedenen gut restaurierten Versionen erhältlich ist.