Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Alles, was nichts oder nur am Rande mit Film zu tun hat

Moderator: jogiwan

purgatorio
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von purgatorio »

Das sieht alles nach unglaublich faszinierendem Stoff aus. Aber ich weiß nicht mal wirklich, was das ist? Artbooks? Mangas? Something strange? :???:
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supervillain
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von supervillain »

purgatorio hat geschrieben: Do 11. Feb 2021, 03:55 Das sieht alles nach unglaublich faszinierendem Stoff aus. Aber ich weiß nicht mal wirklich, was das ist? Artbooks? Mangas? Something strange? :???:
Sonst waren schon immer einige Artbooks dabei, gestern nur Mangas soweit ich das jetzt überblicke, aber keine generischen, gestreckten Fließbandproduktionen wie viele KAZÉ oder TOKYOPOP Veröffentlichungen. Meist auch aus aller Herren Länder, nur GYO kam vor ca. 4 Wochen von Carlsen auf Deutsch (sonst kommt da eh nix bei uns). Die US Hardcover von VIZ sind aber viel schöner.
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buxtebrawler
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Beitrag von buxtebrawler »

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Mad-Taschenbuch Nr. 29: Frank Jacobs / Paul Peter Porges – Mit Mad rund um die Welt

Als ideale Reiselektüre empfiehlt sich das 29. deutsche Mad-Taschenbuch, das 1981 – zwei Jahre nach der US-amerikanischen Originalausgabe – auch hierzulande erschienen ist und das Debüt des Duos Frank Jacobs (Text) und Paul Peter Porges (Zeichnungen) innerhalb dieser Reihe darstellte. Nach einem Vorwort des Redakteurs Nick Meglin wird in 17 abwechslungsreichen Kapiteln im gewohnten Umfang von rund 160 Schwarzweißseiten das Thema Reisen auf humorvolle bis satirische Weise abgehandelt. Zu aus einzelnen Karikaturen und etwas Text bestehende „Du weißt, du hättest lieber zuhause bleiben sollen, wenn…“- und „Die Lust am Reisen kann einem total vergehen, wenn…“-Gags, einem Reisequiz in mehreren Teilen und typischen Phrasen für verschiedene touristische Ziele gesellen sich erzählerische, mehrseitige kleine bebilderte Geschichten wie „Sechs langweilige Tage für langweilige Menschen“ oder der Comic vom Besuch bei einem Fluglotsen, mit grafischen Perspektiven operierende Gags wie verschiedenen Ansichten des schiefen Turms von Pisa und in Comicform dargereichte „Dumm und schlau auf Reisen“-Gegenüberstellungen. Textlastiger fallen die Urlaubskarten und ihre „Übersetzungen“ durch die Mad-Redaktion aus, schneller durchgeblättert hingegen sind die „ausländischen Warnschilder, die man unbedingt kennen muss“. Somit ist dieses Taschenbuch eine Sammlung thematisch verwandter Gags in verschiedenen Darreichungsformen, die zahlreiche Klischees aufs Korn nehmen, dabei insbesondere aus heutiger Sicht nicht immer politisch korrekt ausfallen und zu einem vergnüglichen Reisebegleiter für ironie- und sarkasmusbegabte Menschen mit einer Vorliebe für den typischen Mad-Humor werden – wenngleich aufgrund der globalen Entwicklungen seit Erscheinen des Buchs nicht alle aufgegriffenen und überspitzt verarbeiteten Beobachtungen noch Gültigkeit besitzen.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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karlAbundzu
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von karlAbundzu »

David Foster Wallace: Unendlicher Spaß
Endlich durch. 1400 Seiten plus 400 Anmerkungen.
Wallace Hauptwerk. Es geht um Tennis, Drogenentzug und Drogenbenutzung, ein experimenteller toter Filmemacher und sein Werk Unendlicher Spaß, der jeden, der es sieht, dazu bringt, ncihts anderes mehr tun zu wolen, als eben den Film zu sehen, und um fundamentalistische Terroristen, die im Rollstuhl sitzen.
Das alles ist angesiedelt in naher Zukunft, in Nordamerika.
Wow, das nimmt ein wirklich mit, mal sind die Handlungsstränge beinahe verzahnt, dann wieder weit weg, ich habe ständig erwartet, dass die Filmsache alles verbindet, doch dann passiert etwas ganz anderes. UNd dann hört es an einer Stelle auf, mit der ich nicht rechnete, war gerade heftig vorher. Und wenn die Anmerkungen ja noch kommen, die ich ja so zwischendurch las, wußte ich ja nicht, das genau da Schluß ist. Ich hätte gerne noch viel mehr über die Personen erfahren und wie es mit Hal, Gately und Madame Psychosis weiter geht.
Ein Brett von einem Buch. Toll.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Beitrag von karlAbundzu »

Robert Zion: Roger Corman - Die Rebellion des Unmittelbaren
zioncor.jpg
zioncor.jpg (100.83 KiB) 621 mal betrachtet
Nach einer interessanten EInleitung gibt es den Versuch, Corman nach verbindenen Themenkreisen zu interpretieren, zu untersuchen, zu beschreiben. Das dabei nicht sein ganzes Werk bei mehr als 250 Filmbeteiligungen berücksichtigt wird, ist klar, wird aber auch erklärt. Zumindest werden alle Regiarbeiten erwähnt.
In acht Kapiteln werden meist zwei oder drei Filme zu den Themen besprochen, latent aber nicht konsequent chronologisch, was mich ein wenig verwirrte, aber sehr passend ist.
DIe Themen kreisen sich um Rebellion (siehe Titel), Frauen, Geburt des Neuen, Teenage Angst, Untergang. Dies wird alles einer Zeittheorie zugeordnet, hier folgt Zion der Arbeit Paul Willemsens zu Corman: The Millenic Vision. Die fand ich anfangs ein bißchen zu konstruiert, aber beim lesen erscheint es durchaus nachvollziehbar.
In den einzelnen Kapiteln wird aber neben dieser Metaebene auch intensiv auf die einzelnen Filme eingegangen, und das ist das wirklich brillant.
Hier und dort würde ich wiedersprechen, aber das hat alles Hand und Fuß, und vor allem: Macht Lust, die bereits gesehenen Filme wieder zu sehen und die anderen Erst zu betrachten.
Zum Abschluss gibt es noch ein Kapitel über die Zeit nach seiner Regiearbeiten, und sowieso wird nebenbei auch immer die Produktions- und Zeitbedingungen miterzählt.
Im Anhang gibt es dann noch eine FIlmographie mit ausführlichen Daten zu Cormans Regiearbeiten. Und ein ausführliches Literaturverzeichnis. Zwischendrin auch passende Schwarz/Weiß- und Farbfotos.

Absolut wichtiges Werk zu einer der interessantesten Personen der Film-USA. Und in der Sonderedition für 9,90 viel zu günstig.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von buxtebrawler »

karlAbundzu hat geschrieben: Mi 10. Mär 2021, 09:36 Robert Zion: Roger Corman - Die Rebellion des Unmittelbaren
Danke! Hättest du aber auch gern einen eigenen Thread für erstellen können, ist ja immerhin ein Filmbuch ;)

Edit: Sehe gerade, dass du das ja hast - top! :thup:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von buxtebrawler »

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Mad-Taschenbuch Nr. 30: Don Martin geht in die Tiefe

„Mad-Chefdenker Don Martin“ (so bezeichnet man ihn in diesem Buch) ging innerhalb der deutschen Mad-Taschenbuch-Reihe im Jahre 1981 bereits in die sechste Runde. Die im US-amerikanischen Original bereits 1979 veröffentlichten Comic-Strips erstrecken sich wie gehabt über 160 (diesmal leider unnummerierte) Schwarzweiß-Seiten und gehen recht großzügig mit dem vorhandenen Platz um, mehr als ein bis zwei Panels pro Seite bekommt man nicht geboten. Den ersten Gag liefert dafür bereits das Cover, das den Titel dahingehend interpretiert, eine typische Don-Martin-Figur nasebohrend abzubilden. Textliche Unterstützung erhielt Martin von Dick de Bartolo, Don Edwing, John Gibbons, Frank Jacobs und Nick Meglin – eine fruchtbare Kooperation, die neben nur wenige Seiten umfassenden Gags um Soundwords, Slapstick und Absurditäten „Die Star-Story“ zu bieten hat, die nicht weniger als eine hervorragend gealterte Parodie auf typisch US-amerikanische Geschichten um Aufstieg und Fall von Rockstars darstellt, mit einer Persiflage der Anatomiestudien da Vincis aufwartet, ein grandioses neues Kriminalabenteuer Käpt’n Hirnis, diesmal im Zirkus, erzählt und Okkult-Horror à la „Der Exorzist“ oder „Das Omen“ aufs Korn nimmt – ganz zu schweigen davon, wie TV-Seifenopern in „Familie Fröhn“ durch den Kakao gezogen werden (ähnlich der „Feinbein-Saga“ aus Martins Mad-TB Nr. 17). Meines Erachtens handelt es sich bei diesem Büchlein um die bis zum damaligen Zeitpunkt besten und lustigsten Arbeiten Don Martins, mit denen er seinen Kultstatus untermauerte. Tatsächlich auch eines meiner liebsten Mad-Taschenbücher!
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von karlAbundzu »

Oyinkan Braithwaite: Meine Schwester, die Serienmörderin
Eine Familiengeschichte um drei Frauen, Mutter und zwei Töchter. Und, wie der Titel schon nahelegt, ein Krimi. Die eine Schwester ist eine Schönheit im herkömmlichen modernen INfluencer-Sinn und Männermordend im wörtlichen Sinn. Ihre Schwester Koride ist vorbildliche Krankenschwester und putzt hinter den Tatorten ihrer Schwester hinterher; praktisch, dass sie einen ausgeprägten Putz- und Ordnungsfimmel hat. Aus Korides Sicht wird erzählt. Und es ist ein schwarzhumoriger Krimi, aber eben auch eine Familientragödie und Aufschlüsselung der Frauenrollen, gleichzeitig auch eine Zeitgeistanalyse, die Frauen sind gehobene Mittelschicht, und ihr Tun ist eben nicht nur dem mächtigen gewaltbereiten (inzwischen toten) Patriarchen geschuldet, oder all der anderen Männer in Lagos, sondern eben auch der Langeweile.
EIne junge Frau aus Afrika scheibt ein aufsehenerregenden Debutroman, gut und schnell zu lesen, sppannend, nur in Gänze in de Sprache mir ein wenig zu schlicht. Das mag aber auch an der Übersetzung liegen.
Trotzdem Empfehlung. Neues an der Serial Killer Front.
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Beitrag von purgatorio »

WANNSEE von Fabrice Le Hénanff

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Ein hochgradig unangenehmer Graphic Novel über eine ganz dunkle Stunde deutscher Geschichte. Und nennenswert mehr als eine Stunde - etwa 90 Minuten - wurde bei dieser "Arbeitsbesprechung mit anschließendem Frühstück" (Nachwort von Dr. Hans-Christian Jasch) auch nicht veranschlagt.

Fabrice Le Hénanff illustriert auf Basis des einzigen Protokolls, welches durch dubiose Umstände und Zufälle nicht vernichtet wurde und so Zeugnis von dieser Sitzung ablegt, die Dienstberatung diverser Ministerienvertreter, SS-Angehöriger und Schreibtischtäter unter Anleitung des zynischen Reinhard Heydrich. Dies macht er in kühlen, detaillierten und raffinierten Zeichnungen, die künstlerisch überaus hochwertig und ansprechend aber - dem Kontext geschuldet - alles andere als schön sind. Und inhaltlich wird die nüchterne "Banalität des Bösen" (Hannah Arendt über den hier teilnehmenden Adolf Eichmann) distanziert und sachlich dargestellt. Da kommen sie also zusammen und beraten über die Endlösung. Keine Bedenken, keine Skrupel. Hier werden zahlen geschoben und abgewogen. Immerhin führten die Nürnberger Gesetze zwar zu einer Minimierung jüdischen Lebens in Deutschland, aber die Eroberungen im Osten trieben die Zahlen wieder nach oben. Streng ökonomisch wird hier gerechnet und beraten. Wie schützt man die Psyche der Täter im Angesicht von Massenexekutionen, wie federt man den Verlust billiger Arbeitssklaven für die Wirtschaft ab, wie wird die deutsche Bevölkerung beruhigt? Und wie kann die Evakuierung optimiert werden, damit die Zahlen des "Vernichtungsmaterials" von wenigenTausend pro Tag auf 60'000 hochoptimiert werden können? Es fehlen einem die Worte... Wie entrückt die Schreibtischtäter nach Jahren der Ideologie und Indoktrination, der Rassenlehre und Erhabenheitsüberheblichkeit über menschliches Leben verfügen, ist hier so nüchtern und banal wie möglich dargestellt und eben darum so tiefgreifend erschütternd. Nachgestellt sind knappe Lebenswege der Teilnehmer und ein Nachwort des Leiters der Wannsee-Gedenkausstellung. Lesenwert, sehenswert, notwendig.
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karlAbundzu
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von karlAbundzu »

Matt Ruff: Lovecraft Country
Matt Ruff wurde mir schon immer mal wieder empfohlen aus verschiedenen Richtungen, also legte ich mir endlich mal eins zu: hier ein fantastischer Roman, der mit der klassischen Horror und Sci Fi Literatur spielt. Eben Lovecraft, aber auch Verne, Poe, Stevenson. Und das nicht als verstecktes Zitat, um den erkennenden oder wissenden ein Gefühl der Überlegenheit zu geben, sondern tatsächlich direkt so bezeichnet, siehe auch Titel. Der Rahmen ist eine schwarzen Familie, die in verschiedenen Beziehungen zu einer Geheimloge der Naturphilosophen (also Hexer) stehen. Doch es gibt auch den alltäglichen Horror 1954, Rassismus der übelsten Art allerorten. Wir folgen in jedem Kapitel einer anderen Person, das hängt alles zusammen und wird am Ende zu einem großen Finale zusammengeführt.
Das ist sehr intelligent und popkulturell zitatreich ohne besserwisserisch zu sein. Und eben spannend.
Also: Ich fand das super.

PS: Ich habe gerade gesehen, dass es eine Serie dazu gibt, kennt die wer?


Batman: The Dark Prince Charming von Enrico Marini.
WUndervoller Zweiteiler um Batman und mal wieder den Joker. Und einer vermeintlichen Tochter Bruce Waynes, Harley und Catwoman fehlen nicht. Kunstvolle Zeichnungen und rasante Erzählung. Eine weitere überdurchschnittlicher Batman/Joker-Graphic Novel.
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