Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Moderator: jogiwan
Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Tatort: Der Mörder in mir - über weite Strecke eher routiniert, kam der Paukenschlag zum Schluss: Ein Ende wie ein Tritt in die Magengrube. 08/10
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- fritzcarraldo
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Tatort: Murot und das Gesetz des Karma
Wie heißt es ab und an?
"Da kannste mich mit jagen!"
In diesem Sinne: Tatort schaue ich (fast) gar nicht mehr. War irgendwie noch nie meins.
In den letzten Jahren gab es für mich immer mal wieder Ausnahmen. Die frühen und mittleren Borowskis oder die mit Striesow.
In den 80ern natürlich die Schimanskis.
Und eben die mit Ulrich Tukur alias Felix Murot. Jeder war anders. Immer irgendwie neben sich stehend, oft zielsicher ggf. am Publikum vorbei und durchaus mit vielen Zitaten versetzt. Das war durchaus aber immer meins.
Deswegen war ich auch gestern dabei.
Vordergründig ging es um geklaute Daten einer windigen Firma, um einen getöteten Mitarbeiter eben dieser und um zwei Trickbetrügerinnen, die eher durch Zufall an die Daten geraten und mitten drin Murot mit einem persönlichen Bezug zu einer der Trickbetrügerinnen. Oder doch nicht?
Wie gesagt, ich kann durchaus verstehen, wenn man fragt, was das alles soll. Aber ich mochte auch diesen Murot.
Toll fand ich übrigens auch noch Anna Unterberger, die als eine der Betrügerinnen eben auch Murot hereinlegt, und in diversen Verkleidungen grandios aufspielt.
Wie heißt es ab und an?
"Da kannste mich mit jagen!"
In diesem Sinne: Tatort schaue ich (fast) gar nicht mehr. War irgendwie noch nie meins.
In den letzten Jahren gab es für mich immer mal wieder Ausnahmen. Die frühen und mittleren Borowskis oder die mit Striesow.
In den 80ern natürlich die Schimanskis.
Und eben die mit Ulrich Tukur alias Felix Murot. Jeder war anders. Immer irgendwie neben sich stehend, oft zielsicher ggf. am Publikum vorbei und durchaus mit vielen Zitaten versetzt. Das war durchaus aber immer meins.
Deswegen war ich auch gestern dabei.
Vordergründig ging es um geklaute Daten einer windigen Firma, um einen getöteten Mitarbeiter eben dieser und um zwei Trickbetrügerinnen, die eher durch Zufall an die Daten geraten und mitten drin Murot mit einem persönlichen Bezug zu einer der Trickbetrügerinnen. Oder doch nicht?
Wie gesagt, ich kann durchaus verstehen, wenn man fragt, was das alles soll. Aber ich mochte auch diesen Murot.
Toll fand ich übrigens auch noch Anna Unterberger, die als eine der Betrügerinnen eben auch Murot hereinlegt, und in diversen Verkleidungen grandios aufspielt.
"Das ist nicht möglich!"
"Aber notwendig!"
(Interstellar)
"J&B straight and a Corona!"
(Patrick Bateman, American Psycho)
https://www.latenight-der-fussball-talk.de
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Die "Polizeiruf 110 Box 5" erscheint voraussichtlich am 30.09.2022 bei Studio Hamburg als 3-DVD-Box:
Beinhaltet:
Das letzte Wochenende (1975, ca. 67 Min.)
Reklamierte Rosen (1976, ca. 64 Min.)
Schwarze Ladung (1976, ca. 63 Min.)
Der Fensterstecher (1976, ca. 61 Min., s, w)
Eine fast perfekte Sache (1976, ca. 71 Min.)
Ein ungewöhnlicher Auftrag (1976, ca. 65 Min.)
Vorurteil? (1976, ca. 68 Min.)
Bitte zahlen (1976, ca. 72 Min.)
Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=119342
Die "Polizeiruf 110 Box 6" erscheint voraussichtlich am 30.09.2022 bei Studio Hamburg als 4-DVD-Box:
Beinhaltet:
Vermißt wird Peter Schnok (1977, ca. 60 Min., Farbe)
Kollision (1977, ca. 79 Min., Farbe)
Trickbetrügerin gesucht (1977, ca. 68 Min., Farbe)
Des Alleinseins müde (1977, ca. 63 Min., Farbe)
Alibi für eine Nacht (1977, ca. 66 Min., Farbe)
Die Abrechnung (1977, ca. 82 Min., Farbe)
Ein unbequemer Zeuge (1977, ca. 76 Min., Farbe)
Holzwege (1978, ca. 76 Min., Farbe)
Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=119120
Beinhaltet:
Das letzte Wochenende (1975, ca. 67 Min.)
Reklamierte Rosen (1976, ca. 64 Min.)
Schwarze Ladung (1976, ca. 63 Min.)
Der Fensterstecher (1976, ca. 61 Min., s, w)
Eine fast perfekte Sache (1976, ca. 71 Min.)
Ein ungewöhnlicher Auftrag (1976, ca. 65 Min.)
Vorurteil? (1976, ca. 68 Min.)
Bitte zahlen (1976, ca. 72 Min.)
Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=119342
Die "Polizeiruf 110 Box 6" erscheint voraussichtlich am 30.09.2022 bei Studio Hamburg als 4-DVD-Box:
Beinhaltet:
Vermißt wird Peter Schnok (1977, ca. 60 Min., Farbe)
Kollision (1977, ca. 79 Min., Farbe)
Trickbetrügerin gesucht (1977, ca. 68 Min., Farbe)
Des Alleinseins müde (1977, ca. 63 Min., Farbe)
Alibi für eine Nacht (1977, ca. 66 Min., Farbe)
Die Abrechnung (1977, ca. 82 Min., Farbe)
Ein unbequemer Zeuge (1977, ca. 76 Min., Farbe)
Holzwege (1978, ca. 76 Min., Farbe)
Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=119120
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- karlAbundzu
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Habe ich auch gesehen.fritzcarraldo hat geschrieben: ↑Mo 26. Sep 2022, 13:21 Tatort: Murot und das Gesetz des Karma
Wie heißt es ab und an?
"Da kannste mich mit jagen!"
In diesem Sinne: Tatort schaue ich (fast) gar nicht mehr. War irgendwie noch nie meins.
In den letzten Jahren gab es für mich immer mal wieder Ausnahmen. Die frühen und mittleren Borowskis oder die mit Striesow.
In den 80ern natürlich die Schimanskis.
Und eben die mit Ulrich Tukur alias Felix Murot. Jeder war anders. Immer irgendwie neben sich stehend, oft zielsicher ggf. am Publikum vorbei und durchaus mit vielen Zitaten versetzt. Das war durchaus aber immer meins.
Deswegen war ich auch gestern dabei.
Vordergründig ging es um geklaute Daten einer windigen Firma, um einen getöteten Mitarbeiter eben dieser und um zwei Trickbetrügerinnen, die eher durch Zufall an die Daten geraten und mitten drin Murot mit einem persönlichen Bezug zu einer der Trickbetrügerinnen. Oder doch nicht?
Wie gesagt, ich kann durchaus verstehen, wenn man fragt, was das alles soll. Aber ich mochte auch diesen Murot.
Toll fand ich übrigens auch noch Anna Unterberger, die als eine der Betrügerinnen eben auch Murot hereinlegt, und in diversen Verkleidungen grandios aufspielt.
Ich bin ja eher ein Tatort - Gourmand. Murot mag ich gerne, finde ihn hübsch unsympathisch. Der Fall um die Trickbetrügerin und die brisanten Daten ist ja im Prinzip von der Stange, aber da das bis in die Nebenrollen mit skurrilen Charakteren versehen wird, macht das Laune. Der puppenspielende Baumarktverkäufer, das Russenpaar, der Firmenportier. Und auch Eva, die Trickbetrügerin hat ja einen schrägen Stil. So fällt Murots Spleenigkeit kaum auf, und wie der typische ältere Herr fällt auch er sehr leicht auf Eva hinein, das schraubt seine angebliche Genialität hübsch herunter.
Für mich schießt aber Thomas Schmauser in seiner leicht an Grima Schlangenzunge/Brad Dourif Performance den Vogel ab. Wunderbar schon gleich in der Szene mit der klassischen Musik.
Insgesamt hatte ich so ein leichtes 70er80er Feeling, kann das aber nicht recht fest machen.
Ob es die persönliche Geschichte gebraucht hätte, nicht unbedingt, führt aber zu ein paar guten Szenen.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Tatort: Murot und das Gesetz des Karma
„Das Gesetz des Karma funktioniert überall.“
Mit dem elften Fall des Wiesbadener LKA-Kriminalhauptkommissars Felix Murot (Ulrich Tukur) debütierte der Hamburger Regisseur Matthias X. Oberg („Unter der Milchstraße“) innerhalb der öffentlich-rechtlichen Krimireihe. Zusammen mit Lars Hubrich verfasste er auch das Drehbuch. Die Erstausstrahlung erfolgte am 25. September 2022, doch am 9. September 2022 wurde „Murot und das Gesetz des Karma“ bereits auf dem Ludwigshafener Festival des deutschen Films gezeigt, wo er für den Rheingold-Publikumspreis nominiert wurde.
Nachdem Felix Murot im Continental-Hotel vor Vertreterinnen und Vertretern der Versicherungsbranche einen Vortrag zum Thema Cyberkriminalität gehalten hat, lernt er an der Lobbybar die attraktive junge Eva (Anna Unterberger, „Die Toten von Salzburg“) kennen und isst mir ihr zu Abend. Jedoch handelt es sich um eine Trickdiebin, die ihn kurzerhand mittels K.O.-Tropfen außer Gefecht setzt. Als er wieder zu sich kommt, fehlt seine Brieftasche. Seine Kollegin Magda Wächter (Barbara Philipp), die ihn schon lange zu erreichen versucht hat, berichtet ihm außerdem von einem Mord, der im selben Hotel stattgefunden hat: IT-Spezialist Martin Landrot (Dirk Martens, „Die Liebe des Hans Albers“) wurde erstickt. Was er nicht weiß: Jene Eva hatte Landrot kurz zuvor um dessen Laptop erleichtert. Dieser sollte eigentlich für viel Geld dem Kriminellen Xavier (Thomas Schmauser, „Nach fünf im Urwald“) ausgehändigt werden, einem gefährlichen Handlanger Schöllers (Philipp Hochmair, „Blind ermittelt“), Chef des dubiosen Finanzunternehmens „Delphi Invest“. Auf dem Laptop befindet sich brisantes Material, das Schöller unbedingt zurückbraucht. Nachdem Xavier Landrot erstickt hat, befindet er sich fieberhaft auf der Suche nach dem Laptop, bis er schließlich auf Evas Spur kommt – die sich wiederum als Tochter einer alten Urlaubsbekanntschaft Murots entpuppt. Ihm gibt Eva für alles die Schuld, was nach dem Beziehungs-Aus im Leben ihrer Mutter schieflief…
Murot-„Tatort“-Episoden verfolgen keinen folgenübergreifenden Stil, sondern sind jedes Mal anders, dabei häufig aus der Reihe fallend, experimentell, künstlerisch ambitioniert oder kontextuell mit anderen Filmen in Verbindung stehend. Als Überbau über der eigentlichen Handlung steht diesmal das spirituelle Konzept des Karmas, von dem Murot annimmt, es könne ihn verfolgen. Es präsentiert sich als Verwicklung mehrerer Zufälle, die sich gegen einen wenden, und erklärt somit den von ihnen stark abhängigen Handlungsaufbau, der zwar in der Realität verwurzelt, doch ihr zugleich entrückt scheint, ohne ins Surreale abzudriften. Das macht „Murot und das Gesetz des Karma“ in Kombination mit schwarzhumorigen Versatzstücken zu einer Kriminalgroteske, der mit üblichem Logikverständnis kaum beizukommen ist.
Jener Humor speist sich in erster Linie aus der Figur Xavier, die als eiskalter Mörder eingeführt wird, sich im weiteren Verlauf jedoch als Prügelknabe entpuppt, dem, unter Schöllers Knute stehend, auf seiner Laptop-Suche stets übel mitgespielt wird. Eva hingegen erweist sich nicht nur als äußerst wehrhaft gegenüber Xavier, sondern auch als wandlungsfähige, schlaue Diebin, die erkennt, welche Chance der Laptop für sie und ihre Freundin (Marlina Mitterhofer, „Tatort: Liebe mich!“) bedeutet, mit der sie außerhalb auf dem Lande zusammenlebt. Anna Unterberger schlüpft in zahlreiche verschiedene Kostüme und somit Rollen, die sie allesamt brillant verkörpert. Ihre Ausstrahlung erinnert des Öfteren an ihre Schauspielkollegin Alice Dwyer. In Personen eines indischen Arztes (Mohammad-Ali Behboudi, „Julia muss sterben“) und eines Bauchredners bereichern weitere skurrile Gestalten diesen „Tatort“.
Die Szenen, die sich mit Murots Vergangenheit auseinandersetzen, sind von unangenehmer Melancholie geprägt und verleihen der Episode zeitweise eine tiefergehende Gefühlsebene. Da Murot glaubt, es könne sich bei Eva um seine Tochter handeln, beraumt er einen Vaterschaftstest an, dessen Ergebnis jedoch bis zum Schluss offenbleibt. Star des Falls ist Eva, die zur Sympathieträgerin avanciert, während Xavier zum fast schon bemitleidenswerten Opfer degradiert wird und Murot diverse charakterliche Schwächen offenbart. Regisseur Oberg und sein Team tauchen diese Episode in eine beeindruckende, jedoch nie aufdringlich artifizielle Ästhetik, die wiederum von der Einfachheit der Super-8-Urlaubsvideoausschnitte kontrastiert werden, die Murots damalige Freundin zeigen (und offenbar einem realen YouTube-Video entnommen wurden). Das sonnig-frühherbstliche Ambiente spiegelt die Stimmung gut wider. Ein klassischer Spannungsbogen ist nicht unbedingt Obergs Anliegen, was die meiste Zeit aufgrund des recht hohen Unterhaltungspotentials kein Problem ist und lediglich in der Mitte zum einen oder anderen Durchhänger führt – stets dann, wenn man sich den klassischen Krimithemen wie hier dem Inhalt des Laptops und den Gründen für Schöllers Interesse widmet…
„Das Gesetz des Karma funktioniert überall.“
Mit dem elften Fall des Wiesbadener LKA-Kriminalhauptkommissars Felix Murot (Ulrich Tukur) debütierte der Hamburger Regisseur Matthias X. Oberg („Unter der Milchstraße“) innerhalb der öffentlich-rechtlichen Krimireihe. Zusammen mit Lars Hubrich verfasste er auch das Drehbuch. Die Erstausstrahlung erfolgte am 25. September 2022, doch am 9. September 2022 wurde „Murot und das Gesetz des Karma“ bereits auf dem Ludwigshafener Festival des deutschen Films gezeigt, wo er für den Rheingold-Publikumspreis nominiert wurde.
Nachdem Felix Murot im Continental-Hotel vor Vertreterinnen und Vertretern der Versicherungsbranche einen Vortrag zum Thema Cyberkriminalität gehalten hat, lernt er an der Lobbybar die attraktive junge Eva (Anna Unterberger, „Die Toten von Salzburg“) kennen und isst mir ihr zu Abend. Jedoch handelt es sich um eine Trickdiebin, die ihn kurzerhand mittels K.O.-Tropfen außer Gefecht setzt. Als er wieder zu sich kommt, fehlt seine Brieftasche. Seine Kollegin Magda Wächter (Barbara Philipp), die ihn schon lange zu erreichen versucht hat, berichtet ihm außerdem von einem Mord, der im selben Hotel stattgefunden hat: IT-Spezialist Martin Landrot (Dirk Martens, „Die Liebe des Hans Albers“) wurde erstickt. Was er nicht weiß: Jene Eva hatte Landrot kurz zuvor um dessen Laptop erleichtert. Dieser sollte eigentlich für viel Geld dem Kriminellen Xavier (Thomas Schmauser, „Nach fünf im Urwald“) ausgehändigt werden, einem gefährlichen Handlanger Schöllers (Philipp Hochmair, „Blind ermittelt“), Chef des dubiosen Finanzunternehmens „Delphi Invest“. Auf dem Laptop befindet sich brisantes Material, das Schöller unbedingt zurückbraucht. Nachdem Xavier Landrot erstickt hat, befindet er sich fieberhaft auf der Suche nach dem Laptop, bis er schließlich auf Evas Spur kommt – die sich wiederum als Tochter einer alten Urlaubsbekanntschaft Murots entpuppt. Ihm gibt Eva für alles die Schuld, was nach dem Beziehungs-Aus im Leben ihrer Mutter schieflief…
Murot-„Tatort“-Episoden verfolgen keinen folgenübergreifenden Stil, sondern sind jedes Mal anders, dabei häufig aus der Reihe fallend, experimentell, künstlerisch ambitioniert oder kontextuell mit anderen Filmen in Verbindung stehend. Als Überbau über der eigentlichen Handlung steht diesmal das spirituelle Konzept des Karmas, von dem Murot annimmt, es könne ihn verfolgen. Es präsentiert sich als Verwicklung mehrerer Zufälle, die sich gegen einen wenden, und erklärt somit den von ihnen stark abhängigen Handlungsaufbau, der zwar in der Realität verwurzelt, doch ihr zugleich entrückt scheint, ohne ins Surreale abzudriften. Das macht „Murot und das Gesetz des Karma“ in Kombination mit schwarzhumorigen Versatzstücken zu einer Kriminalgroteske, der mit üblichem Logikverständnis kaum beizukommen ist.
Jener Humor speist sich in erster Linie aus der Figur Xavier, die als eiskalter Mörder eingeführt wird, sich im weiteren Verlauf jedoch als Prügelknabe entpuppt, dem, unter Schöllers Knute stehend, auf seiner Laptop-Suche stets übel mitgespielt wird. Eva hingegen erweist sich nicht nur als äußerst wehrhaft gegenüber Xavier, sondern auch als wandlungsfähige, schlaue Diebin, die erkennt, welche Chance der Laptop für sie und ihre Freundin (Marlina Mitterhofer, „Tatort: Liebe mich!“) bedeutet, mit der sie außerhalb auf dem Lande zusammenlebt. Anna Unterberger schlüpft in zahlreiche verschiedene Kostüme und somit Rollen, die sie allesamt brillant verkörpert. Ihre Ausstrahlung erinnert des Öfteren an ihre Schauspielkollegin Alice Dwyer. In Personen eines indischen Arztes (Mohammad-Ali Behboudi, „Julia muss sterben“) und eines Bauchredners bereichern weitere skurrile Gestalten diesen „Tatort“.
Die Szenen, die sich mit Murots Vergangenheit auseinandersetzen, sind von unangenehmer Melancholie geprägt und verleihen der Episode zeitweise eine tiefergehende Gefühlsebene. Da Murot glaubt, es könne sich bei Eva um seine Tochter handeln, beraumt er einen Vaterschaftstest an, dessen Ergebnis jedoch bis zum Schluss offenbleibt. Star des Falls ist Eva, die zur Sympathieträgerin avanciert, während Xavier zum fast schon bemitleidenswerten Opfer degradiert wird und Murot diverse charakterliche Schwächen offenbart. Regisseur Oberg und sein Team tauchen diese Episode in eine beeindruckende, jedoch nie aufdringlich artifizielle Ästhetik, die wiederum von der Einfachheit der Super-8-Urlaubsvideoausschnitte kontrastiert werden, die Murots damalige Freundin zeigen (und offenbar einem realen YouTube-Video entnommen wurden). Das sonnig-frühherbstliche Ambiente spiegelt die Stimmung gut wider. Ein klassischer Spannungsbogen ist nicht unbedingt Obergs Anliegen, was die meiste Zeit aufgrund des recht hohen Unterhaltungspotentials kein Problem ist und lediglich in der Mitte zum einen oder anderen Durchhänger führt – stets dann, wenn man sich den klassischen Krimithemen wie hier dem Inhalt des Laptops und den Gründen für Schöllers Interesse widmet…
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Tatort: Das Tor zur Hölle
Wie immer mal wieder "wildert" ein Tatort in anderen Genres.
Dieses Mal sind es der Horrorfilm und der Okkultthriler a la DER EXORZIST oder DIE NEUN PFORTEN.
Meistens endet dies peinlich, hier fand ich das aber gar nicht so schlecht und da solche Sachen bei mir auch auf der einfachsten Ebene funktionieren, war das auch alles relativ effektiv. Es gab zwar einige Ungereimtheiten, aber die Auflösung war schon ganz okay.
Wie immer mal wieder "wildert" ein Tatort in anderen Genres.
Dieses Mal sind es der Horrorfilm und der Okkultthriler a la DER EXORZIST oder DIE NEUN PFORTEN.
Meistens endet dies peinlich, hier fand ich das aber gar nicht so schlecht und da solche Sachen bei mir auch auf der einfachsten Ebene funktionieren, war das auch alles relativ effektiv. Es gab zwar einige Ungereimtheiten, aber die Auflösung war schon ganz okay.
"Das ist nicht möglich!"
"Aber notwendig!"
(Interstellar)
"J&B straight and a Corona!"
(Patrick Bateman, American Psycho)
https://www.latenight-der-fussball-talk.de
"Aber notwendig!"
(Interstellar)
"J&B straight and a Corona!"
(Patrick Bateman, American Psycho)
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Die "Polizeiruf 110 Box 7" erscheint voraussichtlich am 07.10.2022 bei Studio Hamburg als 4-DVD-Box:
Episoden:
Bonnys Blues (1978, ca. 78 Min.)
In Maske und Kostüm (1978, ca. 80 Min.)
Doppeltes Spiel (1978, ca. 85 Min.)
Schuldig (1978, ca. 90 Min.)
Die letzte Chance (1978, ca. 76 Min.)
Walzerbahn (1979, ca. 59 Min.)
Tödliche Illusion (1979, ca. 77 Min.)
Heidemarie Göbel (1979, ca. 77 Min.)
Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=119790
Episoden:
Bonnys Blues (1978, ca. 78 Min.)
In Maske und Kostüm (1978, ca. 80 Min.)
Doppeltes Spiel (1978, ca. 85 Min.)
Schuldig (1978, ca. 90 Min.)
Die letzte Chance (1978, ca. 76 Min.)
Walzerbahn (1979, ca. 59 Min.)
Tödliche Illusion (1979, ca. 77 Min.)
Heidemarie Göbel (1979, ca. 77 Min.)
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Tatort Göttingen: Rache an die Welt
Ein Serienvergewaltiger, genannt der Wikinger, treibt sich in Göttingen herum. Die Leiche einer Studentin wird gefunden. Fängt der Wikinger jetzt an zu morden oder ist der Täter im Migrantenumfeld des Opfers zu finden?
Die Lindholm-Folgen waren ja lange die einzigen, die ich auf keinen Fall ansah, mit dem Umzug nach Göttingen gab ich ihr eine neue Chance und in National Feminin gefiel mir das Duo Furtwängler Kasumba durchaus.
Doch was da richtig gemacht wurde, wird hier falsch gemacht. Der alltägliche Rassismus den Schmitz erleiden muss, wird zu einem beständigen Gimmick, der rausgeholt wird, um Standardszenen aufzupeppen. Die Figuren werden nicht vertieft dargestellt, kaum ernst genommen, der Fall ist ziemlich vorhersehbar und gefilmt ist das auch eher Konfektionsware. Handlungsstränge wurden nicht zu Ende gedacht, vieles nicht richtig motiviert.
Einzig die Szenen mit Eidin Jalali und Mala Emde hatten was.
Ein Serienvergewaltiger, genannt der Wikinger, treibt sich in Göttingen herum. Die Leiche einer Studentin wird gefunden. Fängt der Wikinger jetzt an zu morden oder ist der Täter im Migrantenumfeld des Opfers zu finden?
Die Lindholm-Folgen waren ja lange die einzigen, die ich auf keinen Fall ansah, mit dem Umzug nach Göttingen gab ich ihr eine neue Chance und in National Feminin gefiel mir das Duo Furtwängler Kasumba durchaus.
Doch was da richtig gemacht wurde, wird hier falsch gemacht. Der alltägliche Rassismus den Schmitz erleiden muss, wird zu einem beständigen Gimmick, der rausgeholt wird, um Standardszenen aufzupeppen. Die Figuren werden nicht vertieft dargestellt, kaum ernst genommen, der Fall ist ziemlich vorhersehbar und gefilmt ist das auch eher Konfektionsware. Handlungsstränge wurden nicht zu Ende gedacht, vieles nicht richtig motiviert.
Einzig die Szenen mit Eidin Jalali und Mala Emde hatten was.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Tatort: Weißblaue Turnschuhe
„Den Lumpen find‘ ich!“
Wäre die erst im Jahre 1974 erstausgestrahlte Episode „3:0 für Veigl“ wie ursprünglich geplant bereits 1972 gesendet worden, wäre „Weißblaue Turnschuhe“ von Regisseur Wolf Dietrich („Luftkreuz Südost“) der dritte Fall des Münchner Oberinspektors Melchior Veigl (Gustl Bayrhammer) geworden. So aber avancierte sie zu seiner Episode, geschrieben von Herbert Rosendorfer und Niklas Frank. Dietrich debütierte mit dieser Arbeit innerhalb der öffentlich-rechtlichen „Tatort“-Krimireihe, drei weitere Inszenierungen folgten zwischen 1978 und 1980. Die Erstausstrahlung flimmerte am 24. Juni 1973 über die Bildschirme.
„Keine Diskussion – so gut wie gelöst!“
Eine ältere Dame wird am hellichten Tage während eines Friedhofsbesuchs die Handtasche gestohlen. Der rücksichtslose Täter entkommt weitestgehend unerkannt mit seiner kargen Beute, lediglich an seine Turnschuhe in den Landesfarben erinnert sich das Opfer. Veigl kommt dem Täter, dem obdachlosen Tunichtgut Franz Sondermeier (Karl Obermayr, „Eros-Center Hamburg“), rasch auf die Schliche – und findet Schmuck bei ihm, der nicht der Seniorin gehörte. Anschließend tritt Veigl zusammen mit seinem Saarbrücker Kollegen Kommissar Liersdahl (Dieter Eppler) seinen Urlaub am Chiemsee an, wo Liersdahl aus einem Zeitungsartikel über einen Einbruch zitiert. Veigl vermutet, dass dieser etwas mit dem Schmuck zu tun hat, unterbricht seinen Urlaub und sucht den Hof der Einbruchsopfer auf. Dieser wurde mittlerweile an einen Herrn Schilling (Nikolaus Schilling, „Pippi in Taka-Tuka-Land“) veräußert, der ihn jedoch nicht bewohnt. Es gelingt Veigl, Sondermeier auch dieser Tat zu überführen. Oberwachtmeister Lenz (Helmut Fischer) macht derweil den einschlägig vorbestraften Schilling ausfindig, der sich verdächtig verhält. Möglicherweise hat dieser etwas mit der bisher unaufgeklärten Entführung des Millionärs Schneck (Ulrich Beiger, „Die Klosterschülerinnen“) zu tun, und es scheint mit einem Herrn Zimmermann (Edd Stavjanik, „2 Girls vom roten Stern“) einen in Buenos Aires lebenden Hintermann zu geben. Führt diese Verkettung von Zufällen endlich zur Überführung der Schneck-Entführer…?
„Ich ess‘ jetzt noch ein Sardellenbrot!“
Wie in „3:0 für Veigl“ beginnt die Handlung bereits, während noch die Vorspannmusik läuft. Die gezeigte Entführung entpuppt sich als Lehrfilm, der die Schneck-Entführung nachstellt und den Veigl gerade vor auffallend tumben Polizisten zeigt. Der anschließende Handtaschendiebstahl findet jedoch in der filmischen Gegenwart statt, und wieder erklingt die Vorspannmelodie, wird gar der Vorspann fortgesetzt, wenn auch nur kurz. Kapriziös, was man sich in München erlaubte. Offenbar konnte man sich seinerzeit mit dem einfachen Konzept, den Vorspann zu zeigen und anschließend die Handlung ablaufen zu lassen, in Bayern partout nicht anfreunden – weshalb auch immer.
„Do legst di nieder…“
Das aufgelöste 83-jährige Diebstahlsopfer wird bei der Polizei vorstellig und bringt alles Weitere dank ihrer Erinnerung an die Turnschuhe des Täters ins Rollen. Ironischerweise hätte Lenz viel lieber im Fall Schneck weiterermittelt, statt Strauchdieben nachzustellen – ahnt er doch nicht, dass genau dieses Angeln nach einem kleinen Fisch später zum großen Karpfen führen wird. Nachdem Schilling in die Handlung eingeführt wurde, wird dessen Treiben parallel zur Polizeiarbeit gezeigt, wodurch dem Publikum ein Wissensvorsprung gewährt wird. Auch Zimmermann kommt ins Spiel, vor dem Schilling ganz klein mit Hut wird: Er hat Angst vor ihm.
Am Schluss kommt ein wenig Action ins Spiel und Lenz übertrumpft gar seinen Vorgesetzten Veigl. Letzterer agiert nach seinem drömeligen Einstand in „Münchner Kindl“ nichtsdestotrotz aufgeweckt, autoritär und resolut sowie mit guter Kombinationsgabe, nun also ganz wie ein echter Fernsehbulle. Seine Dialoge mit Lenz und die Kabbeleien mit dem (siegreichen) Kriminalwachtmeister Brettschneider (Willy Harlander) sind humorgespickt und er trinkt gern Schnaps und Bier. Fast alle für diesen Fall erdachten Rollen sind gut konstruierte und ebenso gespielte Typen, denen man gern 77 Minuten lang folgt, auf eine Leiche wird jedoch erneut verzichtet: Wie in Veigls Debüt gibt es weder Mord noch Totschlag. Damit ist der in einem kalten April spielende Fall harmlos, aber unterhaltsam und sein Humor sympathisch, „Kommissar Zufall“ jedoch ebenso wie der nördlich des Weißwurstäquators mitunter Verständnisprobleme bereitende Dialekt allgegenwärtig.
Der „Tatort: Weißblaue Turnschuhe“ pendelt sich in etwa auf dem Niveau heutiger Vorabendserien ein, was nicht despektierlich gemeint ist. Veigl und seinem Dackel sei die im Abspann gezeigte Fortsetzung des Urlaubs gegönnt.
„Den Lumpen find‘ ich!“
Wäre die erst im Jahre 1974 erstausgestrahlte Episode „3:0 für Veigl“ wie ursprünglich geplant bereits 1972 gesendet worden, wäre „Weißblaue Turnschuhe“ von Regisseur Wolf Dietrich („Luftkreuz Südost“) der dritte Fall des Münchner Oberinspektors Melchior Veigl (Gustl Bayrhammer) geworden. So aber avancierte sie zu seiner Episode, geschrieben von Herbert Rosendorfer und Niklas Frank. Dietrich debütierte mit dieser Arbeit innerhalb der öffentlich-rechtlichen „Tatort“-Krimireihe, drei weitere Inszenierungen folgten zwischen 1978 und 1980. Die Erstausstrahlung flimmerte am 24. Juni 1973 über die Bildschirme.
„Keine Diskussion – so gut wie gelöst!“
Eine ältere Dame wird am hellichten Tage während eines Friedhofsbesuchs die Handtasche gestohlen. Der rücksichtslose Täter entkommt weitestgehend unerkannt mit seiner kargen Beute, lediglich an seine Turnschuhe in den Landesfarben erinnert sich das Opfer. Veigl kommt dem Täter, dem obdachlosen Tunichtgut Franz Sondermeier (Karl Obermayr, „Eros-Center Hamburg“), rasch auf die Schliche – und findet Schmuck bei ihm, der nicht der Seniorin gehörte. Anschließend tritt Veigl zusammen mit seinem Saarbrücker Kollegen Kommissar Liersdahl (Dieter Eppler) seinen Urlaub am Chiemsee an, wo Liersdahl aus einem Zeitungsartikel über einen Einbruch zitiert. Veigl vermutet, dass dieser etwas mit dem Schmuck zu tun hat, unterbricht seinen Urlaub und sucht den Hof der Einbruchsopfer auf. Dieser wurde mittlerweile an einen Herrn Schilling (Nikolaus Schilling, „Pippi in Taka-Tuka-Land“) veräußert, der ihn jedoch nicht bewohnt. Es gelingt Veigl, Sondermeier auch dieser Tat zu überführen. Oberwachtmeister Lenz (Helmut Fischer) macht derweil den einschlägig vorbestraften Schilling ausfindig, der sich verdächtig verhält. Möglicherweise hat dieser etwas mit der bisher unaufgeklärten Entführung des Millionärs Schneck (Ulrich Beiger, „Die Klosterschülerinnen“) zu tun, und es scheint mit einem Herrn Zimmermann (Edd Stavjanik, „2 Girls vom roten Stern“) einen in Buenos Aires lebenden Hintermann zu geben. Führt diese Verkettung von Zufällen endlich zur Überführung der Schneck-Entführer…?
„Ich ess‘ jetzt noch ein Sardellenbrot!“
Wie in „3:0 für Veigl“ beginnt die Handlung bereits, während noch die Vorspannmusik läuft. Die gezeigte Entführung entpuppt sich als Lehrfilm, der die Schneck-Entführung nachstellt und den Veigl gerade vor auffallend tumben Polizisten zeigt. Der anschließende Handtaschendiebstahl findet jedoch in der filmischen Gegenwart statt, und wieder erklingt die Vorspannmelodie, wird gar der Vorspann fortgesetzt, wenn auch nur kurz. Kapriziös, was man sich in München erlaubte. Offenbar konnte man sich seinerzeit mit dem einfachen Konzept, den Vorspann zu zeigen und anschließend die Handlung ablaufen zu lassen, in Bayern partout nicht anfreunden – weshalb auch immer.
„Do legst di nieder…“
Das aufgelöste 83-jährige Diebstahlsopfer wird bei der Polizei vorstellig und bringt alles Weitere dank ihrer Erinnerung an die Turnschuhe des Täters ins Rollen. Ironischerweise hätte Lenz viel lieber im Fall Schneck weiterermittelt, statt Strauchdieben nachzustellen – ahnt er doch nicht, dass genau dieses Angeln nach einem kleinen Fisch später zum großen Karpfen führen wird. Nachdem Schilling in die Handlung eingeführt wurde, wird dessen Treiben parallel zur Polizeiarbeit gezeigt, wodurch dem Publikum ein Wissensvorsprung gewährt wird. Auch Zimmermann kommt ins Spiel, vor dem Schilling ganz klein mit Hut wird: Er hat Angst vor ihm.
Am Schluss kommt ein wenig Action ins Spiel und Lenz übertrumpft gar seinen Vorgesetzten Veigl. Letzterer agiert nach seinem drömeligen Einstand in „Münchner Kindl“ nichtsdestotrotz aufgeweckt, autoritär und resolut sowie mit guter Kombinationsgabe, nun also ganz wie ein echter Fernsehbulle. Seine Dialoge mit Lenz und die Kabbeleien mit dem (siegreichen) Kriminalwachtmeister Brettschneider (Willy Harlander) sind humorgespickt und er trinkt gern Schnaps und Bier. Fast alle für diesen Fall erdachten Rollen sind gut konstruierte und ebenso gespielte Typen, denen man gern 77 Minuten lang folgt, auf eine Leiche wird jedoch erneut verzichtet: Wie in Veigls Debüt gibt es weder Mord noch Totschlag. Damit ist der in einem kalten April spielende Fall harmlos, aber unterhaltsam und sein Humor sympathisch, „Kommissar Zufall“ jedoch ebenso wie der nördlich des Weißwurstäquators mitunter Verständnisprobleme bereitende Dialekt allgegenwärtig.
Der „Tatort: Weißblaue Turnschuhe“ pendelt sich in etwa auf dem Niveau heutiger Vorabendserien ein, was nicht despektierlich gemeint ist. Veigl und seinem Dackel sei die im Abspann gezeigte Fortsetzung des Urlaubs gegönnt.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Eine weise Entscheidung, die ich nur unterstützen kann!karlAbundzu hat geschrieben: ↑Do 13. Okt 2022, 15:25 ...
Die Lindholm-Folgen waren ja lange die einzigen, die ich auf keinen Fall ansah,
...
Diktatur der Toleranz
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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