„Simultan arbeiten, Lenz, simultan!“
TV-Regisseur Wolf Dietrichs zweite von insgesamt vier Münchner „Tatort“- Inszenierungen in der 1970er-Dekade entstand nach einem Drehbuch Willy Puruckers und wurde am 3. Dezember 1978 erstausgestrahlt: Kriminalhauptkommissar Melchior Veigl (Gustl Bayrhammer) und seinen Mannen ermitteln in „Schwarze Einser“ zum elften Mal innerhalb der öffentlich-rechtlichen Krimireihe.
„Von reiche Leut kann man sparen lernen…“
Eine Frau stürzt in einem Münchner Eigentumswohnungsviertel vom Dach in den Tod. Ein Tippelbruder (Carl Heinz Friese, „Abseits“) beobachtet dies, entwendet das Armband der Leiche und wird wiederum von einem Kellner gesehen, wie er sich von der Toten entfernt. Unfall, Selbstmord, Mord? Diese Fragen stellt sich auch Kriminalhauptkommissar Veigl, der noch schläft, als man ihn in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett klingelt. Die Ermittlungen der Münchner Mordkommission führen zum Arzt der Toten, zu ihrer Schwester Herta (Renate Grosser, „Mädchen Mädchen“), ihren Schwager Hans Simon (Joseph Saxinger, „Goya“) und Hertas aktuellen Freund, den Cellisten Dr. Prelinger (Karlheinz Böhm, „Augen der Angst“). Das Arm-reich-Gefälle innerhalb dieser Verhältnisse macht Veigl stutzig, tatsächlich verlieh die tote Irmgard Döring sogar innerhalb der Verwandtschaft nur gegen Zinsen ihr Geld. Wer profitiert in welchem Maße von ihrem Tod und macht sich damit eventuell eines Mordes verdächtig…?
„Du bist vielleicht ‘n bisschen… pervers.“
„Schwarze Einser“ sind bayrisch-sächsische Briefmarkenpioniere, die zusammen mit anderen Wertgegenständen der Toten offenbar gestohlen wurden, spielen hier ansonsten aber keine Rolle – außer vielleicht, dass die eine oder andere Person übermäßig an schwarzen Zahlen interessiert ist bzw. war. Relativ minutiös klappert man hier wieder die einzelnen Stationen der Ermittlungsarbeiten ab, redet dabei viel und legt verschiedene Fährten: Die Tote sei bei einem Dr. Richter in psychologischer Behandlung gewesen. Dieser wiederum bringt ihren Bruder (Hans-Reinhard Müller, „Im bayerischen Stil“) ins Spiel, der sie beerbt. Und ihr Schwager hat ein stattliches Darlehen von ihr erhalten. Bis man endlich auf den Tippelbruder kommt und ihn als Zeugen befragen kann, dauert es eine ganze Weile. Als Running Gag hält her, dass der früh aufgestandene Veigl nirgends Kaffee bekommt und daher permanent schlechtgelaunt ist.
„Ein Gemütsmensch…“
Was diesen Fall von ermüdenden „Laber-Tatorten“ unterscheidet, ist vornehmlich der in der zweiten Hälfte etablierte Parallelstrang um Prelinger und seine alte Bekannte Brigitta Alhauser (Helena Rosenkranz, „Magdalena – Vom Teufel besessen“), durch den man den bayrischen Ermittlern nicht mehr permanent am Lederhosenzipfel hängt, sondern ihnen gegenüber einen Wissensvorsprung gewährt bekommt. Prelinger und Alhauser sind schwer miteinander am Flirten und reisen überraschend nach Nizza, wohin ihnen Veigl und damit die Handlung sowie das „Tatort“-Publikum folgen. Fernwehweckende Urlaubsbilder sorgen im letzten Drittel für eine ganz andere Krimistimmung, innerhalb derer ein verblüffend harsches Ende seinen tödlichen Lauf nimmt.