28.07.2017, Menschenzoo, Hamburg:
RASENDER STILLSTAND + MEISTER SPLINTER
Wurde mal wieder Zeit für’n Menschenzoo-Konzi und dass ich mich für diese Nacht als DJ hatte einspannen lassen, ließ sich natürlich bestens kombinieren. Dass ich noch auf Antibiotika und so Zeug und gerade den ersten Tag wieder auf Arbeit gewesen war, hatte mich nicht davon abgehalten, mir bei Hermann den ersten FCSP-Kick der Saison reinzuziehen und den Sieg mit paar Bierchen zu begießen – wer arbeiten kann, kann auch saufen. Dadurch war ich bischn spät dran, doch freundlicherweise hatte man wieder bis Spielende gewartet. Alsbald legten dann auch die nach dem Turtles-Ausbilder, der mutierten Ratte MEISTER SPLINTER, benannten Hamburger los, die mir bisher unbekannt waren. Den Drummer kennt man von der NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN und auch hier singt er kräftig mit, während eine gewisse Inga den Hauptgesang übernimmt. Dies ist anscheinend erst seit Anfang des Jahres so, das einzige Album „Stadtflucht“ wurde noch mit ausschließlich maskulinem Gesang eingespielt. Auf der Single „MK2“ ist jedoch bereits Inga zu hören, die nicht growlt, grölt oder keift, sondern normalen, melodischen Klargesang einsetzt. Die deutschsprachigen Songs sind bissig und kritisch getextet und verfügen bisweilen über einen leicht düsteren Vibe, sind mal rockiger, mal mehr Richtung HC-Punk ausgefallen, häufig jedoch im Midtempo angesiedelt. Dem Material des Albums fehlen meines Erachtens hier und da noch die sich festkrallende Melodie und der Wiedererkennungseffekt, was auf der Single jedoch bereits schwerstens in die richtige Richtung geht! Vor respektabler Kulisse und in angenehm entspannter Atmosphäre spielten die sich überaus natürlich gebenden MEISTER SPLINTER ihr Set souverän bei gutem Sound durch, lediglich die Sängerin war zeitweise etwas arg leise bzw. wurde von ihrer zu lauten Band durch den Bühnensound übertönt. Interessante Band, die ich im Auge behalten werde.
RASENDER STILLSTAND aus Dortmund bestehen seit Ende 2009 und haben mit ihrer Vorband den weiblich-männlichen Wechselgesang gemein, sind jedoch schon ‘ne Ecke älter als diese und haben sich vermutlich bereits in diversen Vorgängerbands ihre Sporen verdient. Bislang liefen die auch völlig unter meinem Radar, umso überraschter war ich von den Qualitäten des Quartetts: Man lieferte eine superabwechslungsreiche Mixtur aus HC-/Anarcho-Punk und subtilen MelodiCore/Skatepunk-Einflüssen ab, mal auf Deutsch, mal auf Englisch und mal mit einer, mal mit zwei Klampfen, denn nicht nur für kleinere Show-Einlagen zwischendurch schnallten Sängerin Frau Paula und Sänger Rodga (mit herrlich irrem Blick) ihre Sechssaiter zeitweise ab. Beide sind große Aktivposten, die sich voll reinhingen, bis der Schweiß aus jeder Pore tropfte, inkl. Ausflügen ins begeisterte, tanztechnisch jedoch zurückhaltende Publikum. Hier regierte nun vornehmlich das Uptempo und insbesondere Frau Paulas energischer Gesang ließ aufhorchen und fräste sich in die Gehörgänge. In „Hundskopf“ zitierte man MIDDLE CLASS FANTASIES und erst nach einem Zugabenblock ging’s für mich zurück in die DJ-Ecke. Fantastischer Auftritt, bei dem ich’s leider versäumt habe, mir die Platte mitzunehmen – doch das wird nachgeholt!
Anschließend wurde bis 4:00 Uhr weitergefeiert, ich ließ P.A. und Ohren per Konservenmucke bluten und freute mich über einige bekannte Gesichter, Rodga kam auch mal zum Klönschnack vorbei, das Ratsherrn floss und von mir aus hätte die Sause gern noch vier Stunden weitergehen können. Meine Erinnerung setzt allerdings im Gun Club nebenan aus, wo ich Pablo noch einen Besuch abstattete, der dort gewohnt geschmackvoll auflegte und damit zum einen oder anderen Absacker einlud...
Reich bebildert auch hier:
http://www.pissedandproud.org/28-07-201 ... -splinter/