Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Moderator: jogiwan
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Ich mochte die ganz gerne, nur wurden sie gen Ende redundant und ganz auf das lustige kumpelhafte zwischen Stoever und Brocki reduziert. Aber den Solostart von Manfred Krug , die Skins in voll auf hass, Tod im Elefantenhaus, das Ende von Meyer 2 (eh eine interessante Rolle). Von den späten im Gedächtnis geblieben Neuwerk und Undercover Camping.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Danke für deine Einschätzung. "Voll auf Hass" kenne ich schon, "Tod im Elefantenhaus" liegt tatsächlich bereit, sicherlich auch der eine oder andere weitere (kann das gerade nicht überblicken). Mal gucken, ob noch etwas dazukommen wird.karlAbundzu hat geschrieben: ↑Mi 14. Jun 2023, 16:46 Ich mochte die ganz gerne, nur wurden sie gen Ende redundant und ganz auf das lustige kumpelhafte zwischen Stoever und Brocki reduziert. Aber den Solostart von Manfred Krug , die Skins in voll auf hass, Tod im Elefantenhaus, das Ende von Meyer 2 (eh eine interessante Rolle). Von den späten im Gedächtnis geblieben Neuwerk und Undercover Camping.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- karlAbundzu
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Das Debut Haie vor Helgoland hast du auch
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Potzblitz! Die in der Box, die ich netterweise von dir erhalten habe, enthaltenen Episoden habe ich noch gar nicht meiner Liste hinzugefügt
Danke für die Erinnerung!
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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- FarfallaInsanguinata
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
"Voll auf Hass" hatten wir hier im Forum doch schon mal erörtert im Zuge "Skinhead-Thematik in deutschen Fernsehfilmen", denn entsprechenden Fred weiß ich nicht mehr. Für mich ist er immer noch scheiße und das wird sich in diesem Leben auch nicht mehr ändern.
Manfred Krug mag ich leider auch überhaupt nicht! Mein Papa war großer Fan von "Liebling Kreuzberg", mir jedoch ist der Mann schlicht unsympathisch, da kann er spielen was er will.
Bei den Hamburger Tatorten werden Casstorff und Holicek allgemein chronisch unterbewertet, die finde ich nämlich erstaunlich interessant. Aber da wären wir ja bereits in den Nullern.
btw. Ebenfalls einen Dank für deine vielen tollen und immer lesenswerten Tatort-Besprechungen, bux.
Manfred Krug mag ich leider auch überhaupt nicht! Mein Papa war großer Fan von "Liebling Kreuzberg", mir jedoch ist der Mann schlicht unsympathisch, da kann er spielen was er will.
Bei den Hamburger Tatorten werden Casstorff und Holicek allgemein chronisch unterbewertet, die finde ich nämlich erstaunlich interessant. Aber da wären wir ja bereits in den Nullern.
btw. Ebenfalls einen Dank für deine vielen tollen und immer lesenswerten Tatort-Besprechungen, bux.
Diktatur der Toleranz
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
- karlAbundzu
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Tatort Stuttgart: Die Nacht der Kommissare
Letzter Tatort vor der Sommerpause.
Bei einer Untersuchung mit klassischem Tatortkommissarfehler (allein im Einsatz) findet Lannert zwar allerhand heraus, nur nicht aus der Situation und wird schwer unter Drogen gesetzt, so dass er es nicht recht erzählen kann. Bootz nimmt ihn trotzdem mit auf dem Weg der Ermittlungen durch die Nacht, den Backup gibt Rechtsmediziner Vogt.
Und diese Nacht führt sie zu halbseidenen semiprofessionellen Ganoven, einem Chinesen namens Joe und einer Bauernfamilie, die sich mal etwas mehr im Läbbe wünscht.
Es gibt haufenweise popkulturelle Zitate von Tigerkralle bis Tiger King, oft durch die Drogen begründete unsichere Erzählweise von Lannert, aber auch viele Westernstandards, Musik, Einstellungen, sogar Story.
Und das funktioniert gut als amüsanter Krimi. Nicht so sehr der zu lang gezogene Gag des Trips (der auch eher nach LSD denn nach Koks düngt, aber dann hätte man Müllers Nase nicht so mit einbeziehen können), der dann auch einfach fallen gelassen wird, sondern viel mehr die Bauernfamilie, Mutter Vater Sohn haben eine tolle Chemie miteinander, gutes Timing und immer schön am Klischee entlang, das macht Spaß, da wirkt das Möchtegerngangster Duo dagegen ein wenig bemüht.
Das am Ende im Prinzip die beiden Flintenweiber die treibende Kräfte sind, nimmt die Westernanlehnung auch schön hoch.
Die Story nebenbei ist zwar unglaublich, aber doch glaubhaft und spannend erzählt.
Guter Schluss zum Sommer!
Letzter Tatort vor der Sommerpause.
Bei einer Untersuchung mit klassischem Tatortkommissarfehler (allein im Einsatz) findet Lannert zwar allerhand heraus, nur nicht aus der Situation und wird schwer unter Drogen gesetzt, so dass er es nicht recht erzählen kann. Bootz nimmt ihn trotzdem mit auf dem Weg der Ermittlungen durch die Nacht, den Backup gibt Rechtsmediziner Vogt.
Und diese Nacht führt sie zu halbseidenen semiprofessionellen Ganoven, einem Chinesen namens Joe und einer Bauernfamilie, die sich mal etwas mehr im Läbbe wünscht.
Es gibt haufenweise popkulturelle Zitate von Tigerkralle bis Tiger King, oft durch die Drogen begründete unsichere Erzählweise von Lannert, aber auch viele Westernstandards, Musik, Einstellungen, sogar Story.
Und das funktioniert gut als amüsanter Krimi. Nicht so sehr der zu lang gezogene Gag des Trips (der auch eher nach LSD denn nach Koks düngt, aber dann hätte man Müllers Nase nicht so mit einbeziehen können), der dann auch einfach fallen gelassen wird, sondern viel mehr die Bauernfamilie, Mutter Vater Sohn haben eine tolle Chemie miteinander, gutes Timing und immer schön am Klischee entlang, das macht Spaß, da wirkt das Möchtegerngangster Duo dagegen ein wenig bemüht.
Das am Ende im Prinzip die beiden Flintenweiber die treibende Kräfte sind, nimmt die Westernanlehnung auch schön hoch.
Die Story nebenbei ist zwar unglaublich, aber doch glaubhaft und spannend erzählt.
Guter Schluss zum Sommer!
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
War dieser Thread hier, ab https://www.deliria-italiano.org/deutsc ... ml#p208714.FarfallaInsanguinata hat geschrieben: ↑Fr 16. Jun 2023, 01:26 "Voll auf Hass" hatten wir hier im Forum doch schon mal erörtert im Zuge "Skinhead-Thematik in deutschen Fernsehfilmen", denn entsprechenden Fred weiß ich nicht mehr. Für mich ist er immer noch scheiße und das wird sich in diesem Leben auch nicht mehr ändern.
Zu Krug habe ich noch keine abschließende Meinung, aber "Liebling Kreuzberg" würde mich zurzeit tatsächlich sogar mehr reizen als seine "Tatorte".FarfallaInsanguinata hat geschrieben: ↑Fr 16. Jun 2023, 01:26Manfred Krug mag ich leider auch überhaupt nicht! Mein Papa war großer Fan von "Liebling Kreuzberg", mir jedoch ist der Mann schlicht unsympathisch, da kann er spielen was er will.
Nehme ich mal als Wink mit dem ZaunpfahlFarfallaInsanguinata hat geschrieben: ↑Fr 16. Jun 2023, 01:26Bei den Hamburger Tatorten werden Casstorff und Holicek allgemein chronisch unterbewertet, die finde ich nämlich erstaunlich interessant. Aber da wären wir ja bereits in den Nullern.
Sehr gern - und danke für das LobFarfallaInsanguinata hat geschrieben: ↑Fr 16. Jun 2023, 01:26btw. Ebenfalls einen Dank für deine vielen tollen und immer lesenswerten Tatort-Besprechungen, bux.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Polizeiruf 110: Paranoia
„Du bist mein Hauptproblem!“
Mit der Münchner „Polizeiruf 110“-Episode „Paranoia“ verabschiedet sich Oberkommissarin Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff (Verena Altenberger) nach sechs Fällen aus der öffentlich-rechtlichen Krimireihe. Die Mischung aus Verschwörungskrimi und Psycho-Thriller wurde von Martin Maurer sowie Claus Cornelius Fischer geschrieben und von Tobias Ineichen („Tatort: Kriegssplitter“) inszeniert, der damit seinen ersten „Polizeiruf“ absetzte. Die Erstausstrahlung erfolgte am 11. Juni 2023.
„Das ist wie bei den Detektiven im Fernsehen…“
Als Rettungssanitäterin Sarah Kant (Marta Kizyma) und ihr Kollege Carlo Melchior (Timocin Ziegler, „Zwischen uns“) zu einem Einsatz in einer Wohnung gerufen werden, kommen sie anscheinend gerade noch rechtzeitig, um einen mutmaßlichen Mordversuch zu unterbrechen und durch ihr Eintreffen den Täter in die Flucht zu schlagen. Sie bringen die schwerverletzte Frau Schnabel (Maria Lüthi, „Madrid“) nach der Erstversorgung ins Krankenhaus, wo man am nächsten Tag jedoch nichts von dieser Patientin wissen will. Ein Fehler im Computersystem, eine Lücke in der Dokumentation? Oder steckt mehr dahinter? Die psychisch labile Sarah, die sich gerade in einem schmerzhaften und kräftezehrenden Trennungsprozess von ihrem Kollegen Carlo befindet, glaubt, dass mehr dahintersteckt, und bringt auch den Wagen, von dem sie sich während des Patientinnentransports ins Krankenhaus verfolgt wähnte, damit in Verbindung. Zudem hat die Patientin ihr offenbar eine Videokassette mit pikanten Aufnahmen in den Notfallrucksack gesteckt. Kommissarin Eyckhoff untersucht mit ihrem Kollegen Dennis Eden (Stephan Zinner) gerade einen anderen Mordfall, als Carlo tot aufgefunden wird und sich damit ihre und Sarahs Wege kreuzen…
„Paranoia“ wird zu großen Anteilen aus Sarahs Perspektive erzählt, was diesem „Polizeiruf 110“ die Möglichkeit eröffnet, mit dem Element der unzuverlässigen Zeugin als Abwandlung des unzuverlässigen Erzählers zu arbeiten und zu spielen. Zunächst handelt „Paranoia“ vornehmlich von den großen Herausforderungen, die ein beruflicher Kollegenstatus mitsichtbringt, wenn es sich bei jenem Kollegen gleichzeitig um den Ex-Lebensgefährten handelt und die Trennung nicht einvernehmlich erfolgte. Während Carlo sich bereits wieder mit anderen Frauen trifft, ist Sarah alles andere als über die Trennung hinweg. Als sie in seine Wohnung eindringt – sie hat noch immer den Schlüssel – und damit ein Rendezvous Carlos mit einer Neuen jäh unterbricht, missversteht er dies als Eifersuchtsposse, obwohl ihre primäre Motivation darin begründet liegt, ihren noch an seinem Fernseher angeschlossenen Videorekorder zu nutzen, um sich die Kassette anzusehen. Dies wird nach wenigen Sekunden von Carlo unterbunden und der Videorekorder geht kaputt. Sarahs weitere Versuche, anachronistisch anmutend noch irgendwo einen funktionstüchtigen Rekorder vorzufinden, münden in groteske Situationen, die zugleich Hinweise auf ihren psychischen Ausnahmezustand geben. Dieser wird zuweilen auch recht stimmig audiovisualisiert.
Nach Carlos Ableben, das offscreen stattfindet, stehen für die Filmfiguren ebenso viele Fragen im Raum wie für das Fernsehpublikum. Sarah wird zur Zeugin, Tatverdächtigen und Privatermittlerin zugleich – und wird zusehends misstrauischer, insbesondere gegenüber der Polizei, was Eyckhoffs und Edens Ermittlungen erschwert. Die Spuren dieses undurchsichtigen, aber stets interessanten Falls führen schließlich zu einer real existierenden, gesetzlich legitimiert verschwörerisch tätig sein dürfenden ehemaligen NS-Organisation, womit dieser Fall klug und kritisch an Systemfragen rührt. Der zwischenzeitlich eingestreute, auflockernde Humor (inklusive einer seltsamen Toaster-Animation, in deren Zusammenhang ich irgendwo von einer „Nahtoasterfahrung“ las) ist nicht unbedingt meiner, dafür begleitet man die sehr ambivalente und von Marta Kizyma eindrücklich gespielte Figur der Sarah bis in ein superspannendes Finale hinein, auf das ein wenig kathartisches, dafür umso mehr Unwohlsein erzeugendes offenes Ende folgt. Dieses verhindert leider einen standesgemäßen Abschied Eyckhoffs aus der Reihe, den sie verdient gehabt hätte. 7,5 von 10 Amateurvideos auf dem Kindergeburtstag für diese nichtsdestotrotz sehr sehenswerte Abschiedsvorstellung!
„Du bist mein Hauptproblem!“
Mit der Münchner „Polizeiruf 110“-Episode „Paranoia“ verabschiedet sich Oberkommissarin Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff (Verena Altenberger) nach sechs Fällen aus der öffentlich-rechtlichen Krimireihe. Die Mischung aus Verschwörungskrimi und Psycho-Thriller wurde von Martin Maurer sowie Claus Cornelius Fischer geschrieben und von Tobias Ineichen („Tatort: Kriegssplitter“) inszeniert, der damit seinen ersten „Polizeiruf“ absetzte. Die Erstausstrahlung erfolgte am 11. Juni 2023.
„Das ist wie bei den Detektiven im Fernsehen…“
Als Rettungssanitäterin Sarah Kant (Marta Kizyma) und ihr Kollege Carlo Melchior (Timocin Ziegler, „Zwischen uns“) zu einem Einsatz in einer Wohnung gerufen werden, kommen sie anscheinend gerade noch rechtzeitig, um einen mutmaßlichen Mordversuch zu unterbrechen und durch ihr Eintreffen den Täter in die Flucht zu schlagen. Sie bringen die schwerverletzte Frau Schnabel (Maria Lüthi, „Madrid“) nach der Erstversorgung ins Krankenhaus, wo man am nächsten Tag jedoch nichts von dieser Patientin wissen will. Ein Fehler im Computersystem, eine Lücke in der Dokumentation? Oder steckt mehr dahinter? Die psychisch labile Sarah, die sich gerade in einem schmerzhaften und kräftezehrenden Trennungsprozess von ihrem Kollegen Carlo befindet, glaubt, dass mehr dahintersteckt, und bringt auch den Wagen, von dem sie sich während des Patientinnentransports ins Krankenhaus verfolgt wähnte, damit in Verbindung. Zudem hat die Patientin ihr offenbar eine Videokassette mit pikanten Aufnahmen in den Notfallrucksack gesteckt. Kommissarin Eyckhoff untersucht mit ihrem Kollegen Dennis Eden (Stephan Zinner) gerade einen anderen Mordfall, als Carlo tot aufgefunden wird und sich damit ihre und Sarahs Wege kreuzen…
„Paranoia“ wird zu großen Anteilen aus Sarahs Perspektive erzählt, was diesem „Polizeiruf 110“ die Möglichkeit eröffnet, mit dem Element der unzuverlässigen Zeugin als Abwandlung des unzuverlässigen Erzählers zu arbeiten und zu spielen. Zunächst handelt „Paranoia“ vornehmlich von den großen Herausforderungen, die ein beruflicher Kollegenstatus mitsichtbringt, wenn es sich bei jenem Kollegen gleichzeitig um den Ex-Lebensgefährten handelt und die Trennung nicht einvernehmlich erfolgte. Während Carlo sich bereits wieder mit anderen Frauen trifft, ist Sarah alles andere als über die Trennung hinweg. Als sie in seine Wohnung eindringt – sie hat noch immer den Schlüssel – und damit ein Rendezvous Carlos mit einer Neuen jäh unterbricht, missversteht er dies als Eifersuchtsposse, obwohl ihre primäre Motivation darin begründet liegt, ihren noch an seinem Fernseher angeschlossenen Videorekorder zu nutzen, um sich die Kassette anzusehen. Dies wird nach wenigen Sekunden von Carlo unterbunden und der Videorekorder geht kaputt. Sarahs weitere Versuche, anachronistisch anmutend noch irgendwo einen funktionstüchtigen Rekorder vorzufinden, münden in groteske Situationen, die zugleich Hinweise auf ihren psychischen Ausnahmezustand geben. Dieser wird zuweilen auch recht stimmig audiovisualisiert.
Nach Carlos Ableben, das offscreen stattfindet, stehen für die Filmfiguren ebenso viele Fragen im Raum wie für das Fernsehpublikum. Sarah wird zur Zeugin, Tatverdächtigen und Privatermittlerin zugleich – und wird zusehends misstrauischer, insbesondere gegenüber der Polizei, was Eyckhoffs und Edens Ermittlungen erschwert. Die Spuren dieses undurchsichtigen, aber stets interessanten Falls führen schließlich zu einer real existierenden, gesetzlich legitimiert verschwörerisch tätig sein dürfenden ehemaligen NS-Organisation, womit dieser Fall klug und kritisch an Systemfragen rührt. Der zwischenzeitlich eingestreute, auflockernde Humor (inklusive einer seltsamen Toaster-Animation, in deren Zusammenhang ich irgendwo von einer „Nahtoasterfahrung“ las) ist nicht unbedingt meiner, dafür begleitet man die sehr ambivalente und von Marta Kizyma eindrücklich gespielte Figur der Sarah bis in ein superspannendes Finale hinein, auf das ein wenig kathartisches, dafür umso mehr Unwohlsein erzeugendes offenes Ende folgt. Dieses verhindert leider einen standesgemäßen Abschied Eyckhoffs aus der Reihe, den sie verdient gehabt hätte. 7,5 von 10 Amateurvideos auf dem Kindergeburtstag für diese nichtsdestotrotz sehr sehenswerte Abschiedsvorstellung!
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Polizeiruf 110: Der Teufel hat den Schnaps gemacht
„Ist ja widerlich…“
In der 69. Episode der DDR-Fernsehkrimireihe „Polizeiruf 110“ ermittelt Hauptmann Peter Fuchs (Peter Borgelt) in seinem bereits 43. Fall, bekommt mit Oberleutnant Manfred Bergmann (Jürgen Zartmann, „Rotfuchs“) aber einen jungen Debütanten zur Seite gestellt, der insgesamt an lediglich vier Fällen beteiligt sein sollte. Das Buch zu „Der Teufel hat den Schnaps gemacht“ stammt von Manfred Mosblech, der auch höchstpersönlich die Inszenierung übernahm – sein bis dahin neunter „Polizeiruf“. Dieser wurde von April bis Juni 1980 in Potsdam und Berlin gedreht, am 18. Januar 1981 erstausgestrahlt und zählt zu den aus der Masse der DDR-„Polizeiruf 110“-Filme hervorstechenden Arbeiten.
„Das ist unvorstellbar!“
Theo Lute (Ulrich Thein, „Der Direktor“), Betreiber einer Autowerkstatt, ist zum Alkoholiker geworden, nachdem er seinen einzigen Sohn bei einem tragischen Autounfall verloren hat, an dem er seiner Frau (Annekathrin Bürger, „Verwirrung der Liebe“) die Schuld gibt. Entsprechend zerrüttet ist seine Ehe, die mittlerweile nicht mehr als eine Zweckgemeinschaft darstellt und in der Theos Frau co-abhängig geworden ist. Eines Morgens tritt er nicht zur Arbeit in seinem Betrieb an, sondern ist verschwunden. In einer Mischung aus Geständnisschrieb und Abschiedsbrief räumt er ein, jemanden umgebracht zu haben, und deshalb nicht mehr leben zu wollen. Seine Frau alarmiert die Polizei, woraufhin sich Oberleutnant Bergmann auf die Suche nach Theo Lute macht. Dieser möchte sich an einem Baum im Stadtwald aufknüpfen, bringt dies aber nicht fertig und besorgt sich stattdessen zwei Flaschen Schnaps, um sich einmal mehr bis zur Besinnungslosigkeit zu betrinken. Wird es der Polizei gelingen, ihn rechtzeitig zu finden, bevor er sich möglicherweise doch noch etwas antut? Wer ist sein Opfer – und wie kam es zu dessen Tod…?
„Der sieht ja aus wie tot!“ – „Nein, wie ein Alkoholkranker.“
Anhand dieses exemplarischen Einzelschicksals (an dem indes einiges weitere dranhängen) greift dieser „Polizeiruf“ die – hüben wie drüben – Volksdroge Nummer eins, den Alkohol, auf (in Ermangelung anderer Drogen quasi auch die einzige in der DDR). Es geht um Alkoholismus, dessen Gründe – und mögliche schwerwiegende Folgen nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere. Damit wurde er seinerzeit zu einer der meistdiskutierten „Polizeiruf“-Episoden.
„Alles, was ich trinke, trinkst du nicht!“
Eine überraschend stylisches Schlafzimmer: Theo kann nicht schlafen, trinkt abends und auch bereits wieder in aller Herrgottsfrühe. Als er sich aus dem Staub macht, gefährdet er andere im Straßenverkehr. Während er in der Natur umherstreift (wo sich u.a. ein FKK-Pärchen aufhält), wird sein Brief gefunden. Der mit einem gewissen spitzbübischen Charme eingeführte, Alltagsflirts nicht abgeneigte Bergmann befragt Theos Frau und anschließend dessen Freund Eugen Zoch (Ezard Haußmann, „Brandstellen“), einen privilegierten Lebemann, zu dessen Datsche Theo gern mal einen Wochenendausflug ohne seine Frau unternahm, um mit ihm zu feiern und sich heillos zu betrinken. Aus den Befragungen, die Bergmann führt, ergeben sich Informationen zu Theos Leben, den Zustand seiner Ehe und das unbewältigte Verlusttrauma aufgrund des tödlich verunfallten Sohns.
„Wenn Engel reisen, lacht die Sonne!“
Hauptmann Fuchs als das Aushängeschild der Reihe kommt erst ins Spiel, als nach Theo gefahndet, aber zunächst lediglich sein Abschleppseil gefunden wird. Zugleich wird eine Hilde (Hildegard Alex, „Marta, Martia“) vermisst, was in zu Beginn noch nicht so recht einzuordnenden Parallelhandlungsszenen angesprochen wird, nach und nach aber mit Theo in Verbindung gebracht wird. Ist sie diejenige, die Theo auf dem Gewissen hat? Als ein See abgesucht wird, wird tatsächlich ihr Leichnam gefunden. Seine Spannung bezieht der Fall zunehmend aus der Frage, was zum Teufel (der den Schnaps gemacht hat) sich denn nun überhaupt zugetragen hat. Eine ausgedehnte Rückblende dröselt schließlich alles auf, ohne dabei die Dramaturgie zu vernachlässigen, im Gegenteil: Überwog in der ersten Hälfte dieses Kriminaldramas noch die höchst eindringlich und beeindruckend von Ulrich Thein gespielte Darstellung Theos als tragische Alkoholikergestalt zwischen halbnüchtern und Vollsuff, bietet die zweite Hälfte Suspense in Reinkultur, bei der man zwischen Mitleid mit Theo und Abscheu vor ihm schwankt, als hätte man selbst schon mehr als ordentlich einen intus. Zoch zeigt man uns nackt unter der Gartendusche, den tödlichen Gewaltakt jedoch nicht. Dafür aber sein Entstehen und seine Konsequenzen sowie, zumindest im Groben, die Verhandlung der Schuldfrage. Klar ist nämlich, dass Theo bei nüchternem Verstand wohl kaum zu dieser Gräueltat fähig gewesen wäre, er sich aber mindestens vorsätzlich betrunken hat.
Fuchs erweist sich in dieser Frage als strenge Autoritätsperson, die Theo eindeutig die Schuld zuspricht, aber – und das ist der entscheidende Fingerzeig an die DDR-Gesellschaft – auch Zoch eine mindestens moralische Mitschuld zuspricht und damit stellvertretend auch all jene meint, die nicht nur teilnahmslos dabei zugesehen haben, wie Theo Lute sich zugrunde richtete, sondern ihn sogar weiter mit Hochprozentigem versorgten, selbst wenn er sich offensichtlich in einem höchst verzweifelten Zustand befand und mangels Liquidität sogar schon mit seiner Armbanduhr bezahlen musste (wie in einer besonders memorablen Szene). Und damit es nicht nur um den Täter und dessen Umfeld geht, landen wir auch immer wieder bei der toten Hilde bzw. vielmehr dem, was von ihrer Familie übrig ist, u.a. nämlich ein Kind, das nun ohne Mutter aufwachsen muss. Entsprechend nachdenklich stimmt das Ende.
Sicherlich ist man heutzutage in der Suchtforschung, in der Psychologie und vielem anderen, was mit diesem und ähnlichen Phänomenen zusammenhängt, weiter als zu Zeiten dieses „Polizeirufs“. Dennoch ist er nach wie vor unbedingt sehenswert, lässt sich doch mühelos nachvollziehen, welch Wirkung er in seinem schonungslosen Realismus auf sein Publikum gehabt haben muss. Hierzu bei tragen die schauspielerischen Leistungen insbesondere Ulrich Theins, dessen Szenen mit düsteren Streichern unterlegt werden, aber auch Ezard Haußmanns, der die Auftritte seiner Figur Eugen Zochs regelrecht zelebriert und in seiner überschwänglichen, letztlich aber unangenehm egozentrischen Lebenslust einen starken Kontrast zur traurigen Gestalt seines Freunds Theo bildet. Unabhängig davon, welches juristische Nachspiel eventuell noch auf Zoch zukommt, erhält auch er seine Strafe, indem seine Frau (Regina Beyer, „Klärchen in Egmont“) die Spiele nicht mehr mitmachen will und ihm den Laufpass gibt, sodass er am Schluss eigentlich niemanden mehr hat.
So greift hier ein Rädchen ins andere wie in einer verheerenden Kettenreaktion, ohne dass vermeintlich einfache Lösungen zur nüchtern-sozialistischen Volkserziehung präsentiert würden. Großes DDR-Fernsehen und in jedem Falle – trotz (oder gerade wegen?) einer gerade aus heutiger Perspektive hier abseits des Alkoholmissbrauchs und dessen Folgen anheimelnd gemütlich erscheinenden DDR – auch Wessi-kompatibel!
„Ist ja widerlich…“
In der 69. Episode der DDR-Fernsehkrimireihe „Polizeiruf 110“ ermittelt Hauptmann Peter Fuchs (Peter Borgelt) in seinem bereits 43. Fall, bekommt mit Oberleutnant Manfred Bergmann (Jürgen Zartmann, „Rotfuchs“) aber einen jungen Debütanten zur Seite gestellt, der insgesamt an lediglich vier Fällen beteiligt sein sollte. Das Buch zu „Der Teufel hat den Schnaps gemacht“ stammt von Manfred Mosblech, der auch höchstpersönlich die Inszenierung übernahm – sein bis dahin neunter „Polizeiruf“. Dieser wurde von April bis Juni 1980 in Potsdam und Berlin gedreht, am 18. Januar 1981 erstausgestrahlt und zählt zu den aus der Masse der DDR-„Polizeiruf 110“-Filme hervorstechenden Arbeiten.
„Das ist unvorstellbar!“
Theo Lute (Ulrich Thein, „Der Direktor“), Betreiber einer Autowerkstatt, ist zum Alkoholiker geworden, nachdem er seinen einzigen Sohn bei einem tragischen Autounfall verloren hat, an dem er seiner Frau (Annekathrin Bürger, „Verwirrung der Liebe“) die Schuld gibt. Entsprechend zerrüttet ist seine Ehe, die mittlerweile nicht mehr als eine Zweckgemeinschaft darstellt und in der Theos Frau co-abhängig geworden ist. Eines Morgens tritt er nicht zur Arbeit in seinem Betrieb an, sondern ist verschwunden. In einer Mischung aus Geständnisschrieb und Abschiedsbrief räumt er ein, jemanden umgebracht zu haben, und deshalb nicht mehr leben zu wollen. Seine Frau alarmiert die Polizei, woraufhin sich Oberleutnant Bergmann auf die Suche nach Theo Lute macht. Dieser möchte sich an einem Baum im Stadtwald aufknüpfen, bringt dies aber nicht fertig und besorgt sich stattdessen zwei Flaschen Schnaps, um sich einmal mehr bis zur Besinnungslosigkeit zu betrinken. Wird es der Polizei gelingen, ihn rechtzeitig zu finden, bevor er sich möglicherweise doch noch etwas antut? Wer ist sein Opfer – und wie kam es zu dessen Tod…?
„Der sieht ja aus wie tot!“ – „Nein, wie ein Alkoholkranker.“
Anhand dieses exemplarischen Einzelschicksals (an dem indes einiges weitere dranhängen) greift dieser „Polizeiruf“ die – hüben wie drüben – Volksdroge Nummer eins, den Alkohol, auf (in Ermangelung anderer Drogen quasi auch die einzige in der DDR). Es geht um Alkoholismus, dessen Gründe – und mögliche schwerwiegende Folgen nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere. Damit wurde er seinerzeit zu einer der meistdiskutierten „Polizeiruf“-Episoden.
„Alles, was ich trinke, trinkst du nicht!“
Eine überraschend stylisches Schlafzimmer: Theo kann nicht schlafen, trinkt abends und auch bereits wieder in aller Herrgottsfrühe. Als er sich aus dem Staub macht, gefährdet er andere im Straßenverkehr. Während er in der Natur umherstreift (wo sich u.a. ein FKK-Pärchen aufhält), wird sein Brief gefunden. Der mit einem gewissen spitzbübischen Charme eingeführte, Alltagsflirts nicht abgeneigte Bergmann befragt Theos Frau und anschließend dessen Freund Eugen Zoch (Ezard Haußmann, „Brandstellen“), einen privilegierten Lebemann, zu dessen Datsche Theo gern mal einen Wochenendausflug ohne seine Frau unternahm, um mit ihm zu feiern und sich heillos zu betrinken. Aus den Befragungen, die Bergmann führt, ergeben sich Informationen zu Theos Leben, den Zustand seiner Ehe und das unbewältigte Verlusttrauma aufgrund des tödlich verunfallten Sohns.
„Wenn Engel reisen, lacht die Sonne!“
Hauptmann Fuchs als das Aushängeschild der Reihe kommt erst ins Spiel, als nach Theo gefahndet, aber zunächst lediglich sein Abschleppseil gefunden wird. Zugleich wird eine Hilde (Hildegard Alex, „Marta, Martia“) vermisst, was in zu Beginn noch nicht so recht einzuordnenden Parallelhandlungsszenen angesprochen wird, nach und nach aber mit Theo in Verbindung gebracht wird. Ist sie diejenige, die Theo auf dem Gewissen hat? Als ein See abgesucht wird, wird tatsächlich ihr Leichnam gefunden. Seine Spannung bezieht der Fall zunehmend aus der Frage, was zum Teufel (der den Schnaps gemacht hat) sich denn nun überhaupt zugetragen hat. Eine ausgedehnte Rückblende dröselt schließlich alles auf, ohne dabei die Dramaturgie zu vernachlässigen, im Gegenteil: Überwog in der ersten Hälfte dieses Kriminaldramas noch die höchst eindringlich und beeindruckend von Ulrich Thein gespielte Darstellung Theos als tragische Alkoholikergestalt zwischen halbnüchtern und Vollsuff, bietet die zweite Hälfte Suspense in Reinkultur, bei der man zwischen Mitleid mit Theo und Abscheu vor ihm schwankt, als hätte man selbst schon mehr als ordentlich einen intus. Zoch zeigt man uns nackt unter der Gartendusche, den tödlichen Gewaltakt jedoch nicht. Dafür aber sein Entstehen und seine Konsequenzen sowie, zumindest im Groben, die Verhandlung der Schuldfrage. Klar ist nämlich, dass Theo bei nüchternem Verstand wohl kaum zu dieser Gräueltat fähig gewesen wäre, er sich aber mindestens vorsätzlich betrunken hat.
Fuchs erweist sich in dieser Frage als strenge Autoritätsperson, die Theo eindeutig die Schuld zuspricht, aber – und das ist der entscheidende Fingerzeig an die DDR-Gesellschaft – auch Zoch eine mindestens moralische Mitschuld zuspricht und damit stellvertretend auch all jene meint, die nicht nur teilnahmslos dabei zugesehen haben, wie Theo Lute sich zugrunde richtete, sondern ihn sogar weiter mit Hochprozentigem versorgten, selbst wenn er sich offensichtlich in einem höchst verzweifelten Zustand befand und mangels Liquidität sogar schon mit seiner Armbanduhr bezahlen musste (wie in einer besonders memorablen Szene). Und damit es nicht nur um den Täter und dessen Umfeld geht, landen wir auch immer wieder bei der toten Hilde bzw. vielmehr dem, was von ihrer Familie übrig ist, u.a. nämlich ein Kind, das nun ohne Mutter aufwachsen muss. Entsprechend nachdenklich stimmt das Ende.
Sicherlich ist man heutzutage in der Suchtforschung, in der Psychologie und vielem anderen, was mit diesem und ähnlichen Phänomenen zusammenhängt, weiter als zu Zeiten dieses „Polizeirufs“. Dennoch ist er nach wie vor unbedingt sehenswert, lässt sich doch mühelos nachvollziehen, welch Wirkung er in seinem schonungslosen Realismus auf sein Publikum gehabt haben muss. Hierzu bei tragen die schauspielerischen Leistungen insbesondere Ulrich Theins, dessen Szenen mit düsteren Streichern unterlegt werden, aber auch Ezard Haußmanns, der die Auftritte seiner Figur Eugen Zochs regelrecht zelebriert und in seiner überschwänglichen, letztlich aber unangenehm egozentrischen Lebenslust einen starken Kontrast zur traurigen Gestalt seines Freunds Theo bildet. Unabhängig davon, welches juristische Nachspiel eventuell noch auf Zoch zukommt, erhält auch er seine Strafe, indem seine Frau (Regina Beyer, „Klärchen in Egmont“) die Spiele nicht mehr mitmachen will und ihm den Laufpass gibt, sodass er am Schluss eigentlich niemanden mehr hat.
So greift hier ein Rädchen ins andere wie in einer verheerenden Kettenreaktion, ohne dass vermeintlich einfache Lösungen zur nüchtern-sozialistischen Volkserziehung präsentiert würden. Großes DDR-Fernsehen und in jedem Falle – trotz (oder gerade wegen?) einer gerade aus heutiger Perspektive hier abseits des Alkoholmissbrauchs und dessen Folgen anheimelnd gemütlich erscheinenden DDR – auch Wessi-kompatibel!
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- karlAbundzu
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Tatort: Wie alle anderen auch (2021)
Eine Frau wird regelmäßig von ihrem Mann verprügelt, schlägt einmal zurück und denkt, ihn getötet zu haben. Haut ab, landed auf der Straße, eine erfahrene Obdachlose hilft ihr. Diese wird dann verbrannt gefunden...
Ballauf und Schenk (und darf auch mal draussen ermitteln: Jütte!) ermitteln in der Szene, zwischen Notunterkünften, Schlafplätzen, Suppenküchen und Hilfseinrichtungen. Das ist eigentlich ganz gut konstruiert, aber in der Erzählung fallen dann doch Lücken, Kurzsichtigkeit auf Seiten der Ermittler und manchmal nicht ganz nachvollziehbare Handlungen auf.
Stark aber die Darstellerinnen, die hier die besondere Problematik obdachloser Frauen erzählen, und wie leicht man in diesen Strudel hinein geraten kann, gerade bei einem aufgeheizten Wohnungsmarkt.
Durch verschiedene Frauen werden ganz unterschiedliche Stories beleuchtet, das ist gut gemacht und war wohl auch Hauptanliegen des Films.
Abteilung sozial engagierter Tatort, gut gemacht.
Eine Frau wird regelmäßig von ihrem Mann verprügelt, schlägt einmal zurück und denkt, ihn getötet zu haben. Haut ab, landed auf der Straße, eine erfahrene Obdachlose hilft ihr. Diese wird dann verbrannt gefunden...
Ballauf und Schenk (und darf auch mal draussen ermitteln: Jütte!) ermitteln in der Szene, zwischen Notunterkünften, Schlafplätzen, Suppenküchen und Hilfseinrichtungen. Das ist eigentlich ganz gut konstruiert, aber in der Erzählung fallen dann doch Lücken, Kurzsichtigkeit auf Seiten der Ermittler und manchmal nicht ganz nachvollziehbare Handlungen auf.
Stark aber die Darstellerinnen, die hier die besondere Problematik obdachloser Frauen erzählen, und wie leicht man in diesen Strudel hinein geraten kann, gerade bei einem aufgeheizten Wohnungsmarkt.
Durch verschiedene Frauen werden ganz unterschiedliche Stories beleuchtet, das ist gut gemacht und war wohl auch Hauptanliegen des Films.
Abteilung sozial engagierter Tatort, gut gemacht.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.