Deliria-Italiano

buxtebrawler hat geschrieben: ↑Di 16. Mai 2023, 09:36

Die Filmauswahl fiel dieses Jahr tatsächlich recht leicht.
Was zukünftig aber schwieriger werden wird, ist, einen guten, bisher noch nicht von uns gezeigten Giallo aufzutreiben. Diesbzgl. sieht's in Sachen deutscher 35-mm-Kopien leider eher mau aus. Für Hinweise und Tipps sind wir dankbar.

Ich hatte beim Stichwort Dallamano und aufgrund des norddeutschen Treffpunkts ja auf diesen gehofft -> https://deliria-italiano.org/viewtopic.php?t=1190

Du bist doch demnächst im Gelsenpott, wenn man eine Kopie davon findet, dann dort.

ugo-piazza hat geschrieben: ↑Di 16. Mai 2023, 21:09
Ich hatte beim Stichwort Dallamano und aufgrund des norddeutschen Treffpunkts ja auf diesen gehofft -> https://deliria-italiano.org/viewtopic.php?t=1190

Du bist doch demnächst im Gelsenpott, wenn man eine Kopie davon findet, dann dort.

Die Leute dort verleihen NICHTS!

Onkel Joe hat geschrieben: ↑Di 16. Mai 2023, 22:17

ugo-piazza hat geschrieben: ↑Di 16. Mai 2023, 21:09
Ich hatte beim Stichwort Dallamano und aufgrund des norddeutschen Treffpunkts ja auf diesen gehofft -> https://deliria-italiano.org/viewtopic.php?t=1190

Du bist doch demnächst im Gelsenpott, wenn man eine Kopie davon findet, dann dort.

Die Leute dort verleihen NICHTS!

Schade.

ugo-piazza hat geschrieben: ↑Di 16. Mai 2023, 23:07 Schade.

In der Tat

...und endlich besuchte mich einmal wieder der obligatorische Deliria-Forentreffens-Traum:

Diesmal steht das Forentreffen ganz im Zeichen Umberto Lenzis, dem wir eine komplette Retrospektive gewidmet haben, - angeblich wegen irgendeines Jubeljahres, (seinem Geburtstag?, seinem Todestag?), an das ich mich im Wachzustand jedoch nicht mehr erinnere: Gezeigt wird zunächst sein Kannibalen-Klassiker CANNIBAL FEROX, wofür Arkadin (seltsamerweise ohne Karlabundzu) eine ausführliche Einführung hält, in der er vor allem darauf hinweist, dass wir alle auf ein Cameo des Regisseurs ganz am Anfang achten sollen: Das sei bislang niemandem aufgefallen! Tatsächlich kann man Lenzi höchstselbst zu Beginn meiner Traumfassung von CANNIBAL FEROX sehen, und zwar in einer Sequenz, die in einer heruntergekommenen Bar spielt, und die ebenfalls im "eigentlichen" CANNIBAL FEROX nicht vorkommt. Er trägt kreischend bunte Klamotten, ein violettes Sakko, darunter ein Hawaii-Hemd, einen viel zu großen Strohhut. Sein Cameo dürfte das am wenigsten unauffällige der gesamten Kinohistorie sein: Die Kamera ist statisch in den Schankraum gerichtet, offenbar direkt auf der Theke positioniert; Lenzi kommt von links in das Etablissement, läuft ganz langsam ganz dicht am Objektiv vorbei, verschwindet kurz aus dem Kader, nur um dann zurückzukehren und denselben Weg noch einmal zurückzulegen, sprich, ohne dort irgendwas getan zu haben, einfach wieder aus der Bar zu verschwinden, während die Statisten um ihn herum bemüht sind, so zu tun, als würden sie davon gar nichts mitbekommen, dass der Regisseur sich gerade selbst in Szene setzt, und sich stattdessen gedankenlos unterhalten und betrinken.

Nach der Sichtung von CANNIBAL FEROX entbrennt eine heiße Diskussion im Auditorium. Das Publikum spaltet sich in zwei Hälften: Die eine plädiert dafür, dass Lenzis Kannibalenschocker ein verdammenswertes Spektakel sei, misogyn und rassistisch und kolonialistisch und menschenverachtend und tierfeindlich bis zum Erbrechen, und dass kein Hahn nach diesem Machwerk krähen würden, wären da nicht die expliziten Folter- und Todesszenen; die andere hält dagegen, dass man den Inhalt doch einmal beiseite schieben und sich komplett auf die Mise en Scène konzentrieren solle, die doch zur Genüge beweise, welch großartiger und verkannter Regisseur Lenzi doch sei, nein, kein routinierter Handwerker, sondern ein großer Auteur, dessen unverkennbare Handschrift sich CANNIBAL FEROX in zahllosen filigranen Einstellungen, Montageentscheidungen und sonstigen Details eingeschrieben habe.

Bevor die Dispute zu Handgreiflichkeiten auswachsen, folgt der nächste Film, der, wie gesagt, ebenfalls von Lenzi stammen soll. Er heißt FEUERSTOSS - und, nein, in meinem Traum ist das nicht der Poliziottesco/Giallo-Hybrid von Alberto De Martino, sondern tatsächlich eine Regiearbeit Lenzis aus den 70ern: Soweit ich mich erinnere, beginnt und endet Lenzis FEUERSTOSS als Poliziottesco, besteht in seiner Mitte - etwa eine Stunde! - jedoch aus Bildmaterials diverser Mondo-Filme. Lenzi hatte wohl besagtes Material für geringes Geld oder gar umsonst bezogen und darum, da das Genre seinerzeit klingende Kinokassen versprach, eine fadenscheinige Polizeifilm-Story gestrickt: Irgendwelche Ermittler müssen einer rätselhaften Mordserie auf den Grund gehen, stoßen auf einen Snuff-Film-Ring, sichten, was ihnen in die Finger gerät, und wir Zuschauer dürfen ihnen dabei über die Schulter schauen, wie sie sich durch massenweise Mondos quälen. Immerhin gibt's am Anfang und am Ende den versprochenen Feuerstoß in Gestalt von funkensprühenden Actionszenen mit Verfolgungsjagden und Explosionen im Stil von Lenzis MILANO ODIA: Circa 30 Prozent des Films hat Lenzi tatsächlich selbst gedreht, der Rest soll Archivmaterial sein: Tierschlachtungen, Stammesrituale, Landschaftsaufnahmen etc.

Vor meiner Einführung zu FEUERSTOSS bin ich aufgeregt wie vor dem ersten Date. Vor allem das Wort Poliziottesco will mir einfach nicht über die Lippen. Jogi trainiert im Kinofoyer mit mir, wie ich es richtig ausspreche: Poli-ziott-esco. Und noch einmal: Poli-ziott-esco. Da hilft der beste Coach aber nichts: Auf der Bühne sage ich dann doch aus Scham "italienischer Polizeifilm" und verliere mich anschließend in einem ausufernden Vortrag über Lenzi, das Mondo-Genre, das Polizeifilm-Genre, die konkreten Produktionshintergründe von FEUERSTOSS usw. usf.

Gesichtet wird FEUERSTOSS im Übrigen nicht einfach schnöde, indem wir auf eine klassische Leinwand starren. Vielmehr hat man im Hintergrund des Programmkinosaals eine Armada Spiegel aufgebaut, die das, was auf der Leinwand vor sich geht, reflektieren. Auch die Kinosessel sind für diese originelle Rezeptionssituation verkehrt herum zur Leinwand aufgebaut: Wir sitzen also sozusagen mit dem Rücken zum eigentlichen Spektakel und verfolgen den Film einzig über seine Spiegelbilder - eine Idee, die, soweit ich mich erinnere, in meinem Traum auf meinen eigenen Mist gewachsen ist, und die nicht bei allen von euch auf Anklang trifft: Man hört es im dunklen Saal maulen, murren, maunzen vor Frust.

Am Ende meldet sich eine Zuschauerin zur Wort, die nicht zur Deliria-Crew gehört, und wohl eher zufällig in unsere eigenartige Lenzi-Show stolperte. Ihre Kritik lautet, dass wir so sehr darin involviert seien, Filme zu analysieren, Filme zu kontextualisieren, Filmeinführungen zu konzipieren etc., dass wir gar keine Freude mehr an diesen Filmen haben könnten. Ob das denn nicht einfach nur noch Stress sei, gar kein Vergnügen mehr?, fragt sie, sowie: Ihr könnt doch gar nicht mehr abschalten und euch ungestört berieseln lassen! Ihr seid viel zu verkopft! Bux und Onkel Joe stehen bei diesem Feuerwerk an Kritik rat- und sprachlos auf der Bühne, während im Hintergrund die Spiegel weggeräumt werden, und ich immer noch vor mich hin murmelnd versuche, Polizottesco richtig auszusprechen: Poli-zio-ttes-co. Poli-zio-ttes-co, mantraartig immer wieder, bis ich aufwache.

Ach menno, dabei wäre ich so gerne mal wirklich für einen Abend in einem Traum von Salvatore.

@Salvatore: Dein "Feuerstoß" kommt mir sehr realistisch vor und das mit den Spiegeln ist eine schöne Idee - vielleicht für spezielle Filme wie "Into the Mirror".

Hatte ich, wie ich so ratlos dastand, wenigstens ein Bier in der Hand? Oder war das dein erster Forentreffen-Traum, bei dem du mich nicht mit Alkohol in Verbindung bringst?

Aber schön, dass Jogschi mal wieder dabei war!

karlAbundzu hat geschrieben: ↑Mo 5. Jun 2023, 11:15 Ach menno, dabei wäre ich so gerne mal wirklich für einen Abend in einem Traum von Salvatore.

Nächstes Mal...

buxtebrawler hat geschrieben: ↑Mo 5. Jun 2023, 15:31 @Salvatore: Dein "Feuerstoß" kommt mir sehr realistisch vor und das mit den Spiegeln ist eine schöne Idee - vielleicht für spezielle Filme wie "Into the Mirror".

Hatte ich, wie ich so ratlos dastand, wenigstens ein Bier in der Hand? Oder war das dein erster Forentreffen-Traum, bei dem du mich nicht mit Alkohol in Verbindung bringst?

Aber schön, dass Jogschi mal wieder dabei war!

Ich gehe mal davon aus, dass Du vor und nach dem Bühnenauftritt genügend Bier getrunken hattest...

Deliria im Oktober in Lübeck!

Sieht Bombe aus