DR. MEINHARDTS TRAURIGES ENDE (Folge 18)
mit Erik Ode, Günther Schramm, Reinhard Glemnitz, Helma Seitz, Rosemarie Fendel
Gäste: Michael Verhoeven, Luise Ullrich, Richard Münch, Ilona Grübel, Karl John, Monika Lundi, u.a.
hergestellt durch die Neue Münchner Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
Regie: Michael Verhoeven
Auf der Terrasse seiner Villa wird Dr. Meinhardt von seiner langjährigen Hausangestellten Frau Wienand und dem Postboten gefunden. Er ist aus dem Fenster gestürzt und kam zu Tode. Bei den Ermittlungen von Kommissar Keller kommen allerdings Indizien zu Tage, die darauf schließen lassen, dass der Doktor aus dem Fenster gestoßen wurde. War es tatsächlich Mord? Wie Frau Wienand berichtet, sollen am Abend zuvor Gäste im Haus gewesen sein, die nun genauer untersucht werden. Für Keller besteht schon bald kein Zweifel mehr, dass der Täter nur unter diesen Leuten zu finden sein muss...
Folge 18 ist, trotz des gar nicht mal so atemberaubenden Themas, eine der interessantesten Arbeiten innerhalb der Reihe, da man hier dank der Regie von Michael Verhoeven einen erfrischenden Schub bemerken kann. Verhoeven halte ich nicht nur für einen sehr guten Darsteller, sondern auch vor allem für einen hervorragenden Regisseur. So viel ich weiß, handelt es sich jedoch um seine einzige Kommissar-Inszenierung. Hier kann man förmlich merken, dass inszenatorisch gesehen ein anderer Wind weht und schon alleine deswegen ist "Dr. Meinhardts trauriges Ende" sicherlich beachtenswert. Der Kriminalfall an sich besitzt im Orbit von Herbert Reinecker einen relativ hohen Wiedererkennungswert, reifere Herren die sich mit jungen Damen vergnügen, die ihre Töchter sein könnten, erscheint da keine ganz so neue Erfindung zu sein. Dass die jüngere Generation hierbei die Füße still, und sich mit zerstörerischer Kritik an altbackenen Strukturen so lange zurück hält, wie sie dafür ausreichend finanziell entschädigt wird, halte ich jedoch für einen sehr interessanten Aspekt. Ein Mord ist also geschehen und es wimmelt geradezu von Gleichgültigkeit, die hier allerdings nicht zum Täter führen wird. Auffällig sind daher die wässrigen Tatmotive aller Beteiligten, was ein sehr interessanter Aspekt ist, der am Ende sogar sehr raffiniert wirkt. Hier wurde einfach das Optimum aus einer eher durchschnittlichen Geschichte herausgeholt.
Die Besetzung ist sehr ausgewogen. Als nach kürzester Zeit bereits Luise Ullrich zu sehen ist, wird die Aufmerksamkeit massiv gesteigert. Ich dachte aber bei mir, ob das wohl reibungslos funktioniert hat mit dem Jungregisseur und dem Altstar? Ich weiß nicht so genau, warum mir dieser Gedanke über die gesamte Spieldauer im Kopf blieb, vielleicht meinte ich deswegen sogar eine gewisse Anspannung bei der Schauspielerin gesehen zu haben. Sicher, angespannt, nervös und distanziert soll diese Person in der Geschichte schließlich auch wirken, aber es blieb eben so eine Vorstellung von mir, zumal dem ehemaligen Star (sicherlich auch rollenbedingt) nicht die ganz große Bühne überlassen wurde. Beeindruckend agiert Richard Münch als unsympathischer Bekannter des Toten. Er stellt sich den Ermittlungen zielsicher entgegen und fällt durch seine Arroganz und gewissenlose Selbstüberzeugung auf. Im Kontrast dazu steht Karl John, der eher nervös und hektisch wirkt, anscheinend ist er es, dem das eigene Gewissen zu schaffen macht. Ilona Grübel als käuflicher Gast dieses Trios sieht nicht nur atemberaubend schön aus, sie besticht auch durch ihre ungeheuer unterkühlte Art und es ist verwirrend, dass es nicht ein Fünkchen Anteilnahme von ihr gibt und Michael Verhoeven spielt hier ebenso gut, wie er inszeniert hat. Die Folge kommt mit wenigen Verdächtigen aus, aber auch mit wenigen Motiven. Eigentlich ist es von vorne herein klar, dass es zu keiner herkömmlichen Auflösung kommen darf, die dann schließlich an das Mitleid des Zuschauers appelliert, aber gleichzeitig den gesunden Verstand provoziert. Trotz einiger Unwahrscheinlichkeiten des Tathergangs vermittelte mir das Finale einen Überzeugungsschub. Was diese Inszenierung schließlich noch doppelt aufwertet, ist die herausragende Musik von Improved Sound Limited, die von Anfang bis Abspann eine eigenartige Atmosphäre begünstigt. Beim Abspann kolportiert sie die plötzlich auftauchende Tragik, im Verlauf erschafft sie gedrückte und beinahe destruktive Tendenzen, einfach hochklassig. "Dr. Meinhardts trauriges Ende" ist eine unscheinbar faszinierende Folge, die Modernes und Dynamisches nahtlos mit Klassischem verbindet.