Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Alles, was nichts oder nur am Rande mit Film zu tun hat

Moderator: jogiwan

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Arkadin
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von Arkadin »

sid.vicious hat geschrieben: So 26. Dez 2021, 14:03 (Gabree spricht vom Negerfilm)
Wahrscheinlich nicht Gabree selber, sondern der Übersetzer. Wobei er vielleicht Negro geschrieben hat. Was zu der Zeit ja durchaus geläufig in den USA war. Es gab ja auch die Negro League beim Baseball. Aber bleibt Spekulation.

Was viel interessanter ist. Ich habe eben entdeckt, dass die "Heyne Filmbibliothek" scheinbar die deutsche Fassung der US-Reihe "Pyramid Illustrated History of the Movies" war. So ähnlich wie bei den Citadel-Filmbücher die ungefähr zeitgleich bei Goldmann erschienen (und wie die Heyne'sche auch Eigengewächse zu deutschen Schauspieler*inn/Themen hatte).
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30912004075.jpg (138.35 KiB) 618 mal betrachtet
Wobei es mich wundert, warum man hier dann das Bild ausgetauscht hat.
Früher war mehr Lametta
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sid.vicious
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von sid.vicious »

Vielleicht vermuteten die Macher des Titelbilds, dass der Brando-Pate in Deutschland nicht mehr allzu präsent ist. Bogard kannte (das Buch erschien Anfang der 1981er in der BRD) ja nahezu jeder...

Das mit der Negro League wusste ich nicht. Solche Kategorisierungen finde ich schon extrem heftig.

Danke für die Info!
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Maulwurf
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von Maulwurf »

Karin Slaughter: Cop Town - Stadt der Angst (Blanvalet, 2017)

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Atlanta 1974. Ein Cop-Killer geht um und tötet Streifenpolizisten. Wie ein Geist taucht er irgendwann in der Nacht auf, vollzieht eine regelrechte Hinrichtung an einem Team, und verschwindet wieder spurlos. Der hochrespektierte Cop Jimmy Lawson entgeht dem Killer nur durch ein Wunder, und nun beginnt die Jagd erst recht. Die Polizisten Atlantas wollen Blut sehen, und allen ist klar, dass es das Blut eines Schwarzen sein muss. Oder eines Schwulen. Oder eines Juden. Oder eines Schlitzauges. Aber wenn man es sich recht überlegt muss der Cop-Killer ein Schwarzer sein! Die Taktik der Cops ist diese: Alle Zuhälter verhaften, zusammenschlagen und für einen Tag einsperren. Deren Stuten werden diesen freien Tag nutzen um zu schlafen und Drogen zu nehmen. Wenn die Luden wieder freikommen verprügeln sie ihre Mädchen, daraufhin nehmen die Cops wieder sämtliche Zuhälter fest und verprügeln diese. Und so weiter, bis irgendwann einer die Schnauze voll hat und das Schweigen bricht, denn irgendeiner muss ja was gesehen haben.

Mittendrin in dieser Hölle ist die Streifenpolizistin Kate Murphy, die heute ihren ersten Tag hat, und als Partnerin Maggie Lawson zugeteilt bekommt, Jimmy Lawsons Schwester. Frau bei der Polizei in Atlanta zu sein, das bedeutet dass Fotze noch ein freundliches Wort ist. Und dass man keine, aber auch wirklich gar keine Befugnisse hat einen Fall zu lösen, wenn die weißen Detectives beschlossen haben, dass eben ein Schwarzer der Täter sein muss und irgendwo schon ein Schuldiger zu finden sein wird. Man muss nur lange genug zuschlagen, dann gesteht der nicht-weiße Abschaum alles …

Grundstimmung ist klar? OK, aber die Autorin schafft es tatsächlich, noch mal ein paar Briketts draufzulegen. Ich war mir beim Lesen nicht immer sicher, ob ich das Buch wirklich durchhalte, und musste ein paar Pausen einlegen an Stellen, die wahrscheinlich nicht für Pausen gedacht waren. Die wesentlichen Bestandteile einer Ermittlung, das lernen wir hier, sind exzessives Saufen, Prügeln, und Weiber. Und ein gesunder Hass auf alles was nicht weiß und männlich ist. Dass Atlanta zumindest in dieser Zeit anscheinend fast ausschließlich aus Ghettos bestand, dass die Mordrate extrem hoch war, und dass viele Menschen in dieser Stadt unter absolut menschenunwürdigen Zuständen dahinvegetieren mussten? Geschenkt, Hauptsache es gibt noch ein Six-Pack, ein paar Titten und irgendjemanden zum Draufschlagen. Die Weißen hassen die Schwarzen, die Männer hassen die Frauen, und die schwarzen Frauen hassen die weißen Frauen. Noch Fragen?

Ich glaube, ich habe noch nie ein so düsteres und nihilistisches Buch gelesen, das so spannend ist und gleichzeitig so sehr den Magen umdreht. Die Actionszenen sind inszeniert wie in den US-Filmen der 70er-Jahre, was bedeutet dass sie hart sind, blutig, spannend und verdammt realistisch. Die Actionszenen sind aber nur das Salz in der Suppe, einen weitaus größeren Teil nehmen die Schilderungen der alltäglichen Erniedrigung ein. Dass Frauen, egal ob in Uniform oder zivil, nichts zu denken haben, und im Zweifelsfall ein paar Schläge ins Gesicht helfen, das eigenständige Handeln zu stoppen. Dass die reiche Oberklasse Atlantas das Geld und die Beziehungen hat, um den Fall eines massakrierten 13-jährigen Mädchens einfach mit den Worten „Sie wollte es doch so“ zu übergehen. Dass die gute alte Zeit vergeht, in der die weißen Männer das Sagen hatten, und dass die neue Zeit, mit Schwulen und Hippies und so ‘nem Scheiß, dass diese neue Zeit zum Kotzen ist.
► Text zeigen

Und gleichzeitig, und das macht das Buch ganz besonders stark, die Motivation für das Verhalten der weißen Polizisten, genauso wie die Motivation für den Killer, darzustellen, und dem geneigten Leser zu erklären, warum diese Menschen so geworden sind wie sie sind. So menschenverachtend. So brutal. Und gleichzeitig tatsächlich so hilfsbereit.

Die Richtung geht ein wenig zum frühen Joseph Wambaugh, aber ohne sich dessen Humor anzunähern, kombiniert mit dem Gewaltpegel eines Simon Beckett. Humor ist hier tatsächlich gar keiner vorhanden, außer man findet es lustig, was die Verwaltung der Polizeibehörde mit weiblichen und/oder schwarzen Rookies anstellt. COP TOWN ist schwärzester und bitterster Lesestoff mit hohem Realitätsanspruch, und es ist einer der verdammt härtesten Cop-Thriller die ich jemals gelesen habe. Ganz große Empfehlung für alle die es blutig roh mögen …
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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sid.vicious
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von sid.vicious »

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David-Dalton+James-Dean-Seine-Filme-sein-Leben.jpg (59.72 KiB) 536 mal betrachtet
Ein gut geschriebenes Buch über den Aufstieg und das tragische Ableben von James Dean. Angefangen in Jimmys Jugend, über den Wunsch Schauspieler zu werden, hin zu EAST OF EDEN, hin zu einer Zeit in der Hollywood unbedingt einen neuen Star benötigte und ihn in James Dean fand. David Dalton hat viel zu berichten, vertraut uns wirre Theorien über Jimmys Tod an und erzählt uns von interessanten Dingen wie der Stanislawski Methode. Das alles motiviert - mich zumindest - zu Auffrischungssichtungen von EAST, REBEL und GIANTS. Was unter dem Strich steht, ist in guter Einstieg in das Leben und Werken des James Dean.
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FarfallaInsanguinata
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

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162830_l.jpg (218.37 KiB) 519 mal betrachtet
Ein unterhaltsames Bilderbuch für Fans des britischen Punks der frühen 80er. Wiedergegeben werden Zeitungsausschnitte in Form von Artikeln, Interviews, Plattenkritiken aus (viel) "Sounds Magazine", aber auch "New Musical Express" und Fanzines und weiteren (ausschließlich englischen) Publikationen. Daneben Konzertflyer, Anzeigen, Badges etc...
Oi!-lastige Bands fallen hier übrigens raus, für die gibt es eigene Bildbände namens "Oi!-The Scrapbook" Volumes 1 und 2.
Diktatur der Toleranz

Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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sergio petroni
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von sergio petroni »

Maulwurf hat geschrieben: Mi 5. Jan 2022, 11:09 Karin Slaughter: Cop Town - Stadt der Angst (Blanvalet, 2017)
Da ist wohl Name = Programm :wink:
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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buxtebrawler
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Beitrag von buxtebrawler »

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Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik – „…anarcho-terroristische Kräfte“. Die Rote Armee Fraktion und die Stasi

„Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik“, kurz: BStU, seit 2011 in Person: Roland Jahn, ist Herausgeber zahlreicher Publikationen, die sich mit dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der untergegangenen DDR auseinandersetzen. Einige werden gegen Entgelt vertrieben und sind im normalen Buchhandel verfügbar, andere sind gratis erhältlich, so auch dieser 116-seitige Band im Großformat und im Softcover auf hochwertigem Glanzpapier aus dem Jahre 2017, der sich dem Umgang des MfS mit westdeutschen RAF-Terroristinnen und -terroristen widmet. Hierfür wurden die Scans zahlreicher MfS-Akteneinträge abgedruckt, die seitens des BStU komplett unkommentiert bleiben. Dafür führt jedoch ein dreiseitiges Vorwort ins Thema ein und versucht sich an einer Auslegung der aus den Unterlagen gewonnenen Erkenntnisse. Die Dokumente wurden in fünf chronologisch aufeinander aufbauende Kapitel („Anfänge“, „Beobachtung und Aufklärung“, „Projekt Übersiedlung“, „Unterstützung“ sowie „Verschleierung und Distanzierung“) aufgeteilt, denen jeweils ein kurzer Text mit geschichtlichen und politischen Hintergründen vorangestellt wurde. Im Anhang finden sich ein Abkürzungsverzeichnis und BStU-Kontaktdaten.

So erhält man also einen unmittelbaren Eindruck, wenngleich die Auswahl der abgedruckten Akten durch den BStU getroffen wurde. Wer glaubt, das MfS habe sich über die Aktionen der RAF und ähnlicher Organisationen gefreut, weil man schließlich einen gemeinsamen Feind habe, und eine aktive terroristische Zusammenarbeit gegen die BRD und die Nato gefördert, sieht sich anhand dieser Lektüre getäuscht: RAF und Konsorten wurden als Sicherheitsrisiko erachtet und „individueller Terror“ abgelehnt, ihre Mitglieder so gut es eben ging beobachtet und überwacht. Verschlug es eine westdeutsche Terroristin respektive einen ebensolchen Terroristen in die DDR, wurde sie oder er verhört. Die RAF suchte im Laufe der Zeit aktiv die Unterstützung durch die DDR, Asyl erhielt man letztlich jedoch nur gegen Wissens- und Informationstransfer. Zehn unter neuer Identität in der DDR lebende Aussteigerinnen und Aussteiger fielen einer totalen Überwachung durchs MfS anheim und wurden zur Zusammenarbeit mit der Behörde gezwungen (was indes nicht immer funktioniert hat).

Ab Seite 41ff. gibt es einen interessanten vom MfS aufgestellten Vergleich der Entführungen Hanns Martin Schleyers durch die RAF und Aldo Moros durch die italienischen Roten Brigaden, der zeigt, wie genau man diese Ereignisse analysierte. Der Paradigmenwechsel des MfS, tatsächlich Aussteigerinnen und Aussteiger zu DDR-Bürgerinnen und -Bürgern zu machen, erfolgte im Jahre 1978 und lässt sich anhand der abgedruckten fiktionalen Lebensläufe Silke Maier-Witts und Monika Helbings sowie Berichten über die Eingliederungsprozesse, Enttarnungen und Neueingliederungen Maier-Witts und Susanne Albrechts nachvollziehen. Das sind einerseits tiefe Einblicke in Privatbereiche dieser Frauen, ist aber auch eine hochinteressante Kalter-Krieg-Lektüre (die, wie auf S. 70, leider dort abbricht, wo es besonders spannend wird). Bis zur endgültigen Enttarnung im Zuge der Auflösung der DDR zieht sich eine sehr distanzierte Haltung des MfS gegenüber der RAF, auch ihrer jüngeren Generationen bzw. Inkarnationen, durch die Akten, während im Vorwort zum letzten Kapitel von „aktiver Komplizenschaft“ die Rede ist. Das kann man vielleicht so nennen, wenngleich man sich darunter wohl doch noch etwas anderes vorstellt – und auch die RAF-Leute sich etwas anderes vorgestellt hätten – als das, was sich tatsächlich ereignete.

Somit bietet dieser Auszug aus dem „Stasi-Archiv“ durchaus erhellende Einblicke in einen Themenkomplex, der sich als weit weniger aufregend und politisch brisant herausstellt, als es medial vermittelt mitunter den Eindruck hat.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
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buxtebrawler
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Beitrag von buxtebrawler »

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Die friedliche, freiheitliche und demokratische Revolution Rostock ’89 – Erlebnisberichte der Akteure und Photographien von Siegfried Wittenburg

Die friedliche Revolution in der DDR und die Wende waren bemerkenswert, was daraus schließlich wurde hingegen eine Farce – so weit, so bekannt. Der Rostocker Fotograf Siegfried Wittenburg war seinerzeit mittendrin und hat so viel wie möglich mit seiner Kamera festgehalten. Somit kann er auf ein beträchtliches Fotoarchiv aus der Zeit des Umbruchs in der Stadt an der Ostseeküste zurückgreifen, das er u.a. für dieses Buch öffnete. Wittenburg brachte es im Selbstverlag im Jahre 2009 heraus, und es macht äußerlich einiges her: Die rund 80 Seiten bestehen aus festem Kartonpapier und stecken im festen Einband zwischen zwei stabilen Deckeln. Großflächige Schwarzweißfotos werden von Erlebnisberichten 14 verschiedener damals Beteiligter ergänzt, das Layout ist luftig und zum Lesen einladend. Große wie kleine Bilder sind jeweils mit Orts- und Jahresangaben versehen, der Großteil stammt – logisch – aus dem Jahre 1989.

Die Texte vermengen überlieferte jüngere deutsche Zeitgeschichte mit subjektiven Erlebnisberichten – und sind der Schwachpunkt dieses Bands. Einer der Autoren ist Joachim Gauck, Pfaffe und Bundespräsident a.D., dessen generell antisozialistische Haltung auch in den Berichten der anderen Verfasserinnen und Verfasser durchschimmert. So lassen diese auch keinerlei kritische Distanz erkennen, weder zu Gauck, den sie meist bei seinem Spitznamen „Jochen“ nennen, noch zu den Folgen des Beitritts der DDR zum Staatsgebiet der BRD. Man feiert sich in erster Linie selbst und möchte das alles natürlich als Mahnung und Lehre für jüngere Generationen verstanden wissen, wie Wittenburg in seinem zweiseitigen Nachwort sinngemäß schreibt.

Dafür sind die (ein paar Tippfehler aufweisenden, vermutlich also unlektorierten) Texte jedoch zu subjektiv, einseitig und vermitteln zu wenig geschichtliches oder politisches Hintergrundwissen. Im Kapitel um die Grenzöffnung am 9. November 1989 beispielsweise werden Egon Krenz und seine Rolle dabei mit keiner Silbe erwähnt, dafür jedoch eine komplette Seite für ein Foto einer Anti-Krenz-Karikatur aufgewandt. Mit Verlaub, aber das mutet schon etwas geschichtsvergessen und tendenziös an.

Wittenburgs Fotos sind wichtige Zeitdokumente eines Staats im Umbruch, der in der weiteren Konsequenz zu seinem Niedergang führte, und somit sehens-, ausstellens- und druckenswert. Zum Lesen würde ich (nicht nur) jüngeren Generationen jedoch andere Lektüre nahelegen.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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karlAbundzu
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von karlAbundzu »

Jörg Buttgereit: Japan Die Monsterinsel
Die Neuauflage, ich besaß ja den Vorgänger nicht, aber den Vorvorgänger: Monster aus Japan greifen an. Insofern eine sinnvolle Ergänzung, da einiges zu den neuen Filmen und durch die Interviews. Unverzichtbar, doch zu den Änderung der ersten Auflage kann ich nix sagen.

Benjamin Berton: Dreamworld
Ein französischer Romanautor schreibt eine Biographie um einen ziemlich erfolglosen britischen Musiker, der allerhöchstens ein Geheimtipp und Musicians Musician ist.
Es geht um Dan Treacy, ud seiner Band Television Personalities, dessen einziges festes Mitglied er ist.
Und das ist ein interessantes Leben. Aufgewachsen an der Kings Roag Mitte bis Ende der 70er. Mit Freunden, die alle Musik machen wollen. Strikt Independent und DIY. Und obwohl im Leute wie Bob Marley, Jimmy Page, Kurt Cobain, David Gilmour, Nico undund und auf dem Weg begegnen, ist er eigentlich nie auf dem Weg nach oben. Begonnen mit einem Indie-Hit, den zu der Zeit alle kannten: Part Time Punks.
Ein Mann, der ein ungeheures Popkulturelles Gedächtnis hat, eine bedingungslose Liebe zu einer Wunschvorstellung der Pop-60er, der zitiert und andeutet. Und Syd Barrets Wohnsitz verrät.
Leider auch Drogen liebgewinnt, Jahre verschwindet, in Knast kommt, wieder auftaucht und durch ein Unfall letzten Endes in einem Heim landet.
Berton nimmt sich dafür ungewöhnliche Freiheiten heraus, trifft sich des öfteren mit einer fiktiven Figur, und imaginiert ein Treffen mit Treacy auf seiner wohl letzten Station. Das verunsichert natürlich ab und an den Boden der Tatsachen, aber gibt einen herrlichen Einblick in die Welt Treacys.
Für mich, ein großer Freund der Musik, war das meiste neu. Part Time Punks wurde gecovert, das eine oder andere Album steht hier. Und ich hatte ein live Erlebnis, das wunderbar war. Nun lese ich, dass er z der Zeit einige Konzerte kurzfristig absagte. Da hatte ich wohl Glück.
Absolut empfehlenswert, wenn man sich für die Zeit und der Szene um Neo-Psychedelic-Mod-Punk-Independent interessiert.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von karlAbundzu »

Dave Grohl: Storyteller
Ich finde den ja sympatisch, auch wenn ich ihn musikalisch seit der zweiten Foo Fighters nicht mehr wirklich verfolge.
Aber viel zu erzählen hat der Storyteller nicht, eher nur Anekdoten: Wie er wann wen wo trifft. Und dabei seine HC Herkunft hochält, beißt sch das irgendwie. Er ist halt Fanboy geblieben, freut sich wie ein Schneekuchen über Begegnungen seiner Helden.
Eher nicht so spannend.
PS: Auch nix für NIrvana-Fan-People, das wird sehr knapp abgehandelt.

Hann Heinz Ewers: Ameisen
Als ich mir das Gesamtwerk diesen annes mit spannender Biographie zulegte, erwartete ich kein populärwissenschaftliche Abhandlungen über Ameisen. Ich verstehe zwar einige Realpolitischen Anspielungn nicht, das ist aber toll geschrieben und jetzt interessiere ich mich auch noch für Ameisen....

Michael Smith: Tom Crean, der stille Held.
Ein Buch über einem Seemann, der in der goldenen Zeit der Antarktisexpeditionen dreimal dabei war, mit Scott und Shackelton. Da schlug mein alts Jugendherz höher, die Expeditionen und das Leben danach sind über den hier unbekannten Mann plastisch beschrieben, da friert es einen.
Lustigerweise war ich ja vor nicht allzulanger Zeit an seinem Grab und hatte einen Nachmittagstee in seinem ehemaligen Pub: South Pole Inn.
Spannendes Buch, der Crean hat da einige Leben gerettet und wird von allen gelobt. Villeicht das einzige Manko an dem Buch: Ungebrochener Megaheld eigentlich, der nix falsch gemacht hat.
Ich bleib mal da in der Richtung Michale Palins Erebus Buch war ja schon toll, es gibt noch eins über die Belgica....
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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