karlAbundzu hat geschrieben: ↑Mo 6. Jan 2020, 14:45
BARANSKIS GESCHÄFT (1985)
(...) doch kurz vor der Übergabe wird er erschossen.
Überfahren, nicht erschossen
karlAbundzu hat geschrieben: ↑Mo 6. Jan 2020, 14:45Gespielt vom guten Knut Hinz, die meisten kennen ihn als stotternden Hobbydetektiv, Cellisten und Mörder aus der Lindenstraße, doch vorher (1974-1977) hatte er schon vier Fälle als Kommissar Brummer
Br
ammer
Ich habe den - dank dir!

- jetzt ja auch gesehen:
Tatort: Baranskis Geschäft
„Es ist etwas passiert, das unser Leben von Grund auf ändern wird.“
Für seinen dritten und letzten „Tatort“ musste MAD-Oberstleutnant Delius (Horst Bollmann) aus dem Ruhestand reaktiviert werden: Der erfahrene Krimi-Regisseur Jürgen Roland („Stahlnetz“, „Zinksärge für die Goldjungen“) inszenierte seinen sechsten von insgesamt zwölf Beiträgen zur öffentlich-rechtlichen Krimireihe nach einem Drehbuch Friedhelm Werremeiers und Jochen Wedegärtners erneut als Spionage-Krimi innerhalb des Ost-West-Konflikts. Erstausgestrahlt wurde „Baranskis Geschäft“ am 1. Dezember 1985.
„Immer noch der gleiche Agenten-Schnickschnack!“
Das in Wien ansässige Exportunternehmen für osteuropäische Lebensmittel „Conex“ handelt unter der Hand auch mit Geheiminformationen, die es für die Staaten des
Warschauer Pakts beschafft. Maran Baranski (Knut Hinz, „Lindenstraße“) arbeitet in diesem Unternehmenssegment für die Conex, plant aber, zum MAD überzulaufen und zusammen mit seiner Lebensgefährtin Anna (Nicolin Kunz, „Ringstraßenpalais“) ein neues Leben zu beginnen. Während einer Geburtstagsfeier seines Chefs Dr. Tschirwa (Karl Walter Diess, „Die Schwarzwaldklinik“) fotografiert er heimlich vertrauliche Bonner Dokumente und sucht den Kontakt zu MAD-Oberstleutnant Delius, um ihm ein Geschäft vorzuschlagen. Er weiß jedoch noch nicht, dass Delius aufgrund des Verdachts, an der MAD-Spitze habe sich ein Maulwurf eingenistet, seinen Ruhestand angetreten hat. Als Baranski ihn vom Hamburger Flughafen aus anruft, verabredet sich Delius dennoch zu einem Treffen mit ihm, zu dem es aber nie kommt: Baranski wird auf der Flucht vor seinen Jägern in einen tödlichen Autounfall verwickelt. Anhand des vereinbarten Erkennungszeichens identifiziert Delius den Toten und wird in diese Geheimdienstaffäre tiefer hineingezogen, als ihm eigentlich lieb ist. Anna wiederum weiß noch nichts vom Tod ihres Geliebten und schwebt fortan in Lebensgefahr…
„Allein der Maulwurf-Verdacht ruiniert die besten Geheimdienste!“
Zunächst befinden wir uns Wien auf der Geburtstagsfeier des Conex-Chefs, wo Baranski sich die vertraulichen Informationen aneignet und sich über Genf auf die Flucht nach Hamburg macht. Am Flughafen schüttelt er seine Verfolger ab. Diese Eröffnungssequenz ist toll gefilmt und lässt auf einen temporeichen Agenten-Thriller hoffen. Nach Baranskis trotz scheinbar geglückter Flucht plötzlichem Ableben – ein überraschender dramaturgischer Kniff – wird jedoch das Tempo
(„Nur keine preußische Hast!“) arg gedrosselt. Es geht für Delius nach Bonn und nach Wien (wo ihm Amtshilfe vom Wiener „Tatort“-Kommissar Marek (Fritz Eckhardt) zuteilwird); beide Seiten versuchen jeweils einen Schritt schneller zu sein als die andere. Roland schafft jedoch mehr Verwirrung als alles andere, wenn er Action und Emotion dabei rar sät, dafür aber eine schier unübersichtliche Vielzahl an Figuren einführt, bei denen es sich fast ausschließlich um grauhaarige weiße Männer handelt, was die Verwechslungsgefahr erhöht und einem beim Versuch, der spröden Handlung zu folgen, den Kopf rauchen lässt. Dass Delius plötzlich auch aus dem
Off seine Gedanken mitteilt, wirkt hier wie ein Indiz für eine erzählerische Bredouille, in die sich Roland laviert hat.
„Viel Glück, Herr Delius!“
Dieser scheint er entkommen zu versuchen, indem er einen völlig überflüssigen Mord an einer etwas zu gutgläubigen, aber weitestgehend unbeteiligten Person einflicht und damit zudem die Skrupellosigkeit von Ost-Agenten im Vergleich zu ihren westlichen Kollegen ganz im Geiste des
Kalten Kriegs herausstellt. Als dessen Zeitdokument sollte man „Baranskis Geschäft“ dann auch betrachten. Teile des Publikums könnte irritiert haben, dass sie Baranski-Darsteller Knut Hinz bereits als niedersächsischen „Tatort“-Kommissar Heinz Brammer aus den 1970ern kannten. Unterm Strich ist Delius‘ dritter Fall eine langatmig und kompliziert erzählte, politisch tendenziöse Spionagegeschichte, der es an Schauwerten und
Pulp-Elementen mangelt und die ihre einzige Frauenrolle wenig vorteilhaft zeichnet. Ein höchst durchschnittliches, wenn auch historisch nicht uninteressantes „Tatort“-Vergnügen.