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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Verfasst: Mi 7. Dez 2011, 16:59
von DrDjangoMD
JASON DER 13. TEIL VI – JASON LEBT

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Originaltitel: Friday the 13th Part VI: Jason Lives
Land: USA
Jahr: 1986
Genre: Horror
Regie: Tom McLoughlin

Handlung:
Die Ereignisse des 5. Teils dankenswerterweise unbeachtend lassend, zeigt dieser Teil, wie sich Tommy Jarvis davon überzeugen will, dass Jason wirklich tot ist. Beim Exhumieren der Leiche wird der Killer mit der Hockeymaske aber dummerweise mittels Blitzschlag wieder ins Leben gerufen und beginnt erneut zu töten. Kann Tommy die Polizei von dieser Erschreckenden Wendung überzeugen?

Kritik:
Dieser Teil ist sogar nach 1 und 4 in meinen Top-drei der Reihe! Tom McLoughlin scheint ein guter Regisseur zu sein, welcher ein Gefühl für Atmosphäre und Stimmung besitzt. Einige Einstellungen sind wunderschön unheimlich mit Mondlicht, Nebel, dem nächtlichen See und anderen Nettigkeiten, fast wie in einem guten alten 30er-Jahre Film. Und zu einem 30-Jahre Film wurde es fast, als Jason mittels Blitz wieder zum Leben erweckt wird. Das Gute daran ist aber, McLoughlin weiß, dass so etwas heutzutage niemanden mehr erschrecken wird können. Er muss diesen Plotpoint verfilmen, da die Fans nach dem gefloppten 5. Teil Jason wieder haben wollten, obwohl er genau weiß wie albern dieser Beginn ist. Ein schlechter Regisseur würde sich nicht viel daran denken, würde so inszenieren wie immer und halt eine doofe Handlung haben, die ihm niemand abkauft. Das Besondere hier ist aber, dass sich McLoughlin exzellent dem Skript anpasst. Einerseits fügt er all diese alten Gruselelemente und andererseits eine gewaltige Portion Humor hinzu. Die Gags sind zahlreich und garantieren in der richtigen Stimmung ein Durchlachen von der ersten bis zur letzten Sekunde. Dies macht die fehlende Logik dieses Teiles wett, da wir einer Komödie einfach mehr verzeihen können als einem seriösen (haha) Slasher.
Die Witze kommen in erster Linie von den Charakteren. Unser Personal in diesem Teil ist unglaublich bunt und liebenswert, jede Figur hat ihre Stärken und Schwächen, die Schwächen kommen bei jedem aber eher niedlich rüber, wodurch wir auf der Seite der Helden stehen können, ein Aspekt der für einen Slasher ja sehr wichtig ist. Ist es dann ein Downer, wenn einer der geliebten Charaktere stirbt? Nein, eben weil McLoughlin den Film nicht ernst nimmt. Kein Tod, so sehr wir den Sterbenden auch mochten, wirkt tragisch, wodurch unser Sehvergnügen an den originellen Todesarten nicht gemildert wird.
Fazit: Es ergibt zwar keinen Sinn, doch Tom McLoughlin nutzte diese Tatsache und erschuf einen schrägen Horrorfilm, der mit Übertreibungen, Humor und liebenswerten Charakteren für großartige Unterhaltung sorgt. 8/10

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Verfasst: Mi 7. Dez 2011, 17:00
von DrDjangoMD
DIE ROTE SONNE DER RACHE

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Originaltitel: J. and S. – storia criminale del far west
Alternativtitel: Sonny and Jed
Land: Italien, Deutschland, Spanien
Jahr: 1972
Genre: Western
Regie: Sergio Corbucci

Handlung:
Durch Zufall gerät die junge Sonny (Susan George) an den Banditen Jed (Thomas Milian) und ist sofort von dem grobschlächtigen Outlaw fasziniert. Sie will auch unbedingt Bandit werden und folgt Jed fortan auf Schritt und Tritt zu dessen Missfallen. Mit Beleidigungen und Demütigungen versucht er sie zu vertreiben, dies aber recht erfolglos. Bald schon nahen größere Probleme, denn nicht nur Sonny sondern auch ein fanatischer Sheriff (Telly Savalas) heftet sich an Jeds Fersen…

Kritik:
Zumindest im Westernbereich zeichnet sich Sergio Corbucci darin aus, dass ihm immer wieder neue Variationen des Genres eingefallen sind. In „Die Rote Sonne der Rache“ rückt er Handlung und Action in den Hintergrund und konzentriert sich auf ein Portrait des Verhältnisses der unterschiedlichen Hauptcharaktere. Nicht dass sich Schießerein und wilde Ritte völlig verziehen, sie sind aber nur noch selten anzutreffen und die Leichenberge aus „Django“ und „Mercenario“ haben einem netten kleinen überschaubaren Bodycount platz gemacht.
Zum Glück hat Corbucci als Regisseur genug Talent und Erfahrung, dass der Film trotzdem nicht langweilig wird. Wenn Action da ist, ist sie gut platziert, immer rechtzeitig, wenn der Film droht ein Gähnen auszulösen und das Verhältnis zwischen Sonny und Jed ist so interessant in Szene gesetzt, dass es eine Sichtung auf jeden Fall lohnt. Wir bekommen die unterschiedlichsten Facetten ihrer Beziehung zu sehen; Spannung kommt auf, wenn ein Wechsel der Hörigkeit von Sonny oder Jed zu sehen ist, ein Vorgang welcher sehr geschickt und glaubhaft mit genügend Einleitung und Erklärungen inszeniert wird.
Perfekt ist der Film jedoch nicht. Man kann nicht immer zu den beiden Protagonisten halten, denn Corbucci machte den Fehler ihre Gegenspieler im Vergleich zu ihnen zu gut darzustellen. Versteht mich hier nicht falsch, ich habe nichts gegen Antihelden und freue mich auch immer, wenn auch die Bösen humane Seiten zeigen, doch unsere beiden „Hauptbösewichter“ zeigen in ihrem Charakter wesentlich mehr Ambitionen Helden zu sein, was es uns schwer macht, immer auf Seiten der Hauptcharaktere zu stehen.
Besonders Telly Savalas Rolle wäre wahrscheinlich in einem anderen Film (und dann wahrscheinlich mit anderer Besetzung) zum Helden geworden, denn immerhin ist er die Figur, die eine Rache ausführen will, und in Italowestern sind die Rächer zu sagen wir 98% die Helden. Er verlor durch Jed sein Augenlicht und ist nun besessen von dem Gedanken, es dem Burschen heimzuzahlen, und in Italowestern sind Blinde in wichtigen Rollen zu 75% die Helden (die restlichen 25% sind Telly Savalas’ Sheriff).
Auch Standartfiesling Eduardo „Major Jackson“ Fajardo ist hier weit weniger Mistkerl als sonst. Zugegeben, der reiche Gutsbesitzer der von ihm verkörpert wird gehört nicht zu den hellsten, doch für ihn spricht die offene und ehrliche Liebe, die er zu seiner flatterhaften Frau Gemahlin verspürt. Gleich nach seinem Auftreten fügt Corbucci eine herzerwärmende Szene zwischen den beiden ein, die im Grunde keinen Sinn macht, außer unsere Sympathie für den zukünftigen Gegenspieler Fajardo zu wecken.
Sowohl er als auch der Sheriff haben klar definierte Ziele, ein weiteres Merkmal eines Helden, im Gegensatz zu Jed. Der Gutsbesitzer will seine Frau und der Sheriff will seine Rache und was Jed will, da hab ich keine Ahnung.
Hier bin ich bitte mich nicht falsch zu verstehen, besonders Sonny aber auch Jed, welcher sich ja für die Armen einsetzt und so, sind eindeutig die Helden der Geschichte, das streite ich nicht ab, immerhin sind sie auch am genauesten charakterisiert. Ich meine nur, dass es uns bei so positiven Gegnern oft schwer fällt sie zu mögen.
So genug hiervon: Mein Hauptgrund warum ich persönlich diesen Film abgöttisch liebe ist, dass
► Text zeigen
Fazit: Sehr interessante und toll inszenierte Beziehungsstudie in einem ungewöhnlichen Milieu. Leider wird die Sympathie mit den Protagonisten durch ihre heldenhaften Gegenspieler ein klein wenig getrübt. 7/10

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Verfasst: Mi 7. Dez 2011, 17:01
von DrDjangoMD
DAS SYNDIKAT

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Originaltitel: La polizia ringrazia
Land: Italien, Deutschland, Frankreich
Jahr: 1972
Genre: Poliziesco
Regie: Steno (Stefano Vanzina)

Handlung:
Kommissar Bertone (Enrico Maria Salerno) hat’s mit all den korrupten Beamten, welche die grausamsten Verbrecher gern mal freisprechen, nur weil sie einen guten Anwalt haben, weiß Gott nicht einfach. Mühsamst versucht er die Presse und seine Vorgesetzten von den Lücken im System zu überzeugen, doch mehr Probleme bahnen sich an, als ein geheimnisvolles Syndikat beginnt ungestrafte Verbrecher brutal zu ermorden…

Kritik:
Was mich an „Das Syndikat“ besonders beeindruckt hat war, dass es Stefano Vanzina (alias Steno – „Der Größte Lustspielregisseur aller Zeiten") nicht von Anfang an zu offensichtlich gemacht hat, was er mit seinem Film ausdrücken will. Es beginnt mit Verbrechern, die durch die Ungerechtigkeit des vorherrschenden Systems der verdienten Strafe entkommen. Salernos Charakter zeigt sich uns als die einzige Figur, welche einen vernünftigen Gerechtigkeitssinn hat und wir hoffen anfangs noch, dass er einige der unverschämten Gewalttäter hinter Schloss und Riegel oder direkt in die Hölle befördert.
Dann kommt, mit dem Charakter der Reporterin die Idee auf, dass den Verbrechern selbst nicht wirklich die Schuld an ihren Taten zu geben ist, sondern ihrer Erziehung und damit unserer Gesellschaft. Wir fürchten schon, dass der ganze Film zu einer dieser albernen Blablabla-Gewalttäter-sind-gut-Polizisten-sind-böse-Filme wird. Der grausame Umgang von Jürgen Drews mit seiner sympathischen Geisel bietet hier allerdings ein gutes Gegenargument. Betrachtet man das Schicksal der armen Frau und Drews Verschulden an diesem, regt sich im Zuseher langsam der Wunsch, dass irgendwer (vorzugsweise Salerno) endlich Schluss mit all der übergreifenden Gewalt macht und mit vorgehaltener Wumme nach bester „Ein Mann sieht rot“-Manier all den üblen Schurken dieser Welt zeigt, wo der Hammer hängt.
Groß ist anfangs die Freude als eben dies geschieht und eine unbekannte Organisation einen Gangster nach dem anderen ausschaltet. Doch siehe da, dies ist gar nicht mal so positiv wie man gedacht hätte, denn es stellt sich heraus, dass eben diese Organisation, die uns von Gesindel und Mördern befreit eigentlich die Schlimmsten von allen sind. Sie versuchen Gewalt mit Gewalt auszurotten und es zeigt sich (obwohl ich Drews Charakter wirklich gerne tot gesehen hätte), dass dies nicht funktioniert. Bald schon übertreiben sie es und Kleinstkriminelle oder sogar Unschuldige müssen mit dem Leben bezahlen.
Was ist also das beste System mit Verbrechern umzugehen? Nun, ich denke der Film will uns sagen, dass jenes, welches wir nun haben eigentlich ziemlich unübertroffen ist. Es ist vielleicht nicht perfekt aber alle anderen Optionen wären noch schlimmer. Vanzina kritisiert hier nicht das System, wie es so viele andere machen, er kritisiert die Systemkritiker. Sowohl jene, die für einen besseren Umgang mit der Verbrecherwelt sind, als auch jene, die Gewalt lieber mit noch mehr Gewalt gelöst hätten.
Diese Aussage ist vernünftiger als das meiste, was wir sonst in Filmen, die sich mit jener Problematik beschäftigen bekommen, was „Das Syndikat“ aber einmalig macht, ist die Art, wie diese Aussage vermittelt wird. Um Shakespeare zu zitieren: Vanzina findet „auf krummen Wegen doch geradewegs zum Ziel“…und dafür hat er meiner Meinung nach die Höchstnote verdient. 10/10 :thup:

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Verfasst: Mi 7. Dez 2011, 17:02
von DrDjangoMD
STAR CRASH – STERNE IM DUELL

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Originaltitel: Starcrash
Alternativtitel: The Advantures of Stella Star
Land: Italien, USA
Jahr: 1978
Genre: Science Fiction
Regie: Luigi Cozzi

Handlung:
Endlich konnte die intergalaktische Polizei der gewieften Schmugglerin Stella Star (Caroline Munro) das Handwerk legen und sie in ein Arbeitslager schaffen. Doch als der üble Graf Zarth Arn (Joe Spinell) eine katastrophale Waffe in seine Hände bekommt, beschließt der Imperator (Christopher Plummer) die taffe Draufgängerin Stella aus ihrer Haft zu entlassen und sie mit dem Auftrag, Arn ausfindig zu machen, zu betrauen.

Kritik:
Der Film ist ATEMBERAUBEND. Er hat einfach alles, was man sich wünschen kann: Stop-Motion-Monster, Spielzeugraumschiffe, Amazonen Star Wars Abklatsche (z.B. Lichtschwerter :o ), ein-zwei „echte“ Schauspieler, die sich die ganze Zeit sichtlich fragen, was sie hier eigentlich tun, einen witzigen Roboter, massenhaft Bikini-Mädchen und, was am wichtigsten ist, noch mehr Bikini-Mädchen :D
Die gute Caroline Munro gibt uns Stella Star, eine Person deren Aufgabe es ist dazustehen und sexy auszusehen...und sie ist auch noch die Protagonistin oder so, aber in erster Linie ist sie für das sexy Aussehen zuständig. Ich mach hier zwar Witze, aber trotz der nicht überzeugenden Performance gibt sie eine sympathische Heldin, für die wir uns ein Happy End herbeisehnen, was auch für die meisten anderen positiven Figuren gilt (besonders für den Roboter...C3PO, du bekommst Konkurrenz). Auch wenn die Figuren nicht nachvollziehbar erscheinen, sie sind immerhin sehr liebenswert und wir folgen ihnen gerne auf ihren Abenteuern.
Das einzige was der Film nicht bietet ist Logik und das ist auch gut so. Bei diversen Raumschiffschlachten habe ich zwar keine Ahnung wer gerade gegen wen kämpft oder wer auf welcher Seite ist, aber hey, RAUMSCHIFFSCHLACHTEN!!!...Der Film ist also ein rundum gelungenes Trasherlebnis zum lieb haben; Intellektuell mag er wertlos sein, aber ich hatte selten so ein spaßiges und unterhaltendes Filmerlebnis.
Unterhaltungswert: 10/10 :thup:

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Verfasst: Mi 7. Dez 2011, 22:20
von DrDjangoMD
DER MANN AUS VIRGINIA

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Originaltitel: California
Alternativtitel: Spiel mir das Lied von Californien; Adios California
Land: Italien, Spanien
Jahr: 1977
Genre: Western
Regie: Michele Lupo

Handlung:
Nach dem Bürgerkrieg befreundet sich der heimatlose Soldat „California“ (Giuliano Gemma) mit dem jungen Willy Preston, welcher aber wenig später das Zeitliche segnet. Als er Willys Eltern die traurige Nachricht überbringt, verkuckt sich California in die Schwester des Toten, doch Unheil naht als diese von dem gesetzlosen Ex-Kopfgeldjäger Whitaker (Raimund Harmstorf) entführt wird…

Kritik:
Übersichtlicher wurde die Landschaft der Italowestern in der zweiten Hälfte der 70er. Hier und da konnte man noch Keoma oder Mannaja durch die schlammigen Wüsten reiten sehen und manchmal schaute Bud Spencer auch noch kurz vorbei. In dieser Zeit drehte Michele Lupo seinen Schwanengesang auf die große Genreära und schuf einen Western, der uns gekonnt ein düsteres Endzeitszenario bietet mit gelegentlichen Silberstreifen am fernen Horizont.
Meisterhaft setzt Lupo vor die meisten brutalen und teilweise erschreckenden Szenen berührende Momente, die den Zuseher kurz in die Hoffnung versetzten, dass endlich alles besser werden könnte, nur um ihn gleich darauf mit Schüssen prompt aus den süßen Träumen zu reißen. Einer der stärksten dieser Momente ist der Tod von Willy Preston, der direkt auf eine gleichsam berührende und witzige Szene folgt, in welcher er und California als Freunde gemeinsam auf einem Pferd durch einen verlassenen Saloon reiten. Dadurch geht die Gewalt in „Der Mann aus Virginia“ deutlich mehr unter die Haut und das Mitfiebern mit dem nach Frieden trachtenden Helden wird umso größer, doch immer, wenn er diesen vermeintlich gefunden hat, wartet Lupo mit dem nächsten Downer auf.
Gemmas „California“ ist als Held recht originell, was ziemlich beeindruckend ist, betrachtet man die bunten Reihen der Italowestern-Helden von denen nicht wenige von Gemma selbst verkörpert wurden. California zeichnet sich aber durch die perfekte Mischung aus hartgesottenen Einzelgänger und freundlichem Kumpel aus. Er ist anfangs zu unbekannten Menschen ziemlich abweisend, vermag sich aber mit ihnen anzufreunden und wird schnell zu einem sorgenden treuen Gefährten. Seine Seele scheint ständig hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch nach Ruhe und Frieden und seiner unruhigen Wanderernatur.
Diese Figur wird in eine apokalyptische Welt gesetzt und ich muss gestehen, dass ich die Nachwirkungen des Bürgerkrieges noch nie so ergreifend umgesetzt gesehen habe wie hier (ja ich habe „Vom Winde verweht“ gesehen ;) ). Dreck und Schlamm bestimmen stets die Landschaft, heruntergekommen und verlassen begegnen uns die meisten Städte. Namenlose Nebencharaktere sind zu 80% Wahrscheinlichkeit unhöfliche Bastarde und das Leid mit dem die Ex-Soldaten in dieser Zeit zu kämpfen haben spiegelt sich in zahllosen Szenen der Armut wider.
Das Einzige was man kritisieren könnte, ist, dass die Story nicht elegant getimed ist. Der Part mit Willy Preston, welcher im Verlauf der Geschichte nicht mehr als ein Prolog zu sein scheint, zieht sich über eine halbe Stunde dahin, nur um dann plötzlich zu enden und eine Riege neuer Charaktere einzuführen. Danach kommt es zu recht vielen Szenen in denen California mit Willys Familie interagiert, nur um kurz vor Schluss den Hauptplot mit der entführten Liebschaft zu beginnen. Ich sagte man „könnte“ dies kritisieren, denn es hat mich ehrlich gesagt nicht sonderlich gestört. Lupo zeichnet ein sehr genaues Bild von unserem Helden und der Welt in der er sich befindet und dies benötigt eben Zeit. Die Handlung mag vielleicht ein wenig darunter leiden, aber dafür bekommen wir einen entwickelten Hauptcharakter mit dem wir den ganzen Film über mitleiden können und dafür ist mir kein Preis zu hoch.
Dies ist was den Film allgemein auszeichnet, Freunde des Italowesterns im Speziellen werden noch dazu gefallen daran finden, dass Willys Vater von niemand anderem als DEM William Berger verkörpert wird und Franco Ressel einen kleinen aber feinen Auftritt als mit California befreundeter Glücksspieler bekommt.
Fazit: Meisterhaftes Portrait eines herumirrenden Ex-Soldaten, der inmitten der apokalyptischen Nachkriegswelt auf der Suche nach einem kleinen Bisschen Glück ist. Sehr einfühlsam umgesetzt. 10/10 :thup:

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Verfasst: Mi 7. Dez 2011, 22:21
von DrDjangoMD
ICH BIN EIN ENTFLOHENER KETTENSTRÄFLING

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Originaltitel: Vivo per la tua morte
Alternativtitel: Killer auf der Flucht; Zum Tode begnadigt
Land: Italien
Jahr: 1967
Genre: Western
Regie: Camillo Bazzoni

Handlung:
Von einem korrupten Sheriff werden die beiden Brüder Mike und Ray Sturges beschuldigt, an einem Eisenbahnraub beteiligt gewesen zu sein, was ihnen eine Zukunft in dem berüchtigten Gefängnis Yuma beschert. Ray erliegt ziemlich schnell dem harten Gefangenenleben, während es Mike schafft Rache schwörend auszubrechen…

Kritik:
„Ich bin ein entflohener Kettensträfling“ ist ein Fantasyfilm, welcher in einem magischen Paralleluniversum spielt, in welchem alle Menschen dumm sind. :palm: Ernsthaft, Handlungen haben wenig bis gar keine Logik in diesem Film. Die Bösen lassen Mike, den sie direkt vor der Wumme haben leben, weil [Pseudogrund einfügen] :palm: , Mike sucht einen Mann für Informationen auf und erschießt ihn vor einer Befragung :palm: :palm: , einer der Handlanger verplappert sich in der billigsten möglichen Weise :palm: :palm: :palm: und und und :rambo: .
Da ich ja auf Drehbuch und Handlung prinzipiell wenig Gewicht lege, stört mich dieser Punkt jedoch eher weniger, was mich den ganzen Film über aber richtig geärgert hat war die Hauptperson und ihre Darstellung durch Steve „Herkules“ Reeves, welchem ich auch die Schuld für das miese Drehbuch geben darf. Ein besonders begabter Schauspieler ist er sichtlich nicht, was in Rollen wie der des Herkules ja nicht sonderlich stört, da reicht es wenn man Muskeln hat, und die hat er ja. Aber in einem Italowestern, der versucht Tragik zu porträtieren habe ich doch lieber entweder einen wirklich fabelhaften Schauspieler oder Anthony Steffen; Steve Reeves ist weder eine noch das andere!
Neben der Darstellung gehört die Figur an sich aber zu einer der hassenswertesten und damit miesesten Italowesternhelden aller Zeiten. Ich weiß, ich weiß, der Italowestern ist dafür bekannt Helden mit negativen Eigenschaften zu haben und das ist auch gut so, aber solche Antihelden funktionieren nur, wenn sie nebenbei auch über Tugenden wie Coolness oder Intelligenz verfügen. Mike Sturges verhält sich die ganze Zeit aber so unglaublich dämlich und grobschlächtig und das Schlimmste ist, dass wir Mitleid mit ihm haben sollen. Das Drehbuch versucht dem Mann einen Trauerfall nach dem anderen auf den Hals zu hetzen um die Herzen der Zuseher auf seine Seite zu bringen. Zuerst wird er unschuldig verhaftet, dann stirbt deswegen sein Bruder, dann erfahren wir, dass auch seine Mutter dies nicht verkraftet hat und gestorben ist. Das einzige was zu einem kompletten Klischee noch fehlt, wären, dass der Bösewicht seine Braut geheiratet hat und dass sein Vater von seinem Onkel ermordet wurde :x . Doch hier ist eine Erkenntnis: Mit einem barbarischen Muskelmann, der so unschuldig ist, dass er auf Teufel komm raus irgendwelche Gefängniswärter und gesetzestreue Kopfgeldjäger niederknallt haben wir kein Mitleid egal was ihm widerfahren ist. Vielleicht könnte ich seiner Figur ein wenig mehr abgewinnen, würde er auf seine Taten nicht noch so strunzdumme Zitate folgen lassen, für die aber möglicherweise auch nur die Deutsche Synchronisation zu verantworten ist.
Es hilft auch nicht, dass sich unter den Opfern dieses Unsympathlers, den ich am liebsten in der ersten Minute tot gesehen hätte, solche geschätzten Lieblinge wie Aldo Sambrell, Nello Pazzafini und Bruno Corazzari befinden :cry: .
Ich weiß nicht ob es nur an dem Filmteam oder vielleicht auch an meiner Version liegt, die gekürzt sein könnte, aber einige Schnitte sind seltsam und verwehren uns einiges, was mich ziemlich interessiert hätte. So springt Reeves in einer Szene beispielsweise in einen Fluss, seine Verfolger meinen, niemand könnte diese Stromschnellen überleben und reiten davon. Schnitt auf Reeves der durch eine Wüste wandert!? Wie hat er die tödlichen Stromschnellen überlebt? Und warum zeigt man uns das nicht? Erwarten die etwa das Publikum hält so viel von Reeves’ Charakter, dass es schon automatisch erwartet, dass er jede noch so gefährliche Situation ohne Kratzer übersteht???
Wo der Film allerdings ein paar Punkte sammeln kann ist in den Bereichen Kamera und Regie. Kameratechnisch muss er gut sein, da Enzo Barboni hinter dem Gerät stand, der uns ja solche Perlen wie „Django“ beschert hat. Die Regie übernahm Camillo Bazzoni, der als gelernter Kameramann weiß, wie man Handlung visuell umsetzen kann und uns einige nette Bilder bringt. Außerdem legt er ein rasantes Tempo an den Tag, wodurch sich praktisch nie Langeweile einnistet.
Fazit: Langweilig ist der Film nicht, visuell ist er auch schön anzusehen und wenn der Hauptcharakter nicht so hassenswert und alle anderen Figuren nicht so dämlich wären, hätte ich den Film richtig gern haben können. So gibt’s aber nur 5/10

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Verfasst: Mi 7. Dez 2011, 22:23
von DrDjangoMD
DIE NACKTE UND DER KARDINAL

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Originaltitel: Beatrice Cenci
Land: Italien
Jahr: 1969
Genre: Historiendrama
Regie: Lucio Fulci

Handlung:
Das Oberhaupt der Familie Cenci ist ein brutaler Tyrann, welcher jedoch auf Grund seiner adeligen Herkunft glaubt, mit seinen Verbrechen davon kommen zu können. Nach einem Vergehen gegen seine eigene Tochter Beatrice ist das Maß endgültig voll und seine Familie beschließt das Ekel aus ihrem Leben hinauszumorden…

Kritik:
Was diesen Film am meisten auszeichnet ist wohl sein unüblicher Aufbau. Bevor ich auf diesen näher eingehe jedoch noch ein paar Worte allgemein:
Der Film ist äußerst prunkvoll ausgestattet, auch wenn das Budget wohl keine Massenszenen beinhaltet hat, bekommen wir in überschaubaren Räumen durch Kostüme und Innenarchitektur ein Zeit-authentisches Feeling. Das steigt wiederum die Wirkung der Geschichte, da sie durch die liebevolle Ausstattung nicht wie der nächstbeste Trash aus dem Hause Mattei und Co. wirkt sondern wie eine historische Begebenheit, die sich in dieser oder ähnlicher Form durchaus zugetragen hätte können.
Die Darsteller tun ihre Sache sehr gut, neben Milian, der hier eine sehr ernste Rolle, ohne seine üblichen Grimassen, verkörpert und dem wie stets witzigen Ignatio Spalla und Steffen Zacharias bekommen wir eine ganze Riege guter Schauspieler, die ich bis dato noch nicht gekannt habe, aber gerne näher kennen lernen würde.
Fulci inszeniert sauber und talentiert. Er verzichtet hier auf eine surreale Farbgebung oder untypische Einstellungen und konzentriert sich mehr darauf das Geschehen so real wie möglich rüberkommen zu lassen. Ich bin zwar ein Freund von übertriebenen Lichteinwirkungen und Kameraperspektiven aber der nüchterne Stil, der hier an den Tag gelegt wird passt hervorragend zu der tragischen Geschichte, die gezeigt wird. Nur ein paar Szenen, wie der Kampf des Mannes mit der Meute wilder Hunde oder der Mord an Papa Cenci, lassen Fulcis späteren Werdegang erahnen.
Nun aber zu dem Aufbau des Filmes, der für mich gleichzeitig seine größte Stärke und seine größte Schwäche darstellt. Fulci erzählt die Handlung nicht geradlinig, beginnt ein paar Stunden vor Schluss, zeigt in einer Rückblende den Anfang, in der ersten Hälfte kommt dann plötzlich der gefürchtete Cenci zu Tode und in der zweiten Hälfte erfahren wir in langsamen Schritten wie es dazu kam.
Dies macht den Film einerseits originell und dies ist auch gut so, denn, so sehr ich auch die Inszenierung gelobt habe, wirklich erinnerungswürdig ist sie nicht. Sie hat keine wirkliche Besonderheit und ist für heutige Verhältnisse auch nicht mehr so kontrovers, dass sie sich dadurch auszeichnen würde. Der Aufbau macht den Film aber einmalig und interessant, bringt das Publikum dazu aufmerksamer zuzusehen und sich darüber Gedanken zu machen.
Der negative Aspekt daran ist allerdings, dass Fulci mit diesem Konzept selbst ein wenig überfordert scheint. Einige Schnitte sind ziemlich seltsam, wir sehen beispielsweise den Patriarchen putzmunter, nur um eine Begräbnisszene folgen zu lassen und ich konnte erst nach einer Viertelstunde erahnen, dass der Patriarch da eingesargt wurde. Den abschließenden Höhepunkt bildet so nicht der Mord an dem Tyrannen (welcher durch seine grausame Darstellung und die Überwindung der Familie bis es soweit war einen guten Höhepunkt abgegeben hätte), sondern das Verbrechen Cencis gegen Beatrice, welches wir ohnehin sofort erraten hätten, sofern es nicht der DVD-Text schon längst in allen Details gespoilert hätte.
Fazit: Verwirrend aber immerhin einmalig aufgebautes Historiendrama mit guten Darstellern und netten Kostümen. 7/10

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Verfasst: Mi 7. Dez 2011, 22:25
von DrDjangoMD
DAS DUNKEL DER NACHT

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Originaltitel: Nothing but the Night
Land: Großbritannien
Jahr: 1972
Genre: Horror
Regie: Peter Sasdy

Handlung:
Treuhänder eines Waisenhauses werden auf mysteriöse Art ermordet, eines der Waisenkinder wird von grauenvollen Visionen über Feuer geplagt und die leibliche Mutter des Mädchens tut alles daran, ihr Kind, welches ihr auf Grund ihrer verbrecherischen Vergangenheit weggenommen wurde, wiederzubekommen. Können Christopher Lee und Peter Cushing Ordnung in dieses rätselhafte Chaos bringen?

Kritik:
Der Film beginnt prompt mit einigen Krachern. Gleich vier spektakuläre Todesfälle werden geboten um den Zuseher neugierig zu machen, gefolgt von einer Szene mit Christopher Lee und Peter Cushing in ein und dem selben Raum…Wow, das könnte grandios werden!
Dann kommt Gerede und noch mehr Gerede. Unsere beiden Lieblinge verziehen sich ein wenig aus dem Rampenlicht und stattdessen bekommen wir als scheinbare Protagonisten Mr. Arztmann (gespielt von Nicht-Christopher-Lee Nr. 1) und Mrs. Reporterfrau (gespielt von Nicht-Christopher-Lee Nr. 2), zwei Figuren die uns mehr oder weniger egal sind und deren Konversationen wir daher nur mit mäßigem Interesse verfolgen können.
Die Lage bessert sich ein wenig, als Mr. Arztmann ermordet wird und Lee und Cushing wieder mehrere Szenen bekommen. Trotz ihrer Präsents haben die beiden tollen Typen aber immer noch wenig zu tun und beschäftigen sich vorrangig mit dem halten von Dialogen. Der Plot wird zunehmend verwirrender. Die toten Treuhänder und die Mutter des Mädchens sind zwei komplett verschiedene Handlungsstränge, die gleich wichtig gehandhabt werden, von denen wir aber nicht erwarten, dass sie irgendetwas miteinander zu tun haben und dies ist äußerst störend. Der Film wird fast schon schwer anzusehen, da wir so viele Informationen durch all die Dialoge bekommen, so viele verschiedene Nebenhandlungen und Filler-Szenen, die alle keine Verbindung zueinander zu haben scheinen.
Als kurz vor Schluss ein Mensch, der bei lebendigem Leibe verbrennt, und Christopher Lee in der selben Szene zu sehen waren, war ich schon fast bereit den Film vollkommen aufzugeben und stattdessen „The Wicker Man“ einzulegen, an dessen Genialität mich diese Szene erinnerte, doch Gott sei dank habe ich noch eine Minute gewartet, denn die letzte Viertelstunde des Filmes ist ungemein befriedigend.
Alle Handlungselemente, die ich als so unpassend und fehl am Platz empfunden hatte, passen plötzlich zusammen, all die Fragen von denen ich gefürchtet habe, sie würden bis zuletzt ungeklärt bleiben, hatten plötzlich eine Antwort. Keine logische oder gute Antwort wohlgemerkt aber immerhin eine Antwort.
Christopher tauscht die emotionslose Miene, mit der er den ganzen Film lang herumgelaufen ist, endlich durch ein anständiges Overacting für das wir ihn kennen und lieben aus und es kommt zu einem spannenden Finale. All das, was gegen Ende geschieht ist zwar dumm unsinnig und völlig ohne Logik, aber das erwartete ich mir von so einem Film. Wenn ich mir einen Horrorfilm mit Christopher Lee und Peter Cushing kaufe erwarte ich mir kein Meisterwerk vom Status eines „Casablanca“; ich erwarte mir, dass Peter und Christopher übertriebenes unterhaltsames Zeugs machen und eben dies geschieht in den letzten paar Minuten. :mrgreen: (Wobei es fast schon ein wenig zu viel des Guten ist, einen Film der zu 80% aus Gerede besteht mit einem Ende zu versehen, das in mir unliebsame Erinnerungen an „Beware! Children at play“ weckt :( )
Fazit: Solange man wegen der verwirrenden Handlungen (Mehrzahl gebrauche ich absichtlich) nicht verzweifelt und sich bewusst ist, dass all die Stränge irgendwann in einem gemeinsamen Knoten führen, ist der Film durchaus zu genießen. 6/10

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Verfasst: Do 8. Dez 2011, 15:58
von DrDjangoMD
PARANOIA

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Originaltitel: Paranoia
Land: USA
Jahr: 2011
Genre: Thriller
Regie: Ryan Mitchelle

Handlung:
An dem Abend, als er von seiner Frau verlassen wird, erleidet Mark Bishop (Brad Jones) allen Anschein nach einen Nervenzusammenbruch. Völlig übermüdet und am Boden zerstört, scheint er seine eigenen Handlungen nicht mehr kontrollieren zu können und seine Aktionen zeichnen sich plötzlich durch Brutalität und Kaltblütigkeit aus. Noch dazu steht plötzlich ein blutender Mann mit Pistole vor seiner Tür, der den Ärmsten völlig fertig macht…

Kritik:
Neben der Tatsache, dass sich Brad Jones bei diesem Film auf Drehbuch und Darstellung konzentriert hat und die Regie Ryan Mitchelle überließ, unterscheidet sich „Paranoia“ auch darin von seinen früheren Filmen, dass es über ein Budget verfügt. Man muss es zwar mit der Lupe suchen, aber es ist zumindest da, was sich beispielsweise an extravaganteren Schauplätzen (Restaurant, Kirche,…) bemerkbar macht.
Die einzige Schwäche „Paranoias“ liegt für mich in den ersten paar Minuten der Handlung. Diese ergibt einfach keinen Sinn! Nach und nach merkt man zwar, dass Jones darauf aus war bewusst unlogische Situationen zu erzeugen, um den verwirrten Geist seiner Hauptperson widerzuspiegeln, doch bis wir das erkannt haben, leidet nicht nur er sondern auch wir unter Verwirrung.
Wenn man diese kleine Hürde mal übersprungen hat muss man sich eingestehen, dass die abstrusen Handlungen, das vertrete Weltbild und besonders die Art, wie uns dieses von der Regie präsentiert wird, ihr Ziel keineswegs verfehlen. Bis zuletzt können wir nicht sagen, in wiefern wir uns in der Realität befinden. Es könnte die Wirklichkeit sein, die sich uns zeigt, unter Vorraussetzung, dass sich irgendwer einen üblen Scherz mit Mark Bishop erlaubt, es könnte sich aber auch um seine Wahnvorstellungen handeln, die er in die Wirklichkeit reininterpretiert oder es könnte absolut gar nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben und sich um einen Traum oder was Ähnliches handeln.
Diese Unsicherheit, ob es nun real ist oder nicht, wird durch eine Regie umgesetzt, die sich teilweise am Film Noir und teilweise an 80er Jahre Cop-Filmen zu orientieren scheint. Wir bekommen sowohl Schattenspiele und Hell- Dunkel- Kontraste, die besonders im in schwarz-weiß gehaltenen „Writers Cut“ ihre Wirkung entfalten als auch dieses deprimierende Portrait eines am Boden zerstörten Mannes, wie es in den 80ern beliebt war.
Die Handlung wird ausschließlich von der Figur Mark Bishops getragen, die permanent präsent und im Mittelpunkt ist. Brad Jones findet die richtige Balance um den verwirrten Charakter zu porträtieren, die Paranoia, mit der Bishop zu kämpfen hat, wird von Jones weder über- noch untertrieben dargestellt, wir nehmen ihm diesen Geisteszustand permanent ab und können sowohl mit seiner Figur mitfühlen als uns auch vor seiner Unberechenbarkeit fürchten.
Unter den anderen Darsteller sind durch Jones’ Angewohnheit die Rollen mit Freunden und Familie zu besetzen viele bekannte Gesichter. Trotz ihrer fehlenden Ausbildung gibt es von ihrer Seite nichts zu beklagen, da sie durch die anderen Brad Jones Filme genügend Erfahrung mit ihm und dem Beruf im allgemeinen gemacht haben, und außerdem bleiben durch die zentrale Position Mark Bishops sämtliche Rollen im Hintergrund, wodurch wir unter allfälliger Talentmangel, würde es einen geben, nicht zu lange leiden müssten.
Fazit: Anfangs verwirrende Geschichte, die dann aber durch die Regie von Ryan Mitchelle und die Darstellung von Brad Jones schlagartig an Spannung und Atmosphäre gewinnt. 8/10

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Verfasst: Do 8. Dez 2011, 15:59
von DrDjangoMD
PORNO HOLOCAUST

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Originaltitel: Porno Holocaust
Alternativtitel: Insel der Zomgies; Orgasmo Nero II
Land: Italien
Jahr: 1981
Genre: Horror
Regie: Joe D’Amato

Handlung:
Eine Gruppe „Wissenschaftler“ :lol: haben Sex. Ende….OK, irgendwann kommen sie dann doch auf eine Insel, auf welcher ein radioaktiv verseuchter Zombie sein Unwesen treibt und beginnt die Gruppe zu dezimieren, aber das ist eher Nebensache…

Anmerkung:
Die Kritik ist leider ein wenig lang geworden, allerdings ist sie glaube ich, da ich sie in Form einer Top-12 Liste gemacht habe recht einfach zu lesen ;)

Kritik:
Ich wollte eigentlich eine konventionelle Kritik über diesen Film schreiben, „Porno Holocaust“ besitzt allerdings nicht genug positive Aspekte, um in einer Kritik schön pro und contra nebeneinander zustellen. Deswegen präsentiere ich nun statt einer regulären Kritik: Die Top 12 Liste der Gründe warum „Porno Holocaust“ nicht funktioniert. (Beginnend bei 12, dem nichtigsten Grund und endend bei 1, dem fatalsten Grund.)
Platz 12: Filmfehler: OK, das ist ein Punkt, den ich sehr gerne verzeihe, aber man kann ihn trotzdem mal erwähnen: Ich habe selten so viele Fehler in einem Film gesehen wie hier. Da wären neben der dritten Person, deren Kopf man kurz vor Schluss im Rettungsboot der beiden Helden auftauchen sieht, unzählige Szenen in denen Darsteller die vierte Wand brechen und einmal schiebt sich sogar ein Kabel vor die Linse. Ich verstehe ja, dass Sex-Szenen nicht allzu oft hintereinander gedreht werden können (Den Grund dafür muss ich wohl nicht erwähnen) und deshalb D’Amato die Fehler lieber gnädig übersah als die ganze Szene zu schmeißen, trotzdem spricht es gegen das Team, dass solche Fehler überhaupt passieren.
Platz 11: Der Soundtrack: Ja, nicht gedacht, dass dieser Punkt genannt wird, was? Versteht mich hier auch bitte nicht falsch, ich habe überhaupt kein Problem mit dem flotten Titelthema, im Gegenteil, der Melodie am Anfang verdankt der Film, dass er sich einer 0/10-Wertung entzieht. Das Problem liegt eher in der musikalischen Untermalung späterer Szenen. Der Film ist nämlich, wie später noch ausführlicher besprochen wird, unsagbar langweilig, besonders die Sex-Szenen und da hilft es nicht, wenn diese nur von einem langsamen leisen Gedudel aufgepeppt werden. Teilweise bekommen wir sogar überhaupt keine Musik und das ist in Szenen, in welchen sonst nichts vor sich geht ziemlich ermüdend.
Platz 10: Zu viele Erwartungen: Selten habe ich einen Titel gesehen, der mich so neugierig auf das Endprodukt machte: Zunächst haben wir das Wort „Holocaust“, welches im italienischen Kino Garant für Qualität ist, denn „Cannibal Holocaust“ ist sicherlich der beste Kannibalen-Film; „Zombi Holocaust“ ist einer der unterhaltsamsten (ich sagte nicht gut, ich sagte unterhaltsam) Zombiefilme; und „Sado – Stoß das Tor zur Hölle auf“ aka. „Blue Holocaust“ ist der beste Film mit…äh…der Farbe blau im Titel oder so…zumindest ist es der beste Film Joe D’Amatos! Von einem Porno Holocaust erwarten wir also im Vorhinein schon einen stimmigen und irrsinnig unterhaltenden, erotischen, verrückte, übertriebenen, liebenswerten Trash-Streifen mit Niveau. Der Titel wird im Vorspann untermalt von der erwähnten flotten Musik, die andeutet, dass der Film in recht schnellem Tempo verlaufen wird und zu guter letzt bekommen wir im Vorspann als ersten Darsteller George Eastman gelistet, was immer ein gutes Zeichen ist. Doch ach, der Vorspann ist mit Abstand der beste Teil des Filmes… :palm:
Platz 9: Schlechte Charaktere: Das A und O eines Filmes sind seine Charaktere, wenn uns Personen sympathisch sind, sind wir gespannt, ob sie überleben oder nicht und können selbst bei den Erotikszenen mit ihnen mitfiebern: Die sechs Hauptpersonen zeichnen sich allerdings nicht durch ihre bunten Charaktere aus: Lucia Ramirez Rolle hat den Charakter, dass sie gerne Sex hat; die eine Nebendarstellerin hat den Charakter, dass sie gerne Sex hat; die andere Nebendarstellerin hat den Charakter, dass sie gerne Sex hat. Bei den Herren ist es ein wenig komplexer: Mark Shannons Rolle hat den Charakter, dass er gerne Sex hat; der Professor hat den Charakter, dass er ungern Sex hat; und George Eastmans Rolle…hat gar keinen Charakter. Ich will nicht sagen, dass sich Drehbuchschreiber und Darsteller keine Mühe gegeben hätten, wir finden hier und da Ansätze, dass die eine oder andere Figur vielleicht eine Persönlichkeit haben könnte, doch jede noch so kleine Möchtegern-Entwicklung wird sofort von einer elendig langen Sexszene überrannt, so dass uns nichts anderes übrig bleibt als die Figuren auf ihr Sexualverhalten zu reduzieren.
Platz 8: Lucia Ramirez: Glaubt’s oder nicht; die Darsteller sind nicht mal so schlecht, wie man sich das erwarten würde, die meisten versuchen aus den minimalen Rollen, die sie bekommen das Möglichste herauszuholen. Die einzige der sechs Hauptdarsteller, die ich wirklich grottig fand war Lucia Ramirez, die den ganzen Film über so hölzern ist, dass Anthony Steffen neben ihr wie Vincent Price wirkt. Der Höhepunkt ihrer Darstellung liegt im Showdown, wenn Mark Shannon wehrlos am Boden liegt und der mörderische Zombie genau über ihm steht, zum Schlage bereit, hat sie, welche daneben steht den Gesichtsausdruck einer Frau, die gerade eine weiße Wand anstarrt. Ihre Mimik scheint zu sagen: „Mir ist langweilig, kann einer von euch den anderen endlich umbringen, der Drehschluss ist schon längst überfällig.“ Genau bei ihrer Rolle wäre eine gute Darstellerin wichtig gewesen, da sie die Heldin ist, das heißt auch ihre Darstellerin, sollte sich von den Nebenrollen durch Talent hervortun, OK, sie ist süß anzusehen, aber um Sympathie mit einer Heldin zu empfinden, bedarf es ein wenig mehr.
Platz 7: George Eastman wird verschwendet: Joe D’Amato ist kein guter Regisseur. Er gibt es selber zu und hat es oft genug bewiesen, doch aus irgendeinem Grund hängt George Eastman an ihm fest und macht schlechte Filme, durch seine grandiose Performance liebenswert. „Man-Eater“ und „Absurd“ wären lieblose Schnarchnasen, wenn nicht Eastman mit seinem göttlichen Overacting die Filme zum Genuss machen würde. Gebt dem Mann was zu tun und er wird den Film zum Ruhme führen! Was gibt ihm D’Amato hier zu tun? Nun, er hat die wichtige Aufgabe im Hintergrund zu stehen und noch mehr im Hintergrund zu stehen. Hin und wieder lässt er mal ein Sätzchen los, verzieht sich dann aber sogleich wieder in den Hintergrund. :roll:
Platz 6: Der Zombie ist zu lahm: Wir bekommen hier keine Horden von Zombies, sondern nur einen kleinen Untoten, da erwartet man sich, dass dieser irgendwie besonders ist, so wie Lionels Mutter am Ende von „Braindead“ oder Graf Dracula. Aber nein, wir bekommen einen gewöhnlichen dummen Zombie, der zwar ziemlich stark zu sein scheint, aber nach einem Harpunenschuss in die Magengegend das Zeitliche segnet. Der ganze Showdown ist überhaupt so unbefriedigend, da der Gegner so unsagbar leicht auszuschalten ist. Noch dazu krümmt er der Heldin, in die er sich offenbar verkuckt hat, kein Härchen, was ihn noch ein wenig ungefährlicher und langweiliger macht.
Platz 5: Zu lang: Ich mag es, wenn Filme nicht die Anderthalb-Stunden-Grenze überschreiten. Jetzt werden einige von euch sagen „Hey, aber ,Zwei Glorreiche Halunken’, ,Lawrence von Arabien’, ,Kenneth Branaghs Hamlet’, ,Red Cliff’, ,Caligula' und ,Herr der Ringe’ gehören zu deinen Lieblingsfilmen!“ Das stimmt auch aber diese Filme haben massenhaft Handlung, sie spielen innerhalb mehrerer Tage oder sogar Jahre, verschiedene Schauplätze gibt es wie Sand am mehr, eine Flut von Hauptcharakteren kann mit Heeren von Statisten interagieren, es kommt zu Schlachten, Intrigen, etc. Das rechtfertigt eine lange Laufzeit; Leute haben Sex, gehen auf eine Insel, haben Sex und werden umgebracht rechtfertigt KEINE Laufzeit über 70 Minuten und D’Amato dehnte diesen Mist auf 110 Minuten aus! Noch dazu hätte er so leicht gekürzt werden können, da wir ohnehin zu viel an Dialogen, Sex-Szenen und belanglosen Zeugs (wie Mark Shannons abenteuerlicher Weg von der Hotelrezeption zum Hotelswimmingpool) bekommen. Den Film schneiden wäre eine Idee! :x
Platz 4: Schlecht ausbalanciert: Der Film gliedert sich in zwei Teile: In der ersten Hälfte reden Leute und haben Sex in der zweiten sterben Leute und haben Sex. Die zweite Hälfte ist zwar nicht spannend aber wenigstens spannender als die erste. Regisseure wissen, dass das Publikum Morde als aufregend empfindet und beginnen ihre Filme deshalb ganz gerne mit einem Einstiegsmord oder zumindest gleich mit Zombies, doch nicht Joe D’Amato, er beginnt diesen Film mit 70 Minuten Nichts bevor er uns das Zombie und einige Todesfälle beschert. Ich verstehe worauf er hinauswill, offenbar will er Spannung aufbauen, die Leute reden viel darüber, dass die Insel „verflucht“ sei und eine Leiche wird gefunden und das ist auch gut so, es ist immer wichtig Spannung aufzubauen bevor was geschieht, aber es ist a) wichtig Spannung richtig aufzubauen (denn wenn der Aufbau von sinnlosen Sex und Gesprächen durchzogen ist, verliert er seine Spannung) und b) die Spannung nicht länger als eine Viertelstunde aufzubauen, geschweige denn 70 verdammte Minuten! :x :rambo:
Platz 3: Zu viel Gerede: Wenn in der ersten Hälfte nicht miteinander geschlafen wird, wird geredet. Dialoge sind wichtig für einen Film, sie sollten nur auch den richtigen Inhalt haben: Ob eine Languste frisch oder tiefgefroren ist, ist kein richtiger Inhalt, das ist langweilig. Es tut gut, innerhalb von Dialogen die Charaktere vorzustellen und die Lage zu erklären, es tut aber auch gut, dies innerhalb ein oder zwei Dialoge zu tun und nicht den armen Zuseher mit zwanzig langen Reden einzuschläfern. :schnarch: :schnarch: :schnarch:
Platz 2: Zu wenig Schnitte: Auch wenn das Geschehen theoretisch langweilig ist, kann man es durch eine rasche Schnittfolge oder interessante Kameraeinstellungen spannend machen. Gute Regisseure wissen das und stimulieren den Zuseher mit schnellen Cuts oder stimmigen Kamerafahrten. Joe D’Amato ist keiner dieser Regisseure. Er stimuliert den Zuseher mit langen Einstellungen in denen nichts geschieht. Der oben erwähnte Dialog über den tiefgefrorenen Hummer wird in einer einzige Totale gezeigt, hier und da bekommen wir Standarteinstellungen, wie das Gesicht des Sprechenden, aber nichts Außergewöhnliches und damit nichts Interessantes. Geschnitten wird nur sehr sehr wenig, wie erwähnt wird beispielsweise der Gang des Mark Shannon von der Rezeption zum Schwimmingpool ohne einen Schritt auszulassen gezeigt und das Ganze wieder in einer trägen Totalen…Der Punkt schmerzt mich besonders, da ich weiß, dass Joe ein guter Kameramann ist und theoretisch auch anders könnte.
Platz 1: Die Erotikszenen sind nicht erotisch: Ihr könntet jetzt Argumentieren: „Warum beschwerst du dich darüber, dass in einem Porno schlechte Charaktere oder eine langweilige Story vorkommen, es geht doch um die Erotik“. OK, ich bin zwar der Meinung, dass selbst ein Erotikfilm liebenswerte Charaktere und eine aufregende Geschichte braucht um zu funktionieren, aber gut, reden wir über die Sex-Szenen: Ich vertrete, wenn es um erotische Filme geht zwei Theorien: Erstens: Tinto Brass kann selbst das Stopfen von Socken hoch erotisch darstellen; zweitens: Joe D’Amato kann nicht mal zwei Frauen, die sich gegenseitig ablecken erotisch darstellen! Hier liegt das Hauptproblem von „Porno Holocaust“, die Sex-Szenen sind nicht erotisch und damit sind sie einfach langweilig, und dadurch, dass wir dann noch so viel von dem uninteressanten Herumgebumse bekommen, wird der Film fast unerträglich anzusehen. Die Schuld daran gebe ich drei Aspekten:
Erstens den Darstellern: OK, das ist weniger ein Kritikpunkt, da es nur mich persönlich gestört hat, die Darstellern scheinen nämlich in diesem Gebiet halbwegs professionell zu sein und zu wissen, was sie tun; aber hätte man nicht wenigstens eine großbrüstige Frau verpflichten können? Ich für meinen Teil finde es zutiefst verstörend, wenn ich auf den ersten Blick nicht sagen kann, ob ich eine Schwulen- oder eine Lesbenszene sehe!
Zweitens dem Drehbuch: Die Sex-Szenen werden nicht wirklich eingeleitet, es entsteht nie eine erotische Spannung zwischen zwei Charakteren. Die einzige Motivation zum Sex, die sie haben scheint zu sein, dass sie beide existent sind. Meist ist der eine Partner schon am Beginn der Szene nackt um Zeit zu sparen. Es ist traurig, wenn ein 110-minütiger Porno nicht die Zeit zu haben scheint um ein Vorspiel zu zeigen. Und hier noch ein kleiner Tipp an Mr. Dialogschreiber: Wenn eine Sex-Szene mit dem halbherzigen Satz „Na schau ma ob’s geht“ beginnt und mit dem Satz „Es is nicht gegangen“ endet, dann ist die Szene mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nicht erotisch!!!
Drittens der Regie: Die Umsetzung der Erotikszenen ist unter aller Sau. Wie oben schon erwähnt schneidet Joe hier sehr ungern, wir sehen nur Leute in halbnahen oder totalen Einstellungen miteinander schlafen, dann gibt es meist einen Cut auf die Großaufnahme des Phallus und dann ist es auch schon aus, und der ganze Mist hat fünf bis zehn Minuten gedauert. Erotik entsteht nicht im bloßen Zeigen von Geschlechtsorganen, sie entsteht durch den Aufbau und einer ästhetischen Bilderfolge, die versucht die Stimmung der Szene umzusetzen, D’Amato könnte zum Beispiel mit einer kurzen Totalen anfangen, dann langsam mit der Kamera über die Körper fahren um dann einen Schnitt auf eine Großaufnahme der verzückten Lippen oder in Ekstase verdrehten Augen zu machen, aber nein, er findet es offenbar viel erotischer wenn er lieblos die Kamera auf eine Vagina hält. :x
Fazit: Der langweiligste Film den ich je gesehen habe: Dialoge sind uninteressant, Erotikszenen nicht erotisch und das ganze dauert fast zwei Stunden. Er regt mich zwar nicht so auf wie sagen wir „Cannibal Terror“ oder „Demon Night“ aber trotzdem beinhaltet „Porno Holocaust“ 110 Minuten schleppende Träge, auf die man lieber verzichten sollte. Das launige Titelthema und die bloße Anwesenheit des George Eastman reichen gerade mal für 1/10 :schnarch: