Seite 1 von 1

Noriko's Dinner Table - Sion Sono (2005)

Verfasst: So 20. Nov 2016, 09:44
von jogiwan
Noriko's Dinner Table

Bild

Originaltitel: Noriko no shokutaku

Herstellungsland: Japan / 2005

Regie: Sion Sono

Darsteller:

Kazue Fukiishi, Tsugumi, Ken Mitsuishi, Yuriko Yoshitaka, Shirô Namiki

Story:

Die 17-jährige Noriko lebt mit ihrer Familie in dem beschaulichen Küstenort Toyokawa in Japan und ist unglücklich über die Tatsache, dass sie ihre Eltern nicht verstehen, ihre Perspektiven begrenzt sind und sie auch sonst niemanden hat, bei dem sie sich geborgen fühlt. Eines Tages reißt sie von zuhause aus und landet in Tokyo bei einer Internet-Bekanntschaft Kumiko, mit der sie sich im Vorfeld auf einer Website ausgetauscht hat. Kumiko entpuppt sich zwar als sympathisch, aber auch als etwas schräg und Teil eines mysteriösen Firmengeflechts, die einsamen Leuten in einer Art Rollenspiel harmonischen Familienersatz vorgaukelt. Ehe sich Noriko versieht ist sie aber auch schon von Kumiko für ihre Zwecke eingespannt und sie findet Gefallen an den unterschiedlichen Rollen und der temporären Illusion eines perfekten Familien-Idylls, in denen sie sich wenig später völlig verlieren wird…

Re: Noriko's Dinner Table - Sion Sono (2005)

Verfasst: So 20. Nov 2016, 09:46
von jogiwan
Sion Sonos „Noriko’s Dinner Table“ wird ja oftmals als Nachfolger/Vorgänger von „Suicide Circle“ angekündigt, obwohl der 2005 entstandene Streifen das nicht wirklich ist und die berüchtigte Anfangsszene mit dem Massenselbstmord eher nur am Rande auftaucht und die Kenntnis des Streifens zum Verständnis von „Noriko’s Dinner Table“ auch nicht unbedingt erforderlich ist. In dem dramatischen Streifen geht es statt wirren Horror oder Thriller auch mehr um „Coming-of-Age“ und gesellschaftliche Probleme bzw. die bisweilen bizarren Auswüchse, die Generationenkonflikte, Isolation und Realitätsflucht in dem Land der aufgehenden Sonne so mit sich bringen. Wie schon bei anderen Werken des Regisseurs der Fall geht es auch hier wieder um scheinbar normale Menschen, die aus ihrem bisherigen Leben ausbrechen wollen und sich wenig später und ohne großes Zutun in einer Art persönlichen Alptraum und emotionalen Ausnahmesituationen wiederfinden. Dabei bedient sich Sono für seine zugegeben sehr schräge Geschichte auch eines sehr nüchternen, fast schon dokumentarischen Erzählstils, der ohne viel technischen Firlefanz oder Effekte die ganze Sache aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, die dann am Ende in einem hübschen WTF-Finale zusammengebracht werden. Alles wie üblich sehr spannend, ungewöhnlich und interessant und da ist es fast schon überflüssig zu erwähnen, dass mich auch dieser Sono-Streifen wieder einmal schwer begeistert hat.