Kollege kommt gleich! - Claude Sautet (1983)
Verfasst: Fr 17. Mär 2017, 14:46
von buxtebrawler
Originaltitel: Garçon!
Herstellungsland: Frankreich / 1983
Regie: Claude Sautet
Darsteller: Yves Montand, Nicole Garcia, Jacques Villeret, Dominique Laffin, Rosy Varte, Marie Dubois, Bernard Fresson, Annick Alane, Hubert Deschamps, Jean Amos, Yves Robert, Pierre-Loup Rajot u. A.
Der alternde Brasserie-Kellner und ehemalige sowie erfolglose Entertainer Alex (Yves Montand) hat ein Strandgebiet ohne Bauerlaubnis erhalten, lebt mit dem sich ebenfalls als Garçon verdingenden Hypochonder Gilbert (Jacques Villeret) in einer WG zusammen und ist ansonsten weitestgehend ungebunden, weil geschieden und kinderlos. Als er seine Jugendbekanntschaft Claire (Nicole Garcia) wiedertrifft, entwickelt sich eine Liebesaffäre zwischen beiden...
Re: Kollege kommt gleich! - Claude Sautet (1983)
Verfasst: Fr 17. Mär 2017, 14:54
von buxtebrawler
Der erste Spielfilm des französischen Regisseurs Claude Sautet („Schieß, solange du kannst“)
aus der ‘80er-Dekade wurde 1983 „Kollege kommt gleich!“, der mit dem gleichnamigen deutschen Film aus dem Jahre 1943 offenbar lediglich gemeint hat, dass im Mittelpunkt ein Kellner steht. Sautet widmet sich in seinem Film, der sich einer eindeutigen Genre-Zuordnung entzieht, dem amourösen und libidinösen Treiben des Kellners Alex (Yves Montand, „I wie Ikarus“).
Der alternde Brasserie-Kellner und ehemalige sowie erfolglose Entertainer Alex hat ein Strandgebiet ohne Bauerlaubnis erhalten, lebt mit dem sich ebenfalls als Garçon verdingenden Hypochonder Gilbert (Jacques Villeret, „Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe“) in einer WG zusammen und ist ansonsten weitestgehend ungebunden, weil geschieden und kinderlos. Als er seine Jugendbekanntschaft Claire (Nicole Garcia, „Copkiller“) wiedertrifft, entwickelt sich eine Liebesaffäre zwischen beiden…
Der vollkommen in Vergessenheit geratene „Kollege kommt gleich!“ ist kein Episodenfilm, wie es manch Inhaltsangabe glauben machen will, sondern ein grobes Porträt eines Mannes mittleren Alters, der in einer Art Midlife-Krise steckt, dies aber weder wahrhaben will noch sich anmerken lässt. Dies erwähnt der Film dann auch mit keiner Silbe, sondern muss der Zuschauer sich selbst erschließen. Dieser beobachtet Alex bei einem Spaziergang über sein Strandgebiet, einem glücklicherweise glimpflich ausgehenden Autounfall und beim hektischen Betrieb im Restaurant inkl. cholerischen Küchenchefs, der einen Einblick in französische Esskultur abseits der Haute cuisine gestattet.
Als Alex seine junge Affäre Coline (Dominique Laffin, „Giganten der Landstraße“) beim Stepptanz abholt, eröffnet ihm diese, dass sie das Techtelmechtel beende und mit ihrem Freund Richard zusammenziehe. Als er kurz darauf nach vielen Jahren Claire wiedertrifft, lebt diese seit Kurzem von ihrem Mann François (Georges Claisse, „Die Nacht der Generale“) getrennt. Alex sucht sie in der Sprachschule auf, stellt ihr nach und macht ihr Avancen. Zusammen fährt man in François‘ Wohnung, um ihre noch dort lagernde Sachen abzuholen, der François ist überraschend zu Hause und es kommt zum Konflikt. Letztlich hat Alex Claire aber für sich gewonnen. Als Zuschauer bekommt man sein Bild französischer Flirtkunst zurechtgerückt, denn Alex geht lediglich bedingt charmant vor.
Auf seinem Strandgrundstück plant Alex ein Vergnügungsbad, muss jedoch einen Geldgeber finden. Diesen findet er in Gloria (Rosy Varte, „Liebe auf der Flucht“), einer weiteren Ex-Affäre, mit der er offenbar nie offiziell schlussgemacht hat. Auch Coline ist es nicht sonderlich gut ergangen, sie ist schon wieder solo. Gloria muss sich eingestehen, dass Alex lediglich Geld von ihr möchte, das sie ihm trotzdem vorschießt. Es scheint also wieder ganz gut für Alex zu laufen, doch am Strand gesteht ihm Claire, dass sie nun doch zu ihrem Mann zurückkehren werde. Alex reagiert nicht begeistert, trägt’s aber mit Fassung. In seiner Männerrunde erhebt er das Glas, doch bei der Vergnügungsbadeinweihung steht er sprichwörtlich im Regen.
Bei „Kollege kommt gleich!“ muss man zwischen den Zeilen lesen, denn Alex‘ Gefühlswelt bleibt nicht nur unausgesprochen, sondern gänzlich im Verborgenen – was vermutlich eines der Probleme dieses Mannes ist, der bindungsunfähig oder -willig ist, sich jedoch langsam aber sicher eingestehen müsste, dass ihm seine Felle davonschwimmen, möchte er nicht als einsamer Rentner enden. Damit einher geht jedoch eine irritierende Oberflächlichkeit des Films, der derart unemotional ausgefallen ist, dass es schwerfallen kann, den richtigen Zugang zu finden. So erfährt man beispielsweise nie, was Alex und seinen Affären jeweils überhaupt aneinander gefiel – wofür in ihrer Schnelllebigkeit indes auch kaum Zeit bliebe. Als Drama kann ich Sautets Film nicht guten Gewissens einordnen, denn dramatisch wurde er in keiner Weise inszeniert. Yves Montand ist eine gute Besetzung; mit seinem Mienenspiel schafft er es, über alle unwirtlichen Entwicklungen geflissentlich hinwegzulächeln. Als versierter Schauspieler weiß Montand, wie er einen Schauspieler, der Alex in meiner Interpretation ist, zu spielen hat. Der fröhliche Orchester-Soundtrack mit seinen Streichern und Bläsern klingt da wie das Pfeifen im Walde.
Re: Kollege kommt gleich! - Claude Sautet (1983)
Verfasst: Mo 24. Jul 2017, 16:33
von buxtebrawler
Erscheint voraussichtlich am 28.07.2017 bei Concorde Video auf Blu-ray und DVD: