Seite 1 von 1

A Snake in June - Shin'ya Tsukamoto (2002)

Verfasst: So 3. Dez 2017, 09:24
von jogiwan
A Snake in June

Bild

Originaltitel: Rokugatsu no hebi

Alternativtitel: Eine Schlange im Juni - RInkos Geheimnis

Herstellungsland: Japan / 2002

Regie: Shin'ya Tsukamoto

Darsteller: Asuka Kurosawa, Yuji Kohtari, Shin'ya Tsukamoto, Mansaku Fuwa

Story:

Während Rinko tagsüber als Telefonseelsorgerin gute Ratschläge verteilt, ist die attraktive Frau mit ihrem eigenen Leben aber eher überfordert und zwischen den Problemen ihrer suizidgefährdeten Klienten und dem Erfolg ihres geschäftstüchtigen Ehemannes ist die eigene Sexualität längst auf der Strecke geblieben. Das ändert sich eines Tages schlagartig, als sich ein unbekannter Mann in ihr Leben drängt, der Rinko mit kompromittierenden Fotos und telefonischen Anweisungen dazu zwingt, sich ihrer verdrängen Leidenschaft zu stellen und diese in der Öffentlichkeit auszuleben. Das Spiel, das Rinko eher widerwillig beginnt, bekommt später jedoch eine Eigendynamik und durch das Eindringen des unbekannten Erpressers erfährt die lustlose Routine des Paares eine völlig ungeahnte Wendung.

Re: A Snake in June - Shin'ya Tsukamoto (2002)

Verfasst: So 3. Dez 2017, 09:30
von jogiwan
Obwohl die bisherigen Filme von Shin'ya Tsukamoto mitunter eine durchaus eine sexuelle Komponente aufweisen, wenn auch wie im Falle von „Tetsuo“ der etwas extremeren Art, so war die körperliche Leidenschaft bislang nicht unbedingt ein Thema, dass für mein Empfinden bislang von dem Regisseur in seinen Filmen groß behandelt wurde. In „A Snake of June“ widmet sich der Regisseur nun aber intensiv diesen körperlichen Empfindungen, die dem Menschen in der Großstadt und durch die moderne Leistungsgesellschaft auch immer mehr abhanden gekommen scheinen. Hier ist es eine junge Frau, die ihre Leidenschaft verdrängt hat und von einem unbekannten Erpresser im regnerischen Juni-Monat dazu genötigt wird, sich dieser zu stellen. Dabei steckt „A Snake of June“ voller inhaltlicher Überraschungen und entpuppt sich rasch als abgründiger, intensiver und surrealer (Alp-)Traum, der für Rinko quasi eine Büchse der Pandora öffnet, die sich nicht mehr schließen lässt. Dabei wirft „A Snake of June“ auch Fragen auf, inwieweit wir in unserer modernen und heutigen Welt noch unsere Sexualität ausleben können und diese Verdrängung mit seelischen und körperlichen Veränderungen verbunden ist. Dabei ist der Streifen nicht nur toll gespielt, ausnehmend hübsch gemacht und interessant erzählt – er ist auch wieder herrlich unkonventionelles, surreales und erwachsenes Erzählkino – irgendwo zwischen Psychodrama, „Pinku Eiga“, Mitternachtsfilm und Arthouse, dass für sich keine starren Regeln und Vorgaben kennt.

Re: A Snake in June - Shin'ya Tsukamoto (2002)

Verfasst: Mo 4. Dez 2017, 10:08
von Arkadin
Bisher mein Lieblings-Tsakamoto. Ich schriebe damals auf die Schnelle: "Toll, toll, toll. Ein finsterer, feuchter Albtraum oder doch ein unglaublich erotisches Stück Existentialismus? Irgendwie beides. Shin'ya Tsukamoto in Hochform und die Verbindung aus Experimentalkino und Thrilleremelementen hat mir so wunderbar gemundet, dass ich gleich mal ein paar Tsukamotos dazu geordert habe. Big, big love!"