Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Halfway House

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Als im und rund um das eigentlich angesehene Maria Magdalenen-Heim für schwer erziehbare Mädchen ebensolche spurlos verschwinden, schleust sich die selbstbewusste Larissa mit Hilfe eines Polizisten als Spitzel ein um dem Verbleib ihrer Schwester zu klären. Dort trifft sie nicht nur einen perversen Priester, eine seltsame Nonne, einem degenerierten Hausmeister und lesbische Heimzöglinge, sondern findet auch bald Hinweise, dass in dem Ort nicht alles mit rechten Dingen zu geht. Im Keller wartet eine uralte Kreatur mit großen Tentakeln und noch größerem Appetit, die mit frischem Fleisch gefüttert werden will. Als die toughe Larissa hinter das düstere Geheimnis kommt, ist sie und ihr attraktiver Körper jedoch schon längst in größter Gefahr...

Krude wie unterhaltsame Mischung aus Horror, Softsex und Komödie mit starken Anleihen bei Lovecraft und den allseits beliebten Women-in-Prison-Filmen mit einer großen Prise Charles Band und seinen Fullmoon-Filmen. „The Halfway House“ ist ja arg überzeichnet und nimmt sich zum Glück auch nie sonderlich ernst, sondern beglückt den Zuschauer mit seinem wilden Mix und schrägen Ideen, die hier auch halbwegs kurzweilig präsentiert werden und den Protagonistinnen bleibt zum Glück auch immer genug Zeit um sich nackig zu machen und sich gegenseitig zu befummeln. Zwar ist „The Halfway House“ kein sonderlich guter Film, sondern eher was für die geeichte Trash-Fraktion, aber ich müsste Lügen, wenn der Streifen mit Mary Woronov nicht auch unterhaltsam gewesen wäre. Fans von Lovecraft dürften zwar die Stirn in Falten legen, weil Cthulhu hier ja ebenfalls durch den Kakao gezogen wird, aber auch das verzeiht man dem turbulenten Streifen ebenfalls. Für humorfreie Menschen und Horror-Puristen ist der Film aber sicher eine große Qual – der Rest dürfte sich hingegen amüsieren und unser werter Reinschi hat den vermutlich wohl ohnehin in seiner Top 10.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Mondo Cannibale 4 - Nackt unter Wilden

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Jetzt wollte ich gerade nach der gestrigen Sichtung einen blumigen Verriss schreiben und merke, dass ich das ja bereits 2015 gemacht habe. So ein Pech - und wie unbedaft ich seinerzeit doch war... :kicher:
jogiwan hat geschrieben: So 16. Aug 2015, 09:30 Dilettantischer und blutarmer Abenteuer-Bockmist von Jess Franco mit Katja Bienert und seinen üblichen Stamm-Schauspielern, über den jedes geschriebene Wort eigentlich eines zu viel ist. Aufzuzählen was hier alles falsch gemacht wurde, würde auch eindeutig den Rahmen sprengen und so etwas wie exotisches Dschungel-Feeling und abenteuerliche Spannung kommt in „Nackt unter Wilden“ auch erst gar nicht auf. Kannibalen gibt es ebenfalls keine und statt eine Geschichte zu erzählen, wird lieber gezoomt: einmal aufs Wasser, dann wieder auf einen Strauch und ab und an gibt es Fremdmaterial über ein paar exotische Tierchen, die im Ferienclub und den in späteren Filmen dutzendfach recycleten Drehorten wohl nicht verfügbar waren. Da gibt es dann auch nichts mehr zu beschönigen und 1983 scheint ohnehin ein Jahr gewesen zu sein, in denen Franco eine Gurke nach der anderen fabriziert hat, die nur darauf warten von der Welt für immer vergessen zu werden. „Mondo Cannibale 4 – Nackt unter Wilden“ ist von Anfang bis Ende ein schlechter Witz und auch wenn ich an Franco-Filme mittlerweile wenig bis gar keine Ansprüche mehr habe, schafft es der olle Jess doch jedes Mal aufs Neue, diese ohnehin schon niedrigsten Erwartungen mit einer fast schon verwundert stimmenden Mühelosigkeit weiter zu unterbieten.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Mondo Cannibale 3 - Die blonde Göttin

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jogiwan hat geschrieben: So 3. Mai 2015, 09:38 Hier braucht man wohl wirklich nichts schönreden und „Mondo Cannibale 3 – Die blonde Göttin“ ist kompletter Schrott, der nicht nur aufgrund seiner miesen Darreichungsform so überhaupt nicht punkten kann. Eine Geschichte ist wie ein etwaiges Dschungel-Feeling erst gar nicht vorhanden und auch die Chemie zwischen den wahllos zusammengewürfelten Darstellern scheint so überhaupt nicht zu stimmen. Dass der primitive Kannibalen-Stamm dann auch noch einer zivilisierten Sprache mächtig ist und die Möchtegern-Abenteurer endlos durch kultivierte Gartenanlagen latschen mag ja dabei wie die unpassende Musikbegleitung noch durchaus unterhaltsam sein, aber der Rest ist fast schon stümperhaft und lieblos abgedrehter Mist mit dem Charme eines Urlaubsvideos, in das sich beiläufig Nahaufnahmen von Kannibalen und ein paar Naturbilder verirrt haben. In Jess Francos unüberschaubarer Filmografie mögen sich über die Jahrzehnte ja durchaus ein paar kleinere Glanzlichter eingeschlichen haben, aber „Mondo Cannibale 3 – Die blonde Göttin“ zählt da sicher nicht dazu.
Auch hier brachte die gestrige Sichtung keine neuen Kenntnisse. Auch wenn "Mondo Cannibale 3" im Vergleich zum Nachfolger ja fast schon etwas besser erscheint. Die Geschichte über einen Professor, dessen Tochter von einem Kannibalen-Stamm entführt und als Göttin verehrt wird, ist ja nicht wirklich gut und irgendwie will hier mit seinen seltsamen Figuren auch so gar nichts zusammenpassen. Von vermeintlichen Dschungel bis hin zu den auffällig bemalten Kannibalen und den holprigen Ereignissen wirkt das alles fern jeglicher Authentizität. Auffällig ist hier eigentlich nur, dass die Splätter-Zeitlupe die übliche Franco-Zoomerei ablöst und hier eben auch geschmoddert wird, was bei Jess Franco ja eher die Ausnahme ist. Ansonsten kann ich die obigen Punkte zu dem schludrig abgedrehten Kannibalen-Reißer aus der Eurocine-Produktion leider nur bestätigen.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

All That Jazz - Hinter dem Rampenlicht

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01.jpg (52.39 KiB) 189 mal betrachtet
Nach außen hin ist Joe Gideon der erfolgreiche und vom Talent begnadete Choreograf und Bühnenregisseur, der mit seinen Werken einen Erfolg nach dem anderen am Broadway einfährt. Doch innerlich ist der Perfektionist zerrissen von Selbstzweifeln und schlechten Gewissen gegenüber seinem Umfeld, die auch von seinem unorthodoxen, ungesunden und unsteten Lebenswandel begründet sind. Als der starke Raucher eines Tages während der Produktion eines neuen Stücks durch gesundheitliche Probleme ausfällt, lässt sich Joe jedoch nicht davon aufhalten und vernachlässigt seine körperlichen Probleme und ignoriert seinen fatalen Gesundheitszustand um mit seiner gewinnenden Art von sich abzulenken und weiter an seinem Stück zu arbeiten…

Bob Fosse gilt ja gemeinhin als Legende und erzählt in „All That Jazz“ quasi seine Lebensgeschichte. Dabei ist der Film einerseits ein von Choreographien und Ideen überbordende Sache, die den Zuschauer mit Broadway-Affinität mühelos begeistern wird. Andererseits ist die Figur des Choreographen und Regisseurs alles andere als ein Sympathieträger und toxische Maskulinität und das Ausnutzen von Machtpositionen bekommt hier auch das Gesicht von Roy Scheider, der nach Belieben durch Betten hüpft und sich wenig um sich und seine eigene Gesundheit schert. Alles also eine durchaus ambivalente Geschichte, die hier mit beeindruckenden Ideen und sensationellen Choreographien auf die Bühne gezaubert wird. Zu bestaunen gibt es jedenfalls genug und Bob Fosse nutzt auch viele Tricks um den Zuschauer zu überraschen, wie z.B. die Tatsache, dass man zuerst quasi mit Proben-Momenten förmlich erschlagen wird, ohne eine Ahnung zu haben, wie die fertige Szene aussehen könnte, die dann dem Zuschauer nach knapp 40 Minuten präsentiert wird. Auch die zweite Hälfe des Streifens ist durchaus gelungen, auch wenn der dramatische Unterton zunehmend einem surrealen weicht und man als Zuschauer auch weiß, worauf die Geschichte des getriebenen Mannes hinauslaufen wird. Roy Scheider sehe ich ja nicht so als Idealbesetzung für diesen Film und irgendwie passt er dann mit seinem üblichen Rollenimage als Alpha-Männchen auch wieder ganz gut, dessen Figur hier für Broadway-Verhältnisse auch betont und fast schon auffallend unschwul in Szene gesetzt wird. Wenn der gute Roy am Ende dann selber zum Mikrophon greift ist auch alles gut und der Zuschauer begeistert.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Delirium

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Die junge Sekreträrin Susan entdeckt eines Abends die grausam zugerichtete Leiche ihrer Mitbewohnerin und erzählt dem ermittelnden Beamten Larry von einem jungen Mann namens Charly, den sie kurz zuvor nach einer Bewerbung bei ihrem Boss an ihrer Arbeitsstätte kennengelernt hat. Dieser ist aber nicht zu fassen und streift weiter in der Gegend herum und mordet wahllos junge Frauen, die ihm begegnen. Zur gleichen Zeit gibt es in der Stadt aber auch eine seltsame Serie von Selbstmorden und die Polizei scheint bei beiden Fällen ratlos, ehe eine Fügung erweist, dass beide Fälle miteinander verbunden sind und auch Susan dabei unfreiwillig eine zentrale Rolle spielt…

Peter Maris doch recht ruppig daherkommender „Delirium“ aus dem Jahr 1979 ist eigentlich ein wilder Genre-Mix aus Psycho-Horror, Kriegs-Drama, Slasher und Polizeifilm, bei dem der Zuschauer auch nicht viel Zeit zum Durchatmen bleibt. Der Fokus den Film wechselt munter vom Psychopathen, zur selbstbewussten Sekretärin und den beiden Polizisten und auch sonst geht es die ganze Zeit doch ziemlich turbulent zur Sache. Zwar wird hier versucht, den Figuren auch einen tragischen Hintergrund zu verleihen, doch das geht irgendwie durch die eher herben Gewaltmomente etwas verloren und auch die in den Film integrierte Love-Story torpediert den eher ernst erscheinenden Charakter des Streifens mit seinen doch recht wilden Themen. Andererseits wirkt „Delirium“ gerade deswegen auch schwer unterhaltsam und als Zuschauer kann man sich auch nie wirklich sicher sein, welche Überraschung an der nächsten Ecke lauert. Die eher verhaltenen Kritiken im Netz kann ich jedenfalls nicht nachvollziehen und meinen Geschmack hat der kleine Reißer auch gut getroffen. So wilde Ritte durch alle Genres kennt man ja sonst eher nur aus Italien und irgendwie spürte ich da auch eine geistige Verwandtschaft. Die knapp 90 Minuten vergehen jedenfalls wie im Flug und am Ende fühlt man sich irgendwie fast selbst wie im Delirium.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Jungfrau unter Kannibalen

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Die aufstrebende Schauspielerin Laura wird im Urlaub von Leuten aus ihrem Umfeld entführt, die daraufhin eine immense Lösegeldforderung an ihren Produzenten stellen. Dieser willigt zum Schein ein und engagiert den Ex-Vietnam-Veteranen Peter, der Geld und Schauspielerin wieder wohlbehalten in die Staaten bringen soll. Laura landet derweil mit den Ganoven auf einer abgelegenen Insel, auf der sich dummerweise auch ein Eingeborenenstamm befindet, der seinem degenerierten und kannibalistischen Anführer Menschenopfer in Form von jungen Frauen darbietet. Als Peter mit seinem Kumpel ebenfalls auf der Insel landet, sieht er sich neben den schwerbewaffneten Kriminellen auch noch mit dem Kannibalen konfrontiert und hat alle Hände voll zu tun um seine Mission zu einem positiven Abschluss zu bringen.

Von den Kannibalen-Filmen, die ich bisher von Jess Franco gesehen habe, ist „Jungfrau unter Kannibalen“ wohl der gelungenste, auch wenn das im Falle des ollen Jess ja nicht wirklich viel bedeutet. Auch hier präsentiert er wieder einmal seine Mischung aus schlechter Geschichte, bunt zusammengewürfelten Darstellern und kostengünstiger Machart. Die Geschichte über die Entführung der jungen Schauspielerin auf eine Insel mit einem Eingeborenenstamm ist ja eher zu vernachlässigen und Hauptdarstellerin Uschi Buchfellner hat ja eine denkbar undankbare Rolle, die außer der Präsentation ihres hübschen Körpers keinerlei weiteren Anforderungen an sie stellt. Auch die restlichen Darsteller kommen und gehen scheinbar nach Belieben und zwischendurch spaziert ein Kannibalenmensch nackig durch die Gegend um jungen Frauen das Herz aus Leib zu reißen und dieses zu verspeisen. Die verschiedenen Elemente wollen ja nicht so wirklich zusammenfinden und Urwald-Feeling stellt sich bei Francos Diversity-Stamm im improvisierten Bambushütten-Dorf ja ebenfalls nicht ein. Im Vergleich zu „Mondo Cannibale 3 + 4“ hat „Jungfrau unter Kannibalen“ aber zumindest einen gewissen Unterhaltungswert und Filme mit Al Cliver haben ja sowieso einen Stein im Brett, auch wenn dieser hier mal wieder besonders lustlos agiert. Mit Ruhm hat sich bei diesem Flickwerk aus Kriminalgeschichte, Stammesriten und spanischen Urlaubsvideo ja ohnehin niemand bekleckert und dass die ganze Sause dann auch noch beschlagnahmt sein soll, ist wohl ohnehin der größte Witz von allem.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Fuck the Devil / Fuck the Devil 2: Return of the Fucker

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Eine junge Mutter schiebt an einem beschaulichen Nachmittag eine VHS von „Tanz der Teufel 2“ in den Player um mit Splatter dem Alltagstrott zu entfliehen. Dummerweise entflieht ein böser Geist der verwunschenen Videokassette und fährt geradewegs in ihr Baby. Dieses entflieht dem Gitterbett, schnappt sich ein Messer und attackiert den Freund der jungen Frau, der den Angriff jedoch mit nicht minder brutalen Mitteln abwehren kann. Der böse Geist schnappt sich jedoch nun den Körper des erwachsenen Mannes, der in weiterer Folge mit Hackebeil und Messer bewaffnet die Mieter des Berliner Mehrparteienhauses auf drastische Weise dezimiert, ehe ihm der Garaus gemacht werden kann. Im nicht minder spektakulären Nachfolger kehrt der als besessenen Mörder mit seinen übernatürlichen Fähigkeiten jedoch zurück und metzelt sich munter weiter durch Stiegenhaus und Schrebergarten, wobei der Kreativität beim Morden auch keine Grenzen gesetzt sind.

Mit „Fuck the Devil 1 & 2“ von Michel Pollklesener haben doch tatsächlich zwei Berliner No-Budget-Amateur-Splatter-Produktion aus den Jahren 1990 und 1991 den Weg über den großen Teich gefunden und schicken sich nun an, knapp 30 Jahre nach ihrer Entstehung endlich von einer breiteren Masse wahrgenommen zu werden. Keine Ahnung warum, wie und wieso - jedenfalls wurden die beiden, knapp halbstündigen Filme nun vom American Genre Film Institut (?!) in Zusammenarbeit mit Bleeding Skull auf einer schicken Blaustrahl veröffentlicht. Gut sind die beiden Filme ja eigentlich nicht geworden und objektiv und nach technischen und darstellerischen Gesichtspunkten sollte man „Fuck the Devil“ ja auch nicht bewerten, genauso wenig wie man ihnen mit Ernsthaftigkeit begegnen sollte. Subjektiv betrachtet sind beide Filmchen aber ungemein sympathisch, herrlich schräg und man merkt zu jeder Sekunde das Herzblut und das unbändige Bestreben ohne Rücksicht auf Budget, Verluste, Möglichkeiten und Geschmacksgrenzen etwas zu schaffen, dass den Spaß der Beteiligten auf den Zuschauer überträgt. Natürlich muss man dieser Art von Amateur-Filmen auch aufgeschlossen sein, aber die ganze Kreativität und der Anblick von dem ganzen Gelsenkirchner Barock mit klobigen Polyester-Couchen der Drehorte und die ganzen Verweise auf die Videotheken-Ära machen „Fuck the Devil“ zu einem charmanten Zeitdokument mit ungemein großen DIY-Wohlfühl-Charakter aus einer längst vergangenen Zeit.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Sixteen Tongues

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In einer fernen Zukunft treffen in einem herunter gekommen Stundenhotel drei sehr unterschiedliche Menschen aufeinander: Adrian ist ein gewaltbereiter und korrupter Cop, dessen Haut nach einem Terroranschlag mit sechszehn Zungen weiterer Opfer rekonstruiert wurde. Ginny ist eine genetisch veränderte Frau, die wahlweise als Auftragskillerin oder Prostituierte einsetzbar ist und ebenfalls über ein paar anatomische Besonderheiten verfügt. Abgerundet wird das Trio von Alik, einer Hackerin, die sich auf der Suche nach dem Mörder ihres Bruders befindet und mit Ginny in einer toxischen Beziehung steckt. Das Zusammentreffen bleibt auch nicht ohne Folgen als Alik entdeckt, dass Adrian ihren Bruder auf den Gewissen hat, setzt sie Ginny auf den Cop an, die ihrerseits jedoch bereits Gefallen an dem entstellten Mann gefunden hat.

Mit „Sixteen Tongues“ hat Scooter McCrae nach dem durchaus polarisierenden „Shatter Dead“ erneut zugeschlagen und kreiert eine dystopische Zukunftvision mit aus Sex, Gewalt und Body-Horror, die sich in der Zusammenfassung aber besser liest, als sich das Endergebnis ansieht. Dieses wurde wohl kostengünstig im SM-Club, Darkroom und Stundenhotel realisiert und dabei versucht mit sexueller Gewalt auch möglichst kontrovers zu sein. Das Endergebnis ist zwar durchaus passabel, aber wohl nur, wenn man dieser Art von Lowest-Budget-Werk auch entsprechend aufgeschlossen ist. Die Geschichte und Figuren sind durchaus gut erdacht und erinnern an Cronenberg und auch bei den Effekten hat man sich nicht lumpen lassen. Andererseits wirkt alles größtmöglich abgefuckt und so etwas wie einen Sympathieträger gibt es natürlich auch nicht, sodass man dem Treiben relativ emotionslos folgen kann. Vor zwanzig Jahren war es wohl auch noch kontrovers einen schwarzen Dildo in die Kamera zu halten und das männliche Genre-Publikum lässt sich damit ja auch gut triggern. Unterm Strich eine durchaus originelle wie düstere Zukunftsvision, die mit viel Kreativität, aber ohne Kohle realisiert wurde und wohl auch nur aufgeschlossene wie schmerzbefreite Leutchen wie mich ansprechen dürfte.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

WNUF Halloween Special

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jogiwan hat geschrieben: Mo 1. Nov 2021, 08:41 Lustige Mockumentary in Form eines auf VHS aufgezeichneten Live-Übertragung eines amerikanischen Kabelkanals. Dazu gibt Live-Schaltungen ins Studio, Werbeunterbrechungen ohne Ende und sogar einen Wetterbericht, der aber zum Glück vorgespult wird. Sieht man „WNUF Halloween Special“ würde man auch niemals auf die Idee kommen, dass dieser Beitrag nicht irgendwie authentisch ist und erst viele Jahre danach entstanden ist. Die Macher haben sich ja ganz ordentlich ins Zeugs gelegt um authentisches Achtziger-Jahre-Feeling zu kreieren und die Fake-Werbespots sind genauso nervig wie lustig. Leider muss man aber sagen, dass es mit den Werbeunterbrechungen etwas übertrieben wird und auch die Hauptgeschichte nicht ganz so spannend ausgefallen ist. Hier fehlt dann auch der zündende Funke um dieses liebenswerte Projekt zum ganz großen Gewinner zu machen. Unterhaltsam ist „WNUF Halloween Special“ aber allemal und wer die Achtziger mag, bekommt hier die volle Breitseite serviert. Ich wurde am gestrigen Halloween-Abend jedenfalls bestens unterhalten und dieser sympathische Streifen ist wohl so etwas wie die etwas trashige Indie-Variante von „Ghostwatch“ der BBC, den man ja ebenfalls nicht oft genug empfehlen kann. „WNUF Halloween Special“ daher unbedingt für das nächste Jahr vormerken!
Gestern gleich noch einmal geguckt und dieses Special ist einfach spaßig und entführt den Zuschauer in die Welt der lokalen Kabelkanäle und hat zudem nicht Achtziger- sondern auch ordentlich Halloween-Flair. Die Punkte, die man hier eigentlich abziehen müssten, machen "WNUF Halloween Special" ja eigentlich nur noch sympathischer.

Halloween 3 - Season of the Witch

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jogiwan hat geschrieben: Di 1. Nov 2016, 09:22 Über „Halloween 3“ hört man ja abseits dieses Freds hier im Rest des weltweiten Webs ja eher wenig Positives und auch ich konnte dem Streifen gestern nicht sonderlich viel abgewinnen. Das liegt aber weniger am Fehlen von Herrn Myers oder an der haarsträubend konstruierten Geschichte über einen irischen Fiesling, der Kindern den Halloween-Spaß vermiesen möchte, sondern an der Tatsache, dass der Streifen ziemlich unglücklich aufgebaut und noch lahmer erzählt ist. Dabei ist der Auftakt mit den minimalen Elektroklängen von Hr. Carpenter wirklich sehr schön gelungen, aber danach passiert erst einmal relativ wenig und es braucht knapp 30 Minuten bis die Geschichte überhaupt erst einmal langsam in Fahrt kommt. Auch von den überzeichneten Figuren her fand ich den Streifen recht unglücklich und über die Love-Story zwischen den beiden Hauptfiguren lege ich hier auch lieber den Mantel des Schweigens. Die Liste könnte man jetzt beliebig fortsetzen und das Einzige was vom Streifen hängenbleibt ist neben der krassen "Fehlzündung" die Ohrwurm-verdächtige Orgelkasten-Musik des „Shamrock“-Werbespots, die man tatsächlich nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Kein Wunder also, dass man Michael danach wieder reanimierte um die Reihe fortzusetzen. Mag sein, dass manche in „Halloween 3“ einen unkonventionelle Horrorstreifen sehen, aber meinen Geschmack hat Tommy Lee Wallace nicht getroffen und ich wage auch zu behaupten, dass der Streifen außerhalb der Reihe wohl nicht annähernd so populär wäre, wie er ist.
"Halloween 3" wollte ich ja auch immer wieder mal eine Chance geben, aber der Film ist und bleibt einfach eine völlig lahme Nummer. In die Halloween-Reihe passt er ja sowieso gar nicht und selbst als eigenständiger Film wirkt alles wie ein Schnellschuß unglücklich erdacht und ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Die Figuren sind uninteressant, ihre Motivation bleibt fraglich, die Atmosphäre ist steril statt bedrohlich und irgendwie will sich ein Gruselfaktor auch erst gar nicht einstellen. Die paar Gore-Spitzen machen das Kraut jedenfalls auch nicht mehr fett und das Endergebnis ist abgesehen vom exzellenten Soundtrack eigentlich nur "etwas cringe, Brudi" um es in drei Worten zusammenzufassen.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Gänsehaut um Mitternacht / The Midnight Club

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Nach der Schockdiagnose Schilddrüsenkrebs und einer verbleibenden Lebenserwartung von weniger als einem Jahr beschließt die Vorzeigeschülerin Illonka den Rest ihrer verbleibenden Lebenszeit in einem Hospiz für Jugendliche in gleicher Situation zu verbringen. Im angesehenen Brightcliffe Hospiz trifft sie auf eine illustre Truppe an abgeklärten Teenagern, die sich abends vor dem Kamin treffen um sich Gruselgeschichten zu erzählen.

Mike Flanagan ist ja mittlerweile bei Netflix ein schwer beschäftigter Mann und auch seine Adaption von „The Midnight Club“ ist die übliche Mischung aus wohligem Grusel, Drama und Diversität. Angesiedelt in den Achtzigern geht es um todkranke Jugendliche aus unterschiedlichstem Umfeld, die sich gegenseitig gruselige Geschichten erzählen, die vom eigenen tragischen Schicksal ablenken sollen. Die 10 Episoden der Serie sind auch recht ansprechend gestaltet, gefilmt und gespielt und mit Heather Langenkamp ist auch wieder jemand aus vergangenen Genre-Tagen dabei, was bei Flanagan ja auch üblich ist. Der Rest ist solide und abgesehen vom etwas aufgesetzt wirkenden Diversitäts-Gedanken, den man bei Netflix mittlerweile wohl oder übel überall begegnet, ist hier auch alles im grünen Bereich, auch wenn es die Konstellation der Figuren und das Format Geschichte den Machern doch recht einfach macht und man hier auf einen großen Topf an Möglichkeiten zurückzugreifen kann. Die Pallativ-Abteilung wird zur Wellness-Station, das Thema Tod und Krankheit wird ja eher mit Samthandschuhen angefasst und die jugendliche Zielgruppe soll wohl auch nicht zu sehr mit unschönen Details über Krankheitsverläufe belastet werden. Auch die Geistererscheinungen sind hier weniger auf Übernatürliches, sondern auf verdrängte Konflikte und unverarbeitete Traumata zurückzuführen. Flanagan ist aber prinzipiell aber ein Guter und macht in den knapp 10 Stunden das Beste daraus, auch wenn dieses Mal doch recht viele offene Enden zurückbleiben, die wohl in weiteren Staffeln weiter thematisiert werden. Der dämliche Begriff "verträume Gutmenschen-Utopie" schwebt irgendwie dennoch im Raum und leichte Abnutzungserscheinungen machen sich aber zumindest bei mir schon eindeutig bemerkbar.
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