Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

1922

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01.png (214.5 KiB) 204 mal betrachtet
Im Jahre 1922 lebt Landwirt Wilfred mit seiner Gattin Arlette und dem gemeinsamen Sohn Henry auf einer großen Landwirtschaft im beschaulichen Hemingford Home. Während Wilfred glücklich ist seinem bescheidenen Leben, will Arlette lieber heute als morgen den Hof an eine Eisenbahngesellschaft verkaufen und in die Stadt ziehen. Als wieder einmal der Haussegen schief hängt und Arlette droht ihren Anteil zu verkaufen, beschließt Wilfred seine Frau aus dem Weg zu räumen und seinen Sohn dabei zum Komplizen zu machen. Zuerst scheint auch alles zu klappen und die als resolut verschriene Arlette geht in der männerdominierten Gesellschaft auch niemanden wirklich ab und selbst der örtliche Sheriff glaubt die Geschichte vom verlassenen Ehemann. Doch Geheimnisse kommen irgendwann immer ans Tageslicht und auch Wilfreds schreckliche Tat bleibt natürlich nicht ohne weitere Konsequenzen, wie der Landwirt bald auf bitterste Weise feststellen muss.

Die Netflix-Verfilmung von Stephen Kings „1922“ hat zwar mit Thomas Jane einen soliden Hauptdarsteller, doch dieser ist irgendwie nicht zu erkennen und ich nehme ihm seine Rolle als gebrochener, grobschlächtiger Landwirt auch nicht wirklich ab. Auch ansonsten ist die Geschichte nicht wirklich gelungen und kommt als Familiendrama mit übernatürlichem Einschlag daher. Es geht hier wohl um toxische Männlichkeit und ihre fatalen Konsequenzen auf vielen Ebenen, was hier aber auch zum Teil recht aufgesetzt wirkt und die Rolle des Moralisten ist Stephen King irgendwie noch nie so wirklich gut gestanden. Hier kommt die Message des bösen, weißen Mannes, der mit seiner eiseitigen Betrachtungsweise und Selbstsucht alle in den Abgrund reißt auch sehr plakativ und plump daher und auch ansonsten wollen die dramatischen Elemente über den übernatürlichen Momenten nie so wirklich zusammenpassen. Der Film setzt sich meines Erachtens auch stets zwischen die Stühle, während er nie so richtig in Fahrt kommt und mit seinem Anfang ja auch gleich ein Stück weg das Ende vorweg nimmt. Kann man gucken, muss man aber nicht und in der Rangliste der unzähligen King-Adaptionen hat „1922“ ironischerweise auch irgendwie dieselbe Position.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Es
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Wohl meine Lieblings-King-Adaption und "Es" ist einfach ganz großartig, auch wenn die zweite Hälfte das extrem hohe Niveau der ersten nicht ganz halten kann und so macher Effekt tricktechnisch etwas angestaubt wirkt. Ansonsten hat Tommy Lee Wallace hier einfach alles richtig gemacht und begeistert mich mit seiner Mischung aus wohligen Grusel und Coming-of-Age jedes Mal aufs Neue. Die geschickt verwobene Erzählweise zwischen den Abenteuer der Kinder und den grauenvollen Ereignisse um die Erwachsenen kommt hier wirklich sehr gut daher und meines Erachtens im Vergleich zum CGI-aufgeblasenen Remake wirkt hier alles eine Spur natürlicher, das Grauen subtiler und dennoch viel effektiver und insgesamt auch authentischer. Die 180 Minuten vergehen hier wie im Flug und zuerst macht es Spaß die Abenteuer der Jugendlichen zu verfolgen und zu sehen, was aus ihnen geworden ist. Eine packende Geschichte über Freundschaft und Loyalität mit viel einprägsamen Momenten, wie z.B. die Ballone in der Bibliothek oder die Glückskekse, sowie sympathische Darsteller, die es schaffen ihren Figuren das entsprechende Leben einzuhauchen. Wer nach "Es" noch freiwillig in eine Clown-Show geht ist selber schuld. Alles ganz, ganz großartig wenn man bedenkt, dass es sich dabei um eine TV-Verfilmung handelt. Ein Glanzstück in Sachen Grusel, dass mich immer noch jedes Mal begeistert, auch wenn ich schon so viele Dialoge auswendig mitsprechen kann.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Die Verurteilten

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01.jpg (19.16 KiB) 167 mal betrachtet
Der große Konsensfilm und seit Jahren die Nummer 1 der IMDB, wenn es um die Bewertung der User geht. Knapp 1,4 Millionen mal wurde für „Die Verurteilten“ die Höchstnote gezückt und auch ansonsten eher alles im oberen Bereich. Das sich so viele auf diese King-Adaption ohne übernatürliche Komponente einigen können, liegt wohl an der zweifelsfrei spannenden Geschichte über Freundschaft und Loyalität an außergewöhnlichen Orten, das Durchhalten in Krisensituationen und der Glaube an das Gute im Menschen und dass es im Universum so etwas wie Gerechtigkeit gibt. Alles sehr hübsch erdacht und auf den Schirm gebracht ist „Die Verurteilten“ zwar sicher nicht der beste Film, aber zweifelsfrei eine emotionale Achterbahnfahrt und ein packendes Stück Kino, dass auch bei der wiederholten Sichtung zu fesseln weiß. Der Weg des unschuldigen (?) Bankiers von einer lebenslänglichen Verurteilung bis hin zu seiner Freiheit ist jedenfalls sehr steinig und auf jede Höhe folgt fast immer auch ein Stolperstein, sodass man sich im etwas fortgeschrittenen Alter auch gut mit der Figur zu solidarisieren weiß. Zwar kann man dem Film einen etwas märchenhaften Charakter und viele Klischees nicht ganz absprechen, aber auch das stört hier angesichts der packenden und schnell vergehenden 137 Kinominuten nicht weiter. Ein schöner Mutmach-Film für Männer in Form eines ungewöhnlich vielschichtig daher kommenden Knast-Abenteuers, für den man sich nicht schämen braucht und der so schon schwer in Ordnung geht.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Trucks - Out of Control

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01.jpg (20.03 KiB) 154 mal betrachtet
jogiwan hat geschrieben: Di 12. Jul 2016, 07:24 Am heißesten Tag des bisherigen Jahres und knapp 30 Grad Raumtemperatur hatte ich gestern Lust auf eher anspruchslose Kost und „Trucks – Out of Control“ ist ja ein Remake von „Rhea M – Es begann ohne Vorwarnung“, der als einzige Regie-Arbeit des beliebten Autors ja nicht unbedingt zu dessen besten Werken gezählt wird. Das haarsträubend zusammengezimmerte Bedrohungsszenario in „Trucks“ will auch einfach nicht so richtig funzen und was auf der deutschen Fassung als „Uncut Version“ mit rotem Logo vertrieben wird, ist in Wirklichkeit auch eine TV-Produktion, die in den Staaten mit dem vergleichsweise harmloseren und „PG-13“ ausgestrahlt wurde. „Trucks – Out of Control“ macht dann auch irgendwie vieles falsch und abgesehen von den beiden sympathischen Hauptdarstellern gibt es nur unwichtige Figuren, die im Verlauf des Filmes geopfert werden und statt Panik und Terror konzentriert sich der Streifen auch auf zwischenmenschliche Konflikte, die die Lage der Eingeschlossenen ebenfalls nicht verbessern. Diese machen dann natürlich ebenfalls alles falsch, ehe sie von den Lastern im wahrsten Sinne des Wortes platt gemacht werden. Und weil das alles noch nicht reicht, gibt es dann auch noch eine vollkommen unmotiviert erscheinende und blutige Szene mit einem Spielzeug-Laster, bei der man nur noch mit dem Kopf schütteln kann und wohl beim Großteil der Zuschauer für Stirnrunzeln und/oder Gelächter sorgt. Ansonsten bleibt in „Trucks – Out of Order“ wenig Erinnerungswürdiges zurück und der trashige PS-Horror der Marke Auweia mit seinen Klischee-haften Figuren ist dann wohl auch nur für King-Komplettisten und viel zu heiße Sommerabende geeignet.
Wenn man sich so an rein gar nichts mehr von einem Film erinnern kann, dann ist das meistens kein sonderlich gutes Zeichen und "Trucks - Out of Control" ist auch bei der zweiten Sichtung leider ein arg unterdurchschnittliches Vergnügen an der Kippe zum Ärgernis. Während "Rhea M." ja wenigstens noch spaßig auf eine trashige Art und Weise daherkommt ist dieses umsonst PS-aufgemotztes Horrorfilmchen aus TV-Produktion ja leider nur noch doof und langweilt zudem mit klischeelastigen Figuren und einer völlig willkürlich erscheinenden Storyline, die die Zurechnungsfähigkeit strapaziert und auch die Ausdauer der Zuschauer ganz erheblich fordert. Die Szene mit dem Spielzeug-LKW ist immer noch völlig daneben und auch sonst lassen die Bedrohten keine Möglichkeit aus um ihr Ableben zu beschleunigen. Alles in allem ein entbehrliches Remake eines ohnehin schon umstrittenen Films, den man getrost auf den Schrottplatz karren kann.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

L'Immoralitá

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Der Psychopath Frederico hat gerade ein junges Mädchen vergewaltigt und ermordet und wird auf der Flucht vor der Polizei angeschossen. Wenig später trifft er entkräftet auf die elfjährige Simona die den verwundeten Mann in einem verlassenen Haus versteckt und ihn mit Essen und Verbänden versorgt. Diese ist die Tochter von Vera, die mit ihrem verkrüppelten Mann in einer toxischen Beziehung lebt, ihren Lastern freien Lauf lässt und ihren Hass auf die Welt und ihr verpfuschtes Leben auch auf ihre Tochter überträgt. Doch die kleine Simona findet zunehmend Gefallen an Frederico und als auch die Mutter den gesuchten Verbrecher entdeckt, entsteht in dem abgelegenen Anwesen eine gefährliche Mischung aus Begierde und Hass, die wenig später in einem Drama enden.

Inhaltlich ganz schön starker Tobak, den uns hier Massimo Pirri mit seinem 1978 gedrehten Werk präsentiert. Ein frühreifes Mädchen, dass sich in einen psychopathischen Kindsmörder und Vergewaltiger verliebt, umgeben von allerlei anderen Figuren, bei denen der Titel von Pirris Streifen ebenfalls Programm erscheint. Abgründe gibt es hier jedenfalls zuhauf und so erscheint es auch wenig verwunderlich, dass Simona in einem Umfeld voller Laster, Hass, Korruption und Selbstjustiz in einem angesehen, aber völlig lieblosen Elternhaus kein herkömmliches Moralempfinden entwickeln kann und in Kombination mit der beginnenden Pubertät im weiteren Verlauf zu einer gefährlichen Mischung wird. „L'immoralità“ könnte man heutzutage wohl auch nicht mehr so bringen und der Film ist für manchen Zuschauer auch sicherlich problematisch, wenn es um die Darstellung von kindlicher Sexualität geht. Zwar gibt es nur eine Szene und diese ist kurzgehalten, aber auch Pirri stellt in seinem ansonsten eher dramatisch gehaltenen Film die Moralvorstellungen des Zuschauers angesichts eines modernen Wertekodex ziemlich auf die Probe und triggert neudeutsch auch ziemlich etwaige Befindlichkeiten. Es wäre meines Erachtens jedoch falsch, wenn man den provokanten Film jedoch nur auf diesen Moment reduzieren würde, da er bewusst und auch sehr geschickt mit Opfer- und Täterverhalten spielt, dabei eben keinen erwartbaren Verlauf nimmt und dabei auch noch ein zutiefst düsteres, besitzergreifendes und destruktives Menschenbild offenbart. Ein auf mehreren Ebenen spannender Film mit hochproblematischer Themenstellung und vielschichtigen, sehr ambivalenten Figuren, der nicht jeden gefallen wird und das auch gar nicht möchte.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Dolan's Cadillac

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jogiwan hat geschrieben: Do 5. Sep 2019, 07:19 Eher mäßig gelungenes Rachedrama nach einer Kurzgeschichte von Stephen King mit einem Tarantino-esken Figuren-Ensemble, dass trotzdem irgendwie nie so richtig in die Gänge kommt. „Dolan’s Cadillac“ lebt ja hauptsächlich davon, dass die beiden Gegner unterschiedlicher nicht sein könnten und man bis zum Ende nie so richtig weiß, wie der finale Racheplan des eigentlich friedlichen Lehrers ausfallen wird. Gar so überraschend ist es aber nicht, sondern eher etwas unglaubwürdig und das „spannende“ Finale wirkt doch arg gestreckt und dauert auch viel zu lange. Da hat der werte Stephen schon bessere Geschichten geschrieben und auch Christian Slater fand ich in der Rolle des pseudo-eloquenten und völlig abgeklärten Bösewichts nicht wirklich passend, sondern ziemlich deplatziert. Dafür punktet der Streifen mit netten Handlungsorten, einem passablen Look und der ein oder anderen inhaltlichen Überraschung, die den Film aber auch nicht aus seiner Mittelmäßigkeit helfen. In der langen Liste von Stephen King-Verfilmungen würde ich den Streifen daher auch im unteren Mittelfeld platzieren.
Auch im zweiten Anlauf hat "Nolan's Cadillac" leider Startschwierigkeiten und das Duell des zynischen Menschenhändlers gegen den braven Lehrer will nie so richtig in Schuss kommen und krankt an der schwachen Geschichte, die man keinem der Beteiligten abnehmen möchte. Christian Slater kann ich ja prinzipiell alles verzeihen, aber mit Wes Bentley werd ich in diesem Leben wohl nicht mehr warm. Der Tarantino-eske Touch tut sein übriges und so ist es auch ein Leichtes, diese Adapation einer Kurzgeschichten von Stephen King nicht zu mögen.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

L'altra dimensione

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01.png (178.6 KiB) 118 mal betrachtet
Geschichten von kaputten Menschen und kaputten Beziehungen: In "Delirio" bricht ein Mann in die Wohnung seiner Ex-Freundin ein, um diese ein letztes Mal zu besitzen, doch diese hütet ein furchtbares Geheimnis. In "Istinto Mortale" versucht ein Mann seiner Freundin zu helfen, deren besitzergreifender Freund mit Magie seine Vorstellungen durchzusetzen weiß und in "Eros & Thanatos (Amore e Morte)" hat ein junger Mann nach dem Freitod seiner Freundin eine schreckliche Idee, diese sich für ewige Zeiten an sich zu binden...

Fabio Salerno, seines Zeichens großer Horrorfan präsentiert in seinem zweiten und letzten Film drei Episoden, die mal kürzer, mal länger die Schattenseiten dysfunktionaler Beziehungen ausleuchten und auch nicht wirklich miteinander verbunden sind. Zwar handelt es sich dabei um ein Low-Budget bzw. Amateur-Werk, aber man merkt in „L’Altra Dimensione“ auch zu jeder Sekunde die Leidenschaft zum italienischen Genre-Kino und so ist wenig verwunderlich, dass immer wieder mal Plakate und Filmszenen bekannter Meister auftauchen. Salerno war hingegen wohl nicht so ein guter Weg beschieden und wenn die Protagonisten auch einen Teil weit auch das Seelenleben des Regisseurs widerspiegeln, ist es leider nur wenig verwunderlich, dass Salerno noch im selben Jahr freiwillig aus dem Leben geschieden ist. Zwar sind die Geschichten bei näherer Betrachtung nicht wirklich innovativ und das Budget denkbar knapp, aber irgendwie fühle ich mich in den besten Momenten ein Stück weit an Jörg Buttgereit und seine Werke erinnert und weniger an das Zeugs, dass üblicherweise aus der Amateur-Ecke kommt. Von der Geschichte, Regie bis hin zu den Effekten ist das alles vom Regisseur selbst gemacht und durchaus gelungen, wenn man dieser Art von Filmen aufgeschlossen ist. Die Blu-Ray aus dem Hause Oblivion bringt das Werk in durchaus ansprechender Qualität – leider wurde jedoch nur der Hauptfilm englisch untertitelt und nicht die Einleitung und das Bonusmaterial.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Es - Kapitel 2

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01.jpg (27.67 KiB) 104 mal betrachtet
Auweia, der hat mir leider so gar nicht gefallen. Viel zu lange, viel zu oberflächlich und dann auch noch der CGI-Overkill, bei dem man sehr gut an den unbestreitbaren Fakt erinnert wird, dass bessere Effekte nicht automatisch den besseren Film bedeuten. Wo Tommy Lee Wallace in seiner TV-Adaption in knapp 3 Stunden alles mitnimmt, schafft es Muschietti nicht seinen erwachsenen Figuren so etwas wie Tiefe oder einen Background zu verleihen und irgendwie bleibt einem der „Club der Verlierer“ im Verlauf der viel zu lange 164 Minuten ja völlig egal. Mag sein, dass ich den Streifen aus 1990 mit einem nostalgisch verklärten Blick wahrnehme und daher mit dem Remake so hart ins Gericht gehe, aber „Es – Kapitel 2“ repräsentiert eigentlich alles, was ich an modernen Horrorfilmen nicht mag und die Ideenlosigkeit, mit der man mittlerweile als Genre-Fan konfrontiert ist. Außer auf der Effekt-Ebene macht Muschietti hier rein gar nichts besser und ersetzt den warmherzigen Charme und die gruselige Atmosphäre des Originals durch eine sterile Verbissenheit, bei der für mich nichts mehr funktioniert. Trotz der fast doppelten Laufzeit wird es nicht einmal geschafft, den erwachsenen Figuren so etwas wie einen halbwegs passablen Background zu verschaffen, geschweige denn Empathie für die erwachsenen Figuren zu erzeugen. Ich könnte jetzt alle 26 Buchstaben des Alphabets hernehmen um mit unterschiedlichsten Schlagwörtern zu untermauern, was mir an „Es – Kapitel 2“ nicht gefallen hat, aber eigentlich reicht mir da schon das „A“ für „alles“.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Cyclops

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01.jpg (15.49 KiB) 93 mal betrachtet
Ein junger Arzt führt mit seiner hochschwangeren Frau die Versuche seines Mentors weiter, der sich einst mit missgebildeten und deformierten Kindern beschäftigte, der aus der Sicht der Wissenschaftler eine Weiterentwicklung der menschlichen Rasse darstellen sollten. Äußerlich nicht von normalen Menschen zu unterscheiden, verwandeln sich diese in Krisensituationen jedoch in ihre wahre Gestalt, die mit bizarr noch untertrieben sind. Als die Schwester des jungen Arztes von einem Mann einer mysteriösen Organisation bedroht wird und auch die Geburt kurz bevorsteht, eskalieren die Ereignisse im Krankenhaus und es kommt zum Kampf der unterschiedlichen Interessen, der auch mit ungewöhnlichen Mitteln ausgetragen wird.

Knapp 50minütger Kurzfilm aus Japan, der seit Jahrzehnten insofern in Insider-Kreisen bekannt ist, weil es seinerzeit die Laserdisc aus Hongkong (!) irgendwie geschafft hat, von deutschen Gerichten beschlagnahmt zu werden. Die Erwarten sind da also hoch, auch wenn „Cyclops“ diese dann nicht ganz erfüllen kann. Die Ereignisse über einen Arzt, mutierte Menschen und Versuche sind ja relativ wirr erzählt und auch vom technischen Aspekt her, sind die ersten 40 Minuten nicht sonderlich innovativ, sondern eher mit etwas seltsam anmutenden Schnitten in Szene gesetzt. Dann kommt jedoch das Finale in dem dann ordentlich geschmoddert wird und der Fan von völlig abgedrehten Werken das bekommt, was er sich nun einmal so erwartet. Ich bin ja bekanntlich kein großer Fan von schlatzigen Bodyhorror und „Cyclops“ schmoddert munter drauf los, lässt Tentakel aus Körpern schießen und beweist auch wieder einmal recht eindrucksvoll, wie sehr japanische Horror-Regisseure doch einen an der Waffel haben. Wer so etwas mag, bekommt hier auch einen durchaus interessanten Beitrag vor die Linse geknallt, während so etwas für Mainstream-Gucker, sensible Gemüter und Schwangere kaum geeignet scheint. Erwähnt werden sollte vielleicht noch die unsägliche Hinterhof-Synchro der deutschen VÖ, die dankenswerterweise auch den O-Ton samt Untertiteln an Bord hat.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Desperation

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01.jpg (66.93 KiB) 82 mal betrachtet
Auf der Durchreise durch einen entlegenen Landstrich in Nevada wird das New Yorker Pärchen Peter und Mary von einem übellaunigen Polizisten mit fiktiven Anschuldigungen festgenommen und auf das Revier in einer Stadt mit dem blumigen Namen Desperation überstellt. Das ist jedoch erst der Beginn eines viel größeren Alptraums, als Peter von dem Cop kaltblütig erschossen wird und Mary feststellen muss, dass auch noch andere Unschuldige Autofahrer von dem seltsam agierenden Cop eingesperrt wurden. Von den anderen Eingesperrten erfährt die Frau, dass wohl etwas Böses und Uraltes aus der kürzlich wiedereröffneten Mine des Ortes gekommen ist, dass nun wie ein dunkler Schatten nach allem Leben greift und auch nicht so einfach aufzuhalten ist.

Munteres Motive-Recyclen nach Stephen King mit einer Geschichte, die stark anfängt um dann umso stärker nachzulassen. Alles in „Desperation“ versprüht wohligen Charme und erinnert an größere Erfolge, um dann sprichwörtlich völlig falsch abzubiegen. Irgendwann kommt dann nämlich ein kleiner Junge ins Spiel, der sich mit seiner Gottesfürchtigkeit dem Bösen in den Weg stellt, bei dem man echt nicht weiß, ob es sich dabei um eine Parodie handelt oder die Figur tatsächlich erstgemeint ist. Wenn auf einmal mit Bibelzitaten um sich geschmissen wird und man sich gemeinsam an den Händen nimmt, um gemeinsam gegen das Böse zu beten, dann kippt „Desperation“ auch ganz rasch in Richtung lächerliche Gefilde und strapaziert die Geduld des Zuschauers ganz gehörig. Die Auflösung der ganzen Minen-Sause mit Vietnam-Trauma-Bezug ist dann irgendwie auch nur noch nebensächlich, wenn man dem gottesfürchtigen und an Wunder glaubenden Gör das Abnippeln raschestmöglich an den Hals wünscht. Auch ansonsten wirkt das alles immer etwas uninspiriert und/oder altbekannt und statt Horror und Grusel steht hier mit allerlei unlogisch erscheinenden Momenten auch eher „Desperation“ für den King-Fan am Programm. Mehr will man ja auch gar nicht mehr dazu sagen. Leider autsch!
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