Comedown
„Es ist scheiße dunkel hier...“
Der britische Regisseur Menhaj Huda („Streets of London – Kidulthood”) inszenierte mit „Comedown” einen im Jahre 2012 veröffentlichten Neo-
Slasher, für den er ein Bemühen um Sozialrealismus mit den Regeln des Subgenres verband.
„Wir sind fett wie die Natter, aber wir müssen sie finden!“
Lloyd (Jacob Anderson, „Streets of London – Tag der Vergeltung“) ist Mitglied einer kleinkriminellen Jugendclique, die sich im Londoner Vorstadt-Ghetto durchzuschlagen versucht. Dieses möchte der gerade aus dem Strafvollzug entlassene junge Mann schnellstmöglich hinter sich lassen, denn seine Freundin Jemma (Sophie Stuckey, „The Dark“) erwartet ein Kind von ihm. In einem scheinbar leerstehenden Hochhaus soll er eine Antenne für einen Piratensender anbringen und im Gegenzug etwas Geld und Rauschmittel erhalten. Diesen Job nimmt er noch an und sucht zusammen mit Jemma und seiner Clique das Gebäude auf, gerät dort aber in Streit mit Jemma. Die Party lässt man sich davon erst einmal nicht vermiesen – sehr wohl aber von Jemmas plötzlichem Verschwinden und der baldigen Erkenntnis, in diesem Wohnblock nicht allein zu sein…
„Comedown“ reiht sich in eine Reihe von Genrefilmen ein, die in unübersichtlichen und mehr oder weniger gefährlichen bzw. gespenstischen Hochhäusern spielen. Hudas Stadtpanoramen, unter anderem aus der Vogelperspektive gefilmt, sehen beeindruckend aus und stimmen auf das für
Slasher eher ungewöhnliche urbane Setting ein. Die sozialrealistischen Ansätze spiegeln sich in der vulgären Jugendsprache und der Zusammensetzung der Clique wider, zu der Schwarze und ein Pakistani (gleichwohl eine aufbrausende Nervensäge) zählen. Mit Taschenlampen erkundet man das dunkle Gebäude, mischt Drogen ins Bier und feiert, was in der Postproduktion mit ein paar
Jumpcuts versehen wurde. Als Jemma entführt wird, bleibt ihr Entführer im Verborgenen, sodass Täter und Motiv offenbleiben. Dass man unter Drogeneinfluss steht, macht die Suche nach Jemma nicht unbedingt einfacher.
So hat der Antagonist dann auch relativ leichtes Spiel und kann weitestgehend unbehelligt seine Fallen aufstellen, während er Jemma in einem Käfig hält. Nun wird fies gefoltert, gemordet und zersägt, bei lebendigem Leibe verbrannt, eine Nagelpistole zweckentfremdet und Kelly (Jessica Barden, „Immer Drama um Tamara“), ein weiteres weibliches Mitglied der Clique, den Müllschacht heruntergeworfen, nachdem sie dem Psychokiller in Mike-Tyson-Manier ein Ohr abgebissen hat. Der Härtegrad ist also nicht von schlechten Eltern, in dieser Hinsicht erfüllt „Comedown“ die Erwartungen seines Publikums.
Der Täter wird nach und nach entmystifiziert. Erst bekommt man sein Gesicht zu sehen, dann wird seine Wohnung innerhalb des ansonsten leerstehenden Gebäudes entdeckt und schließlich seine Identität geklärt. Erkenntnis: Manchmal zerfallen Menschen zusammen mit dem Haus. Aber gehen sie auch gemeinsam unter?
Statt einer US-Kleinstadt oder gar Hinterwäldler-
Backwoods haben wir hier also ein urbanes Hochhaus, der Täter hat keine übermenschlichen Kräfte und versteckt sich in einer Wohnung, statt in einer entlegenen Holzhütte, und die jugendlichen Opfer machen keinen Campingausflug und feiern kein Halloween und auch keinen Valentinstag oder Schulabschluss. Von diesen veränderten Parametern abgesehen, ist „Comedown“ letztlich aber doch ein recht konventioneller
Slasher, was ein bisschen enttäuscht – denn aus seiner Prämisse hätte Huda weit mehr herausholen können. Für das, was er ist, ist der leider auch mit ein paar als solchen erkennbaren
CGI agierende „Comedown“ aber wahrlich nicht schlecht und dürfte diejenigen, die keine wirkliche Innovation erwarten, ansprechend bis gut unterhalten.
6,5 von 10 zersägten Ghettokids dafür.