Mädchen für intime Stunden - Jess Franco (1974)
Verfasst: Do 16. Mai 2019, 13:20
von buxtebrawler
Originaltitel: Célestine... bonne à tout faire
Herstellungsland: Frankreich / 1974
Regie: Jess Franco
Darsteller: Lina Romay, Howard Vernon, Olivier Mathot, Pamela Stanford, Lynn Monteil, Philippe Guégan, Raymond Hardy, Catherine Lafferière, Richard Bigotini, Jean-Pierre Bouyxou, Jesús Franco, Jean-Pierre Granet u. A.
Vage von Mirbeaus vielfach verfilmten Roman "Le Journal d’une femme de chambre" inspirierte Sexkomödie: Nach einer Razzia im Bordell flüchten zwei leichte Mädchen vor den Gesetzeshütern. Celestine kommt recht schnell in einem ansehnlichen Herrenhaus unter: Bedienstete geben sie nach einer schnellen Nummer als Cousine aus, sodass sie als Kammerzofe eingestellt wird. Als solche mischt sie das Leben der unbefriedigten Hausbewohner gehörig auf: ob alt oder jung, ob männlich oder weiblich, ob adelig oder bedienstet - Celestine gibt sich allen hin. So auch ihre Freundin, die bald darauf ebenfalls als neues Dienstmädchen eingestellt wird... doch das lüsterne Treiben droht zu enden, als der Zuhälter auf der Bildfläche erscheint und Celestine zu einem Raubzug bei ihren neuen Arbeitgebern nötigt.
Quelle:
www.ofdb.de
Re: Mädchen für intime Stunden - Jess Franco (1974)
Verfasst: Do 16. Mai 2019, 13:20
von buxtebrawler
„Ihr Hintern schmeckt nach Johannisbeeren!"
Der umtriebige spanische Viel-, Erotik- und Trash-Filmer Jess Franco („Paroxismus“) ließ sich 1974 für seine Erotikkomödie „Mädchen für intime Studen“ lose von Mirbeaus Roman „Le journal d’une femme de chambre“ inspirieren und realisierte es in französischer Produktion mit seiner Muse und späteren Ehefrau Lina Romay („Im Schatten des Mörders“) in der Hauptrolle.
„Dass du eine Nutte bist, stört mich nicht. Das werden die besten Ehefrauen. Das war schon immer so.“
Frankreich, anno dazumal: Die Prostituierten Celestine (Lina Romay) und ihre Freundin fliehen vor einer Razzia im Bordell. Celestine verschlägt es dabei auf das Anwesen einer asexuellen Gräfin (Lynn Monteil, „Convoy der Frauen“), wo sie deren chronisch untervögelter Familie und den Bediensteten gerade recht kommt. Man setzt sich für sie ein und stellt sie schließlich als Kammerzofe an. Nach einer Weile darf Celestine sogar ihre ebenfalls geflohene Freundin an den Hof vermitteln. Doch ihr Zuhälter ist ihr auf den Fersen und droht, die Idylle zu zerstören, indem er sie in krumme Dinger verwickelt…
„Genug geflirtet – ich will gevögelt werden!“
Franco eröffnet seinen fröhlichen Rudelbums mit der Razzia und der mit ihr einhergehenden Flucht, die beide Huren directamente in Jess Francos Schlafzimmer verschlägt, der damit seinen Cameo hat. Nachdem sie sich getrennt haben, bleibt die Handlung bei Celestine, die zunächst von Sebastien (Raymond Hardy, „Entfesselte Begierde“), Bauernlümmel und Gärtner der Gräfin, vergewaltigt wird. Da er ein Ultraschnellficker ist, ist der Akt schnell wieder vorüber, was ihm auch den Spitznamen „Rapido“ eingebracht hat. Nichtsdestotrotz hat Celestine ihre Vergewaltigung gefallen, am liebsten würde sie sie gleich noch einmal über sich ergehen lassen. Franco schien zu glauben, dass das ein echter Schenkelklopfer sei…
Eher unfreiwillig komisch ist Romays erbärmliche schauspielerische Leistung: Als sie zu weinen beginnt, weiß man zunächst nicht, ob sie gähnt oder in Ohnmacht fällt. „Rapido“ hingegen bumst eigentlich seine Frau (Catherine Lafferière, „Exorcisme“), Celestine erschien ihm lediglich als eine willkommene Abwechslung. Mit einem alten Bauern treibt sie‘s ebenfalls, der schließlich zusammen mit „Rapido“ und Mademoiselle Ursule (Monica Swinn, „Down Town“) versucht, Celestines Anstellung bei der Gräfin zu vermitteln.
Gräfin und Graf (Olivier Mathot, „Die Kameliendame“) lernt man in einer bizarren Sexszene kennen, in der sie es bekleidet, schnell und förmlich miteinander tun, um es hinter sich zu bringen. Celestine, der man inzwischen andere Kleidung besorgt hat, reitet stattdessen deren Sohn durch und treibt's nacheinander in leider stets bekleideten, unerotischen Szenen mit allen Verfügbaren. Ferner gibt sie Verführungstipps und liest dem alten und kranken Herzog (Howard Vernon, „Der schreckliche Dr. Orloff“) nur mit Strapsen bekleidet Schundliteratur vor. Da freut er sich und lacht!
Auf eine gut gefilmte 69-Szene kommen bis hierhin viele Sexszenen, die nicht mehr als albernes Herumgehopse sind. Plötzlich wollen alle auf einmal Sex mit Celestine: Einer nach dem anderen betritt ihren Raum und man versteckt sich voreinander, sobald der Nächste erscheint. Doch es kommt auch zum Streit und zu einem Catfight, eine eifersüchtige Dame des Hauses will Celestine loswerden. Die aber bleibt, will weniger arbeiten und darf sogar ihre alte Kollegin als weitere Hure in Festanstellung vermitteln. Mit ihr räkelt sie sich halbnackt auf dem Bett und weist sie in die Familie ein – womit Franco und seinem Team endlich einmal eine wirklich erotische Szene gelang. Auch durch weitere Sexszenen, in die beide Huren involviert sind, gewinnt der Film an erotischer Strahlkraft.
Celestine lehrt „Rapido“ Ausdauer und instruiert die unerfahrene Tochter (Pamela Stanford, „Lorna, the Exorcist“) der Familie in Sachen Sex. Der ältere Bauer verliebt sich sogar in Celestine. Doch ihr ehemaliger Zuhälter lauert ihr auf und zwingt sie, mit ihm Wertgegenstände aus dem Anwesen zu stehlen. Celestine gelingt es jedoch, Herzog Vernon doch noch erfolgreich einen zu blasen und auch die einst so frigide Gräfin ist dank Celestines Sinnlichkeitsschule nun wild und willig, also rettet ihre neue Familie sie aus den Fängen des Luden. Beide Huren sind nun voll akzeptierte Familienmitglieder. Selbst der Tochter gelingt es endlich, ihren Schwarm zu verführen. Da nun für die beiden Huren alles getan ist, verlassen sie das Haus, vermutlich auf der Suche nach neuen Abenteuern…
In zugegebenermaßen schicken Strapsen betthüpft sich die attraktive Lina Romay durch diesen albernen Klamauk mit seinem platten, anzüglichen Humor, der weder sonderlich lustig noch erotisch ausgefallen ist. Die an einer Hand abzählbaren wirklich erotischen Momente rechtfertigen keinen abendfüllenden Spielfilm. Hübsche, lebensfrohe Mädels, die Schwung und Leidenschaft in eine verkrustete Aristokratie bringen – das ist grundsätzliche eine (aus gutem Grund für mehrere Verfilmungen aufgegriffene) nette Idee, die über Potential verfügt. Doch anstatt dieses auszuschöpfen, liegt hier über allem die grundverkehrte, überflüssigerweise auch noch krampfhaft auf witzig getrimmte Aussage, dass Prostituierte es permanent mit jedem und jeder treiben wollen würden und dass man sie daher quasi gar nicht vergewaltigen könne. Letztlich befriedigt das vermutlich lediglich die Sexualphantasie von einer Sexsklavin, zumal kaum ein Film weniger ernstzunehmen sein könnte als dieser. Mit seinem Appell an niedere Instinkte weckt er jedenfalls hoffentlich keine tatsächlichen Bedürfnisse in diese Richtung, womit er Sexarbeiterinnen einen Bärendienst erwiesen hätte. Es ist nämlich davon auszugehen, dass sie es nicht gebrauchen können, als dauergeiles, wahlloses Freiwild charakterisiert zu werden, weder 1974 noch heute. Offenbar fand Franco seinen Film dann auch selbst gar nicht mal mehr so gut und verhunzte ihn daher in der Postbearbeitung mit einem ultranervigen Soundtrack.
3,5 von 10 albernen Schnellficks.