Super Ninjas - Chang Cheh (1982)
Verfasst: Di 3. Aug 2010, 21:44
Aus der "Absurd 3000 Vol. 2" aus dem Dezember 2000:
D.h., den Text habe ich vor 10 Jahren geschrieben und würde manche damals getätigte Aussage heute so nicht mehr machen, bzw. sehe mittlerweile vieles anders. Aber das ist ja das Privileg des Alters
Ich stelle dieses Uralt-Text hier aber trotzdem mal rein und wundere mich, wie viel Zeit ich damals scheinbar gehabt habe
SUPER NINJAS
AKA: FIVE ELEMENT NINJA
HONGKONG 1982
REGIE: CHANG CHEH
LÄNGE: 103 MIN
(zugrunde liegt die holländische, englisch synchronisierte Vollbild-Fassung)
Der vielleicht bekannteste und einflußreichste asiatische Regisseur der späten 60er und der gesamten 70er Jahre war Chang Cheh. Unzählige Klassiker hat er für die in Hongkong dominierende Produktionsfirma Shaw Brothers gedreht. Darunter Filme wie „One Armed Swordsman“, „New One-Armed Swordsman“ oder „Five Deadly Venoms“. Er hat junge, knackige Helden wie Ti Lung oder David Chiang entdeckt und groß gemacht. Und er brachte das Blut Kübelweise in den vormals eher harmlosen Kung-Fu-Film. Z.B. als er Wang Yu im „One-Armed Swordsman“ den Arm abhacken ließ... in Großaufnahme. Fairerweise muß aber erwähnt werden, daß er sich bei seinem wahnsinnig hohen Output (bis zu 15 Filme im Jahr) in den meisten Fällen darauf beschränkte, den Film zu leiten und nur die wichtigsten Szenen selber zu inszenieren. Den Rest überließ er so talentierten Leuten wie Lau Kar-Leung, Wu Ma oder dem jungen John Woo. In Ralph Umrads hervorragendem Buch über den Hongkong-Film „Film ohne Grenzen“ werden ihm homophile Neigungen nachgesagt. Dies ist Angesicht der zahlreichen durchtrainierten und gutaussehenden Chinesen, die sich in seinen Filmen mit zahlreichen spitzen Waffen gegenseitig penetrieren und noch im Tode lächelnd angrapschen nicht unbedingt so weit her geholt. Klopft man sein 1982 entstandenen Epos nach Anzeichen für diese Neigung ab, so wird man rasch fündig. Der Film macht den Eindruck, als wäre er der feuchte Fiebertraum eines Homoerotikers.
„Super Ninjas“, das erweckt schlechte Erinnerungen. Ninjas.. das sind ja eigentlich recht coole Gestalten. Lautlos und tödlicher als eine Gewehrkugel. Aber, ach weh, die bösen Amis haben uns die Freude an unseren japanischen Freunden doch arg vermiest. Bei Ninjas denkt man nicht mehr an finstere Meuchelmörder, sondern an den dauergewellten Sonnyboy Michael Dudikoff, der in der US-Mainstream-Serie „American Ninja“ (dt. American Fighter) zeigte, warum die Asiaten den Amis kämpferisch haushoch überlegen sind. Sogar der gute, alte Django, Franco Nero, musste sich in ein peinliches weißes (!) Ninja Kostüm quetschen und den „White Ninja“ geben. Auch nicht gerade an Ruhmesblatt in der Karriere eines meiner persönlichen Helden. Keoma, wie tief warst Du gesunken? Egal. Beim zweiten Blick kommen die „Super Ninjas“ auch gar nicht aus den schlappen USA, sondern aus Hongkong. Auch etwas merkwürdig. Sind die Ninjas doch bekanntermaßen Japaner und somit für einen aufrechten Chinesen gar nicht „super“. Aber eine Erklärung folgt noch, denn in diesem Film wird endlich ein wahrer Skandal enthüllt. Aber dazu später mehr.
„Super Ninjas“ beginnt und eine Stimme informiert uns darüber, dass die Kostüme und Waffen in diesem Film alten japanischen Schriften entnommen wurden. Ja, nee, is’ klar. Das muss ja damals ein drolliger Anblick im alten Japan gewesen sein. Denn bereits in der ersten Szene stehen die Protagonisten da, wie Bodybuilder beim Christopher-Street-Day. Enge weiße Leibchen, kleine, aber schmucke Capes und die unbehaarte Brust stolz entblößt. Irgendwie gar nicht so, wie man sich „richtig harte Kerle“ vorstellt. Aber halt.. die Jungs sind ja die Guten! Sprich die Chinesen! Sie müssen gegen die Japaner kämpfen und wer verliert, der soll gefälligst aus dem Land verschwinden. Schon beginnt der Spaß. Es wird mit Waffen aufeinander eingedroschen, die mindestens drei Nummern zu groß aussehen und somit nicht gerade „authentisch“ wirken. Ach ja.. von wegen „die Kostüme sind originalgetreu“. Die Japaner sehen aus, als hätten sie tief in einem aus den 70ern übrig gebliebenen Altkleidersack gewühlt. Aber das nur am Rande. Jetzt wird erst einmal gehauen und gestochen und mir treibt es ob der niederländischen Vollbildfassung die Tränen in die Augen. Wer schon einmal einen Shaw-Brothers-Film gesehen hat, der weiß dass deren Bildformat „wider then wide“ ist. Das auf Vollbild geschnitten, da fehlt doch einiges. Aber besser den Film so zu sehen, als gar nicht. Nachdem der Ober-Japaner schon einige Männer verloren hat, zieht er den Trumpf aus dem Ärmel. Einen echten Samurai. Und der haut ganz schön zu. „The loss of a fight is the loss of one’s life, for a samurai“ gibt er zum Besten, was für seinen besiegten chinesischen Gegner Grund genug ist, sich mit der Axt die Kehle durchzusäbeln. Autsch. Ich persönlich finde diese Reaktion etwas übertrieben, aber es dient halt der Handlung, denn der Samurai muss jetzt gegen den stärksten Chinesen ran.. und verliert. Auf zum fröhlichen Harakiri mit Soundeffekten, die man einfach gehört haben muss. Und wie immer bei Chang Cheh ist man mit aufgeschlitzten Bauch noch recht fidel und redselig. Der Samurai kündigt an, dass sein bester Freund, ein großer Ninja („Ninja... it’s a samurai skill“), kommen wird, um ihn zu rächen.
Schon bald kündigt sich der geheimnisvolle Ninja an und die Jungs in ihren hübschen weißen Klamotten (‚tschuldigung, wenn ich drauf herum reite.. aber es sieht einfach zu niedlich aus) verbarrikadieren sich in ihrer Kampfschule. Da schickt der Chef einige Paare los (also.. zwei Kämpfer.. keine Ehepaare.. oder?) um den Japaner zu zeigen, wo der Chinamann die Chop Suey holt. Das erste Paar trifft auf die „Gold“-Ninjas, die ganz in Gold gekleidet sind und als Spezialwaffe goldene Schilde besitzen, die den Gegner blendet und aus denen Messer hervorschießen können. Die beiden Chinesen habe keine Chance und werden von den Ninjas verhackstückt. Auch dem zweiten Paar ergeht es nicht besser. Sie müssen gegen die „Holz“-Ninjas kämpfen. Diese Szene ist recht horrormäßig umgesetzt. Die Bäume scheinen plötzlich zu leben und greifen und stechen nach den beiden armen Kämpfern, die gar nicht bemerken, was geschieht. Während der Erste tödlich verwundet zu Boden sinkt, kann der Zweite sich noch etwas länger auf den Beinen halten, hat aber am Ende auch keine Chance gegen die Ninjas, die von überall herzukommen und sich in jedem Baum zu verstecken scheinen.
Um es kurz zu machen. Das dritte Pärchen muss gegen blaugekleidete „Wasser“-Ninjas kämpfen.. und verliert elendig. Ganz alleine muss eine weiterer chinesischer Kämpfer gegen die rotgekleideten „Feuer“-Ninjas antreten. Zunächst schlägt er sich ganz gut, doch dann greifen die Ninjas mit rotem Nebel und Feuer an. Und dann kommt auch noch er: Der Oberninja, die Nummer Eins, El Supremo!!! Und der macht dann kurzen Prozess mit dem ohnehin schon schwer angeschlagenen Kämpfer. Der Letzte der Kämpfer muss dann gegen die vielleicht unheimlichsten Ninjas antreten. Die „Erde“-Ninjas, die sich im Erdreich auf den Gegner zubohren und dann plötzlich scheinbar überall aus dem Boden brechen. Da hat der arme Chinese gar keine Chance. Wohin soll er fliehen? Wenn er in die Luft springt, kann er sich dort nicht ewig bleiben. Auch wenn er sich sehr gut schlägt... immer wieder schießen neue Ninjas aus dem Boden oder Speere schnellen von unten hervor und treffen ihn dort, wo es am Wehsten tut (das überlasse ich mal Eurer Fantasie). Als dann noch einmal der Oberninja auftaucht gibt es einen kurze, heftigen und gut choreographierten Kampf, doch der schwer verletzte Held stolpert schon über die eigenen Eingeweide und wird schließlich vom Oberninja endgültig aufgeschlitzt.
Wie soll man diese unheimlichen Kampfmaschinen stoppen? Die überlebenden Chinesen wissen es auch nicht und bleiben zunächst in ihrer Schule verbarrikadiert, die sie zu einer wahren Festung ausbauen. Aber der fiese Oberninja kennt ja die Schwächen der Männer. Er lässt ein hübsches junges Mädchen vor der Schule verprügeln und die Muskelmachos springen da sofort drauf an. Was mich etwas verwundert hat, denn auf mich machten sie bis hier den Eindruck, sie würden sich selbst eigentlich vollauf genügen. Auf jeden Fall bringen sie das Mädchen in ihre Festung und trösten sie. Nein... nicht so wie Ihr es euch jetzt in eurer schmutzigen Fantasie ausmalt, ihr Ferkel! Nein, die Jungs aus der Männer-WG sind wahre Feingeister! Wenn sie nicht gerade am Posen sind, dann lassen sie sich von der holden Maid die Zimmer aufräumen oder bedauern die armen Blumen, die sie zu Dekorationszwecken ausgerupft hat (kein Witz!). Und was passiert als sie sich im sexy Outfit bei einem der schmucken Jungs „bedanken“ will? Er will sie rauswerfen („I am a warrior! Warriors have dignity.“)! Aber immerhin bietet er ihr an, dass sie ja nach dem Ärger mit den Ninjas heiraten können.. so sind sie eben, die Krieger. Aber dazu wird es nicht kommen. Das Biest hat nämlich ihren Ninja-Kumpels immer schön auf den Laufenden gehalten und ihnen echte Insider-Informationen besorgt. So kommt es, dass eines Nachts die Ninjas in die Festung eindringen können und alles kurz und klein machen. Von den kernigen Chinesen bleiben nur noch kleine Schnipsel übrig. Das kommt davon, wenn man sich mit den Weibern einlässt, scheint uns Chang Cheh zurufen zu wollen! Eine Erkenntnis, die auch wir straight ausgerichteten Jungs voller Inbrunst bestätigen können: Frauen, dass bedeutet Ärger und kann die schönste Männerfreundschaft ernsthaft gefährden. Ende dieses kleinen Einschubes. Wie geht es im Film weiter?
Ein besonders hübscher Chinese (ich kann es nicht lassen) hat überlebt und kann sich aus der Gefangenschaft befreien und findet Zuflucht bei Meister Tong, der im Wald wohnt und ein großer Ninja-Meister ist. Moment... der Chinese ist Ninja-Meister? Aber die Ninjas sind doch immer Japaner??? Richtig.. und somit komme ich wieder auf die Skandalenthüllung aus dem einleitenden Satz zurück. Ist es nicht wunderbar, wenn der Kreis sich schließt? Die Erfinder des Ninjatums, so erklärt Meister Tong, waren die Chinesen. Doch die bösen Japaner haben diese Kunst von den Chinesen gestohlen und perfektioniert. In China geriet die Kunst in Vergessenheit, nur Meister Tong lehrt sie noch (und ist natürlich als Chinese den Japaner überlegen). Hmmm.. für mich klingt das zwar etwas nach den typischen, chinesischem Komplexen den verhassten Japanern gegenüber, aber egal. Ab hier will ich es auch kurz machen, denn a) möchte ich jetzt nichts weiter verraten für die, die den Film noch sehen wollen und b) sitzt mir die Deadline für diesen Artikel ganz heftig in Nacken. Nur soviel... bei Meister Tong lernt unser Held noch drei weitere Schüler kennen, es fließt noch reichlich Blut und der atemlose Zuschauer bekommt noch einige tolle Kämpfe geboten.
Ich liebe „Super Ninjas“. Der Film hat wirklich alles und das in reichlichen Mengen. Er wirkt wie ein „Best-of-Chang-Cheh“. Alle Situationen, Charaktere und Konflikte, die wir aus seinen zahlreichen vorherigen Filmen kennen, tauchen hier noch einmal auf und werden auf die absolute Spitze ge(über)trieben. Der Film ist bunter, blutiger, schneller als seine vorherigen Epen. Es gibt keinen Leerlauf und der Film hastet von einem blutigen Höhepunkt zum nächsten. Man kann ihn durchaus mit John Woos finalem Hongkongfilm „Hardboiled“ vergleichen, wo auch noch einmal die Highlights der berühmten Meisterwerken durchgespielt und noch ordentlich eins draufgesetzt wurden. Klar, dass dabei die tragische Tiefe und Melodramatik der früheren Meisterwerke auf der Strecke bleibt. Dafür bekommt man einen lauten und extrem kurzweiligen Comic-Film vorgesetzt, der zu keiner Sekunde langweilt. Besonders gelungen sind hierbei natürlich die „Five Element Ninjas“: Gold, Holz, Feuer, Wasser und Erde. Ihre Auftritte, besonders zu Beginn, sind wirklich gut und auch ein wenig unheimlich in Szene gesetzt. Dabei unterstützt die Künstlichkeit der Kulissen (wieder einmal wurde nur im Studio gedreht) die surreale Qualität dieser Sequenzen. Wenn plötzlich die Speere durch aus Erdboden jagen oder die Ninjas plötzlich daraus hervorbrechen; wenn die Bäume anfangen zu leben oder ein Held von rotem Rauch einschlossen wird und nur die Wunden an seinem Körper davon zeugen, dass in diesem Nebel der Feind lauert.. dann erinnert dies angenehm an den altmodischen Grusel der britischen Hammer-Filme, die ja auch komplett im Studio entstanden und so auch eine ganz eigene Atmosphäre ausstrahlten.
Wie ging es weiter mit dem großen Meister Chang Cheh? Nach „Super Ninjas“ kam da nicht mehr viel. Mit der Entscheidung der Shaw Brothers sich aus dem Filmgeschäft zurück zu ziehen und sich ganz auf das Fernsehen zu konzentrieren, ging auch Chang Chehs Karriere zu Ende. Nur 1989 tauchte er noch einmal aus der Versenkung auf, als seine ehemaligen Assistenten Wu Ma und John Woo zu seinen Ehren den Film „Just Heroes“ (dt. „Hardboiled 2“) vom Stapel ließen. Dieser Film sollte den alten Meister unterstützen und dieser war hier auch Executive Producer. Ma und Woo verzichteten auf ihre Gage und viele Stars aus den Chang-Cheh-Filmen der 70er gaben sich die Klinke in die Hand: David Chiang, Ti Lung, Shing Fui On u.a. Doch heute ist der Film eigentlich nur dafür bekannt, dass John Woo die Action-Szenen drehte und der spätere Comedy-Superstar Stephen Chow hier eine seiner ersten Rollen (als rebellischer Gangster) hatte. An Chang Cheh denkt fast keiner mehr. Und da die Shaw Brothers ihre frühen Filme nicht Wiederveröffentlichen und die alten Videoversionen aus den Videotheken verschwunden sind, bleibt zu befürchten, dass auch in Zukunft nur den eingefleischten Hongkong-Fans mit dem Name Chang Cheh wirklich etwas anfangen können.
D.h., den Text habe ich vor 10 Jahren geschrieben und würde manche damals getätigte Aussage heute so nicht mehr machen, bzw. sehe mittlerweile vieles anders. Aber das ist ja das Privileg des Alters
Ich stelle dieses Uralt-Text hier aber trotzdem mal rein und wundere mich, wie viel Zeit ich damals scheinbar gehabt habe
SUPER NINJAS
AKA: FIVE ELEMENT NINJA
HONGKONG 1982
REGIE: CHANG CHEH
LÄNGE: 103 MIN
(zugrunde liegt die holländische, englisch synchronisierte Vollbild-Fassung)
Der vielleicht bekannteste und einflußreichste asiatische Regisseur der späten 60er und der gesamten 70er Jahre war Chang Cheh. Unzählige Klassiker hat er für die in Hongkong dominierende Produktionsfirma Shaw Brothers gedreht. Darunter Filme wie „One Armed Swordsman“, „New One-Armed Swordsman“ oder „Five Deadly Venoms“. Er hat junge, knackige Helden wie Ti Lung oder David Chiang entdeckt und groß gemacht. Und er brachte das Blut Kübelweise in den vormals eher harmlosen Kung-Fu-Film. Z.B. als er Wang Yu im „One-Armed Swordsman“ den Arm abhacken ließ... in Großaufnahme. Fairerweise muß aber erwähnt werden, daß er sich bei seinem wahnsinnig hohen Output (bis zu 15 Filme im Jahr) in den meisten Fällen darauf beschränkte, den Film zu leiten und nur die wichtigsten Szenen selber zu inszenieren. Den Rest überließ er so talentierten Leuten wie Lau Kar-Leung, Wu Ma oder dem jungen John Woo. In Ralph Umrads hervorragendem Buch über den Hongkong-Film „Film ohne Grenzen“ werden ihm homophile Neigungen nachgesagt. Dies ist Angesicht der zahlreichen durchtrainierten und gutaussehenden Chinesen, die sich in seinen Filmen mit zahlreichen spitzen Waffen gegenseitig penetrieren und noch im Tode lächelnd angrapschen nicht unbedingt so weit her geholt. Klopft man sein 1982 entstandenen Epos nach Anzeichen für diese Neigung ab, so wird man rasch fündig. Der Film macht den Eindruck, als wäre er der feuchte Fiebertraum eines Homoerotikers.
„Super Ninjas“, das erweckt schlechte Erinnerungen. Ninjas.. das sind ja eigentlich recht coole Gestalten. Lautlos und tödlicher als eine Gewehrkugel. Aber, ach weh, die bösen Amis haben uns die Freude an unseren japanischen Freunden doch arg vermiest. Bei Ninjas denkt man nicht mehr an finstere Meuchelmörder, sondern an den dauergewellten Sonnyboy Michael Dudikoff, der in der US-Mainstream-Serie „American Ninja“ (dt. American Fighter) zeigte, warum die Asiaten den Amis kämpferisch haushoch überlegen sind. Sogar der gute, alte Django, Franco Nero, musste sich in ein peinliches weißes (!) Ninja Kostüm quetschen und den „White Ninja“ geben. Auch nicht gerade an Ruhmesblatt in der Karriere eines meiner persönlichen Helden. Keoma, wie tief warst Du gesunken? Egal. Beim zweiten Blick kommen die „Super Ninjas“ auch gar nicht aus den schlappen USA, sondern aus Hongkong. Auch etwas merkwürdig. Sind die Ninjas doch bekanntermaßen Japaner und somit für einen aufrechten Chinesen gar nicht „super“. Aber eine Erklärung folgt noch, denn in diesem Film wird endlich ein wahrer Skandal enthüllt. Aber dazu später mehr.
„Super Ninjas“ beginnt und eine Stimme informiert uns darüber, dass die Kostüme und Waffen in diesem Film alten japanischen Schriften entnommen wurden. Ja, nee, is’ klar. Das muss ja damals ein drolliger Anblick im alten Japan gewesen sein. Denn bereits in der ersten Szene stehen die Protagonisten da, wie Bodybuilder beim Christopher-Street-Day. Enge weiße Leibchen, kleine, aber schmucke Capes und die unbehaarte Brust stolz entblößt. Irgendwie gar nicht so, wie man sich „richtig harte Kerle“ vorstellt. Aber halt.. die Jungs sind ja die Guten! Sprich die Chinesen! Sie müssen gegen die Japaner kämpfen und wer verliert, der soll gefälligst aus dem Land verschwinden. Schon beginnt der Spaß. Es wird mit Waffen aufeinander eingedroschen, die mindestens drei Nummern zu groß aussehen und somit nicht gerade „authentisch“ wirken. Ach ja.. von wegen „die Kostüme sind originalgetreu“. Die Japaner sehen aus, als hätten sie tief in einem aus den 70ern übrig gebliebenen Altkleidersack gewühlt. Aber das nur am Rande. Jetzt wird erst einmal gehauen und gestochen und mir treibt es ob der niederländischen Vollbildfassung die Tränen in die Augen. Wer schon einmal einen Shaw-Brothers-Film gesehen hat, der weiß dass deren Bildformat „wider then wide“ ist. Das auf Vollbild geschnitten, da fehlt doch einiges. Aber besser den Film so zu sehen, als gar nicht. Nachdem der Ober-Japaner schon einige Männer verloren hat, zieht er den Trumpf aus dem Ärmel. Einen echten Samurai. Und der haut ganz schön zu. „The loss of a fight is the loss of one’s life, for a samurai“ gibt er zum Besten, was für seinen besiegten chinesischen Gegner Grund genug ist, sich mit der Axt die Kehle durchzusäbeln. Autsch. Ich persönlich finde diese Reaktion etwas übertrieben, aber es dient halt der Handlung, denn der Samurai muss jetzt gegen den stärksten Chinesen ran.. und verliert. Auf zum fröhlichen Harakiri mit Soundeffekten, die man einfach gehört haben muss. Und wie immer bei Chang Cheh ist man mit aufgeschlitzten Bauch noch recht fidel und redselig. Der Samurai kündigt an, dass sein bester Freund, ein großer Ninja („Ninja... it’s a samurai skill“), kommen wird, um ihn zu rächen.
Schon bald kündigt sich der geheimnisvolle Ninja an und die Jungs in ihren hübschen weißen Klamotten (‚tschuldigung, wenn ich drauf herum reite.. aber es sieht einfach zu niedlich aus) verbarrikadieren sich in ihrer Kampfschule. Da schickt der Chef einige Paare los (also.. zwei Kämpfer.. keine Ehepaare.. oder?) um den Japaner zu zeigen, wo der Chinamann die Chop Suey holt. Das erste Paar trifft auf die „Gold“-Ninjas, die ganz in Gold gekleidet sind und als Spezialwaffe goldene Schilde besitzen, die den Gegner blendet und aus denen Messer hervorschießen können. Die beiden Chinesen habe keine Chance und werden von den Ninjas verhackstückt. Auch dem zweiten Paar ergeht es nicht besser. Sie müssen gegen die „Holz“-Ninjas kämpfen. Diese Szene ist recht horrormäßig umgesetzt. Die Bäume scheinen plötzlich zu leben und greifen und stechen nach den beiden armen Kämpfern, die gar nicht bemerken, was geschieht. Während der Erste tödlich verwundet zu Boden sinkt, kann der Zweite sich noch etwas länger auf den Beinen halten, hat aber am Ende auch keine Chance gegen die Ninjas, die von überall herzukommen und sich in jedem Baum zu verstecken scheinen.
Um es kurz zu machen. Das dritte Pärchen muss gegen blaugekleidete „Wasser“-Ninjas kämpfen.. und verliert elendig. Ganz alleine muss eine weiterer chinesischer Kämpfer gegen die rotgekleideten „Feuer“-Ninjas antreten. Zunächst schlägt er sich ganz gut, doch dann greifen die Ninjas mit rotem Nebel und Feuer an. Und dann kommt auch noch er: Der Oberninja, die Nummer Eins, El Supremo!!! Und der macht dann kurzen Prozess mit dem ohnehin schon schwer angeschlagenen Kämpfer. Der Letzte der Kämpfer muss dann gegen die vielleicht unheimlichsten Ninjas antreten. Die „Erde“-Ninjas, die sich im Erdreich auf den Gegner zubohren und dann plötzlich scheinbar überall aus dem Boden brechen. Da hat der arme Chinese gar keine Chance. Wohin soll er fliehen? Wenn er in die Luft springt, kann er sich dort nicht ewig bleiben. Auch wenn er sich sehr gut schlägt... immer wieder schießen neue Ninjas aus dem Boden oder Speere schnellen von unten hervor und treffen ihn dort, wo es am Wehsten tut (das überlasse ich mal Eurer Fantasie). Als dann noch einmal der Oberninja auftaucht gibt es einen kurze, heftigen und gut choreographierten Kampf, doch der schwer verletzte Held stolpert schon über die eigenen Eingeweide und wird schließlich vom Oberninja endgültig aufgeschlitzt.
Wie soll man diese unheimlichen Kampfmaschinen stoppen? Die überlebenden Chinesen wissen es auch nicht und bleiben zunächst in ihrer Schule verbarrikadiert, die sie zu einer wahren Festung ausbauen. Aber der fiese Oberninja kennt ja die Schwächen der Männer. Er lässt ein hübsches junges Mädchen vor der Schule verprügeln und die Muskelmachos springen da sofort drauf an. Was mich etwas verwundert hat, denn auf mich machten sie bis hier den Eindruck, sie würden sich selbst eigentlich vollauf genügen. Auf jeden Fall bringen sie das Mädchen in ihre Festung und trösten sie. Nein... nicht so wie Ihr es euch jetzt in eurer schmutzigen Fantasie ausmalt, ihr Ferkel! Nein, die Jungs aus der Männer-WG sind wahre Feingeister! Wenn sie nicht gerade am Posen sind, dann lassen sie sich von der holden Maid die Zimmer aufräumen oder bedauern die armen Blumen, die sie zu Dekorationszwecken ausgerupft hat (kein Witz!). Und was passiert als sie sich im sexy Outfit bei einem der schmucken Jungs „bedanken“ will? Er will sie rauswerfen („I am a warrior! Warriors have dignity.“)! Aber immerhin bietet er ihr an, dass sie ja nach dem Ärger mit den Ninjas heiraten können.. so sind sie eben, die Krieger. Aber dazu wird es nicht kommen. Das Biest hat nämlich ihren Ninja-Kumpels immer schön auf den Laufenden gehalten und ihnen echte Insider-Informationen besorgt. So kommt es, dass eines Nachts die Ninjas in die Festung eindringen können und alles kurz und klein machen. Von den kernigen Chinesen bleiben nur noch kleine Schnipsel übrig. Das kommt davon, wenn man sich mit den Weibern einlässt, scheint uns Chang Cheh zurufen zu wollen! Eine Erkenntnis, die auch wir straight ausgerichteten Jungs voller Inbrunst bestätigen können: Frauen, dass bedeutet Ärger und kann die schönste Männerfreundschaft ernsthaft gefährden. Ende dieses kleinen Einschubes. Wie geht es im Film weiter?
Ein besonders hübscher Chinese (ich kann es nicht lassen) hat überlebt und kann sich aus der Gefangenschaft befreien und findet Zuflucht bei Meister Tong, der im Wald wohnt und ein großer Ninja-Meister ist. Moment... der Chinese ist Ninja-Meister? Aber die Ninjas sind doch immer Japaner??? Richtig.. und somit komme ich wieder auf die Skandalenthüllung aus dem einleitenden Satz zurück. Ist es nicht wunderbar, wenn der Kreis sich schließt? Die Erfinder des Ninjatums, so erklärt Meister Tong, waren die Chinesen. Doch die bösen Japaner haben diese Kunst von den Chinesen gestohlen und perfektioniert. In China geriet die Kunst in Vergessenheit, nur Meister Tong lehrt sie noch (und ist natürlich als Chinese den Japaner überlegen). Hmmm.. für mich klingt das zwar etwas nach den typischen, chinesischem Komplexen den verhassten Japanern gegenüber, aber egal. Ab hier will ich es auch kurz machen, denn a) möchte ich jetzt nichts weiter verraten für die, die den Film noch sehen wollen und b) sitzt mir die Deadline für diesen Artikel ganz heftig in Nacken. Nur soviel... bei Meister Tong lernt unser Held noch drei weitere Schüler kennen, es fließt noch reichlich Blut und der atemlose Zuschauer bekommt noch einige tolle Kämpfe geboten.
Ich liebe „Super Ninjas“. Der Film hat wirklich alles und das in reichlichen Mengen. Er wirkt wie ein „Best-of-Chang-Cheh“. Alle Situationen, Charaktere und Konflikte, die wir aus seinen zahlreichen vorherigen Filmen kennen, tauchen hier noch einmal auf und werden auf die absolute Spitze ge(über)trieben. Der Film ist bunter, blutiger, schneller als seine vorherigen Epen. Es gibt keinen Leerlauf und der Film hastet von einem blutigen Höhepunkt zum nächsten. Man kann ihn durchaus mit John Woos finalem Hongkongfilm „Hardboiled“ vergleichen, wo auch noch einmal die Highlights der berühmten Meisterwerken durchgespielt und noch ordentlich eins draufgesetzt wurden. Klar, dass dabei die tragische Tiefe und Melodramatik der früheren Meisterwerke auf der Strecke bleibt. Dafür bekommt man einen lauten und extrem kurzweiligen Comic-Film vorgesetzt, der zu keiner Sekunde langweilt. Besonders gelungen sind hierbei natürlich die „Five Element Ninjas“: Gold, Holz, Feuer, Wasser und Erde. Ihre Auftritte, besonders zu Beginn, sind wirklich gut und auch ein wenig unheimlich in Szene gesetzt. Dabei unterstützt die Künstlichkeit der Kulissen (wieder einmal wurde nur im Studio gedreht) die surreale Qualität dieser Sequenzen. Wenn plötzlich die Speere durch aus Erdboden jagen oder die Ninjas plötzlich daraus hervorbrechen; wenn die Bäume anfangen zu leben oder ein Held von rotem Rauch einschlossen wird und nur die Wunden an seinem Körper davon zeugen, dass in diesem Nebel der Feind lauert.. dann erinnert dies angenehm an den altmodischen Grusel der britischen Hammer-Filme, die ja auch komplett im Studio entstanden und so auch eine ganz eigene Atmosphäre ausstrahlten.
Wie ging es weiter mit dem großen Meister Chang Cheh? Nach „Super Ninjas“ kam da nicht mehr viel. Mit der Entscheidung der Shaw Brothers sich aus dem Filmgeschäft zurück zu ziehen und sich ganz auf das Fernsehen zu konzentrieren, ging auch Chang Chehs Karriere zu Ende. Nur 1989 tauchte er noch einmal aus der Versenkung auf, als seine ehemaligen Assistenten Wu Ma und John Woo zu seinen Ehren den Film „Just Heroes“ (dt. „Hardboiled 2“) vom Stapel ließen. Dieser Film sollte den alten Meister unterstützen und dieser war hier auch Executive Producer. Ma und Woo verzichteten auf ihre Gage und viele Stars aus den Chang-Cheh-Filmen der 70er gaben sich die Klinke in die Hand: David Chiang, Ti Lung, Shing Fui On u.a. Doch heute ist der Film eigentlich nur dafür bekannt, dass John Woo die Action-Szenen drehte und der spätere Comedy-Superstar Stephen Chow hier eine seiner ersten Rollen (als rebellischer Gangster) hatte. An Chang Cheh denkt fast keiner mehr. Und da die Shaw Brothers ihre frühen Filme nicht Wiederveröffentlichen und die alten Videoversionen aus den Videotheken verschwunden sind, bleibt zu befürchten, dass auch in Zukunft nur den eingefleischten Hongkong-Fans mit dem Name Chang Cheh wirklich etwas anfangen können.