Deliria-Italiano

König der Fluchten



Originaltitel: Le roi de l‘évasion

Alternativtitel: Der Ausreißer

Herstellungsland: Frankreich / 2009

Regie: Alain Guiraudie

Darsteller: Ludovic Berthillot, Hafsia Herzi, Pierre Laur, Luc Palun, Pascal Aubert

Story:

Armaud ist ein Mann in seinen Vierzigern, schwul, Single und lebt in einer Kleinstadt, wo er Traktoren an Landwirte verkauft. Sein Leben ist langweilig und eintönig und als er mitten in der Lebenskrise schlittert, trifft er auf die sechzehnjährige Curly, die ebenfalls genug hat vom Leben in der Kleinstadt und den Regeln ihres strengen Vaters. Doch das geschieht das eigentlich Unmögliche: Armaud und Curly verlieben sich ineinander und treten gemeinsam die Flucht nach Vorne an. Doch schon bald sind hinter dem ungleichen Paar nicht nur aufgebrachte Eltern und Freunde, sondern auch die Polizei hinterher und Armaud schlittert immer weiter in turbulente Abenteuer, die sein ehemals beschauliches Leben völlig auf den Kopf stellen.

Alain Guiraudie hat mit „König der Fluchten“ einen eigentlich völlig schrägen und skurrilen Film gedreht, der die Grundregeln von „Coming-out“-Filmen völlig auf den Kopf stellt und hübsch die Zuschauererwartungen untergräbt. Sein „Held“ ist ein gemächlicher Pfundskerl, der sich nach vierzig Jahren schwulen Lebens auf einmal in ein junges Mädchen verliebt und mit ihr durchbrennt. Dazu gibt es reihenweise Figuren und Ereignisse, die nicht so wirklich ins Bild passen und am Ende wartet dann auch nicht der hübsche Mann mit gutem Herz, sondern der Achtzigjährige mit großem Ding in der Hose. Alles immer irgendwie völlig neben der Spur und dennoch unterhaltsam portraitiert Guiraudie hier schwules Leben am Lande, wobei man sich als Zuschauer bisweilen doch etwas schwer tun kann, die Ereignisse zu deuten. Sind sie real, sind sie Träumereien oder einfach nur eine märchenhafte Homo-Utopie mit ungewöhnlichen Protagonisten, der den Zuschauer vor neue Herausforderungen stellt. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte und polarisierende Meinungen sind da ebenfalls durchaus gewollt. Ich fand „König der Fluchten“ als Gegenstück zu den üblichen Filmen aus der Queer-Kiste jedenfalls erfrischend anders.