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The Witch's Fiddle - Peter Le Neve Foster (1924)

Verfasst: Mo 16. Mär 2020, 19:02
von Salvatore Baccaro
Originaltitel: The Witch's Fiddle

Produktionsland: Großbritannien 1924

Regie: Peter Le Neve Foster

Darsteller: J.K. Bowden, Francis Padmore, Pembroke Stephens

Hätte sich dieser vergnügliche Sechs-Minuten-Kurzfilm nicht als Bonus auf der (vorbildlichen) Hexen-Box des BFI mit den beiden Hauptfilmen LEGEND OF THE WITCHES (Malcolm Leigh, 1970) sowie SECRET RITES (Derek Ford, 1971) befunden, (die ich beide bereits in diesen heiligen Hallen mit Kurzkritiken beehrt habe), wäre ich wohl so schnell nicht über diesen nominell ersten Studentenfilm der Kinogeschichte gestolpert.

Produziert und inszeniert wurde THE WITCH'S FIDDLE vom Cambridge University Kinemal Club, sprich, sämtliche Beteiligte vor und hinter der Kamera sind ausgemachte Amateure, was dann auch die Tatsache erklärt, dass vorliegendes Werk zu keinem Zeitpunkt ausschaut wie das, was im kommerziellen Kino 1924 bereits die technisch-ästhetische Norm gewesen ist, sondern aufgrund seiner grobschlächtigen Machart ungleich älter wirkt. Für jemanden wie mich, der auf die Norm gut und gerne pfeift, versprüht das Werk aber gerade deshalb einen primitiven Charme, der nicht zuletzt ziemlich putzig mit der simplen Folklore-Geschichte harmoniert, die Peter Le Neve Foster und seine Truppe uns auftischen: Ein Wandersmann stößt am Rand eines Feldwegs auf ein gebeugtes Mütterchen, das sich mit seinem Feuerholz abplagt. Als er der Alten zur Hand gehen will, verwandelt sich ihre Last plötzlich außerhalb des Bildkaders in eine Fiedel, die die Hex' unserem Helden für seinen Altruismus dann auch bereitwillig überlässt, bevor sie sich in Luft auflöst. Kein Wunder, denn kaum spielt der frischgebackene Musikus auf seinem Instrument, muss alles und jeder in seiner unmittelbaren Umbegung wider Willen das Tanzbein schwingen, als sei man unter einen teuflischen Zauber geraten. Letztlich wendet sich der Spuk aber doch zum Guten: Als ihn ein Jüngling anfleht, ihm doch zu helfen, den Papa seiner Liebsten davon zu überzeugen, dass er sie doch endlich den jungen Mann heiraten lassen soll, begleitet ihn unser Musiker zum gestrengen Vater, um diesem aufzuspielen. Während der Papa also mit seinen zappelnden Gliedmaßen beschäftigt ist, greift sich der Jüngling seine Braut in spe, und die beiden Turteltäubchen fliehen aus dem paternalistischen Haushalt der Damsel in eine (hoffentlich) glückliche Zukunft. Unser Geiger indes zieht in der letzten Einstellung neuen (und bestimmt genauso witzigen) Abenteuern entgehen...

Wie uns das BFI auf seiner Homepage informiert, haben sich die weiteren Karrierewege der Filmemacher nicht ganz so rosig gestaltet: Regisseur Le Neve Foster scheint zwar noch eine Handvoll Dokumentarfilme gedreht zu haben, manche davon gar jenseits des Eisernen Vorhangs, sein Regie-Assistent Cedric Belfrage indes wurde unter dem Verdacht, ein russischer Spion zu sein, ins Gefängnis gesteckt, während Pembroke Stephens, der Darsteller des verliebten Buben, gar sein Leben verloren haben soll, als er an einer Reportage über die japanische Invasion Chinas im Jahre 1937 mitwirkte. Ich habe keinen blassen Schimmer, ob noch mehr Material des Cambridge Kinema Clubs den Zeit der Zahn überdauert hat, doch sollte das der Fall sein, wäre ich der Erste, der sich auf dieses scheinbar noch weitgehend unerforschte Gebiet stürzen würde: Die Anfänge des Studentenkinos im England der 20er - klingt das nicht nach etwas, womit man die einem verordneten Quarantäne-Tage füllen könnte...?

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