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Cruelty of the Female Inquisition - Shinya Yamamoto (1976)

Verfasst: Fr 8. Mai 2020, 00:16
von Salvatore Baccaro
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Originaltitel: Zangyaku jokei-shi

Produktionsland: Japan 1976

Regie: Shinya Yamamoto

Darsteller: Yûko Akane, Risa Aoki, Yuki Minami, Serika Mine, Naomi Tani, Keiko Ôhara
Ein heimkehrender Offizier tötet im Affekt den Liebhaber seiner Frau, mit dem er ihn in flagranti erwischt, behauptet anschließend, um nicht des Mordes angeklagt zu werden, es habe sich um einen Dieb gehandelt, und schiebt die Schuld für das Eindringen des angeblichen Langfingers aufs Dienstmädchen, die mit dem vermeintlichen Räuber gemeinschaftliche Sache beim Aushecken des Verbrechens gemacht haben soll. Es folgt ein erbarmungsloses Verhör, bei dem die unschuldige junge Frau, die in der Vergangenheit zu allem Überfluss regelmäßig von ihrem Hausherrn vergewaltigt worden ist, so lange (unter anderem im Intimbereich durch mit Stachel bewehrte Dildos) malträtiert werden soll bis sie zugibt, dem Getöteten Haus und Hof geöffnet zu haben. Um sich weiteren Torturen zu entziehen, beißt sie sich schließlich selbst die Zunge ab.

Ein junger Mann erwischt seine Verlobte im Bett mit dem Dorfvorsteher, der für sich das Recht in Anspruch nimmt, jede Dorfschönheit zunächst selbst zu genießen, bevor sie unter die Haube darf, ob diese nun will oder nicht. Der gehörnte Ehemann in spe tötet zunächst den Lustgreis, verfällt aufgrund seiner Bluttat danach aber stante pede dem Wahnsinn und zwingt seine Liebste in eine ausgeklügelte Bondage-Fesslung, in der sie ihm hilflos ausgeliefert ist, sodass er sie unter anderem mit spitzen Gegenständen und scharfem Senf quälen kann. Am Ende muss eine exorbitante Heckenschere her, um der unschuldigen Frau ihr Geschlechtsteil zu zerschneiden.

Ein Maler möchte die ultimative Ekstase ins Bild bannen, wozu er eine masochistische Kundin, die dies von ihm einfordert, endlosen Peitschereien unterzieht. Von seiner Ehefrau bei diesen BDSM-Sessions ertappt, versucht er ihr zu erklären, dass seine Liaison mit der zweiten Frau nicht etwa plumper Sexualbefriedigung dient, sondern das höhere Ziel der Kunst im Blick hat, und bietet ihr an, Zaungast bei den weiteren Ausflügen in die Welt der freiwilligen Folterqualen zu sein. Lange hält die Gattin es aber nicht aus, zuzusehen, wie ihr Mann die Dame nahezu bewusstlos prügelt, und wirft sich in die Bresche, worauf allerdings das vermeintliche Opfer sie in lesbische Spielereien verwickelt, die damit enden, dass die Sklavin der Malersfrau beim Cunnilingus die Schamlippen abbeißt.

Eine Prinzessin befindet sich mit einer Dienerin auf der Flucht vor einer Bande Ninjas, die es auf einen geheimnisvollen Stein abgesehen haben, der sich in ihrem Besitz befinden soll und den sie über eine nicht näher definierte Grenze ins Reich eines Verwandten zu bringen versucht, wo sowohl ihr Leben als auch das Kleinod in Sicherheit wäre. Natürlich werden die beiden Frauen alsbald von den vermummten Häschern eingekesselt, in eine naheliegende Höhle verschleppt und unmenschlicher Pein ausgesetzt, um aus ihnen das Versteck des Steins herauszupressen. Da beide sich jedoch weigern, ihre Zungen zu lockern, müssen eben ihre Vaginen auf den Grill.

Tja, da habe ich gestern noch getönt, dass ich mir nach den beiden Torture-Porn-Filmen des eigentlich für wesentlich anspruchsvollere Werke bekannten Koji Wakamtasu – namentlich GÔMON HYAKUNEN-SHI und JOKEI: GOKINSEI HYAKUNEN – so schnell keinen Ausflug in die äußerst fragwürdigen Gefilde japanischer Frauen-Folterfilme der 70er Jahre mehr gönnen werde – und schon sitze ich vor einer Kurzkritik für den 1976 ebenfalls im Auftrag der Shintoho gedrehten ZANGYAKU JOKEI-SHI, dessen englische Verleihtitel wie CRUEL HISTORY OF THE FEMALE INQUISITION oder HISTORY OF WOMEN’S TORTURE im Grunde keine Fragen offenlassen.

Glücklicherweise kann ich meine Zeilen zu diesem Machwerk dann aber doch relativ kurz halten, pendelt sich der von einem gewissen Shinya Yamamoto verbrochene Streifen doch gewissermaßen zwischen der klinischen Kälte von Wakamatsus GÔMON HYAKUNEN-SHI und dem vor allem durch massiven Kunstblut-Einsatz wesentlich farbenfroheren und expliziteren TOKUGAWA ONNA KEIBATSU-EMAKI: USHI-ZAKI NO KEIN von Yuji Mikoguchi ein. Ja, auch bei ZANGYAKU JOKEI-SHI finden sämtliche Körperdekonstruktionen konsequent im Off statt, sodass der Gore-Hund erneut weitgehend ohne Knochen auskommen muss; und, ja, auch in diesem Filmchen sind selbstverständlich sämtliche Geschlechtsteile und sogar ihre weiträumigen Peripherien konsequent mittels Blurring zensiert; und ja, auch diesmal werden in einer Laufzeit von wenig mehr als sechzig Minuten insgesamt vier Episoden verbraten, die nicht nur inhärent wirken, als seien es Abfolgen kleiner Porno-Sequenzchen für den Torture-Porn-Aficionado, sondern auch innerhalb ihrer extratextuellen Struktur ganz offensichtlich der Logik einer Clip-Show folgen, deren zentrale Spektakel die (erneut wohlgemerkt außerhalb des Bildkaders stattfindenden) möglichst kreativen Verstümmelungen weiblicher Schambereiche sind. Im Unterschied zu den beiden als Referenzen genannten Filmen gilt bei Yamamoto indes, dass durchaus versucht wird, die sowohl freiwilligen wie unfreiwilligen Sex- und Folterszenen mit einer erotischen Aura zu ummänteln. Während TOKUGAWA ONNA KEIBATSU-EMAKI vollkommen in seinen stellenweise die Lächerlichkeit streifenden Abartigen versinkt und während GÔMON HYAKUNEN-SHI immerhin attestiert werden kann, dass der Film seine Gräuel nicht sonderlich erotisch auflädt, da müht sich ZANGYAKU JOKEI-SHI noch der misogynsten Phantasie etwas Stimulierendes abzutrotzen.

User Wetbones bringt es in seiner Review auf der imdb eigentlich ziemlich gut auf den Punkt: Wie soll man sich eine Sitzung der Shintoho-Führungsriege Mitte der 70er Jahre bloß vorstellen, bei der die Finanzierung vorliegenden Films beschlossen worden ist? Da sitzen mehrere gutsituierte Männer in Nadelstreifenanzügen, vor sich Tee oder Sake, zu Hause Frau und Kind, und beschließen einstimmig: Oh ja, ein Episodenfilm, dessen Fokus auf den mannigfaltigen Weisen, wie man einer Frau das Geschlechtsteile mutilieren kann, das klingt doch nach einem lohnenswerten Projekt! Dass Wetbones diesem, meiner Meinung nach, in jedweder Hinsicht zu vermeidendem Streifen dann trotzdem die Höchstwertung von 10/10 gibt, kann ich allerdings überhaupt nicht nachvollziehen…