Handlung:
Der Witwer Lester ist spielsüchtig. Wie jeder erwachsene Mann in dieser Situation muss auch er sich überlegen ob er sich eine Arbeit sucht oder ob er einfach nach reichen Witwen ohne nähere Angehörige forscht, diese bezirzt und unter Einfluss von Alkohol überredet ihm das Versteck ihres Bargeldes zu verraten, nur um sie dann auf grausamste Weise umzubringen und die Leichen auf meist noch grausamere Art und Weise zu entsorgen…Er entscheidet sich natürlich für Letzteres, doch bald spielt ihm seine Psyche ein paar böse Scherze…
Kritik:
Lucio Fulci, damals schon ein alter Hase im Horror-Genre arbeitete hier mit einer kleinen Riege an Darstellern und einem offenbar noch kleineren Budget, schaffte es aber trotzdem durch Erfahrung und Sinn für Humor einen netten kleinen Film zu zaubern, der um einiges mehr kann, als man auf den ersten Blick (den ich übrigens bei „Nightmare Concert“ geworfen habe
![Wink ;)](./images/smilies/icon_e_wink.gif)
) vermuten würde.
Am meisten beeindruckt hat mich, wie der Killer und Protagonist des Filmes eingeführt wird. Er, ein in die Jahre gekommener Junggeselle, lässt sich’s einmal so richtig gut gehen, brät sich ein leckeres Steak und schaut sich einen Film an. Sofort haben wir Sympathie und Identifikation mit dem Gutsten, seine ganze Erscheinung mit Vollbart und Brille wirkt recht reizend und gemütlich und auch das Ritual des sich einen netten Abend mit leckerem Essen vor den Fernseher zu Machens dürfte uns nicht unvertraut sein (nicht zuletzt weil ich bei Sichtung auch mein Abendmahl einnahm
![Very Happy :D](./images/smilies/icon_e_biggrin.gif)
).
Als die Kamera auf den Fernseher gerichtet wird, merken wir das irgendetwas nicht stimmt. Zu sehen ist augenscheinlich ein Erotikfilm mit einer Darstellerin gegen welche die Alte aus "Shining" die reinste Edwige Fenech ist, wenn ihr versteht was ich meine
![Sad :(](./images/smilies/icon_e_sad.gif)
. Aber das ist nur eine kleine Verstimmung, der erneute Fokus auf Lester überzeugt uns wieder von seiner positiven Ausstrahlung, welche erst bricht, wenn wir sehen, dass er das Steak, welches er genüsslich verputzt aus der Hüfte einer getöteten Frau geschnitten hat, welche er in der nächsten Szene mit Untermahlung einer schönen klassischen Musik mithilfe einer Kettensäge in Einzelteile zersägt. – Ein grandioser Einstieg!
Gespielt wird der Mörder von Brett Halsey, den wir am ehesten als den Rächer in „Heute ich…morgen du!“ kennen. Hier legt er eine wundervolle Performance an den Tag. Bei all den furchtbaren und ekelhaften Dingen die er tut bleibt er verhältnismäßig kühl, zieht aber so eine versnobte Miene, die andeutet, dass ihn sein Handeln ein kleines Bisselchen anwidert, aber nur ganz wenig. Meist scheint er auch mehr genervt von den mit den Morden einhergehenden Problemen zu sein, was für ziemlich viel Komik auch in den härteren Szenen sorgt. Das Geniale an seiner Darstellung ist auch, dass er zwar wie ein gutmütiger Mensch, der keiner Fliege was zu leide tun kann, rüberkommt, wir ihm seine Verbrechen, nachdem wir von ihnen erfahren haben, aber ebenfalls ohne zu zweifeln abkaufen.
Für Komik ist stets gesorgt. Meistens handelt es sich dabei um schwarzen Humor, welcher mich in Szenen wie dem problematischen Verstauen einer Leiche im Kofferraum oder am Beifahrersitz in schallendes Gelächter versetzte und den Film hier und da schon wie eine Hardcore-Version von „Immer Ärger mit Harry“ erscheinen lässt.
Halseys Darstellung macht so viel Laune, dass ich eigentlich gar keine Handlung gebraucht hätte, es wäre auch witzig gewesen ihm achtzig Minuten ein wenig beim Verführen und Morden zuzusehen. Ungefähr nach der Hälfte setzt aber der Part ein, in dem Lester offensichtlich durch Schuldgefühle verursacht, beginnt, unter Verfolgungswahn zu leiden. Dies nimmt ein wenig von der anspruchslosen Unterhaltung der ersten halben Stunde, beschert dafür aber eine geballte Ladung an Spannung und Mystik.
Das Einzige was mich an den Streifen gestört hat war, dass einige Handlungselemente eingeworfen aber nicht mehr aufgegriffen werden, wie die Schweine, an die Lester sein erstes Opfer verfüttert. Oder seine kannibalistischen Neigungen, die ihn sofort wie einen Psychopathen wirken lassen der mordet, halt weil er ein Psychopath ist; wogegen er im späteren Verlauf des Filmes als einzigen Beweggrund für seine Taten seinen Geldmangel vermuten lässt.
Aber diese kleine Schwäche verzeihe ich „When Alice broke the Mirror“ gerne, wie auch die Tatsache, dass ich keine Ahnung habe was der Titel mit der Story zu tun hat.
![Facepalm :palm:](./images/smilies/facepalm.gif)
Ich denke mal, dass es eine Anspielung auf „Alice im Wunderland“ sein könnte
![Confused :?](./images/smilies/icon_e_confused.gif)
, da in dieser Buchreihe ein Spiegel eine wichtige Rolle spielt, aber dies wird im Film in keinster Weise aufgegriffen und macht es so verwirrend wie wenn man „Ein Zombie hing am Glockenseil“ „A Heart for the Tin Man“ nennen würde.
![Jaaa! :nick:](./images/smilies/nick.gif)
Was sagst du da ofdb? Es gab einen Charakter namens Alice in dem Film? Hm, die einzige Frau die eine größere Rolle hat heißt aber Virginia
![Question :?:](./images/smilies/icon_question.gif)
, also muss diese Alice irgendeines der Mordopfer gewesen sein!
![Confused :?](./images/smilies/icon_e_confused.gif)
Aber erstens wäre keines von denen Titelwürdig und zweitens hat keines von ihnen einen Spiegel zerbrochen
![Confused :?](./images/smilies/icon_e_confused.gif)
…oder hab ich da was übersehen
![Sad :(](./images/smilies/icon_e_sad.gif)
? Ich glaube ich mache mir zu viele Gedanken!
So, gibt es noch was zu erwähnen? Ach ja, Al Cliver schaut ein paar mal kurz vorbei.
Fazit: Mit sichtlich einfachen Mitteln gedrehter Horrorfilm, der durch einen talentierten Lucio Fulci und einen Brett Halsey in Höchstform eine geniale Mischung aus Spannung, Horror und Komik erzeugt. 8/10