Von der Schauburg zum Schauburgle

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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

188. The Killer Is One Of Thirteen (Javier Aguirre, 1973)
Die reiche Witwe Mandel (Patty Shepard) hat Bekannte ihres verstorbenen Mannes zu sich auf den
riesigen Landsitz eingeladen. Offiziell um ihres Gatten zu gedenken. Inoffiziell um seinen Mörder
zu entlarven. Denn die Witwe geht im Gegensatz zu offiziellen Stellen von einem gewaltsamen
Tod aus und vermutet den Schuldigen unter den Gästen. Als sie diesen Gedankengang beim
gemeinsamen Abendessen kundtut, beginnt ein Ränkespiel von Gemeinheiten und Verdächtigungen.
Auf dem sonnigen Landsitz schlägt die heitere Partystimmung um, und es treten die dunklen Seiten
der Gäste zu Tage. Jeder meint etwas verbergen zu müssen, und so kommt es schießlich
zum ersten Mord....

Die neue Veröffentlichung von Vinegar Syndrome schlägt natürlich meine alte DVD-R um Längen.
Ich glaube, der Streifen hat noch nie so gut ausgesehen. Die an Agatha Christie angelehnte Story
braucht natürlich ein bißchen lange, um in die Gänge zu kommen. Es macht allerdings Spaß,
gestandenen Genregrößen wie Simon Andreu, Paul Naschy, Jack Taylor oder auch Carmen Maura
zuzuschauen. Dabei kann man bis zu einem gewissen Grad auch darüber hinwegsehen,
daß dieser spanische Vertreter in Sachen Zeigefreudigkeit, Tempo und Eleganz nicht
allererste Sahne ist.
6/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

189. La Polizia brancola nel buio (Helia Colombo, 1975)

Ein etwas älterer Kommentar:
Die Vita des "Regisseurs" Helio Colombo weist genau ein Werk auf, nämlich den fast schon in Vergessenheit
geratenen "La polizia brancola nel buio".

In einem kleinen Städtchen außerhalb Roms verschwinden immer wieder hübsche junge Frauen.
Ein irrer Messerstecher geht um. Die Opfer bleiben verschwunden. Die Polizei tappt im Dunkeln.
Der Journalist Giorgio wittert eine große Story und schickt eine Freundin in den Ort. Nachdem diese
auch verschwindet, begibt sich Giorgio höchstselbst auf die Suche und landet schließlich
auf dem weitläufigen Anwesen des an den Rollstuhl gefesselten Künstlers Parissi. Dieser
lebt hier mit seiner Frau und seiner Nichte. Der undurchsichtige Hausarzt Dr. Dalla
ist auffällig oft Gast in diesem Hause.
Auch der geistig behinderte Sohn des örtlichen Wirtsehepaares scheint sich ständig bei Parissi
aufzuhalten. Der Diener Alberto und das Hausmädchen Lucia vervollständigen das obskure Ensemble.
Doch fast jeder der vorgenannten hat seine Geheimnisse und verbirgt seine wahren
Absichten vor den anderen.

Parissi selbst ist in seinem stillen Kämmerlein der Gedankenfotografie auf der Spur!
Da er seine Frau körperlich nicht mehr befriedigen kann, hat er nichts dagegen, daß diese
sich mit deren gemeinsamer Nichte vergnügt!
Die Nichte und das Hausmädchen Lucia wiederum machen dem neuangekommenen Giorgio,
der im übrigen D'Amato mit Nachnamen heißt, eindeutige Avancen. Und dieser ist kein
Kostverächter!
So nebenbei erfahren wir, daß Lucia an Erotomanie leidet! Aha, wer hätte das gedacht.
Ist gerade kein anderer Mann in der Nähe, vergnügt sie sich auch mal zwischendurch mit dem Wirtssohn.

Ein buntes Durcheinander, das storytechnisch allein von seiner Schmiere zusammengehalten wird.
Als Parissi in seinem Rollstuhl eine Fluchtszene durch Haus und Garten vollführt, fühlte
ich mich an Franklin Hardestys Fluchtszene in TCM erinnert.
Die Auflösung kommt wohlwollend ausgedrückt als Argento-Hommage daher. Natürlich
entlarvt die Gedankenfotografie den Täter!

Billig, schmierig, handwerklich weit entfernt von perfekt ist für Komplettisten ist dieser abseitige
Giallo aber dennoch sehenswert.
Meine Fresse, was damals alles gedreht wurde! :hirn:
5,5/10


Dem gibt's bei der neuerlichen Sichtung kaum etwas hinzuzufügen. Natürlich sieht der Streifen
dank Vinegar Syndrome hervorragend aus, ist aber keineswegs totremastered, sondern
weiterhin auch bildlich schön sleazig.
Und ich erhöhe mal auf 6/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

190. Kommissar x - Drei gelbe Katzen (Rudolf Zehetgruber, 1966)
Auf Sri Lanka kommt ein amerikanischer Botschaftsangehöriger gewaltsam zu Tode. Dessen
Kollegin Babs Lincoln (Ann Smyrner) scheint die nächste auf der Todesliste zu sein. Zu ihrem
Schutz werden sowohl Jo Walker alias Kommissar X (Tony Kendall) und auch Captain Rowland (Brad Harris)
eingeflogen. Gemeinsam kommen die beiden einer großangelegten Verschwörung auf die Spur.
Doch Karatekiller King (Dan Vadis) und Sprengmeister Nitro (Siegfried Rauch) stellen
sich dem Duo immer wieder in den Weg; Kollateralschäden bleiben nicht aus.

Rudolf Zehetgruber führte beim zweiten Kommissar-X-Abenteuer Regie. Es mag wohl
am exotischen Drehort sowie der gelungen Kameraarbeit Klaus von Rautenfelds liegen,
daß mir Teil Zwei etwas mehr zusagte als der Vorgänger. Die Story trumpft natürlich wieder
mit Bierdeckelgröße auf. Doch die charismatischen Gegenspieler und die offenbar
selbst gedrehten (Vadis/Harris) gedrehten Stunts bieten eine gewisse Faszination.
Mit leichtem Nostalgiezuschlag gerade mal so
6/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

191. Die Nackte und der Satan (Victor Trivas, 1959)
In seiner Privatklinik stellt Professor Abel (Henri Michel) gar ungeheuerliche Forschungen an. Gerüchteweise
sei es ihm gelungen, den abgetrennten Kopf eines Hundes mittels komplizierter Apparaturen
und streng geheimer Seren vier Wochen am Leben zu erhalten.
Der ehrgeizige und skrupellose Dr. Ood (Horst Frank) hat von Abels Forschungen gehört
und möchte als dessen Assistent anheuern. Zu diesem Zweck bringt er den bisherigen
Assistenten Abels unter die Erde. Als dann Abel einem Herzinfarkt erliegt, gelingt
es Ood tatsächlich, dessen Kopf am Leben zu erhalten. Oods Ziel: So lange wie möglich mit dem
genialen Abel kommunizieren, bis er dessen letzte Geheimnisse ergründet hat.
Irgendwann fühlt sich Ood dafür bereit, eine Kopfverpflanzung vorzunehmen.
Hierzu bietet sich die körperlich entstellte Schwester Irene geradezu an. Der Kopf
von Irene mit dem perfekten Körper der Striptänzerin Lilly kombiniert wäre Oods
Meisterstück....

Einer der wenigen deutschen Horrorfilme der 1950er, orientiert sich der vom
gebürtigen Russen Victor Trivas inszenierte Streifen an der Mad Scientist Thematik.
Wie im übrigen einige deutsche Genrefilme jener Zeit (z.B. "Alraune").
Auch eine Nähe zum 1953 entstandenen "Donovan's Brain" läßt sich nicht
verleugnen. Auch kommt einem bei den Unterhaltungen Oods mit dem
Kopf Abels sofort "Re-Animator" in den Sinn.
Produzent Wolf C. Hartwig ("Ein Toter hing im Netz"9 jedenfalls erkannte, daß man auch in Deutschland
mit Genrefilmen Geld verdienen konnte. Wobei "Die Nackte und der Satan" auch schon
nach damaligen Sehgewohnheiten kaum Grusel und Horror bot. Dennoch
hat man als Zuseher seinen Spaß dabei, viele bekannte deutsche Schauspieler in
dieser Obskurität von Film agieren zu sehen.
Wobei Horst Frank mit seiner Theatralik bei weitem den Vogel abschießt.
6,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

192. Dark Stories To Survive the Night (Guillaume Lubrano / François Descraques, 2019)
Ein Dämon hat es auf Christines (Kristanna Loken) Sohn abgesehen. Nachdem er Christine im Keller
ihres Hauses überwältigt und gefesselt hat, ist der Sohn das nächste Ziel. Doch Christine erwirkt
einen Aufschub. Solange sie unheimliche Geschichten erzählt, wird der Dämon dem Jungen
nichts tun.

Und so bekommt der Dämon, respektive wir, fünf gruselige Geschichten dargeboten.
Da geht es zum ersten um Bilder eines Museums, die die Fähigkeit besitzen, den
Betrachter im wahrsten Sinne des Wortes einzusaugen.
Eine Joggerin wird in einem Park von einem Serienmörder gejagt, oder geht die größere Gefahr
von den sich im Park herumtreibenden Geistern aus?
Ein gerade Ermordeter erwacht im Leichenschauhaus und führt zunächst angeregte Gespräche
mit dem Leichenbeschauer, bevor er auf Rachefeldzug geht.
In einer weiteren Geschichte wird eine junge Frau von einem Dschinn verfolgt.
Diesen wieder loszuwerden gestaltet sich äußerst schwierig.
Zu guter Letzt fährt ein Reporterteam zum Bauernhof eines UFO-Gläubigen (Dominique Pinon),
der die nahende Apokalypse voraussagt. Doch keiner glaubt ihm. Ein großer Fehler?

Dieser französische Omnibusfilm, war wohl als Serie konzipiert. Die Stories sind jetzt
allesamt nicht sonderlich kreativ, atmen aber definitiv französischen Flair.
Insgesamt kurzweilig unterhaltsam, Mehrfachsichtung allerdings eher weniger vorprogrammiert.
6,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

193. Blood And Diamonds (Fernando DiLeo, 1977)
Guido Mauri (Claudio Cassinelli) ist ein Kleinkrimineller, der bei einem Einbruch geschnappt wird.
Er fühlt sich vom Big Boss Rizzi (Martin Balsam) verraten, hält jedoch dicht. Nach seinem
Gefängnisaufenthalt kennt Mauri nur noch ein Ziel: Rache an Rizzi.
Dieser setzt daraufhin seinen Bluthund Tony (Pier Paolo Capponi) auf Mauri an.
Die Prostituierte Lisa (Barbara Bouchet) verkehrt sowohl mit Tony als auch mit Guido.
Auf wessen Seite wird sie sich letztendlich schlagen?

Einer der weniger bekannten Polizeifilme DiLeos, auch ohne deutsche Veröffentlichung bislang.
Zwar fehlt dem Streifen bisweilen die Durchschlagskraft eines "Milano Kaliber 9".
Auch wirkt Antiheld Mauri mit seinem schlurfenden Gang und seinen abgetragenen Klamotten,
die er den ganzen Film über trägt, eher wie auf Tranquilizer. Ein Rachefeldzug mit Pauken
und Trompeten sieht jedenfalls anders aus.
Für den Italo-Fan gibt es hier definitiv genug zu entdecken, besonders in der vorliegenden
Fassung von 88 Films. Bacalov, Balsam, Bouchet, Cassinelli, ein aufwendig gefilmtes Anti-Finale.
Was will man mehr?
6,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

194. Katakomben des Grauens (Bernard L. Kowalski, 1959)
Irgendwo in den Sümpfen Floridas. In einem kleinen Kaff betreibt Dave Walker (Corman-Spezi Bruno VeSota)
eine Kneipe. Seine wesentlich jüngere Frau Liz (Yvette Vickers) hält nicht viel von Treue und vergnügt
sich mit Cal. Als Dave dahinter kommt, jagt er die beiden Turteltäubchen mit seiner Flinte in die Sümpfe.
Als die beiden nicht mehr auftauchen, beginnt eine von Steve (Ken Clark) geleitete großangelegte Suchaktion.
Dabei stoßen die Männer auf grauenvolle Wesen, die ihre Opfer in Höhlen gefangen halten, und
ihnen das Blut aussaugen.....

Dank Anolis kann man nun auch bei uns in den Genuß dieses billigen Monsterstreifens aus dem Jahre 1959
kommen. Die Veröffentlichung enthält mehrere Versionen des Films. Unter anderen auch jene, in
dem "Katakomben des Grauens" mit "Das Grauen kam um Mitternacht" zusammengeschnitten wurde.
Der Streifen dauert nur etwa sechzig Minuten, gut so. Die Monster sind herzallerliebst,
die Story zusammengestückelt und Effekte kaum vorhanden. Trotzdem rettet die kurze Laufzeit
die Sympathiepunkte für den Monsterschmonz.
Wer auch den günstigeren Streifen aus der "Galerie des Grauens" etwas abgewinnen kann,
macht auch hier nichts falsch.
5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

195. Geheimauftrag K (Val Guest, 1967)
Spielzeugfabrikant Philipp Scott (Stephen Boyd) ist zugleich Agent des britischen Geheimdienstes.
Sein aktueller Auftrag führt ihn nach München. Dort soll er von einem Kontaktmann wertvolle Informationen
per Mikrofilm abholen und nach London bringen. Während seines Aufenthaltes verguckt sich Scott allerdings in
die schwedische Touristin Toni Peters (Camilla Sparv). Da Arbeit und Techtelmechtel natürlich schlecht zusammenpassen
und die Gegenseite auch nicht schläft, dauert es nicht lange, bis Toni als Druckmittel gegen Scott
eingesetzt wird. Um ihr Leben zu retten, versucht Scott einen gewagten Schwindel.....

Britischer Agentenfilm von Routinier Val Guest. Einer der vielen James-Bond-Epigonen der, in diesem Fall,
eher ruhigen Art. Die anfangs überwiegend heiter-beschwingte Stimmung wechselt allmählich über in immer
düsterere Gefilde. Verrat und Tod lauern an jeder Ecke. So ist auch das Ende eher Anti-Bond:
► Text zeigen
Viel Drehzeit wurde in Deutschland und Österreich verbracht, daher sind auch viele deutschsprachige
Darsteller an Bord (Robert Hoffmann, Herbert Fux, Carl Möhner, Vivi Bach, Werner Peters, Dieter Geissler,
Peter Capell, uvm.). Schöne Zeitreise in gar nicht so schöne Kalter-Krieg-Zeiten.
7/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

196. Examen (Jimmy Huston, 1981)
Am Lanier-College werden gerade die Examen geschrieben. Doch die Studenten haben im Moment ein
anderes Thema: In einer Nachbarstadt wurde ein Liebespaar erstochen. Noch während man sich
darüber den Mund zerreißt, fährt ein schwarzer Kastenwagen vor. Vermummte mit Gewehren
springen heraus, und es sieht so aus, als würde gleich ein Massaker stattfinden.
Doch es handelt sich um einen Studentenstreich, um die Examen zu stören.
Das Aufatmen dauert nicht lange, denn bald geschieht tatsächlich ein Mord.....

Ein weiterer College-Slasher aus der Hochphase des Genres. Der nicht gerade als
Vielfilmer bekannte Jimmy Huston versuchte sich mit "Final Exam" dem Trend anzuschließen.
Daß das Stalk'n Slash erst recht spät in Fahrt kommt liegt daran, daß die Protagonisten
zunächst viel Zeit mit dem üblichen College-Kram verbringen. Das mag langatmig wirken,
kann einem aber auch die, wenn auch nicht durchgängig sympathischen, so doch durch
ihre Stereotypen überzeichneten Charaktere näherbringen. Zudem ist das als Drehort
dienende College recht atmosphärisch eingefangen.
Der namen- und motivlose Killer verbreitet durch seine stoische Ruhe durchaus ein
Michael-Myers-Feeling, auch ohne Maske. Die letzte halbe Stunde ist dann mit
Höhepunkten gespickt, wobei der Regisseur bewußt auf allzu blutige Details verzichtete.
Definitv kein Refenrenzwerk des Genres, aber allemal sehenswert!
6,5/10
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

197. Blood Delirium (Sergio Bergonzelli, 1988)
Dank Vinegar Syndrome nun auch diese Bildungslücke geschlossen! Und als Sahnehäubchen
bekommt man sogar die komplette Fassung in all ihrer wahnsinnigen Pracht zu sehen und
nicht die bisher kursierende, schon vor ihrer Veröffentlichung in Italien geschnittene Version.

John Philipp Law gibt Charles Saint Simon, einen auf einem Schloß hausenden Maler,
der sich selbst für die Reinkarnation Vincent van Goghs hält. Nicht von ungefähr
weisen Simons Bilder eine gewisse Ähnlichkeit mit den Werken des flämischen
Künstlers auf. Simons Faktotum Hermann (Gordon Mitchell) und Simons Frau Sybille
(Brigitte Christensen) sind die weiteren Bewohner des Schlosses. Eines Tages
verstirbt Sybille nach kurzer schwerer Krankheit. Ihr Leichnam wird in der Schloßkappelle
aufgebahrt. Diese Gelegenheit läßt sich Hermann nicht entgehen. Eines Nachts vergeht
er sich an der Aufgebahrten. Simon stößt zufällig dazu und ist zwar angewidert,
läßt aber keine Konsequenzen folgen.

Ein Jahr später trifft Simon bei einer Ausstellung Christine (Brigitte Christensen),
der er für die Reinkarnation von Sybille hält. Er lädt sie zu sich auf's Schloß ein.
Da Christine zuvor schon Vibes von Sybille empfangen hat, läßt sie sich darauf ein.
Doch ein entscheidendes Detail fehlt Simon noch, um seine frühere Genialität
wiederzuerlangen. Per Zufall stößt er darauf, daß mit der Beimengung von Blut
zu seinen Farben das Problem gelöst ist. Fortan gibt es kein Halten mehr für
Hermann. Er kann nun mit Billigung von Simon seinen mörderischen, nekrophilen
und kannibalistischen Neigungen in vollen Zügen nachgehen...

"Blood Delirium" ist ein Italo-Streifen der Spätachtziger, der noch mal voll auf die
Kacke haut. Regisseur Bergonzelli ("In The Folds Of Flesh") war jedenfalls überzeugt,
mit seinem letzten Werk sein Meisterstück geschaffen zu haben.
In einem Interview äußert sich Brigitte Christensen etwas kryptisch zum Regisseur.
Ihr damaliger Mann Marco Di Stefano, der Christines Liebhaber Gerard spielt,
wird da etwas deutlicher. Er unterstellt Bergonzelli ihn absichtlich beim Dreh
in gefährliche Situationen gebracht zu haben, um dann freie Bahn bei
Brigitte Christensen zu haben.
Pornosternchen Olinka Hardiman taucht in einer Nebenrolle auf und wird
hier auf die etwas andere Art aufgespießt.
Aufrichtiger Dank an Vinegar Syndrome für das Auftreiben und Aufbereiten
dieses Streifens!
6/10
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