Blue My Mind - Lisa Brühlmann (2017)
Verfasst: Mi 25. Aug 2021, 15:26
Originaltitel: Blue My Mind
Produktionsland: Schweiz 2017
Regie: Lisa Brühlmann
Darsteller: Luna Wedler, Zoë Pastelle Holthuizen, Regula Grauwiller, Georg Scharegg, Lou Haltinner, Yaël Meier
Neue Schule, keine Freunde, Stress mit den Eltern, zum ersten Mal Menstruieren: Für die 15jährige Mia wartet nach dem Umzug gen Zürich das volle Pubertäts-Programm, dem sie damit begegnet, dass sie sich einer Gruppe gleichaltriger Mädchen anschließt, deren Rebellinnentum sich in Ladendiebstählen, Drogenkonsum und schrankenlosem Sex manifestiert. Während Mia eine Grenzüberschreitung nach der andern begeht, mit einem Jungen in die Kiste steigt, der sie nach einem Fünf-Minuten-Quickie linksliegenlässt, die Unterschrift ihres Vaters fälscht, um an einem Schulausflug in einen Freizeitpark teilnehmen zu dürfen, und mit ihrer frischgebackenen Busenfreundin Gianna Experimente anstellt, bei denen sie sich bis zur Bewusstlosigkeit würgen, registriert unsere Heldin aber auch zunehmend verstörende Veränderungen am eigenen Körper: Wieso sind ihre Zehen auf einmal durch eine zarte Schwimmhäute miteinander verbunden? Und weshalb plagen sie Gelüste, unbedingt die Goldfische aus Mamas Aquarium verspeisen zu müssen? Und warum gibt es eigentlich keine Photos ihrer Mutter, wo diese schwanger ist? Sollte sie am Ende adoptiert sein? Und falls ja, wer sind dann ihre richtigen Eltern? Fragen über Fragen, deren Antworten in einen glitschigen Fischschwanz münden…
DER NACHTMAHR. RAW. Großartig nach Referenzen muss man beim Debüt-Spielfilm BLUE MY MIND von Schauspielerin Lisa Brühlmann nicht suchen: Seine Mixtur aus Coming-of-Age und handfestem Body Horror koppelt das jugendliche, weibliche Sexualerwachen an lovecraft’sche Körpermetamorphosen – quasi Franz Kafkas VERWANDLUNG inszeniert als Teenie-Drama. Hauptdarstellerin Luna Wedler spielt begnadet; der eine oder andere unerwartete Schockmoment schlägt perfekt in die Nieren; und am Drehbuch gibt es generell auch nichts zu meckern: Da werden sämtliche relevanten Szenarien einer handelsüblichen Pubertät abgeackert, vom Selbstentfremdungsgefühl dem eigenen Körper gegenüber bis hin zur Erforschung der eigenen Libido, Vollsuffpartys mit Erbrochenenfontänen und einem ersten Mal, das ungefähr so romantisch ist wie ein Candle-Light-Dinner bei Burger King. Trotzdem fehlt mir irgendetwas: Vielleicht ist mir die Symbolik des Films dann doch zu plakativ? Vielleicht hätte ich mir bei der geradlinig erzählten Story noch die eine oder andere überraschende Plot-Volte gewünscht? Vielleicht ist der Verlauf der Handlung ein wenig zu leicht voraussehbar für jemanden, der das Genre-Kino kennt wie seine Westentasche? Ein guter Film ist BLUE MY MIND nichtsdestotrotz: Wer auf Meerjungfrauen steht, sollte hier nicht vorbeischwimmen…