Wenn es Nacht wird in Paris - Jacques Becker (1954)
Verfasst: Di 18. Jan 2022, 21:41
F/I 1954
OT: Touchez pas au grisbi
D: Jean Gabin, Lino Ventura, René Dary, Jeanne Moreau
Ein Goldbarrenraub. 2 Ganoven. 50 Millionen Francs. Es hätte das perfekte Verbrechen und die Chance auszusteigen werden können. Bis der unvorsichtige Riton stolz alles seiner Freundin Josy erzählt. Die spielt ein falsches Spiel mit ihm und steckt es im Gegenzug ihrem Freund, dem Zuhälter und Drogenboss Angelo. Dieser plant nun seinerseits sich das Gold gewaltsam anzueignen. Deshalb lauern seine Männer Ritons Partner Max auf, doch der kann den Angriff erfolgreich abwehren, nicht jedoch die Entführung seines tüddeligen Kumpanen Riton... (OFDB)
Ja, der Goldbarrenraub. Der Auslöser der Ereignisse, doch um den Raub selbst geht es hier nicht im geringsten. Der Coup liegt bereits Wochen zurück, aber noch nicht lange genug, dass die Ware abgekühlt ist.
Hier geht es vielmehr um einen 90minütigen Einblick in die Halbwelt von Paris. Eine Welt, in der Max eine bedeutende Rolle spielt. Ein Gentleman, stets elegant gekleidet, umgeben von einem Nimbus der Unangreifbarkeit, aber auch jemand, der ohne mit der Wimper zu zucken, jemanden umlegt, wenn es nötig ist. Aber Max will das alles nicht mehr, er mag diese Rolle nicht mehr spielen. Eine Wohnung am Stadtrand hat er sich bereits zugelegt, in der er einen bürgerlichen Ruhestand verbringen will, zurückgezogen vom Milieu. Und dafür braucht er seine Hälfte vom Golderlös.
Und wenn sein alter Freund Riton nicht mit der erheblich jüngeren Josy (die Synchro macht da stets "Joschi" draus!) liiert wäre, und wenn der Max nicht die Josy in ihrer Nachtclubgarderobe mit dem altersmäßig passenderen Angelo (erste Filmrolle von Lino Ventura!) beim Knutschen erwischt hätte, und wenn der Angelo daraufhin nicht geldgeil geworden wäre und Riton entführt hätte, und wenn es dann nicht zu einem Austausch von Gold gegen Geisel gekommen wäre, und wenn dann nicht noch..., dann hätte der Plan aufgehen können. Aber so? In einer Welt, in der Institutionen wie die Polizei nicht existieren?
Grandioser französischer Film noir mit artgerechter toller schwarz-weiß Fotografie und einer superben Darbietung von Jean Gabin.