Deliria-Italiano

Holy Spider Dänemark 2022
Regie: Ali Abbasi
Mit
Zar Amir-Ebrahimi
Mehdi Bajestani
Arash Ashtiani
Forouzan Jamshidnejad
Sina Parvaneh
Nima Akbarpour
Inhalt:
Maschhad, 2001: Der 50-jährige Familienvater Saeed (Mehdi Bajestani) sieht es als seine göttliche Mission, die Straßen der heiligsten Stadt des Iran zu „säubern“. Für ihn bedeutet das, die Prostituierten in der Stadt zu ermorden. Anders als in der Öffentlichkeit Maschhads stoßen die Taten Saeeds auf das Interesse der aus Teheran angereisten Journalistin Rahimi (Sahra Amir Ebrahimi). Sie macht sich auf der Suche nach der Identität des „Spinnenmörders“ und stößt dabei auf starke Behinderungen durch die Behörden und Bevölkerung.
Quelle: https://www.film-rezensionen.de/2022/11/holy-spider/

Holy Spider Sneak Preview. Schauburg Bremen.
Iran 2001. Schauplatz Maschhad. Die heilige Stadt.
Pilger und Religion stehen im Vordergrund. Es gibt aber auch die Schattenseiten der Stadt.
Slums, Drogen und Prostitution. Und ein Serienkiller geht um, der brutal Prostituierte ermordet.
Die Polizei ermittelt nur langsam. Die Journalistin Rahimi berichtet über den Fall und reist extra aus Teheran an, um dann auch selbst zu ermitteln.
Zunächst ist HOLY SPIDER ein toller True-Crime-Serienkiller-Film, eben nach einer wahren Begebenheit aus den Jahren 2001/2002.
Wobei das ungewöhnliche Setting natürlich auch eine Hauptrolle einnimmt. Wir sehen die fast schon flirrende Großstadt Maschhad. (Gedreht wurde wohl in Jordanien) Dabei werden auch die Schattenseiten offenbar. Armut, Drogen und Prostitution. Ein Zwiespalt in einem Land wie dem Iran und 2001 immer mehr in Richtung fundamentale Religiosität aufbrechend. Die Identität des Täters wird dann auch früh preisgegeben. Ein Familienvater, ein Kriegsveteran, der die Straßen im Namen Gottes reinigen will. Dabei wird auch sein Innenleben gezeigt und in einigen Szenen erinnert dies zuweilen an MANIAC. Im Gegensatz dazu sehen wir die Reporterin Rahimi, die immer wieder auf Gegenwind stößt. Dies geht schon beim Einchecken im Hotel los. Alleine? Ohne Mann? Okay. Reporterin. Aber es wird dann doch vor der Scharia gewarnt, da das Kopftuch nicht richtig sitzt. Ihr Chefredakteur in Teheran hat sie sexuell bedrängt, offziell ist sie aber Schuld und der Polizeichef in Maschhad wird sie in ihrem Hotelzimmer irgendwann auch sexuell belästigen. All diese Nebenplots sind natürlich Verbindungen zur Aktualität. Dies wird dann immer weiter geführt. Und besonders das Ende ist dann ein heftigster Schlag in die Magengrube. Offen und plakativ. Ja. Aber in Zeiten wie diesen wohl auch notwendig. Was ich meine ist der Umgang mit dem Killer und seinen Taten, sowohl der Behörden als auch wie alles in der Bevölkerung gesehen wird. Ein guter Serienkillerfilm, der sich bewusst politisch positioniert.
Für mich einer der besten Filme des Jahres. Wobei er kommt offiziell erst im Januar 2023 ins Kino.

Pilger und Religion stehen im Vordergrund. Es gibt aber auch die Schattenseiten der Stadt.

Noch mehr Schattenseiten?

Hört sich interessant an. Wird vorgemerkt.

Auf den freue ich mich sehr. Ai Abbasis' "Border" war für mich schon ein absolutes Highlight. Toller Mann, den man auf dem Schirm haben muss.
Ich hoffe der Film kommt dann wirklich in die Kinos, und ich schaffe dann endlich mal wieder einen Kinobesuch außerhalb unserer Kinoreihe und Kinderfilmen.

Arkadin hat geschrieben: ↑Di 20. Dez 2022, 11:11 Ai Abbasis' "Border" war für mich schon ein absolutes Highlight.

Ja, der Streifen ist sehr schön. Steigert natürlich die Neugier.

Gerade irgendwo gelesen. Abbasi hat wohl auch zwei Folgen der neuen HBO Serie THE LAST OF US (nach dem Videospiel; demnächst auf Sky) inszeniert.
Dann schau ich da doch mal rein.

Ist auf jeden Fall auf der Liste.

Und abgehakt, s. o.

Holy Spider (2022)
Im Kino
In Maschad, der zweitgrößten Stadt Irans, geht ein Serienmörder um, der es auf Prostituierte abgesehen hat. Die Journalistin Arezu Rahimi begibt sich auf die Suche.
Ein Serienmörder Film im Iran. Beruhend auf einen echten Fall. Da geht es nicht nur um die Jagd auf den Killer, sondern auch um die soziale Lage der Frauen im Iran. Gleich zu Beginn tauchen wir in das Leben einer drogensüchtigen, allein erziehenden Prostituierten ein, bis sie den Mörder trifft. Die Opfer werden hier ernst genommen, was die Morde noch viel unangenehmer macht. Doch auch vom Killer wird viel erzählt, trotzdem wird die Motivation nicht schlussendlich aufgeklärt, Frustration, religiöser Auftrag, Kriegstrauma, sonstige psychische Ursachen. Weiterhin wichtig ist der Umgang der Gesellschaft mit dem Fall: der Täter wird von vielen als Säuberer gefeiert, und auch seine Familie ist eher stolz. So endet der Film auch nicht mit der Festnahme oder der Urteilsverkündung.
Filmisch ist das top, klasse Darsteller, klasse Kamera, klasse Regie, toller Sound.
Und in der grundsätzlich bitteren und unangenehmen Stimmung mischt sich ab und an eine krude Art von Humor mit rein.

Ich war gespannt auf den Film, da ich den vorherigen Film des Regisseurs Border sehr schätze. Jetzt wäre ich auch mal an das Debut Shelley interessiert.
Top Empfehlung.

Ich bin durch ein Interview in einer alten Cinema Ausgabe vom Anfang des Jahres auf diesen Film gestoßen. Das Thema klingt sehr interessant und laut Interview war der Regisseur auch um Authenzität bemüht.
Das klingt wirklich sehr interessant aber so ganz sicher war ich nicht ob ich mir den bei Prime für 4,99 Euro ausleihe oder gleich die Blu-ray für 16.99 Euro kaufe.
Was erwarte ich? Einen Thriller? Nur bedingt. Eher erwarte ich einen atmosphärischen Blick, in eine mir völlig fremde Kultur und möglicherweise mit schön eingefangenen Stimmungen, einer guten Story und vielleicht noch eine gelungene Filmmusik mit guten Darstellern?
Nun habe ich hier diesen Thread entdeckt und Eure Bewertungen haben nun dafür gesorgt, dass ich die Blu-ray soeben bestellt habe.
Mein Gefühl sagt, dass der Film mir gut gefallen wird, weil ich die Thematik sehr ansprechend finde.

Ich bin gespannt!

Kollektive Selbstverblendung….










Vielleicht