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All of us Strangers - Andrew Haigh (2023)

Verfasst: Di 5. Mär 2024, 22:18
von fritzcarraldo
All Of Us Strangers
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(2023)
Regie: Andrew Haigh
Mit Andrew Scott, Paul Mescal, Jamie Bell, Claire Foy.
"Adam (Andrew Scott) hat eines Nachts in seinem fast leeren Londoner Hochhaus eine zufällige Begegnung mit seinem mysteriösen Nachbarn Harry (Paul Mescal), die seinen Alltagsrhythmus durchbricht. Sie kommen sich schnell näher und der sonst so introvertierte Adam vertraut sich dem einfühlsamen Harry schnell an. Er erzählt ihm von seiner Kindheit und von seinen Plänen für ein Buch, das er über sein Leben schreiben will. Dazu begibt er sich auf eine schwierige Reise in die Vergangenheit. Er fährt zu seinem Elternhaus, wo alles so zu sein scheint, wie er es zurückgelassen hat. Auch seine längst verstorbenen Eltern (Claire Foy und Jamie Bell) scheinen keinen Tag gealtert zu sein. Hat seine lange Einsamkeit und Trauer dazu geführt, dass er jetzt die Kontrolle über die Realität verliert? Denn wie sollte es sonst möglich sein, plötzlich seinen verstorbenen Eltern gegenüberzustehen?

Basiert auf dem Roman „Sommer mit Fremden” von Taichi Yamada"

Quelle: Filmstarts
https://www.filmstarts.de/kritiken/305976.html

Re: All of us Strangers - Andrew Haigh (2023)

Verfasst: Di 5. Mär 2024, 22:20
von fritzcarraldo
You are always on my mind
All of us Strangers
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3400305.jpg (91.53 KiB) 502 mal betrachtet
Cinema Ostertor OmU.
Andrew Scott (Sherlock) und Paul Mescal (Aftersun) glänzen in diesem ungewöhnlichen Liebesfilm, der sich aber auch irgendwie im Genre des "Phantastischen Films" bedient. Traum, Wirklichkeit, Drogen, Drama, Traumabewältigung. Berührend und mitunter todtraurig. Alles kaum zu beschreiben. Und dazu noch ein toller London-Film. Mich hat das alles gepackt. Und über das Ende denke ich immer noch nach als dann zum wiederholten Male THE POWER OF LOVE von Frankie goes to Hollywood läuft.

Re: All of us Strangers - Andrew Haigh (2023)

Verfasst: Mo 3. Feb 2025, 08:01
von jogiwan
Adam lebt in einem Hochhaus am Rande von London, welches noch zum überwiegenden Teil leer steht und auch das Leben des Drehbuchautors ist von Leere und Einsamkeit geprägt. Eines Nachts nach einem Fehlalarm steht der betrunkene Nachbar Harry mit einer Flasche Hochprozentigem vor der Türe und während er ihn anbaggert, erzählt auch dieser von seiner Einsamkeit und wie sehr ihn diese zu schaffen macht. Obwohl sich der ebenfalls homosexuelle Adam durchaus geschmeichelt fühlt, lässt er den jungen Mann an diesem Abend nicht in seine Wohnung. Dennoch bleibt die Begegnung nicht ohne Folgen und als Adam den Ort seiner Kindheit besucht, trifft er im Haus seiner Kindheit auch auf seine jungen Eltern, die ihn ebenfalls als erwachsenen Sohn erkennen. Das Wiedersehen ist so unverhofft wie herzlich und Adam hat die Möglichkeit Dinge anzusprechen, die durch den frühen Tod seiner Eltern ungeklärt blieben. Er erzählt von seinem Schwulsein, gesellschaftlichen Veränderungen, dem Verlust und seiner Traurigkeit und als er Harry wenig später erneut im Lift trifft, schafft er auch hier seine Introvertiertheit zu überwinden und den jungen Mann in sein Leben zu lassen.

„All of us Strangers“ ist ein Glücksfall eines Films, der mit einer schwulen Liebesgeschichte, einer Prise Mystery und einem Gedankenexperiment ein emotionales Feuerwerk entfacht, dass mich gestern doch schwer gepackt hat. Der Streifen von Andrew Haigh behandelt Themen wie soziale Einsamkeit, Verlust, Trauer aber auch die Möglichkeit Dinge zu klären und positiv in die Zukunft zu blicken. „All of us Strangers“ bedient sich dabei der interessanten Frage, was geschehen würde, wenn man seinen Eltern im gleichen Alter und auf Augenhöhe begegnet und auch Dinge ansprechen kann, die sich im Lauf der Zeit durch gesellschaftliche Entwicklung und eigene Wahrnehmungen geändert haben. Im Film geht es aber weniger um das Warum und Weshalb, sondern um die Möglichkeit mit sich ins Reine zu kommen oder Veränderungen zuzulassen, auch wenn diese schmerzhaft sein mögen. Ich fand das anfänglich etwas gefühlsduselig und auch etwas dem Zeitgeist verhaftet, wenn es in den Gesprächen um Dinge wie Coming-Out und Akzeptanz ging, doch irgendwann fühlt man sich so mit den Charakteren und ihren Erlebten verbunden, dass mich das Ende emotional doch sehr mitgenommen hat und auch am Tag danach noch nicht losgelassen hat. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal beim Abspann so geheult habe und mich zeitgleich auch geborgen fühlte, und das ist in diesem Fall auch mehr als nur eine simple Empfehlung meinerseits. Tipp!

Re: All of us Strangers - Andrew Haigh (2023)

Verfasst: So 9. Feb 2025, 07:03
von fritzcarraldo
Ich hatte ALL OF US STRANGERS ja letztes Jahr im Kino gesehen, fand ihn toll, konnte ihn mit meinem Geschreibsel aber nicht so richtig einordnen.

Daher @jogi:
Genau so. Danke für den tollen Text. :thup: