Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Moderator: jogiwan

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karlAbundzu
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

Ein Teil der Bremer Punks war mir immer zu Gewalt-affin und hat die jüngeren oft in blöde Situationen gebracht.

1.6. KARO
COOL JERKS - Wir beAten mehr, 20 Jahre Party.
20 Jahre Cool Jerks, die Sixties Band um inzwischen vier Musiker, die auch in vielen anderen Kapellen und Musikrichtungen umtriebig sind. Das Karo ist ja ein alteingessener und feiner Laden und in Walle konkurrenzlos. Also früh aufgemacht und natürlich einige Bekannte getroffen und angestossen. Die kamen aber alle sehr unzeitig, so dass sich Teile der Bands ängstigten, ob des schönen Wetters nicht doch zu viele am Osterdeich (Songtitel) hingen blieben.
Aber dan nfüllte es sich doch. Die Band legte zu dritt los, so wie sie begannen und das erste Set war Garage 60s Punk mit Ausflügen und den 77er Punk und in Stoogeshafte! Kaum Pausen, kaum Ansagen, die Band hatte Spaß, die nergie kam rüber, ordentlich Druck, eigene Hits. YEAH.
Das zweite Set dann eine halbe Stunde später zu viert, mit Orgel und Tambourine-Spieler. Während ich noch überlegte, ob ein weiteres Kräusen so klug ist, da ich am nächsten morgen einen Run bei 30° mitmachen wollte, wofür ich einen ungünstigen Platz hatte, alle mußten an mir vorei und mit mir anstossen.
Nun, auch das zweite Set hatte ordentlich Druck, etwas mehr 60s RockPop, mit Ausflügen ins Yeye, Wavige und NDW, auch bedingt durch mehr deutschen Texten. Insgesamt singen sie sowieso in zwei Sprachen.
Auch das machte großen Spaß, auch hier einige eigene Hits wie das oben genannte Osterdeich dabei.
Ich weiß jetzt gar nicht, wie lang das ging, es hat richtig mitgerissen, endlich einige Gesichter mal wieder gesehen, und war sehr gut. Kein Wunder, dass die gerade über den Grenzen Bremens beliebt sind, schade, dass sie kein eigenes Vinyl mehr zum verkaufen haben und ich nicht nelich die Single in meinen neuen liebsten Berliner Kamottenladen kaufte.
Yeh Yeh Yeh!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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buxtebrawler
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

24.05.2019, Knust, Hamburg:
KNOCHENFABRIK + KAMIKAZE KLAN


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KNOCHENFABRIK und KAMIKAZE KLAN im Knust – so viele Ks auf einmal… Im Knust war ich schon arschlange nicht mehr; hier aber konnte ich mich schlecht verweigern, zumal KKK-Sänger George mich freundlicherweise auf die Gästeliste gesetzt hatte. Vor Ort gammelte draußen bereits eine illustre Runde herum und trank sich gegen die fallenden Temperaturen warm, aus dem angekündigten pünktlichen Beginn des Klans um 21:00 Uhr wurde aber nichts: KNOCHENFABRIK standen noch im Stau. Das kam uns aber eigentlich ganz gelegen, denn so kamen auch wir noch in den Genuss entspannten Vorglühens.

Für KAMIKAZE KLAN war dieser Gig ‘ne Nummer größer – auf den man sich offenbar gut vorbereitet hatte. Nicht nur, dass die Angeber sich einen Banner hatten schneidern lassen, der auf imposante Weise den Bereich von der Bühne bis zur hohen Decke fast komplett in Beschlag nahm, nein, das Quintett wusste auch die große Bühne bestens auszufüllen, ohne eingeschüchtert zu wirken oder ins andere Extrem – zu große Gesten und Rockstar-Posen – zu verfallen. Stattdessen zockte man einen energetischen, absolut souveränen Gig, der nicht nur das Interesse der bereits in hoher Anzahl erschienenen Anwesenden weckte, sondern auch immer mal wieder insbesondere junge Hüpfer(innen) zum Tanz aufforderte. Der Sound war verdammt gut, sodass manch Refrain seinen vollen Glanz entfaltete. Das deutschsprachige, auf zwei Gitarren abgestimmte, rockige Songmaterial stieß auf viele offene Ohren, die Stimmung war locker und die Klansmen topfit. George gab zwischendurch sogar einen aus, was er mit ‘nem lütten handelsüblichen Flachmann antäuschte, um schließlich dessen kanistergroßen Bruder herauszuholen und ins Publikum zu reichen. So macht man sich Freunde!

KNOCHENFABRIK um den Kölner Claus Lüer (auch ANAL, CASANOVAS SCHWULE SEITE und CHEFDENKER) bildeten nach recht kurzer Umbaupause den Kontrast: Zum Bandkonzept gehört, live immer möglichst ungeprobt zu klingen, die Ansagen sind phlegmatisch, einen Banner gibt es gar nicht erst – ihr ganze Auftreten ist pures Understatement. Seit acht Jahren hat man keinen neuen Song mehr veröffentlicht, was wohl auch überflüssig gewesen wäre: Der Pöbel will die Songs vom „Cooler Parkplatz“- und vor allem vom „Ameisenstaat“-Album, will „Grüne Haare“ und „Filmriss“. Im Vorfeld wurde gemutmaßt, ob das Knust nicht vielleicht eine Nummer zu groß für KNOFA sei, doch weit gefehlt: Kaum betrat das Trio die Bühne, war der Saal proppenvoll und ächzte unter wüstem Gedrängel und Gepoge des mittlerweile nicht selten volltrunkenen Pöbels. Hier rächte sich dann auch der schlauchförmige Aufbau des Knusts, sodass diejenigen, die halbwegs unbehelligt das Geschehen verfolgen wollten, schnell relativ weit von der Bühne entfernt standen. Dafür ging aber der Bierausschank immer noch recht flott – vielleicht auch, weil vielen satte 5,- EUR für Gezapftes im Plastikbecher schlicht zu teuer war. KNOCHENFABRIK brauchte das alles nicht zu interessieren. Claus & Co. zockten ihr Set runter, versangen sich auch mal und laberten was vom Eurovision Song Contest. Basser Hasan trug dabei ein Shirt, bei dem man sich fragte: Mit echtem Blattgold versetzte Haute Couture oder doch ein Schnäppchen aus dem Kölner H&M? Die alten Hits machten natürlich allesamt Laune, von „Schwer wie Blei“ über „Fuck Off“ und „Der nackte Golfer“ bis hin zu „Der neugierige Nachbar“, „Obdachlos & trotzdem sexy“ und „Kleingeld“. „Im Fadenkreuz“ wurde als relaxte Jazznummer (oder so) dargereicht, „Grüne Haare“ landete noch im normalen Set. Der Zugabenblock begann mit einer arschlangen „Toni Schumacher“-Version, um „Filmriss“ weiter hinauszuzögern – was sie dann auch mittels weiterer Songs taten, um die Geduld ihres Publikums auszutesten. Als es endlich soweit war, wurde die Saufhymne natürlich begeistert aus hunderten Kehlen mitgesungen. Wer übrigens nicht gerade pogte oder crowdsurfte und trotzdem auf sich aufmerksam machen wollte, erklomm in schöner Regelmäßigkeit die Bühne, um dort herumzugammeln oder Stagediving anzutäuschen und es dann doch sein zu lassen, weil offenbar niemand Bock darauf hatte, einen aufzufangen. Aber nachdem sogar auf „Filmriss“ noch eine Nummer folgte, war endgültig Schluss. Die KNOFAs verbeugten sich artig auf der Bühne und die Party war vorbei, die für uns mit ein paar Pilsetten mit den Klansmen noch ihren Ausklang fand (während George die dicken Scheine zählte).

Alles in allem ein geiler Konzertabend im rappelvollen Knust, der neben den üblichen Verdächtigen viel Jungvolk anzog, was beweist: KNOCHENFABRIK sind noch keine Altherrenband. Fickensaufenschalkeoi!

Reich bebildert auch hier:
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Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von Dr. Monkula »

KISS in der Waldbühne.....es war GIGANTOMAT DE LUXE ! Konfetti Extrem

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buxtebrawler
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

buxtebrawler hat geschrieben:18.-20.10.2018: BOLANOW BRAWL Total Escalation Ireland Tour 2018

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Aufmerksame Leserinnen und Leser sowie sonstige Stalker meines Konzerttagebuchs werden evtl. eine klaffende Lücke bemerkt haben: Über die kleine Irland-Tour meiner Streetsauf-Kapelle BOLANOW BRAWL stand hier bislang nüscht. Der Grund: Ich konnte meine Notizen erfolgreich in die kommende Ausgabe des PLASTIC-BOMB-Fanzines schmuggeln, die ab dem 15. Februar an den Bahnhofskiosken ausliegen sollte.

Neben meinen gesammelten Erinnerungen gibt’s von und über Karl Nagel, PASCOW, MILLENCOLIN etc. zu lesen, darüber hinaus liebgewonnene Kolumnen, haufenweise Reviews, ebenso ausufernde wie meinungsfreudige Vorwörter usw. usf. Viel Szenestoff für wenig Kohle, also mach das Internetz mal aus und hol dir die Printgazette!
Nun auch mit massenweise Fotos für den Blog aufbereitet verfügbar:

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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

30.05.-01.06.2019: THE NILZ + BOLANOW BRAWL Mini-Tour

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Nachdem Eddie, Sänger unserer etwas verhaltensauffälligen Freunde THE NILZ, uns im letzten Herbst drei Auftrittsmöglichkeiten in Irland klargemacht hatte, versuchten wir uns zu revanchieren und eine gemeinsame Mini-Tour anzuberaumen. Das Finale im Molotow im Rahmen der Punk-Rock-Cocktail-Reihe stand recht bald, unser Abstecher nach Potsdam allerdings wurde gestrichen, da man im Archiv nur eine Woche zuvor eine fette Jubiläumsparty feierte und dort schnell einsah, einen längeren Regenerationszeitraum zu benötigen. Kein Ding, denn das teilte man uns früh genug mit und sei ihnen auch gegönnt. Für den Freitag wurden wir im VeB Lübeck fündig, der Donnerstag – Vaddertach! – gestaltete sich etwas schwieriger. Schließlich sparten wir lange Wege, indem wir in der Harburger Sauerkrautfabrik unterkamen, in Hamburgs Süden also, wo wir letztes Jahr bereits zusammen mit VIOLENT INSTINCT auf die Kacke hauen konnten. Nach vielem Hin-und-her-Geschreibe stand die ganze dreitägige Chose und nach noch mehr Geschreibe wussten wir dann auch in etwa, was wir jeweils wohin und wann mitbringen würden müssen, konkret: Wir wussten, dass wir einen Transporter mieten müssen. Dankenswerterweise erklärte sich die gute Sandy bereit, das Ding zu fahren.

Am Donnerstag holten Christian (der die irischen Gäste bei sich aufnahm und extra zwei Paletten Tuborg-Ein-Liter-Dosen besorgt hatte) und Keith THE NILZ vom Hauptbahnhof ab und führten sie zum Probebunker, wo ich mit Ole und Raoul wartete. Zusammen verstauten wir den ganzen Krempel und fuhren zur Sauerkrautfabrik, wo wir alles aufbauten, uns mit dem Soundmenschen (und er sich mit uns und unserem Equipment) vertraut machten, feste und flüssige Nahrung aufnahmen, ¾ der NILZ noch ein Nickerchen einlegten und wir irgendwann die ersten Gäste begrüßten. Unsere Hoffnung, dass aufgrund des Feiertags viele den Freitag freigenommen haben und feierwütig sowie angetrunken die SKF heimsuchen würden, erfüllte sich leider nicht – es blieb eine eher intime Runde. Die kleine, unscheinbare Bühne bescherte uns wieder einen Spitzensound, der Gig flutschte gut durch und machte Spaß. Meine nervöse Marotte, ständig das eigentlich fest genug sitzende Mikrokabel auf seinen Halt hin zu überprüfen, hatte ich mir glücklicherweise am nächsten Tag schon wieder abgewöhnt. Für die Zugabe „Fame“ verließ ich die Bühne, Platz war ja genug. Und als wir durch waren, griff ich wieder zum alkoholhaltigen Kaltgetränk und freute mich diebisch auf THE NILZ…

Gegenüber den beiden Gigs, die wir letztes Jahr gemeinsam in Irland absolviert hatten, hatte sich einiges geändert, angefangen mit der Besetzung: Chris spielt nun Bass statt Klampfe, GimpBoi wanderte dafür von den Drums an die Gitarre und Backdoor Gary ist als neuer Drummer dabei. Nach wie vor spielt man seinen typischen überdrehten Sound zwischen ’77 und HC-Punk und hat ein paar Gimmicks wie das Kerzenwachs, mit dem Eddie sich übergießt, die Masken und den Umschnalldildo am Start, dreht aber darüber hinaus nun noch weit mehr durch. GimpBoi hält es nicht lange auf der Bühne, Funktechnik sei dank kann er kabellos nicht nur durch den ganzen Saal tänzeln, sondern auch auf den Tresen klettern, sich hinter denselben begeben oder sogar raus auf die Straße rennen, um dort als maskierter Gitarrenspieler für Irritation zu sorgen. Seine an malträtierte Kreaturen gemahnenden psychopathischen Schreie, die er regelmäßig ausstößt, tragen nicht unbedingt zur breiten gesellschaftlichen Akzeptanz bei, passen zur NILZ-Show aber wie die Pyros zwischen Eddies Arschbacken, die der Sänger gegen Ende von Chris entflammen lässt – nachdem er sich zuvor vom Gimp hat reiten lassen und sich auf dem Fußboden wälzte. Mit solchem und artverwandtem Schabernack schlagen THE NILZ (die übrigens eine neue Split-LP mit EXISTENZ herausgebracht haben) noch stärker als zuvor in die S/M-Fetischkerbe, was Teile der SKF-Belegschaft etwas nervös werden ließ, jedoch niemanden ernsthaft zu triggern schien, sondern im Gegenteil für viel Amüsement sorgte. Grandiose Show, die mit der Zugabe „Good Head“ (TURBONEGRO-Cover) endete und die ich in diesem Ausmaß nicht erwartet hatte! Danke ans SKF-Team und den konspirativen Haufen, der diesem Warm-Up beiwohnte! Geld nahmen wir an diesem Abend keines an.

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Hatte ich mich bisher in Sachen Alkohol sehr zurückgehalten, änderte sich dies am zweiten Tag. Nachmittags trafen wir uns mit den NILZ zu einem ersten Umtrunk im Chaplin’s in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs, von wo aus wir mit reichlich flüssiger Wegzehrung beladen gen Lübeck aufbrachen. Zumindest teilweise, denn Ole kam aus Kiel direkt nach Lübeck und Sandy und Raoul fuhren den Transporter mit dem ganzen Gelöt darin. Diesmal war eine dritte Band im Bunde, die Neo-Crusties OPAQUE aus Hamburg. Mit ihnen hatten wir uns geeinigt, dass wir alles an Equipment stellen und sie sich am Transporter mit ‘nem kleinen Schein beteiligen, was bestens geklappt hat. Ich war bisher weder im VeB noch im Treibsand, dem größeren Laden, der sich auf demselben „Walli“ getauften Gelände befindet, gewesen und sehr positiv überrascht von diesem in Bahnhofs- und Flussnähe gelegenen, idyllischen D.I.Y./Alternativ-Projekt, das offenbar mit viel Herzblut betrieben wird. Schriftsteller Sven Kiesche war unser Mann vor Ort. Der Gute führte die begeisterten THE NILZ übers ganze Gelände und offerierte schließlich ein veganes Curry mit Reis, das qualitativ und geschmacklich über so manch andere Bandverpflegung hinausging. Der Kühlschrank hielt zudem ein reichhaltiges Bierangebot bereit, sogar inkl. Sternburg Export! Wie geil ist das denn?! Die kleine Bühne allerdings war recht dunkel, sodass man hier und da beim Aufbau zur Taschenlampe greifen musste. Als ich als Bannerbeauftragter meiner Band mich ums Aufhängen des Fetzens kümmerte, bemerkte ich meine Verwirrung, die mir den Rest des Abends manch Streich spielen sollte. Ich verlegte sofort die Packung Kabelbinder, die Flo mir freundlicherweise geliehen hatte, und fand sie auch nicht wieder, sodass ich zum Gaffa greifen musste. Das ist nun schon die zweite Packung, die ich auf dem Gewissen habe…

OPAQUE hatten Bock, als zweite Band zu spielen, also machten wir den Anfang. Auf der engen, mittig durch einen Pfeiler getrennten Bühne versuchte ich, meine Bandmitglieder aus Platzgründen ein bisschen wegzudrängeln, wusste trotzdem nicht so recht, wo ich mich hinstellen sollte, verhaspelte die erste Ansage und stolperte irgendwann von der Bühne. Scheiß drauf, dachte ich mir, erinnerte mich an eine ähnliche Situation in Galway letztes Jahr und beschloss, einfach unten zu bleiben. Den dadurch neu gewonnenen Bewegungsradius nutzte ich voll aus und war nun ganz in meinem Element. Auf die Bühne kehrte ich hin und wieder zurück, um einen Blick auf die einzige Setlist zu werfen, die wir uns zu fünft teilen mussten – weil ich es in meiner Verwirrung versäumt hatte, die eigens angefertigten Kopien zu verteilen. „On The Run“ widmete ich der anwesenden VIP Leiti, indem ich log, der Song sei über ihn. Die Show ließ mein Adrenalin hochkochen, der Sound war 1A, das Publikum vorhanden, interessiert und begeisterungsfähig. Anschließend musste ich aber erst mal raus und abtropfen, denn drinnen wie draußen war’s mehr als nur warm und entsprechend schweißtreibend die ganze Angelegenheit. Sven drohte an, uns erneut einzuladen. Nur zu!

OPAQUE hatten dann einen schwereren Stand, denn ihr düsteres, runtergestimmtes, getragenes Neo-Crust-Geschrote passte stilistisch nur bedingt zu THE NILZ und uns. Auf der Bühne lag ein arschvoll Effektgeräte, der Shouter tigerte vor der Bühne auf und ab und brüllte guttural alle Anwesenden zusammen. Das hatte viel Atmosphäre und war technisch einwandfrei, verbreitete Schwermut und dystopische Aggression. Nach ungefähr der Hälfte verschlug es mich wieder vor die Tür, denn ich hatte immer noch nicht zu schwitzen aufgehört und wurde außerdem beim Popmusik-Quiz meiner Bandkollegen benötigt. Als OPAQUE die Waffen niedergelegt hatten, zogen sich THE NILZ ihre Masken über und bliesen zum Angriff.

Einige Showelemente haben ihren festen Platz im NILZ-Set und wiederholten sich dementsprechend, in mancherlei Hinsicht ist man aber durchaus variabel, was den Spannungs- und Unterhaltungseffekt erhöht. Den Plastikpimmel ließ man diesmal weg, GimpBoi war wieder überall zu finden und größter Aktivposten des Abends (z.B. wenn er nach draußen rannte und klampfend mit einer Gruppe ignoranter Punks pogte). Beim Reitspielchen verließ anscheinend eine Person entnervt den Saal, während die anderen sich entweder begeistert bewegten oder in Erstaunen erstarrten. Die Arschrakete zündete, vor allem aber bohrte sich der Sound herrlich spitz in die Ohren und verleitete mich zum Alkoholmissbrauch – und dazu, „Good Head“ diesmal zusammen mit Eddie zu schmettern. Ein weiterer Gig, nach dem ich gegenüber den NILZ nicht viel mehr als „Insane gig! Insane show!“ herausbekam. Zudem machten wir diesmal alle bischn Kasse am Merchstand und bekamen dank Doordeal ein paar nette Scheinchen überreicht, die die Tourkosten etwas abfederten. Der wahrscheinlich beste Abend des langen Wochenendes! Wir packten unsere weit mehr als sieben Sachen zurück in den Transporter und traten den Rückzug an, wobei ich in meiner Verwirrtheit ziemlich desorientiert war und mich zum Bahnhof führen lassen musste, vergessen hatte, noch ein Bahnbier einzupacken und am Cola-Automaten versagte, indem ich mir versehentlich eine ekelhafte Cola Light zog wie ein magersüchtiges Möchtegernmodel. Pfui!

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Den NILZ hatten wir angedroht, Samstag sei Sauftag. Irgendwie war das bereits der Freitag in Lübeck, denn ich verspürte einen leichten Kater, als ich zu Christian aufbrach, um seine Karre vollzuladen. Für den letzten, lokalen Gig hatten wir den Transporter abgegeben und setzten auf den eigenen, ähem, „Fuhrpark“. Bei der Kommunikation mit dem Molotow-Team im Vorfeld war unklar geblieben, ob wir eine Bassbox würden mitnehmen müssen, was leider unseren Stauraum gesprengt hätte. Ein klärender Anruf durch Keith allerdings führte zur guten Nachricht, dass dies nicht nötig sei. Geilo! Das Konzept der Punk-Rock-Cocktail-Reihe wurde diesmal geändert: Statt ein bis zwei Bands im muggeligen Karatekeller gegen Mitternacht auftreten zu lassen, hatte man kurzerhand die sich gerade auf ausgedehnter Tour befindenden Texaner OBN III’S hinzugenommen und das Konzert ganz nach oben in die ungleich größere Skybar verlagert sowie den Beginn auf 21:00 Uhr vorgezogen – und den Eintrittspreis von 5,- auf 11,- EUR erhöht. „Punk Rock Cocktail Festival“ hieß das Ganze nun. Im Vorfeld hieß es, wir könnten das Schlagzeug des Headliners mitbenutzen. Doch nachdem wir backstage ein paar offenbar vom Tourleben gezeichnete, weil ziemlich zerschossen chillende Texaner begrüßt hatten, fanden wir eine komplett leere Bühne vor. Nach anfänglicher Verwirrung begleiteten wir Soundgenius (und Gitarrist der legendären EMILS) Olli in die Molotow-Katakomben, um das hauseigene Schlagzeug sowie eine Bassbox nach oben zu schleppen. Erstaunlicherweise wäre hier auch fast alles andere zu haben gewesen, wir hätten uns also gar nicht so den Arsch abschleppen zu brauchen. Zum dritten Mal auf unserer Mini-Tour war es nun an Raoul, ein komplettes Schlagzeug aufzubauen, was dieser in professioneller Gelassenheit tat. Wir anderen bauten den Rest auf und noch mal um, nachdem Olli ein paar gute Platzsparideen hatte. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen; die Skybar-Bühne ist schon geil, wie eigentlich der ganze Raum. Von diesem erzählte Olli mehrmals, dass es sich ja um einen recht kleinen handele – dabei war er riesig, verglichen mit den beiden vorherigen Locations. Und je näher 21:00 Uhr rückte, desto größer wurde die Sorge, dass er für unser Unterfangen überdimensioniert ist und das Konzept des Abends nicht aufgeht. Vorher aber ging’s noch in den Park Fiction, Bier und Sonne tanken. Meine Verwirrtheit meldete sich kurzzeitig noch einmal, als ich dort Small-Town-Timo von einer spektakulären NILZ-Show erzählte – ohne zu bedenken, dass er dieser Freitag in der SKF ja selbst beigewohnt hatte… Das Band-Essen im Molotow soll übrigens vorzüglich gewesen sein, nach meinem opulenten Frühstücks-Veggiedöner in Altona bei „Ach der Deniz“ (Bester! Da mach’ ich gern mal Werbung. Esst mehr Veggie-Döner!) bekam ich allerdings nur noch Flüssignahrung herunter.

Der Besucherandrang hielt sich in Grenzen. Irgendwie schien an diesem Abend der Wurm drin zu sein. Das Monkeys musste aufgrund mangelnden Publikumsinteresses das Konzert eines Seitenprojekts des GENERATORS-Sängers gar komplett absagen. Lag’s am zeitgleich stattfindenden Champions-League-Finale? Oder am endlich sommerlichen Wetter? Waren alle schon vom Freitag zu fertig? Mit meiner Befürchtung, dass die OBN III’S hier keine Sau kennt (zumindest waren sie sowohl den NILZ als auch uns vollkommen unbekannt), lag ich jedenfalls falsch, dazu später mehr. Natürlich begannen wir nicht pünktlich um 21 h, eher so gegen halb zehn, aber, hey: Es war Publikum erschienen! Das ließ die Skybar nun nicht unbedingt aus allen Nähten platzen und sah etwas versprengt aus, aber immerhin. Wir hatten mittlerweile alle ganz gut die Lampen an, irgendwann waren die Klampfen bischn out of tune, trotz längerer Stimmpause zwischendurch… Die Sonne hatte den ganzen Tag auf die Fensterfront der Skybar geknallt und die Ventilatoren auf der Bühne nützten mir nicht viel, weil ich mich auf ihr nicht lange aufhielt. Ich holte alles an Kondition raus, was noch ging, tanzte mit Kai Motherfucker in der ersten Reihe, der mich mit DISILLUSIONED-MOTHERFUCKERS-Aufklebern beklebte, die ich jedoch schnell wieder abschwitzte, und freute mich, dass meine Stimme anscheinend immer noch ganz passabel mitmachte. Wir hatten hier nichts zu verlieren und drückten das Pedal ordentlich durch. Direkt vor der Bühne war’s enorm rutschig geworden, nachdem Kai dort Bier vergossen hatte. Er stellte mir mal wieder eine Falle nach der anderen, jedoch erfolglos, denn ich war auf der Hut. Christian hatte wieder Spaß daran gefunden, absurde Gags und Blödsinn zwischen den Songs abzusondern, was mir zum Durchatmen ganz gelegen kam. Ole schwang seine Hüften wie dereinst Elvis the Pelvis und sprang zur Zugabe „Fame“ mit ins Publikum. Wir ernteten Applaus und Anerkennung. Am Ende forderte ich das Publikum auf, sich gefälligst auch THE NILZ anzuschauen und kündigte an, nach Konzertende alles kurz und klein zu saufen.

Gesagt, getan: Ohne Rücksicht auf Verluste hing ich nun am isotonischen Hopfengebräu, zunächst zwecks Wiederherstellung meiner verbrauchten Energie, dann um das Ende der dreitägigen Tour zu begießen. Zu THE NILZ waren noch ein paar Leute mehr erschienen, die Zeug(inn)en eines weiteren aufsehenerregenden Gigs wurden. Eddie ließ zwischendurch die Hosen runter und präsentierte seine Stoffvagina, die er als Schlüpfer trug, später begab er sich vor der Bühne auf alle Viere und ließ sich vom Publikum den nackten Oberkörper auspeitschen, wovon er bis in den Nackenbereich deutlich sichtbare Striemen davontrug. GimpBoi nutzte erwartungsgemäß den ganzen Saal als Bühne, kletterte auf die Barhocker vorm Tresen und folgte Kai sogar bis aufs Klo, der ihm dort erschrocken ans Bein pinkelte. THE NILZ sorgten für herrliches Chaos, für Tanz und Gejohle. Grandioses Finale, das aus Konditionsgründen diesmal allerdings ohne „Good Head“-Zugabe auskommen musste.

OBN III’S veröffentlichen seit 2010 Tonträger, haben vier Studio- und zwei Live-Alben sowie einen Sack voll Siebenzöller draußen und spielen garagigen Punkrock. Ihr müdes Herumgehänge täuschte, denn live trat die Band kräftig Arsch und drehte am Rad. Der Sänger stolzierte durchs Publikum, auch ihm war die Bühne viel zu klein. Und was soll ich sagen? Nun war die Bude fast voll. Die Fans der Band, die ich grob dem Komet-Klientel zuordnen würde, schienen nur auf sie gewartet und alles andere weitestgehend ignoriert zu haben. Ich schaute mir das Spektakel von hinten an, blieb ca. kurz nach der Hälfte aber beim Bierholen im Backstage kleben, wo ADHS-DJ Christian etliche Songs ca. 20 Sekunden lang anspielte und weitersoff. OBN III’S scheinen sich komplett auf ihren Auftritt fokussiert und vorher und nachher ihre Kräfte weitestmöglich geschont zu haben. Vielleicht steht man nur auf diese Weise längere Touren durch.

Den Abbau übernahmen wir zusammen mit den NILZ, stopften Christians Karre voll, die von der nüchternen Sandy sicher zu Keith gefahren wurde, wo wir unser Equipment ließen. Ich bedankte mich noch bei Olli für den amtlichen Sound und letztlich dann ja doch noch sehr geilen Abend und führte im Anschluss THE NILZ über den Kiez, wo wir gemeinsam die BOLANOW-BRAWL-Gage versoffen. Diese, so hatten wir im Vorfeld beschlossen, sollte nämlich komplett an die Iren gehen, die sie aber nicht annehmen wollten, also wurde alles in unsere Lieblingswährung Bier getauscht. An der gentrifizierungsbedrohten Kogge stieg eine Abschiedsparty, im Onkel Otto war leider das Staropramen alle, aber ansonsten alles beim Alten und ich quatschte alkoholisiert unsere Gäste mit ein bisschen subkultureller Hamburger Geschichte voll. Als wir den Irish Pub am Hans-Albers-Platz aufsuchten, bemerkten THE NILZ, dass nebenan im London Pub der Boxkampf einer ihrer irischen Heldinnen live übertragen wird. Also verlagerte sich unsere Gruppe kurzerhand eine Nation weiter. Ich bestellte Bier quer durch alle Sorten, wobei das Weizen irgendwie niemand anrühren wollte, sodass ich es mir reinprügelte. Anscheinend trank ich es noch tapfer aus, als der Rest schon in den Kometen weitergezogen war, zu dem ich nachkam, wo dann aber auch sehr schnell meine Erinnerung aussetzt. Als wir nach Hause kamen, war’s schon wieder hell…

Fazit: So anstrengend diese Mini-Tour zeitweise auch gewesen sein mag, sie war es wert! Natürlich hatten wir einen schweren Stand als zwei nicht allzu populäre Bands. THE NILZ sind fest in der irischen D.I.Y.-Szene verwurzelt, kennt hierzulande aber keine Sau, in meinem Irland-Bericht fürs Plastic Bomb dürften sie das erste Mal in einem deutschen Zine Erwähnung gefunden haben. Ich habe Eddie im Anschluss ein paar Fanzine-Adressen gegeben, an die er mal die Platten schicken soll. Evtl. würde sich auch ein Vertrieb für den deutschsprachigen Raum oder das europäische Festland anbieten. Wer mit so etwas Erfahrungen und daher einen Tipp hat, kann gern mal Bescheid läuten. Unsere drei Konzerte waren aber schon mal ein Anfang, auf den man aufbauen sollte. Sind auf jeden Fall klasse Leute, mit denen man was reißen kann – was wir zukünftig auch hoffentlich wieder machen werden. Bis dahin sollten wir uns aber endlich mal auf unsere Ärsche setzen und an unserem Debüt-Album arbeiten. Danke allen, die uns unterstützt haben, sowie Flo, Svenja & Co. für die Schnappschüsse unserer Gigs!

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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

18.06.2019, Monkeys Music Club, Hamburg:
MUNICIPAL WASTE + UPPER CRUST


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Wenn ich’s innerhalb einer regulären Woche auf ein Konzert schaffe, müssen schon Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen – oder MUNICIPAL WASTE und UPPER CRUST, wie an diesem heißen Dienstagabend im Monkeys. Nachdem ich an der Uni recht erfolgreich ein verdammtes Referat gehalten hatte, dessen Ausarbeitung mich zuletzt bis in meinen Dänemark-Urlaub beschäftigt hatte, war ich auf Gönnung aus und gönnte mir, zumal ich die Amis unglaublicherweise bisher erst einmal gesehen hatte, anno schießmichtot im Hafenklang (was dann auch eines der geilsten Konzerte des Jahres wurde). 20 Schleifen an der Abendkasse waren dann auch genau die Schmerzgrenze. Weshalb eine Band wie MUNICIPAL WASTE in der zweitgrößten Stadt Deutschlands an einem Dienstag statt am Wochenende zockt, erklärte sich dann auch mit Blick auf den weiteren Tourplan: Freitag und Samstag standen Festival-Gigs in Belgien und Dänemark auf dem Programm. Na gut, akzeptiert. Auf dem Monkeys-Parkplatz trafen Flo und ich auf einige übliche Verdächtige, von denen sich einige manche mächtig ins Zeug gelegt hatten: Sie kamen gerade aus der Markthalle, wo sie 30 oder mehr Öcken gelatzt hatten, um (die tatsächlich empfehlenswerten) POWER TRIP im Vorprogramm der (ziemlich belanglosen) TRIVIUM zu sehen. Mein lieber Scholli!

Die Hamburger Ultra-Hardcore-Powerpunks UPPER CRUST sind nach längerer Pause wieder ready and loaded, wenn heute auch notgedrungen lediglich im alten Trio-Format, nachdem Sänger Lynnie sich kurzfristig hatte krankmelden müssen. Im drittel- bis halbvollen Monkeys musste Drummer Lars also bei erhöhten Temperaturen wieder den Hauptgesang übernehmen, was eine krasse Doppelbelastung bedeutete, sind Schlagzeugspielen und Singen/Brüllen doch die am meisten Kondition abverlangenden Tätigkeiten eines Bandgefüges (neben Equipment-Geschleppe…). Zu den erschwerten Bedingungen kam hinzu, dass man das Equipment des Headliners offenbar nicht mitbenutzen durfte und man sich mit seinem eigenen Zeug an den Bühnenrand quetschen musste – und der Sound zunächst sehr eigenwillig war: Jörgs Terrorbass dominierte der Sound, Lars‘ Stimme war lediglich schemenhaft vernehmbar, seine Drums mussten sich dem Bass geschlagen geben. So bekam man immerhin schön vor den Latz geknallt, wie abgefahren Jörg seinen Viersaiter malträtiert, den er mehr wie eine E-Gitarre spielt – und zwar in Hochgeschwindigkeit und unter rhythmischen Verrenkungen des Körpers. Bei so viel Showpotential passte es dann auch, dass er sich in der Mitte der Bühne positioniert hatte. „Urst schau!“, wie meine ostdeutschen Freunde sagen würden. Zudem unterstützte er zusammen mit Tommy am Gesang. Letzterer fräste fiese Riffs auf seiner Klampfe, und als irgendwann der Sound nachgeregelt und damit besser wurde, war Lars so durchgeschwitzt, dass ihm ein Drumstick nach dem anderen aus den Flossen flutschte. Das tat dem Inferno aber keinen Abbruch; musikalisch härtester Stoff mit aggressiven deutschen Texten und ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten, Trommelfelle (in doppelter Hinsicht) oder Schöngeister. Gerade live immer wieder ein Erlebnis!

Das sind natürlich auch MUNICIPAL WASTE, die vor mittlerweile recht amtlicher Kulisse ihr ‘80s-Style-Thrash/Hardcore-Crossover-Set mit „Mind Eraser“, einem meiner Lieblingsstücke, eröffneten. Bereits ungelogen beim allerersten Takt hing der erste Mosher an der Lichttraverse unter der Saaldecke und bildete sich ein entfesselter Pit vor der Bühne, der bis zum letzten Song aktiv blieb und später einen der schönsten Circle Pits bildete, den das Monkeys je erlebt haben dürfte. Die Band machte kräftig Alarm, klang zunächst aber noch etwas dumpf (auch das besserte sich im Laufe des Auftritts). „The Thrashin‘ of the Christ“, „Beer Pressure“, „Headbanger Face Rip“, „Slime & Punishment“ und wie die einzelnen Abrissbirnen alle heißen – MUNICIPAL WASTE mischten erwartungsgemäß älteren Stoff mit Zeug der aktuellen Langrille. Zwar schienen mir auch live neuere Song gegenüber dem guten alten Hektiker-Sound leider etwas abzufallen, es überwogen jedoch die meiste Zeit Spiel- und Partyfreude sowie Adrenalinausstoß durch musikalische Aufputschmittel. Geiler Scheiß also, für mich ohnehin zeitlose Musik, wie sie heutzutage vielleicht noch dringender benötigt wird als damals Mitte der 1980er. Bei „Substitute Create“ übernahm Gitarrist Ryan Waste den Hauptgesang, sodass Tony Foresta mal durchatmen konnte, bevor dieser nach der Zugabe „The Art of Partying“ den musikalischen Teil des Abends für beendet erklärte. MUNICIPAL WASTE waren mit die Ersten, die in der „Neuzeit“ diese Variante des Crossover-Sound wieder aufgegriffen und zu neuen Ehren gebracht haben – und zumindest live weigern sie sich ziemlich eindrucksvoll, älter zu werden. Abgenommen hat allerdings die Frequenz, in der das Publikum den Schlachtruf „MUNICIPAL WASTE is gonna FUCK YOU UP!“ skandiert – zumindest an diesem Abend.

Und der war dann doch so früh vorbei, dass man noch in aller Ruhe bei zwei, drei Bierchen runterkommen und am nächsten Tag rechtzeitig die Maloche antreten konnte…

Reich bebildert auch hier:
http://www.pissedandproud.org/18-06-201 ... per-crust/
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karlAbundzu
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Beitrag von karlAbundzu »

4.7.2019
BREMINALE
Tja, Breminale, eigentlich: Sehr schönes Fest: Tolle Bühnen, schöne Buden, interessante Musik aus allen möglichen Richtungen. Das Problem inzwischen: Ist überall voll. Und selbst die entspannteren Zeiten vor ein paar Jahren, Mittwoch früher Nachmittag, Sonntag später Nachmittag, ist voll.
Doch ein lieber Gast war da, ehemailge Bremerin, und wir suchten uns den Donnerstag aus, man trifft ja auch immer haufenweise anderer Leute.
Um 16:45 spielten auf der sympatischen DreiMeterBühne DAS GRIND, Pflichtprogramm meinerseits, da Bekannte. Elektro-Punk-NDW-Rock-Schlager oder so. Herrliche Melodien, schräge Texte, gute Themen. Meine Begleiterin war begeistert. Das Grind haute einen Hit nach dem anderen raus, das Publikum blieb stehen und feierte mit. Herrlich.
Danach auf der selben Bühne JOHNNY GLUT, fast schon eine Kultfigur zwischen Bremen und Spikeroog (wo ich ihn fast mal sah), der sehr oft auf Bremer Bühnen spielt, mir aber noch nie vors Auge und das Ohr kam. Seemannslieder, angeblich mit einem gewissen Pfiff. Den vermißte ich hier, eigentlich so wie man es erwartet Folksongs vom Wasserrand, Seemansliedgut eigener Machart und wie erwartet instrumentiert. Aber er hat sein Publikum, es sang und feierte mit, nach Grinds charismatische andersartige Show war mir das zu simpel.
Dann wurde über die gesamt FLäche gschlendert, das eine und anderer verspeist und wie immer landete man bei der FLUT-BÜHNE, eine große eine kleine. Wir entschieden uns für die große, dort spielten SHIRLEY HOLMES (auf der kleinen BERNIE und JÖRGI, auch immer empfehlenswert) Shirley bestehen aus drei Leuten aus Berlin und machen rockigen Poppunk. Und da hängt es ja an den Songs ob toll oder belanglos. Hier: Toll. Tolle Songs, die beiden Frontfrauen an Gesang und Bass und Gitarre hatten sichtbar Spaß und das Publikum im Griff. Machte mir sehr viel Spaß! Und sie sagten noch ein Konzert in Bremen im August an, das ist im Plan.
Schönes Fest noch immer!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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buxtebrawler
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Beitrag von buxtebrawler »

29.06.2019, Bambi Galore, Hamburg:
ENFORCER + FINAL CRY


Bild

In der Metal-Journaille wurde in den letzten Jahren immer häufiger die Frage aufgeworfen, welche Band denn in der Lage wäre, auf Festivals und Shows die ganz großen Headliner zu beerben, wenn diese endgültig abtreten. Ein Name schoss mir dabei immer spontan durch den Kopf: ENFORCER. Die Schweden spielen einen schön arschtretenden Mix aus melodischem Speed und klassischem Heavy Metal, orientieren sich stark an der Hochzeit des Genres (lassen also sämtliche Stilverirrungen ab den 1990ern dankenswerterweise beiseite) und sind derart versierte Songschreiber, dass ihnen sowohl herausragende, eingängige Hits als auch abwechslungsreiches Material von episch-getragenen Hymnen bis zur thrashigen Abrissbirne gelingen – das Holz, aus dem Langzeitklassiker geschnitzt sind. Nach vier Alben und ausgiebigen Tourneen hatten sie sich zuletzt allerdings ziemlich rar gemacht. Einzelne Bandmitglieder haben sich ihren musikalisch anders gelagerten Nebenprojekten gewidmet und ich fragte mich, ob mit ENFORCER wohl noch mal zu rechnen sei.

Kürzlich traten sie dann mit ihrer fünften Langrille auf den Plan, wenig bescheiden „Zenith“ betitelt. Das Album polarisiert. ENFORCER haben den roten Faden, der all ihre vorausgegangenen Alben durchzog, verloren und wildern in diversen Randbereichen des metallischen Paralleluniversums. Kritik daran ließ man nicht gelten, vertrat den Standpunkt, sich das Recht herauszunehmen, sich weiterzuentwickeln, über den Tellerrand zu blicken und andere Einflüsse als Speed Metal zuzulassen. Ich war irritiert: Hatten sie das nicht zuvor bereits stets getan, auf organisch und natürlich klingende Weise? Mir schien man nun vielmehr auf Krampf eine Art „Classic Rock“-Album am Reißbrett entworfen zu haben, um irgendeine Art von „Durchbruch“ zu schaffen – auf Kosten des jahrelang herausgebildeten eigenen Stils, der nun von Poser-Hardrock, Pomp und sogar einer Ballade verwässert wurde. Nichtsdestotrotz fand ich mit „Searching for You“, „Thunder and Hell“ und „Forever We Worship the Dark“ drei echte Perlen auf dem Album und hoffte darauf, dass diese ins Liveset finden und sich die anderen Songs vielleicht in der Live-Situation entfalten und zumindest Spaß machen.

Es stand nämlich der einzige deutsche Club-Gig der „Zenith“-Tour an, für den man den exakt richtigen Laden ausgewählt hatte: Das sympathische Bambi in HH-Billstedt. Das machte neugierig, also hatten Madame und moi uns bereits im Vorverkauf zwei Karten gesichert, zumal dort auch noch Bekannte aus Hannover erwartet wurden. Jener Samstag erwies sich als heißer Frühsommertag, der die erwarteten Publikumsscharen anzog. Nach ein, zwei Bierchen vor der Tür ging’s die Treppen runter, um die Vorband FINAL CRY nicht zu verpassen. Das Quintett aus dem Weserbergland ist bereits seit 1994 (!) aktiv und hat fünf Langdreher vorzuweisen, dennoch hatte ich noch nie etwas von ihm gehört. Jüngst war (nach zwölfjähriger Abstinenz) mit „Zombique“ ein neues Album erschienen, noch von Gitarrist Eiko eingesungen, offenbar im unmittelbaren Anschluss hat man sich aber um einen sehr fähigen Sänger/Shouter verstärkt. Der Mann stammt aus den USA, hat Showtalent und ‘ne gute, kehlige Stimme. Das Intro aus der Konserve blieb die einzige Prätentiöse; direkt der Opener überraschte positiv und überzeugte nicht nur mich, sondern auch die anderen Gäste, von denen wohl kaum jemand die Band kannte (abgesehen von demjenigen, der sie anscheinend erfolgreich ans Bambi vermittelt hatte, und unserem Bekannten aus Hannover, der angab, 2003 mal mit ihr zusammen gespielt zu haben). Mit ihrer atmosphärischen Mischung aus Geballer und Melodien konnten sich FINAL CRY dauerhaft die Aufmerksamkeit sichern und manch Zuhörer(in) mehr gewinnen. Der zwischenzeitliche Versuch, Stimmung für ENFORCER zu machen, blieb dann sogar relativ erfolglos, weil gerade alle FINAL CRY viel geiler fanden. Zwischendurch holte der Sänger den Heavy-Metal-Tigger auf die Bühne und freundete sich mit ihm an. Beim letzten Song mit seinem schönen „Walk With The Deeeeeeaaaaad“-Mitgrölrefrain stromerte er durchs Publikum und hielt u.a. mir das Mikro unter die Nase, bis der letzte Akkord verklungen war und sich manch einer interessiert an den Merchstand begab. Absolut gelungener Gig, jetzt sollten FINAL CRY am Ball bleiben (und mehr Öffentlichkeitsarbeit betreiben – wie wär‘s z.B. mit ‘ner Bandcamp-Seite?)!

Zu ENFORCER wurd’s dann natürlich brechend voll. JUDAS PRIESTs JOAN-BAEZ-Cover „Diamonds and Rust“ ertönte aus der Anlage und vier Schweden stürmten auf die Bühne, um ausgerechnet mit „Die for the Devil“, dem eher unschön an die ‘80er erinnernden Poser-Stück ihres neuen Albums, den Gig zu eröffnen. Bestätigt hat sich allerdings meine Vermutung, dass das Ding live Spaß machen würde – mir persönlich zwar weniger, aber das Bambi stand bereits jetzt Kopf und manch harscher Kritiker sang den Refrain freudestrahlend mit. Sänger/Gitarrist Olof Wikstrand punktete optisch mit einem SODOM-Leibchen, Bassist Tobias Lindqvist trat gleich oben ohne auf und präsentierte damit allen seine Knasttattoos, während der zweite Gitarrero Jonathan Nordwall seinen frisch geföhnten und frisierten Bratwurstbart spazieren trug. Gleich die zweite Nummer war dann der Speedster „Searching for You“ vom neuen Album, der die Bude endgültig zum Kochen brachte. Es wurde eine schweißtreibende Angelegenheit. „Zenith of the Black Sun“ und „One Thousand Years of Darkness“ sollten im weiteren Verlauf die einzigen weiteren „Zenith“-Songs bleiben, womit meine anderen beiden Favoriten leider ausfielen. Dafür gab’s aber die volle Dröhnung mit älteren Hits wie „Undying Evil“, „From Beyond“, „Live for the Night“, „Mesmerized by Fire“ und gegen Ende „Take me Out of this Nightmare”, bevor als Zugaben das (auch von mir) frenetisch geforderte „Katana“ und „Midnight Vice“ den krönenden Abschluss bildeten. Die Band drehte genauso ab wie das Publikum und lieferte im Prinzip genau die energiegeladene Wahnsinns-Performance, die ich von ihrem 2014er Gig im MarX in Erinnerung hatte. Das war ohne jeden Zweifel ein Siegeszug, der jeden Kritiker hat verstummen lassen. Fazit: Nix ausgewimpt, seltsamen Gesichtsfrisuren und durchwachsenem Album zum Trotz. Ich bin beruhigt. Danke an die Band für diese Wahl des Konzertorts, danke ans Bambi und allen Beteiligten für die geile Metal-as-fuck-Party!

Reich bebildert auch hier:
http://www.pissedandproud.org/29-06-201 ... final-cry/

P.S.: Meine ENFORCER-Fotos sind Mist, viel geilere gibt’s hier:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Arkadin
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von Arkadin »

BREMINALE, Samstag, 6.7.

Die Breminale ist ein - ja - Traditionsfest, welches jedes Jahr am Bremer Osterdeich stattfindet. In den letzten Jahren gab es hinter den Kulissen einige unschöne Dinge und das "Kulturfest am Osterdeich" stand mehr als einmal auf der Kippe. Die neuen Veranstalter durften jetzt zum zweiten Mal ran. Ob ein drittes Mal folgt ist noch unklar, da das von der Stadt neu ausgeschrieben wird und es da zwei Mitbewerber gibt. Wer das Rennen macht wird sich im August zeigen.

Das Problem dieses Jahr: Keine echte Headliner. Größere, bekanntere Namen fehlten komplett. Dafür ein, wie ich finde, Übermaß an DJ-Sets. Das diesjährige Line-Up würde ich eher unter "Geheimtipps" verbuchen. Ich wäre gerne am Donnerstag gegangen, weil ich da einige Leute kannte, aber die Arbeit.. die Arbeit. So blieb die Wahl zwischen Freitag und Samstag. Freitag spielten die großartigen RAUSZ, aber die kannte ich ja schon. Ebenso ANKA L mit denen Karl und ich schon zusammengearbeitet haben und die sehr experimentell-avantgardistische Noise-Musik machten. Hätte ich mir angesehen, aber gewusst, dass ich damit meiner Begleitung keinen Gefallen tue. Der präferierte eh den Samstag, da es Freitag regnen sollte. Tat es dann natürlich nicht. Dafür trat am Samstag dann die Weser über die Ufer. Aber dazu später.

Los ging es im "Luftschloss", welches ich noch nicht kannte und in der Grünanlage hinter der Bremer Kunsthalle auf einem Hügel stand. Da oben gab es keinen Bierstand, sondern nur Cocktails, Stehparty-Tische und Sitzgelegenheiten vor der "Bühne". Ich hätte da jetzt eher was jazziges oder light-poppiges erwartet. Gespielt hat aber (mit mehr als 30 Minuten Verspätung) "Mercedes Jens", eine wunderbar rumpelige Trash-Punk-Band in albernen Cowboy-Klamotten. Von den Texten habe ich kaum was verstanden, was durch kam gefiel aber (Z.B. "Mit dem Panzer nach Mallorca"). Auf deren Homepage konnte ich sehen, dass die eigentlich zu dritt sind. Hier hatten sie noch ein ausgesprochen reizendes viertes Mitglied dabei. Eine Sängerin, die in bester Früh-NDW/Punk-Manier ins Mikro brüllte und den Songs dadurch eine neue, besondere Note gab. Sollten die unbedingt beibehalten. Als fünftes Mitglied war noch ein Trompeter dabei, der als Double von Claude-Oliver Rudolph durch ging ( ich hatte erst sogar gedacht, der ist das!). Auch das tat dem Sound sehr gut. Macht Spaß, wurde mit sehr viel Energie und Augenzwinkern durchgezogen und bei Songtiteln wie "The Fast and the Furious hat die schlechten Bewertungen auf IMDb nicht verdient", "Vieles im Leben hat einen Haken, nicht nur das Kreuz" oder - der Song ist wirklich super - "Heimlich Bausparen" muss man die gern haben. Das einzige was mich nervte, waren die überdreht-fröhlichen Hippster (schön klassisch mit Dutt und Jogginganzug), die vor mir herumsprangen. Offenbar Stammpublikum. :kotz: Ansonsten behalte ich die Band mal im Auge.

Dann runter vom Hügel Richtung Weser, wo wir uns wunderten, dass es so ruhig war und zudem der Fussweg an der Weser gesperrt war. Auflösung: Die Weser war über die Ufer getreten, hatte einiges unter Wasser gesetzt und vor großflächigen Stromausfall gesorgt. Dadurch verschob sich das Programm (wie letztes Jahr, als wir Unwetteropfer waren). Doof, weil es nix zu Essen gab und das Programm durcheinander gewirbelt wurde.

Mit 45 Minuten Verspätung ging es im "Bremen 1"-Zelt mit Saudia Young. Bevor die Dame Diva-mäßig auf die Bühne kam, eröffnete ihre Begleitband "Lars Vegas Band" (klassisch Guitarre, Bass, Drums... nicht zu verwechseln mit "Lars Vegas und die Heiterkeit") die Show. Gespielt wurde alter Blues aus den 30/40er Jahren aber im modernen. poppigen Gewand. Gefiel mir ganz gut. Nach drei Songs und ebenso vielen Ankündigungen betrat Saudia Young die Bühne. Das Set ging weiter wie zuvor, nur jetzt mit Sängerin im Zentrum und die Musikauswahl verschob sich in Richtung 50er/60er. Bo Diddley, Chuck Berry... wurde aber auch souliger und gespickt mit eigene Sachen. Ms Young ist dabei Vollprofi, albert etwas rum, ironisiert ihren Diva-Status und hat eine gute, kräftige Stimme. Das ist gute Unterhaltung und ich war ganz zufrieden. Wobei ich mir unter der Ankündigung "Noir Rhythm & Blues" etwas anderes vorgestellt hatte. Richtig "Noir" was das nicht. Eher gute Laune.

Danach schnell was Essen und weiter im "Bremen 1"-Zelt mit der Krissy Matthews Band. Matthews ist ein junger und ziemlich begnadeter Bluesrocker und Gitarrist, der sich unglaublich energetisch ins Zeug legt, minutenlang sein Instrument quält und dabei die unmöglichsten Töne entlockt. Unterstützt von seiner fantastischen Band ergibt das eine explosive Mischung (wenn man denn mit Bluesrock etwas anfangen kann). Das Publikum ging zumindest ziemlich ab und ich muss zugeben, dass mich der Krissy auch schwer begeistern konnte. Da lag Feuer in den Songs, gepaart mit einer perfekten, aber nie glatt wirkenden Technik. Das Album hätte ich mitgenommen, wenn ich nicht was anderes vorgehabt hätte. Im "Flut"-Zelt - also fast in maximaler Entfernung zu unserem Standort, sollten nämlich Acht Eimer Hühnerherzen spielen. Eine Empfehlung vom Karl. Und durch die ganzen Überflutungsbedingten Verzögerungen überschnitten die sich jetzt mit Herrn Matthews. Gut, dass usner Fritz Caraldo im "Flut"-Zelt vor Ort war und mir per Handy mitteilte, dass es dort noch ruhig war und sich auch hier der Beginn etwas verzögert. So konnte ich noch etwas länger beim Bluesrocker sein, machte mich dann aber irgendwann auf den Weg zur "Flut". Sehr zum Verdruss meiner Begleitung, den Herr Matthews ziemlich geflasht hatte.

In der "Flut" angekommen, hatten die Acht Eimer Hühnerherzen schon begonnen. Und das Gesicht meiner Begleitung wurde immer länger. Zwar fand er die Hühnerherzen "nicht schlecht", aber eben für ihn kein Vergleich zum frühzeitig verlassenen Krissy Matthews. Mir gefiel der Powerviolence-Folk/Wandergitarren-Punk mit Fuzz und Driver (Eigenbeschreibung der Band) mit mal lustigen, mal herrlich versponnenen Texten sehr gut. Die Band war sehr sympathisch, die Stimme der Sängerin wunderbar cool-zickig. Scheinbar nicht unbedingt mehr ein Geheimtipp, da das Zelt brechend voll war und das Publikum recht textsicher. Als das Konzert zu Ende war, bildete sich am Merch-Stand eine lange Schlange und ich hatte noch keine Lust mich anzustellen, sondern wollte lieber mit Fritz und seiner charmanten Begleitung noch ein Bier trinken. Als der Andrang dann ebbte, bin ich doch noch hin, nur um mitzuerleben, wie eine Dame vor mir die letzte Vinyl-Scheibe mitnahm. MIST!!!!

Da es erst kurz nach 23:00 Uhr war, wollten wir uns dann noch was ansehen, aber im Gegensatz zu den vergangenen Jahren gab es nix mehr. Nur noch DJ-Sets, keine Live-Bands. Okay, bis auf Fatcat im "Bremen 1"-Zelt, die völlig verzichtbaren Gute-Laune-Funk-Big-Band-Pop spielten und deshalb von mir im Vorfeld aussortiert wurden. Sind dann trotzdem hin, nur um alle bösen Vorurteile bestätigt zu sehen. Also nur noch ein Bier und ab nach Hause.

Mal sehen, wer nächstes Jahr die Breminale übernimmt. Ich bin gespannt!
Früher war mehr Lametta
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karlAbundzu
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

Arkadin hat geschrieben:ls fünftes Mitglied war noch ein Trompeter dabei, der als Double von Claude-Oliver Rudolph durch ging ( ich hatte erst sogar gedacht, der ist das!)
Das war wohl Chrs Barfly, der sich schon ewig als Musiker und noch mehr als Jazz DJ durch die Bremer Szene treibt, früher mal ein schmucker junger Mann, doch das Nachtleben...
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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