Lizard - Die totale Mutation - Luigi Montefiori (1990)
Verfasst: Mi 9. Mär 2011, 17:43
Originaltitel: Metamorphosis
Herstellungsland: Italien / USA 1990
Regie: Luigi Montefiori
Darsteller: Gene LeBrock, Catherine Baranov, Harry Cason, David Wicker, Jason Arnold, Stephen Brown, Tom Story, Anna Colona, Wally Doyle, Laura Gemser, Serina Steinberg, Wayne Potrafka
METAMORPHOSIS ist einer der Filme, in denen sich das italienische Genrekino Ende der 80er, Anfang der 90er von seinem Sterbebett aus dem amerikanischen Markt entgegenstreckte, um wenigstens dort mittels eher mittelmäßigen bis unterirdischen Produktionen noch ein paar schnelle Lire einzuspielen, bevor es seinen finalen Seufzer tat. Pate für dieses Machwerk stand mehr als offensichtlich Cronenbergs THE FLY. Nahezu sklavisch hält sich METAMORPHOSIS an seinen Vorgänger, teilweise werden Szenen relativ detailgetreu kopiert und in den eigenen Story-Kontext verfrachtet, der allerdings nur wenig vom Original abweicht (und dort, wo er es tut, nur konfuse Dialoge und ominöse Plotentwicklungen zu bieten hat):
Dr. Houseman, ein attraktiver und hochintelligenter Wissenschaftler (ich persönlich hätte den Herrn eher für ein Unterwäsche-Modell als für einen Gen-Forscher gehalten), schlägt sich hier zwar nicht die Nächte um die Ohren, um hinter das Geheimnis des Transports von Materie zu gelangen, sucht vielmehr nach einem Mittel, das menschliche Altern zu stoppen und Unsterblichkeit zu erlangen, wird aber ebenso von seinen Kollegen belächelt und schließlich, als die Finanzierung seines Projekts zu erliegen droht, dazu gezwungen, das gewonnene Serum an sich selbst zu testen - natürlich mit den gewohnt verheerenden Folgen. Immer mehr distanziert sich Houseman von seiner Liebsten und deren Sohn, entwickelt, wie einst Jeff Goldblum, in Kneipenschlägereien ungeahnte Kräfte, und mutiert alsbald immer mehr zu einem, wie der Film vorgibt, prähistorischen Wesen. Obwohl der Film wirklich nicht geizig mit pseudo-wissenschaftlichem Geschwätz umgeht: folgen konnte ich der Argumentation zu keiner Sekunde, weshalb Houseman, nachdem er sich ein Serum injizierte, das eigentlich sein Altern stoppen soll, irgendwann aussieht wie eine Mischung aus Dr. Freudstein und den Schernen aus Zulawskis NA SREBRNYM GLOBIE (was vielleicht auch daran liegen mag, dass ich fast alle naturwissenschaftlichen Fächer in der Oberstufe abwählte: andererseits kann ich mir kaum vorstellen, dass die im Film geäußerten Theorien auch nur des flüchtigen Blicks eines Manns vom Fach standhalten können, viel zu blöd und schäbig klingt das Ganze für meine Laienohren, sofern sie nicht eines Besseren belehrt werden).
Interessant wird METAMORPHOSIS, der zumeist aussieht wie ein gewöhnliches US-amerikanisches c-picture ohne nennenswerte Schauwerte (dafür aber mit einem unsagbar nervigen Kinderdarsteller), für Freunde des Italo-Genres eigentlich nur durch drei Faktoren: 1. Der Film stellt George Eastmans einzige vollwertige Regiearbeit dar, sein Debut und sein Abgesang in einem, was nach "Genuss" des Werks wenig verwundert. 2. George Eastmans Gattin, Laura Gemser, darf in einem Kurzauftritt als Prostituierte, die von Houseman gezüchtigt wird, auch im fortgeschrittenen Alter noch einmal zeigen, was ihr Körper so alles zu bieten hat. 3. Ein, zwei leichte Trash-Anflüge leistet der Film sich dann doch (wohl aber eher unfreiwillig): am prominentesten im Finale, wenn Houseman, auch hier eine klare Reminiszenz (um nicht zu sagen: Plagiat) an THE FLY, sich vollends in ein Monstrum verwandelt, und von einem Sondereinsatzkommando der örtlichen Polizei niedergemäht werden muss. Ein Polizist (nachdem man das Untier mit Blei vollpumpte): "Was war das?" Ein Professor: "Ein Alptraum. Ein Alptraum aus der Vergangenheit." Wohl eher ein Alptraum aus einem schlechten Kostümverleih, sage ich, und bin immer noch erstaunt darüber, dass man es offenbar wirklich für eine gute Idee hielt, eines der billigsten Dinosaurier-Kostüme der Filmgeschichte zum Einsatz zu bringen, um den Film damit abzuschließen. Über den Schlußgag, falls man ihn so nennen möchte, breite ich hiermit bewusst den Mantel des Schweigens.
Leider sah ich METAMORPHOSIS nur in der offenkundig drastisch zensierten deutschen VHS-Fassung (die im Titel den erwähnten Schlußgag eigentlich schon vorwegnimmt), in der sämtliche Gewaltszenen der Schere zum Opfer fielen, was dazu führt, dass einige Storyentwicklungen schlicht nicht mehr nachvollziehbar scheinen, und man viel Phantasie braucht, um die einzelnen Fragmente sinnvoll zusammenzusetzen. Ein abschließendes Urteil erspare ich mir daher, dennoch bin ich mir ziemlich sicher, dass auch ein paar nette Splatter-Effekte den Film nicht mehr großartig adeln können.