Handlung:
Nachdem Reporterin Emanuelle (Laura Gemser) von ihrem neuen Freund (Ivan Rassimov) die Idee in den Kopf gesetzt wurde, endlich mal politischere Themen in ihren Artikeln zu behandeln begibt sie sich auf die Reise um eine internationale Organisation von Mädchenhändlern aufzudecken.
Kritik:
Ich hatte doch einige Erwartungen an diesen Film. Mal ganz davon abgesehen, dass Joe D’Amato meistens recht unterhaltsame Streifen abliefert, macht die Besetzungsliste hier wirklich mundwässrig. Wir bekommen Laura Gemser, Ivan Rassimov, George Eastman und Marino Masé in ein und demselben Film. Wie cool ist das denn? Ich machte mich also auf die Suche nach dem Streifen, was nicht allzu leicht war, denn in Sachen Deutsche DVD-Veröffentlichung existiert er nur (in englischer Sprache) als Easter-Egg auf einer bestimmten (wahrscheinlich nicht unbedingt 100% offiziellen) DVD von Joeys „Man-Eater“. Das Schicksal wollte es nun, dass ich eben diese DVD auf einer Börse erspähte, ich sah mir den Film an und musste eine herbe Enttäuschung erfahren.
Aber zunächst mal die positiven Sachen, die ich über „Emanuela – Austauschbarer 08/15-Titel“ sagen kann: Die Musik von Nico Fidenco macht wiedermal jede Menge Laune und die paar Auftritte, die George Eastman hat, machen auch Freude. Eastman spielt in der ersten Hälfte des Filmes einen indischen Liebesguru, eine Rolle in welche er genauso gut passt wie Marlon Brando. Leider hat er eben nur ein paar wenige Szenen und die Eastman-losen Momente des Filmes sind nicht sonderlich rosig.
Rassimov und Masé werden total verschwendet und stehen nur hier und da in langweiligen Halbtotalen im Bild herum und Laura Gemser, die fast pausenlos präsent ist, spielt hier eine so unsympathische hassenswerte Rolle, dass man oft dazu verleitet wird, Popcorn gegen die Leinwand zu schleudern. Es ist nicht das erste Mal, dass ich sie als Reporterin Emanuelle sehe, aber in den anderen Filmen hatte sie nie so eine hochnäsige abweisende Art. Schon zu Beginn schimpft sie einen armen Hotelportier zusammen, der eigentlich nur seine Arbeit macht und über den ganzen Film reibt sie jedem den sie trifft unter die Nase, wie gut sie im Bett ist und wie toll sie ist und was weiß ich noch alles.
Wenigstens kann man hier und da über ihr vollkommen fehlendes Schamgefühl lachen. Ein kleiner Test: Stellt euch vor, ihr reist in ein fernes Land, geht auf euer Hotelzimmer und beginnt euch auszuziehen, um ein Schläfchen zu halten, als ihr plötzlich ein vollkommen fremdes Mädchen entdeckt, welches sich in eurem Hotelzimmer versteckt hat. Wie würdet ihr euch verhalten???
a) Das Mädchen fragen, was zum Teufel es hier zu suchen hat.
b) Sofort dem Hotelpersonal Bescheid geben.
c) Den ungebetenen Gast mit Ach und Krach hinausschmeißen.
d) Mit dem Ausziehen weitermachen.
Wenn ihr a), b) oder c) sagen würdet, wärt ihr nicht Laura Gemser.
Übrigens, dieser Film gehört zu den vielen D’Amato-Streifen, die nicht auf dem Planet Erde spielen, sondern in Joeys eigener kleiner Wunderwelt, in welcher alle Frauen Bi-Sexuell sind und BHs nicht existieren.
Es gibt zwar auch eine Hardcore-Version von dem Film, aber zum Glück war auf meiner DVD nur die Softcore-Variante enthalten. Denn auf der einen Seite sind alle Sex-Szenen mit „normalen“ Inhalt so schmuddelig und abstoßend gefilmt, dass ich mich sicher zu Tode langweilen würde, wenn sie länger angedauert hätten und andererseits lässt Joey wiedermal in allen anderen Sex-Szenen seinen obskuren Fetischen freien Lauf, sodass ich über manche Schnitte die vorgenommen wurden, zugegeben glücklich war.
Ein großes Problem, welches beide Fassungen jedoch haben, ist, dass Joey offenbar lieber die Begehung als die Bekämpfung von Verbrechen zeigt. Drei Mal quält er das Publikum mit Vergewaltigungsszenen, die gefolgt werden von Dialogen, in denen die Opfer besagter Szenen darüber plaudern, dass die Täter mittlerweile verhaftet wurden, ohne dass wir das sehen würden. Nein, Joey, in Unterhaltungsfilmen zeigst du nur Verbrechen, wenn du auch vor hast zu zeigen, wie erbarmungslose Polizisten a la „Dirty Harry“ oder Selbstjustiz betreibende Opfer a la „Eine Frau sieht rot“ die Täter zur Strecke bringen. Könnt ihr euch vorstellen, was passiert wäre, hätte man ihm „Ich spuck auf dein Grab“ zum Filmen gegeben? Wahrscheinlich hätte D’Amato nur die erste Hälfte abgedreht und danach eine kleine Texttafel eingeblendet auf der steht „By the way: Die Typen, die das getan haben, wurden vielleicht verhaftet oder so. Keine Ahnung, who cares. Ende“
Deswegen macht der Film einfach keinen Spaß. Wir haben all diese schockierenden Szenen und kaum stellt Joey eine unterhaltsame Rache-Geschichte in Ausschau gibt es einen Schnitt und wir erfahren in langweiligen Dialogen, dass die Täter längst hinter Gitter sitzen. Nun könnte man ja sagen: „Vielleicht will der Film nicht unterhalten, sondern sich auf seriöse Weise mit dem Thema Menschenhandel auseinandersetzen.“ Aber das tut der Film nicht, dazu ist er viel zu dumm und unfokussiert.
Um mit etwas Positiven zu schließen: Karin Schubert als Emanuelles Freundin Cora ist ziemlich cool und hätte in meinen Augen eine wesentlich bessere Hauptfigur abgegeben.
Fazit: Trotz einiger kleiner Plus-Punkte (George Eastman!!!) inszeniert Joey die Geschichte mit vollkommen falsch gesetztem Hauptaugenmerk und Gerede, wo wir Taten sehen wollen. 3/10