Black Emanuelle's Box Volume 1 von Severin Films (USA)
Emanuelle in Bangkok (Italien 1976, Originaltitel: Emanuelle nera: Orient reportage)
Laura on the loose ...oder (m)eine Liebeserklärung an Frau Gemser
Emanuelle (Laura Gemser) führt eine Fotoreportage nach Thailand, ein gewisser Prinz Sanit (Ivan Rassimov) soll den Kontakt zum König herstellen. Der Archäologe Roberto (Gabriele Tinti), ein Freund der Fotographin, ist beruflich in Thailand unterwegs, man ist gemeinsam per Schiff angereist. Emanuelle erlebt nicht nur mit der hübschen Gee (Koike Mahoco) kleine Abenteuer, auch Prinz Sanit lädt die Schönheit zu einem lauschigen Abend ein. Das Treffen mit dem Herrscher kommt nicht zustande, politische Unruhen bringen Emanuelle in Bedrängnis, ihre Fotoausrüstung und Papiere werden aus dem Hotel gestohlen. So bleibt nur die Abreise per Flugzeug, ohne Pass strandet Emanuelle in Marroko, trifft dort auf die junge Diplomatentochter Debra (Debra Berger) und deren Vater David (Venantino Venantini), einen amerikanischen Konsul...
Unter der Regie von Bitto Albertini enstand der Auftakt zur Filmreihe um die schöne Emanuelle mit Laura Gemser in der Titelrolle
(Emanuelle Nera aka Black Emanuelle, 1975). Beim zweiten Streifen übernahm Joe D'Amato das Ruder, welcher der Reihe weitere lose Fortsetzungen bescheren sollte. D'Amato zeigt sich in dieser frühen Phase noch von einer eher zurückhaltenden Seite, die Sexszenen sind nicht allzu offensiv angelegt, gleichwohl überwiegend sehr ästhetisch und erotisch, Gewalt bleibt eine Randnotiz. Wer also auf wüste und/oder garstige Schauwerte hofft, wird sich vermutlich sehr schnell bei der Sichtung des Films langweilen. Vor allem Geniesser und Laura Gemser Süchtlinge
(zu denen ich inzwischen zähle) werden ihre Freude mit dem bunten Treiben haben. Ja, ich höre schon das übliche Genörgel, von wegen
"dünne Story" und
"zu viel Sex". Hm? Ehrlich, hier braucht es keine tiefschürfende Erzählweise, der Zuschauer begleitet eine schöne Frau auf einem Teil ihres Weges, auch in den Momenten körperlicher Nähe zu anderen Protagonisten, garniert mit hübschen Kulissen und Schauplätzen. Jegliches Gemecker interessiert mich nicht, Black Emanuelle berührt auf ihre ganz eigene Weise mein Herz, schöner kann ein Filmerlebnis kaum sein, oder?
Aufmerksame Filmfreunde werden unter der erotischen Oberfläche und hinter der schönen Fassade mehr entdecken. Black Emanuelle ist eine durch und durch selbstbewusste, intelligente und aufgeschlossene Frau, im absolut positiven Sinn eine emanzipierte Frau! Sie fühlt sich nicht an einen Menschen gebunden, sie liebt Menschen, nicht Geschlechter. Tatsächlich kommt die Beziehung zu Debra nie wie
"Alibi-Gelesbel" daher. Emanuelle weist dem Mädchen den Weg ohne erhobenen Zeigefinger und kluges Geschwafel. Von der mit sich selbst kämpfenden Göre zur jungen Frau, schält sich Debra aus der Pelle, gelingt mit Hilfe der Freundin ein Ausbruch aus Frust und Alltag. Emanuelle lässt sich nicht an die Kette legen, für manche Begleiter eine schmerzhafte Erkenntnis. Spinnt man den Faden in Gedanken weiter, werden sich die betreffenden Personen vermutlich zukünftig mit einem Lächeln auf den Lippen erinnern, ein wohliges Gefühl im Herzen tragen. Achtung, jetzt wird es kitschig: Einen schönen Schmetterling kann niemand festhalten. Er landet auf deiner Hand, tanzt vielleicht ein wenig auf deiner Nasenspitze herum, berüht deine Wangen mit seinen samtigen Flügeln, einen Wimpernschlag später siehst du ihn davonfliegen. Deine Melancholie über den Verlust verfliegt in Windeseile, der kleine Regenbogen in deinem Herzen bleibt für immer
(hm, ich werde wirklich alt und weich).
Laura Gemser ist wie geschaffen für die Rolle der Emanuelle! Oder ist die Rolle der Emanuelle wie für Laura Gemser geschaffen? Beides trifft zu! Laura spielt unglaublich natürlich, verlieht den erotischen Momenten stets etwas edel-anmutiges
(sogar wenn eine Flugzeugtoilette als Umfeld herhalten muss). Einmal geht dann doch die Wildsau mit D'Amato durch, er lässt seine Heldin von perversen Gestalten überfallen
(die absurdes Zeug in deutscher Sprache faseln. Immer diese fiesen Teutonen). Trotz dieses Tiefschlags entgeht Emanuelle der Demontation, mit übermenschlicher Energie lenkt sie die Situation in erträgliche Bahnen
(die Szene wurde recht holprig inszeniert, aber bei D'Amato gehören kleine und grössere Geschmacklosigkeiten manchmal dazu, ich liebe diesen Typ). Das Werk wurde voll und ganz auf Laura Gemser zugeschnitten, keine Frage. Laura drängt die Nebendarsteller nicht an den Rand, sie stellt sie nicht in den Schatten. Im Gegenteil, sie dürfen sich in ihrem Glanz sonnen! Gabriele Tinti hechelt Laura/Emanuelle hinterher, 1976 heirateten Tinti und Gemser, sie standen in vielen Filmen gemeinsam vor der Kamera. Tinti kommt hier nicht so blass wie im ersten Black Emanuelle rüber, Venantino Venantini war ebenfalls im ersten Film der Reihe am Start. Venantini spielte dort einen versoffenen Künstler, diesmal mimt er launig einen versoffenen Diplomaten. Ivan Rassimov gab in einigen Italo-Sausen den Bösewicht, die Rolle des Prinzen kommt im geheimnisvoll angehauchten Gewand aus der Kiste, sehr gelungen! Koike Mahoco darf Laura massieren, Debra Berger übernimmt in der zweiten Fimhälfte den Part der wichtigsten Nebenfigur.
Joe D'Amato führt nicht nur Regie, auch die Kamera geht auf sein Konto
(unter seinem bürgerlichen Namen Aristide Massaccesi). Das inszenatorische Können des Herrn Massaccesi mag umstritten sein
(nicht aus meiner Sicht), an seinen Fähigkeiten als Kameramann meckern selbst Skeptiker selten herum. Stilvoll fängt er Laura und ihre Satelliten ein, untermalt von wunderschöner Musik, Nico Fidenco hat exzellente Arbeit geleistet. Joe D'Amato mag ein alter Sleazer sein, Laura Gemser bewirft er nicht mit Dreck, er bereitet ihr eine prächtige Bühne! Laura bespielt diese Bühne großartig! Jetzt ist es passiert, ich bin dir endgültig erlegen. Klar, ich mochte Laura Gemser schon immer gern. Freilich hielt mich das nie von kleinen Spitzen ab, von wegen unterernährt... Ist mir inzwischen alles egal, was kümmert mich mein Gesülze vergangener Tage!? Laura, ich verehre dich. Ehrlich.
Dank der DVD-Box von Severin wird auch der heimische Bildschirm durch Laura veredelt. Im Set sind folgende Titel enthalten:
• Emanuelle in Bangkok (Emanuelle nera: Orient reportage aka Black Emanuelle - 2. Teil, 1976)
• Emanuelle around the World (Emanuelle - perché violenza alle donne? aka Emanuela - Alle Lüste dieser Welt, 1977)
• Sister Emanuelle (Suor Emanuelle aka Die Nonne und das Biest, 1977)
Zusätzlich liegt eine herrliche Soundtrack-CD bei, dazu sechs Karten mit Filmpostermotiven. Laura Gemser Fans müssen zugreifen, D'Amato-Freaks ebenso
(auch wenn "Suor Emanuelle" nicht auf sein Konto geht). Wer endlich seine Vorurteile bezüglich erotischer Filme über Bord werfen möchte, fühlt euch dazu angeregt diesen kleinen Edelsteinen eine Chance zu geben!
Bitte, lasst mich mit dieser bescheuerten Zahlenwertung in Frieden. Wie soll ich diese Perle, diesen Schatz in ein dermaßen abstossendes Korsett pressen? 7/10 - Weil ich den Film mag und er solide inszeniert ist? 8/10 - Weil ich mindestens einen Punkt für Laura Gemser drauflege? 10/10 - Weil er mich mit einem unglaublich guten Gefühl beschenkt, mein Herz berührt? Keine Ahnung, sucht euch die passende Wertung raus.
Lieblingszitat:
"Thank you. That's just what i need. A bath." (Der Film hat weitaus griffigere Zitate zu bieten, aber dieser Moment brachte mich auf liebenswerte Art zum Schmunzeln, zauberte mir ein Lächeln aufs Gesicht...)