Anfangs hätte ich mich euren Lobgesängen über diesen Film angeschlossen, aber der Schluss hat mich ziemlich abgeturnt. Also hier meine Gedanken:
Er beginnt schon mal gut: Fünf Deserteure können am Weg zu ihrer vermeintlichen Hinrichtung türmen und planen sich in die Schweiz durchzuschlagen. Alle fünf sind zwar clichéhafte aber interessante Charaktere, mit denen wir gerne einen ganzen Spielfilm verbringen wollen. Bo Svenson ist enorm cool und in seiner Coolness ziemlich witzig, das Gleiche gilt für Fred Williamson, den Standart-liebenswerten-aber-etwas-grobschlächtigen-Farbigen wie man ihn so häufig zu Gesicht bekommt, der diesmal aber besonders sympathisch ist. Jackie Basehart gibt den üblichen Weichling, der langsam die Schnauze voll von dem ganzen Geballer hat und von dem wir hoffen, dass er überlebt,
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was er aber wie alle Figuren von seinem Schlag in Kriegsfilmen nicht tut.
Des weiteren ist da unser witziger Nebencharakter des Abends, Nick, gespielt von Michael Bergolani, auch eine Stereotype, die Bergolani aber mit viel Witz und Energie zu spielen weiß. Und zu guter oder schlechter letzt haben wir noch Peter Hooten als Tony das Arschloch, das wir nicht mögen und welches am Ende hoffentlich zu Freuden des Publikums einen schmerzhaften Tod erleiden wird.
Diesen fünf Folgen wir durch viele kleine episodenhafte Abenteuer, hier mal eine Schießerei, hier gesellt sich mal Raimund Harmstorf zu ihnen, dann ist er wieder weg und dann gibt’s wieder mehr Schießereien. Dadurch kommt einfach nie Langeweile auf. Die ganze Spieldauer ist gespickt mit non-stop-action. Einzige durchgehende Handlung in der ersten Hälfte ist eben das Ziel der fünf verwegenen Hunde in die Schweiz zu kommen. Manchmal kommen mir diese Episoden nur ein wenig zu sehr aus dem Nichts und verziehen sich genauso schnell wieder dorthin. Zum Beispiel eben diese berühmte Szene mit den nackten Frauen mit den Maschinengewehren. Schöne Szene an der ich überhaupt nichts auszusetzen habe und die ich mit Begeisterung verfolgt habe, nur kaum haben die Frauen ein paar Schüsse abgegeben, machen die Männer ein paar Schritte nach Hinten, werden von den Frauen nicht verfolgt oder so, reden nie wieder von ihnen und wir bekommen keinen kleinen Hinweis darauf wer diese Mädels waren. Das ist zu wenig! Unzusammenhängende Szenen sind ja gut und schön, besonders wenn sie solch nette Inhalte haben, aber ein paar Erklärungen oder Reaktionen auf das Geschehene hätten den Film jetzt auch nicht zum kippen gebracht.
Apropos kippen, wir sind bei der Hälfte angelangt und der Streifen bekommt plötzlich eine Handlung. Die fünf sollen nämlich gemeinsam mit einem Trupp Partisanen einen Zug überfallen in dem die Nazis eine neumodische Waffe aufbewahren, deren Pläne man sich beschaffen soll. Der Teil ohne Handlung war zwar noch kurzweiliger als dieser, aber trotzdem geht es spannend weiter. Kurz vor Schluss geschieht einiges Bedeutungsvolles und dann ist der Film plötzlich aus. Und damit hatte ich dann ein paar Probleme, die alle schlimme Spoiler beinhalten. Also…
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Erstens: Sie kommen nicht in die Schweiz. Das einzige, was der ersten Hälfte einen Sinn für die Handlung gegeben hätte war, dass die Charaktere in die Schweiz wollen. Und selbst nachdem sie durch ihre Hilfe beim Zugraub ihre Ehre praktisch wieder hergestellt hätten, wollen sie immer noch in die Schweiz. Ob sie das schaffen wird jedoch nicht gezeigt. Ich will das aber wissen!
Zweitens: Dieser Punkt kostet den Film bei meiner Bewertung die meisten Punkte: Es überleben ja nur sehr wenige. Eigentlich nur zwei und bei den einem wissen wir nicht, ob er nicht doch seinen Verwundungen unterliegt. Damit an sich habe ich überhaupt keine Probleme. Wenige Überlebende geben den Film halt meist eine Antikriegshaltung wie in „Himmelfahrtskommando El Alamain“ oder weniger effektiv in „Jäger der Apokalypse“, aber der einzige der sicher überlebt ist dieser Tony. Was…zum…TEUFEL!!! Das ist mit Abstand die einzige Figur, die wir tot sehen wollen und während alle Sympathieträger und Identifikationsfiguren ins Gras beißen überlebt genau der?! Und damit noch nicht genug, nein, er muss auch noch das Herz der einzigen nicht-Nazi-Frau gewinnen. OK, kurz vor Ende hatten wir eine Szene mit ihm, bei der er dieser Frau vorträgt, dass auch er den Krieg satt hat und in Wirklichkeit ein ganz ein Lieber ist, aber das war so eindeutig gestellt um sie ins Bett zu bekommen. Bei diesem Schluss blieb mir nur der beruhigende Gedanke, dass Tony gleich nach dem Abspann off-screen von irgendeinem übrig gebliebenen Nazi erschossen wurde.
Was ich aber wiederum positiv fand, ist das es in Harmstorf auch einen netten Deutschen gibt. Ich hasse es immer, wenn der Feind nicht als Menschen, die teilweise zu ihren Taten gezwungen wurden, dargestellt werden, sondern nur als ein Haufen Bösewichter. Hier ist das Gott sei dank anders, zumindest anfangs, denn kaum ist Harmtorfs Figur verschwunden, verschwinden auch die positiven Eigenschaften der Deutschen und jeder einzelne von ihnen wird entweder böse oder nicht genauer charakterisiert.
Fazit: Kriegsfilm mit Stereotypen-Hauptfiguren, die aber sehr unterhaltsam und sympathisch sind. Trotz der episodenhaften Handlung muss ich den Film loben, dass er durchgehend spannend bleibt. 8 Punkte wären drin gewesen, aber dann endete der Film ohne eine bestimmte Figur sterben zu lassen und das hat mich so dermaßen aufgeregt, dass das Endergebnis wie folgt lautet:
6/10, na ja woll’n wir nicht so sein: 6,5/10