Dream Home - Ho-Cheung Pang

Moderator: jogiwan

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horror1966
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Dream Home - Ho-Cheung Pang

Beitrag von horror1966 »

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Dream Home
(Wai dor lei ah yut ho)
mit Josie Ho, Michelle Ye, Eason Chan, Norman Chu, Lawrence Chou, Hee Ching Paw, Kwok Cheung Tsang, Lap-Man Sin, Juno Mak, Ching Wong, Wai Hung Chan, Chu-chu Zhou, Ying Kwan Lok, Hoi-Pang Lo, Juan Song
Regie: Ho-Cheung Pang
Drehbuch: Ho-Cheung Pang
Kamera: Nelson Yu Lik-wai
Musik: Gabriele Roberto
Keine Jugendfreigabe
Hongkong / 2010

Eigenes Wohneigentum zu haben ist der Traum vieler Menschen. Gerade in einer urbanen Metropole wie Hongkong verspricht eine eigene Wohnung, ein Ort des Friedens und der Ruhe zu sein. Diesen Wunsch hegt auch die umtriebige Cheng Li-sheung, die sich nach langen finanziellen Entbehrungen endlich eine eigene Wohnung kaufen möchte. Eine unbeschwerte Zukunft scheint zum Greifen nahe. Als jedoch der Verkaufsdeal platzt, schwindet der Traum von Cheng Li-sheung und sie sieht nur noch eine Möglichkeit, um sich eine Zukunft in ihrer Traumwohnung zu sichern. Alle potenziellen Hindernisse müssen aus dem Weg geräumt werden und sei es unter Anwendung brutalster Gewalt.


Hart und absolut schockierend


Diesen Eindruck hinterlässt "Dream Home" allein schon in der um fast vier Minuten geschnittenen deutschen DVD, die trotz einiger offensichtlicher Schnitte einen sehr derben und brutalen Eindruck hinterlässt. Dabei erzählt Regisseur Ho-Cheung Pang seine Geschichte in einem größtenteils ruhigen Stil, der von kraftvollen und streckenweise extrem brutalen Bildern begleitet wird, die beim Zuschauer schon eine äusserst intensive und schockierende Wirkung hinterlassen. Angeblich auf einer wahren Begebenheit beruhend handelt es sich um die Story von der jungen Cheng Li-sheung, dessen größter Traum es schon im Kindesalter war, einmal eine eigene Wohnung zu besitzen. Dieser Traum wird einem dabei nicht nur in der Gegenwart präsentiert, es gibt auch immer wieder zeitliche Rückblenden in die Kindheit der jungen Frau, die einem auch die Entstehung dieses Traumes sehr nahe bringen. Hauptsächlich spielt sich das Geschehen allerdings in der Gegenwart ab und ziemlich schnell steht es auch für den Betrachter ausser Frage, das mittlerweile aus einem sehnlichen Wunsch eine Art Besessenheit geworden ist, die mit der Zeit vollkommen ausser Kontrolle gerät und dabei eine nicht für möglich gehaltene Gewaltspirale auslöst, die durch nichts mehr aufzuhalten ist.

Ho Cheung-Pang ist es ganz vortrefflich gelungen, eine extrem intensive Mixtur aus sozialkritischem Drama mit den Elementen des Slashers zu verbinden, was sein Werk auf eine Art und Weise ziemlich einzigartig macht. Die einerseits eher ruhige-und fast schon bedächtige Erzählweise der Geschichte hat in manchen Passagen eine schon fast einlullende Wirkung, die aber immer wieder von äusserst brutalen Momenten unterbrochen wird, die den Zuschauer mit einer ungeheuren Wucht mitten in die Innereien treffen. Cheng Li ist nämlich im wahrsten Sinne des Wortes jedes Mittel recht, um nach etlichen Entbehrungen und Problemen doch noch in den Besitz ihrer heissgeliebten Wohnung zu gelangen. Um dieses Ziel zu verwirklichen geht sie sogar über Leichen und diese stapeln sich zum Ende hin regelrecht, so das man fast schon den Überblick über die Anzahl aus den Augen verlieren kann. Ohne nun zuviel verraten zu wollen kann man aber immerhin behaupten, das die stattfindenden Tötungen äusserst hart und kompromisslos in Szene gesetzt wurden und somit nicht unbedingt für zartbesaitete Menschen geeignet sind. Dabei sollte man nie ausser acht lassen, das es sich hier lediglich um die stark gekürzte Version des Filmes handelt und wenn diese schon so brutal und hart daherkommt, kann man sich ein ungefähres Bild von der ungeschnittenen Version machen.

Am schockierendsten ist für den Zuschauer die absolute Kaltblütigkeit, mit der die junge Frau hier ihre Taten begeht und dabei keinerlei Mitgefühl für ihre Opfer entwickelt, da diese ihrem großen Ziel offensichtlich im Wege stehen. Warum es sich letztendlich gerade um diese menschen handelt, wird erst ganz am Ende der Geschichte aufgeklärt und die Lösung legt dabei eine erschreckende Logik frei, auf die man eigentlich schon viel früher hätte kommen können. Die Ereignisse sind allerdings so verstörend, das man während der Ansicht dieses Werkes kaum dazu in der Lage ist, einen wirklich klaren Gedanken zu fassen, steht man doch fast die gesamte Laufzeit über unter einem gewissen Schockzustand, da sich das eigene Gehirn verzweifelt weigern will, die blutigen Geschehnisse zu realisieren. Es fällt verdammt schwer sich vorzustellen, das ein einigermaßen normaler Mensch den Weg von Cheng Li beschreiten würde, nur um eine Immobilie zu erwerben. Besonders schockierend erscheint dabei der Aspekt, das selbst ein enges Familienmitglied auf der Strecke bleiben muss, damit die gesamte Kaufsumme aufgetrieben werden kann. Aus Sicht der Hauptfigur wird das ganze Szenario so dargestellt, als wenn es sich um das Normalste auf der Welt handeln würde, das ganze Verhalten der jungen Frau weist dabei noch nicht einmal Ansätze von Reue oder einem schlechten Gewissen auf, was insbesondere in den letzten Szenen dieses brutalen Filmes sehr stark zum Ausdruck kommt, in denen man ein Telefongespräch zwischen Cheng Li und einem Makler mitvervolgen kann.

"Dream Home" ist ein wirklich ganz aussergewöhnlicher Film, zu dem einem auch kein vergleichbares Beispiel einfallen würde. Mit erstklassigen Darstellern besetzt ist Regisseur Ho-Cheung Pang hier ein grandioser Genre-Spagat gelungen, den man in vorliegender Form wohl noch nicht gesehen hat. Selbst in der mir vorliegenden gekürzten Fassung entfaltet das geschehen einen immens hohen Härtegrad, den man selbst gesehen haben muss, um die davon ausgehende Wirkung richtig einschätzen zu können. Ich freue mich schon jetzt auf eine hoffentlich erscheinende Uncut-Version dieses beeindruckenden Werkes, vielleicht besteht dabei sogar die Chance, das Splendid den Film ungeschnitten in der Black Edition veröffentlichen kann. Wenn man sich allerdings den Schnittbericht mit den geschnittenen Passagen anschaut, ist wohl eher Skepsis angesagt und man muss auf eine deutschsprachige Veröffentlichung unserer nachbarn aus Österreich oder der Schweiz hoffen, um diese schockierende Geschichte in ihrer vollen Pracht genießen zu können.


Fazit:


Aussergewöhnlich, brutal und schockiernd, das sind wohl die zutreffendsten Begriffe, um diese asiatische Produktion am besten zu beschreiben. Auch wenn man die verstörenden Taten der Hauptfigur keinesfalls verstehen und gutheissen kann, ergeben sie zum Ende der Geschichte eine so kalte und berechnende Logik, das man noch einmal mit einem zusätzlichen Tiefschlag aus dem Szenario entlassen wird. Dabei fällt es einem sichtlich schwer, die dabei anscheinend wohlgeplanten Taten sacken zu lassen, die von der Hauptdarstellerin begangen werden, um ihr Ziel letztendlich zu erreichen. Der nachhaltige Eindruck des Gesehenen beschäftigt den Zuschauer noch eine ganze Weile und man fragt sich dabei immer wieder, was in einem Menschen vorgehen muss, das er für eine Wohnung mehrere Menschenleben auf kaltbütige Art und Weise auslöscht.


Die DVD:

Vertrieb: Splendid
Sprache / Ton: Deutsch / Kantonesisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 1,78:1 (16:9)
Laufzeit: 89 Minuten
Extras: Deleted Scenes, Trailer, Trailershow
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jogiwan
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Re: Dream Home - Ho-Cheung Pang

Beitrag von jogiwan »

Auf den bin ich auch schon sehr gespannt und was man bisher so gehört und gelesen hat, dürfte "Dream Home" ja schon wieder mal Terrorkino der kompromisslosen Variante sen. Leider fehlen bei der bisher erhältlichen, deutschen VÖ knapp 4 Minuten und ich hoffe inständig auf eine Ösi-Uncut-Variante in absehbarer Zeit. Sonst wirds halt die UK-DVD... hauptsache das Teil kommt in den Player! ;)
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horror1966
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Re: Dream Home - Ho-Cheung Pang

Beitrag von horror1966 »

Allein die gekürzte Version ist äusserst beeindruckend und ich war doch sehr überrascht, wieviel Härte hier noch vorhanden war. Wenn man sich dann noch den SB anschaut, kann man ohne Übertreibung von einem echten Brett sprechen.
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jogiwan
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Re: Dream Home - Ho-Cheung Pang

Beitrag von jogiwan »

btw: einen Film mit ähnlicher Thematik gibt es auch in der ösianischen Low-Budget-Variante:

3 Zimmer, Küche, Tod:

http://www.ofdb.de/film/121565,3-Zimmer-K%C3%BCche-Tod

:kicher:
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Santini
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Re: Dream Home - Ho-Cheung Pang

Beitrag von Santini »

@jogiwan: An den mußte ich eben auch denken. ;)
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jogiwan
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Re: Dream Home - Ho-Cheung Pang

Beitrag von jogiwan »

Santini hat geschrieben:@jogiwan: An den mußte ich eben auch denken. ;)
Wieso? Weil du auf gleiche Weise zu deiner schicken Penthouse-Wohnung gekommen bist?

;)
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jogiwan
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Re: Dream Home - Ho-Cheung Pang

Beitrag von jogiwan »

Gestern endlich die englische DVD gesichtet und irgendwie lässt mich der Film doch etwas ratlos zurück. Wie schon bei dem thailändischen "Meat Grinder" treffen hier dramatische Elemente auf "over-the-top"-Gore, dass im Falle der brutalen Gewalt an einer hochschwangeren Frau schon jenseits der Geschmacksgrenzen agiert und auch ansonsten sehr ausgedehnte und ziemlich selbstzweckhafte Tötungsszenen beinhaltet. Andererseits ist der Film alles andere als bloß eine dumpfe Gewaltorgie, sondern ist gut gemacht und bietet neben sozialkritischen Elementen auch ein sehr zynisches Ende und eine eindrucksvolle One-Woman-Show von Josie Ho, die es auch mühelos schafft, ihrer Figur so zu gestalten, dass der Zuschauer sogar teils ihrer brutalen Taten nachvollziehen kann. "Dream Home" ist schon ein interessanter Film im obersten Härtegrad, bei dem man sich aber dennoch fragt, ob er mit redzuierter Gewalt vielleicht sogar besser funktioniert hätte, da die dramatischen Elemente im Blut, Fleisch und Eingeweiden doch etwas untergehen. Dennoch - wie unser horror1966 schon anmerkte - ein echtes Brett!
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purgatorio
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Re: Dream Home - Ho-Cheung Pang

Beitrag von purgatorio »

klingt alles sehr super :thup:
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
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- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
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Adalmar
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Re: Dream Home - Ho-Cheung Pang

Beitrag von Adalmar »

Habe jetzt auch die UK-DVD gesichtet.

Mit dem enormen Anstieg des Preises für Wohnraum in Hongkong als Aufhänger schuf Regisseur Pang Ho-cheung mit Josie Ho als Hauptdarstellerin, Coproduzentin und Titellied-Sängerin einen sozialkritisch akzentuierten Slasherfilm (über diese Einordnung kann man natürlich auch streiten) mit einem Grad an Brutalität, der zumindest für mein Empfinden seinesgleichen sucht. Minutiös und unter Verwendung sehr guter Spezialeffekte werden die Todeskämpfe strangulierter, am Hals aufgeschlitzter oder lebendig entweideter Opfer quälend deutlich in Bild und Ton wiedergegeben. Fallen die Morde zu Beginn des Films noch eher realistisch aus, so schleicht sich später ein zynischer Humor ein, der an Splatter-Traditionen der weniger ernsten Art erinnert. Trotzdem bleibt des Film überaus hart in seiner Gewaltdarstellung. Die zwischengeschalteten Szenen, die die häuslichen Nöte und die beschwerte Vergangenheit der Protagonistin zeigen, wirken keineswegs als Längen, sondern schaffen erst den emotionalen Zugang zur Hauptfigur, der die Wirkung des Films im Ganzen letztlich noch schmerzhafter werden lässt.
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jogiwan
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Re: Dream Home - Ho-Cheung Pang

Beitrag von jogiwan »

Auf FB ist gerade verlautbart worden, dass der Streifen wohl Anfang Dezember von Dragon im Mediabook unter die Leute gebracht wird. Wer nicht so lange warten möchte und Geld sparen möchte, kann sich derzeit auch die ungekürzte UK-DVD (Original mit engl. Subs) für EUR 5,49 inklusive Versand auf play.com bestellen:

http://www.play.com/DVD/DVD/4-/15903766 ... fer=search
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