Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"
Derrick Collectors Box 6 (Folge 76-90)
Folge 88 - Tod im See (Deutschland 1981)
Rudolf Wiegand (Robert Atzorn) gerät auf dem Starnberger See in einen Sturm, sein Segelboot kentert, Wiegand kann in letzter Sekunde gerettet werden. Auf Nachfrage der Rettungskräfte gibt er an, dass auch seine Ehefrau Ursula (Maria Sebaldt) an Bord gewesen sei, die anschliessende Suche bleibt jedoch erfolglos. Herr Randolf (Heinz Moog), der Vater der Vermissten, ist sofort fest davon überzeugt, dass sein Schwiegersohn nicht die Wahrheit sagt, Ursula aller Wahrscheinlichkeit nach sogar ermordet hat. Der ältere Herr sucht Derrick und Klein auf, die zunächst keinerlei Hinweise auf eine Straftat erkennen können. Als die Kriminalbeamten sich schliesslich ein Bild von Rudolf Wiegand machen, keimen erste Verdachtsmomente gegen den leicht reizbaren Burschen auf. Die Ehe der Wiegands war offenbar schon seit einiger Zeit schwer zerrüttet, Rudolf Wiegand unterhielt schon vor dem Verschwinden seiner Gattin ein Verhältnis zu Anita Kampe (Christiane Krüger). Ferner findet sich kein Zeuge, der Ursula Wiegand am Tag des Sturms auf dem Boot gesehen hat. Für Derrick besteht inzwischen kein Zweifel mehr, Ursula Wiegand wurde von ihrem Ehemann ermordet. Aber wo sollen die Ermittler ansetzen, die Leiche der Frau ist nicht auffindbar, eindeutige Zeugenaussagen sind gleichfalls Mangelware...
Robert Atzorn spielt einen Charakter am Rande des Irrsinns. Auf den zunehmenden Ermittlungsdruck reagiert er mit Gereizheit, verliert mehr und mehr die Kontrolle über seine Gedanken und Handlungen, bringt letztlich seine
"Verbündete" gegen sich auf. Eine starke Vorstellung, konsequent unsympathisch und glaubwürdig. Christiane Krüger mutet zunächst wie das
"typische blonde Liebchen" an, bietet aber dennoch mehr als eine hübsche Fassade. Sie glänzt in sehr starken Szenen mit Horst Tappert, in der Autor Herbert Reinecker seinem Hang zu philosophisch angehauchten Dialogen nachgibt. Heinz Moog tobt in der Rolle des zornigen Schwiegervaters und
(eher nebenher) trauernden Vaters durchs Bild. Holger Petzold untermauert in einer kleinen Nebenrolle, die Fragwürdigkeit des von Atzorn dargebotenen Verdächtigen. Für Willy Schäfer (Berger) fallen erneut lediglich ein paar Krümel ab, er darf am Ende der Folge den Schrott aus dem Büro seiner Herrschaften entfernen.
Obwohl
"Tod im See" nur ein kleines Ensemble auffährt, mutet diese Folge zu keiner Zeit wie ein Kammerspiel an. Herbert Reinecker hat weitaus packendere Geschichten erdacht, hier läuft alles viel zu schematisch ab, mangelt es an Höhepunkten und Griffigkeit. Die ausgelutschte
"Zermürbungstaktik" zeugt ebenso von der wenig kreativen Arbeit Reineckers. Da kann auch
-der von mir sehr geschätzte- Alfred Vohrer nicht viel ausrichten, mehr als brave Kost wird nicht geboten. Dank der üblichen Klasse der Schauspieler, wird der Fan immerhin zufriedengestellt, nachhaltigen Eindruck hinterlässt Folge 88 leider nicht. Erstaunlich, wo manch andere Episode durch
(pseudo)-philosophische Dialoge
(fast) beschädigt wird, sind diese Momente die bescheidenen Glanzlichter von
"Tod im See". Immerhin klingt der Score von Frank Duval diesmal kantiger, erinnert teilweise an die Folgen aus der ganz frühen Phase der Reihe (1974-75), an denen Duval noch nicht beteiligt war. Insgesamt eine Folge aus dem Unterhaus der Reihe, die spürbar hinter dem Durchschitt
(der bei gefühlten 7/10 liegt) zurückbleibt.
6/10 (obere Mittelklasse)