Mondo Cane 2 - Gualtiero Jacopetti, Franco Prosperi (1964)
Verfasst: Fr 24. Jun 2011, 10:08
Mondo Cane 2
Originaltitel: Mondo Cane 2
Land: Italien
Jahr: 1964
Regie: Gualtiero Jacopetti, Franco Prosperi
Handlung: In dokumentarischem Stil werden uns diverse Teile der Welt näher gebracht. Die Ausschnitte scheinen unter dem Thema zu stehen, wie verkommen der Mensch nicht ist.
Kritik: Jacopetti und Prosperi scheinen mit dem zweiten „Mondo Cane“ hauptsächlich schockieren zu wollen. Jeder einzelne Beitrag ist angefüllt mit Sozialkritik und entwürdigenden Darstellungen des Menschen. Die zu stellende Frage ist nun, ob sie ihre Intentionen erfolgreich in die Tat umsetzen konnten. Ich persönlich würde die einzelnen Szenen, je nachdem wie erfolgreich sie kritisieren, in drei Kategorien aufteilen: Trashiges, möchtegern-schockierendes und sozialkritisches.
Trashiges: Viele Beiträge wollen den Menschen als abartiges Wesen entlarven indem sie ihn bei Taten zeigen, die sehr unüblich oder widerlich sind. Die dabei gewählten Handlungen sind jedoch meist so albern, dass man nur darüber lachen kann. Zum Beispiel wären da zu nennen die Transvestitenshow oder die Prediger auf einem Londoner Platz, welche sich unter anderem für „mehr Blumen“ einsetzen . Bei solchen Szenen erwartet man gezeichnete Intermezzi von Terry Gilliam und fragt sich wo John Cleese, Michael Palin und der Rest der Truppe bleiben. Die Italiener, welche nach einem alten Brauch mit dem Kopf gegen ein Garagentor rennen waren ebenfalls mehr lachhaft als schockierend.
Möchtegern-Schockierendes: Unter diese Kategorie fallen die heftigsten Beiträge. Weil diese großteils so eindeutig gestellt sind kann man sie nicht ernst nehmen, doch auch das Lachen bleibt einem im Halse stecken, wenn es um den Religionskrieg in Südvietnam oder um Hunde ohne Stimmbänder geht (auch wenn man bei letzterem eindeutig bellende Hunde ohne Ton aufgenommen hat). Gleiches gilt für die Mexikanischen Polizisten, die zur Übung ihren Kollegen Zigaretten aus dem Mund schießen – auf keinem Fall echt, aber ich konnte einfach nicht drüber lachen.
Sozialkritisches: Oft landet unser Regie-Duo aber doch mal einen Volltreffer. Besonders jene Beiträge, die nicht so extrem sind wie Tierquälerei oder Krieg schaffen es uns die Abarten normaler Menschen glaubhaft aufzuzeigen. Bei solchen Szenen wie dem Wasser-Strip (Männer sprühen mit Klopapier bedeckte Frauen mit Sodaflaschen an) oder dem außer Kontrolle geratenem Treiben zu Fasching steht die Kamera mitten im Geschehen, wird von der wilden Menge herumgeschupst und mitgerissen. Dies macht das ganze sehr real und entfaltet die gesamte erschreckende Wirkung solcher Szenen, nicht zuletzt auch, weil die hier gezeigten Menschen eben keine Buddhistischen Mönche oder Afrikanische Eingeborenen sind, sondern solche wie sie einem auf der Straße begegnen können.
Ebenfalls unter „Sozialkritisches“ reihe ich die Tierkämpfe, die von einer Rotte gaffender Kinder mit sichtbarer Lust verfolgt werden und auch den Schluss, wo man die Extremen moderner Kunst offenbart. Die Malerszene, in welcher Leute Farbe trinken und diese auf eine Leinwand spucken erinnert an die grotesken Orgien aus „Caligula“ und die Schlussszene von dem Konzert infolgedessen ein Musiker einer Gruppe Männer zum Takt Ohrfeigen verpasst zählt zu den stärksten Bildern von „Mondo Cane 2“. Die letzte Einstellung von dem weinenden Mann, dem gerade das Publikum durch wilde Zugabe-Rufe eine weitere Tracht Prügel aufgelegt hat, ist für mich (nach dem weinenden krebskranken Mädchen, welches gerade Waise geworden ist aus „New York Ripper“) das deprimierernste Ende, das ich je gesehen habe.
Fazit: „Mondo Cane 2“ versucht mit dem Mitteln der Dokumentation sozialkritisch und schockierend zu sein. Manchmal gelingt ihnen das auch, andere Male dafür aber nicht.
Filmtechnisch: 6/10
Trash: 3/10