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The Last House in the Woods - Gabriele Albanesi (2006)

Verfasst: So 24. Jul 2011, 13:26
von jogiwan
The Last House in the Woods

Bild

Originaltitel: Il Bosco Fuori

Herstellungsland: Italien / 2006

Regie: Gabriele Albanesi

Darsteller: Daniela Virgilio, Daniele Grassetti, Rino Diana, Santa De Santis, u.a.

Story: Ein Pärchen entkommt einer Gruppe von schlägernden Hinterwäldlern und landet geradewegs in den Armen einer degenerierten Familie mit seltsamen Geheimnis...

Re: The Last House in the Woods - Gabriele Albanesi

Verfasst: Fr 20. Apr 2012, 11:02
von jogiwan
Wie unser werter Arkschi an anderer Stelle schon einmal anmerkte, neigen Nachwuchs-Regisseure bei ihrem Debüt oftmals dazu, etwas überambitioniert zu Werke zu gehen. Auch Gabriele Albanesi begeht den Fehler, statt einer ordentlich Charakterzeichnung gleich mal in die Vollen zu gehen, zu viel in seinen Film zu packen und bietet dem Zuschauer dann auch jede Menge Gewalt, Rape, Kannibalismus, Kettensegen, degenerierte Menschen und ähnliches, ohne dabei jedoch auf ein vernünftiges Drehbuch zu achten. Statt Terror gibts in dem Low-Budget-Werk dann auch nur ein paar blutige Effekte von Herrn Stivaletti für Gore-Landwirte und jede Menge nerviger Charakte, die nacheinander hops gehen. Dass der lahme Schlussgag dann auch noch bei dem Klassiker "Freaks" geklaut ist, passt hervorragend zu dem Werk, dass sich auch recht fleissig bei den großen Vorbildern bedient, ohne auch nur annähernd dessen Klasse zu erreichen. Unterdurchschnittlich!

Re: The Last House in the Woods - Gabriele Albanesi

Verfasst: Fr 20. Apr 2012, 11:07
von purgatorio
gibt's wenigstens ansprechende Effekte, sodass der Streifen für "Gore-Bauern" einen Reiz bietet, oder ist's auch im Bezug darauf eine eher maue Nummer?

Re: The Last House in the Woods - Gabriele Albanesi

Verfasst: Fr 20. Apr 2012, 11:11
von jogiwan
purgatorio hat geschrieben:gibt's wenigstens ansprechende Effekte, sodass der Streifen für "Gore-Bauern" einen Reiz bietet, oder ist's auch im Bezug darauf eine eher maue Nummer?
Eher kostengünstige Vorher-Nachher-Effekte mit zwischenzeitlichem Blut-ins-Gesicht-Gespritze und einen sehr entbehrlichen Ekel-Effekt, der so überhaupt nicht zum Rest des Filmes passt... insgesamt würde ich ihn eher als maue Nummer bezeichnen.

Re: The Last House in the Woods - Gabriele Albanesi

Verfasst: Fr 20. Apr 2012, 11:16
von purgatorio
:shock: Das interessiert mich nun aber :mrgreen:
jogiwan hat geschrieben:(...) und einen sehr entbehrlichen Ekel-Effekt, der so überhaupt nicht zum Rest des Filmes passt (...)
Ich erbitte mir einen SPOILER um mir den Rest des Films ersparen zu können :nick:
"Bitte, bitte, bitte mit ganz viel Sahne oben drauf" - Mr. Wolf, Pulp Fiction

Re: The Last House in the Woods - Gabriele Albanesi

Verfasst: Fr 20. Apr 2012, 11:21
von jogiwan
PM :kicher:

Re: The Last House in the Woods - Gabriele Albanesi

Verfasst: Sa 5. Mai 2012, 12:59
von Salvatore Baccaro
Nachdem ich mir nun IL BOSCO FUORI von Jungfilmer Signore Albanesi besehen habe, eine kleine Liste an Punkten, die jeder für sich als Vor- oder Nachteile dieses Filmchens auslegen kann:

1. Der Plot des Films ist, ob nun bewusst oder unbewusst, in überdeutlicher Verwandtschaft zu denen des italienischen Horrorfilms der 80er angesiedelt, denen es vorrangig darum ging, Standardsituationen und Stereotypen in einer Weise aneinanderzureihen, die diese Versatzstücke allein durch ihre spezifische Anordnung in einen neuen, verwirrenden und verwirrten Kontext brachten. Werken wie bspw. TRHAUMA von Martucci oder Fulcis/Matteis/Fragassos ZOMBIE 3 ging es dabei natürlich nicht um einen besonders avantgardistischen Gestus, vielmehr ist die Tatsache, dass ich persönlich sie als surrealistische Wirrnis genießen kann, wohl eher dem, wie auch immer begründeten, Unvermögen geschuldet, einen geschlossenen, runden, dem Massengeschmack entsprechenden Film zu produzieren. IL BOSCO FUORI schlägt drehbuchtechnisch in eine ähnliche Bresche, wenn er völlig unmotivierte Storywendungen und Plotentwicklungen einbringt, überhaupt seine gesamte Geschichte aus drei großen Blöcken zusammensetzt (1. ein junges Pärchen auf der Flucht vor geisteskranken Irren bzw. Monstren, 2. junge Rowdies, die wahlweise Frauen zu vergewaltigen suchen, Männer zusammenschlagen und gegen geisteskranke Irren bzw. Monstren kämpfen, 3. eine obskure Familiengeschichte voll mit geisteskranken Irren bzw. Monstren), die selten wirklich zusammenpassen. Viele Dinge passieren ohne Sinn und Verstand, Unklarheiten bleiben selbst nach dem albernen Schlussmonolog, der das vorherige Chaos einigermaßen erklären sollte, bestehen, es gilt das Prinzip "anything goes!" in seiner reinsten Form.

2. Die Figuren der Chose sind austauschbare, farb- und gesichtslose Chargen wie man sie ebenfalls aus dem italienischen Genrekino der 80er liebengelernt hat. Wohl niemand ist hier, mit dem der Zuschauer sich wirklich identifizieren könnte. Unsere Heldenpärchen ist blass und man nimmt ihm seine angeblichen Qualen zu keiner Sekunde ab, die Familie besteht aus grotesk überzeichneten Charakteren, die schon mehr mit Karikaturen zu tun haben, und die dritte Gruppe, die der Rowdies, spottet jeder Beschreibung in ihrer unfreiwillig komischen Überzeichnung. Interessant ist höchstens die Zusammenwürfelung dieser Figuren, die sich nahezu allesamt aus dem reichen Fundus des Genres rekrutieren. Niemand begegnet uns hier, den wir nicht schon vorher kennengelernt hätten. IL BOSCO FUORI wird somit dramaturgisch und personell zu einem Treffen alter Bekannter.

3. Verneigungen vor Vorbildern sind ja schön und gut, aber wenn man in manchen Szenen so penetrant versucht, sich an der Bildsprache und den Farbräuschen eines Bavas oder Argentos zu orientieren, und das Ergebnis dann zu keiner Sekunde anders aussieht als eben ein billiger Versuch, etwas SUSPIRIA-Atmosphäre aufkommen zu lassen, ist das wohl nichts, dass die Vorbilder in irgendeiner Weise beklatschen würden. Tatsächlich erinnert IL BOSCO FUORI darin, wie man sich hier permanent bemüht, den Anschluss zu finden an die großen Genreproduktionen Italiens, geradezu an Luigi Cozzis, wenn auch exzessivere, Argento-Kopie PAGANINI HORROR, die ähnlich wenige inhaltliche Substanz und ähnlich auffällige optische Imitiationen aufweist. Wie man sich anmutiger verneigt, das kann jeder selbst in AMER nachschauen.

4. Wichtiger ist jedoch, dass IL BOSCO FUORI sich, neben diesen offensichtlichen Huldigungen an die goldenen Zeiten des Italo-Horrors, wohl auch aufgrund des fehlenden Talentes seiner Macher in die Nähe von zwanzig, dreißig Jahre früher entstandenen Produktionen stellt. IL BOSCO FUORI erinnert dabei aber eher weniger an Großtaten eines Bavas oder Argentos, sondern muss sich mehr Vergleiche mit Filmen wie KILLING BIRDS, I FRATI ROSSI oder diversen Spät-Fulcis gefallen lassen, Filme also, die der "normale" Genrefreund zumeist als Schund disqualifiziert und die ich gerade wegen ihrer völligen Inkompetenz abgöttischer liebe als so manchen professionellen, stimmig inszenierten Giallo. Der Unterschied zu einem quasi nebenbei hingeschluderten Film wie die oben erwähnten und IL BOSCO FUORI besteht letztlich darin, dass man immer wieder Signore Albanesis Ambitionen spürt, eben nicht an eine Trash-Tradition anzuknüpfen, sondern etwas qualität Hochwertigeres zu schaffen, einen Film, der zwar spritzt und splattet, aber nichtsdestotrotz mitreißt und ernstgenommen werden will. Die Beziehung zwischen dem Heldenpärchen bspw. hat Ansätze von Tiefgang, auch die Familiensituation wird zuweilen psychologisch zu beleuchten versucht, leider aber reichen Albanesis Fähigkeiten nicht wirklich dazu aus, im Umfeld einer eher billigen Amateurfilmer-Optik und eines solch wirren Drehbuchs einen anspruchsvolleren Film zu konstruieren, vielmehr haben diese kläglich scheiternden Versuche, IL BOSCO FUORI auf eine höhere Stufe zu heben, den gegenteiligen Effekt und ziehen ihn bloß noch tiefer herab. Bestes Beispiel ist meine vielleicht liebste Szene, in der der weibliche Part des Pärchens, gerade von den Rowdies errettet, im Wohnzimmer ihres Retters sitzt und sich von dem Überfall erholt. Schier endlos dauert das Gespräch zwischen beiden, in dem nichts wirklich Wichtiges geäußert wird, im Grunde rein gar nichts passiert, nur unterbrochen von Gegenschnitten auf den Freund, der im oberen Geschoss von der Gattin des Retters verarztet wird. In dieser Situation nun - gerade eben knapp einer Vergewaltigung entkommen, in nächster Nähe zum Geliebten, der aufs übelste verprügelt wurde, zusammen mit einem etwas zwielichtigen Fremden - fällt unserer Heroine nichts Besseres ein, als ihren Retter leidenschaftlich zu küssen, ein Kuss, der dann im weiteren Verlauf der Handlung nie wieder thematisiert wird und der so plötzlich endet wie er begonnen hat, und beim Zuschauer nur Kopfschütteln und/oder begeistertes Lachen auslöst.

5. Ebenfalls vergleichbar mit oben genannten Italo-Filmen der 80er sind die Effekte, handgemacht von Stivaletti persönlich, die stets durchschaubar bleiben und oftmals mehr auf die Ekel-Karte setzen. Da werden Eingeweide aus Bäuchen geholt, ein junger Mann darf sich inmitten eine Lache aus Blut und Leichenteilen erbrechen, Gliedmaßen müssen den Rumpf verlassen etc. Gerade im Schlussteil ist die Gewaltorgie so sehr überzogen, dass sie nicht mal im Ansatz schockiert oder entsetzt. Mein persönlicher Höhepunkt was die selbstzweckhafte Gewalt betrifft findet indes früher im Film statt, beim Überfall der Rowdies auf das junge Pärchen, sozusagen ein Fünf-Minuten-Ausflug in Rape-N-Revenge-Gefilde, wenn der Jüngling zusammengedroschen und das Mädchen fast vergewaltigt wird. Was Albanesi hier innerhalb ein paar Minuten an Gewaltpotential ausschöpft, ist unbeschreiblich und schlicht unsinnig, und stellt so manchen Genre-Film weit in den Schatten. Überflüssig zu sagen, dass gerade diese Szene mehr belustigt als irgendetwas anderes.

6. Auch scheint Albanesi in heißer Liebe zu den drögen Erzählweisen besagter Filme entbrannt. Wenn da minutenlang Personen in stillen, dunklen Häusern herumschleichen, geschieht das in jener Schläfrigkeit, die so manchen Fulci, D'Amato oder Martucci von Anfang bis Ende durchzieht. Gerade die Traum- bzw. Rückblenden-Szenen sind ungefilterte Beispiele dafür, wie man etwas inszenieren muss, wenn man will, dass sein Publikum in diesen somnambulen Status verfällt, der mich jedes Mal überkommt, wenn ich mir D'Amatos PAPAYA oder PORNO HOLOCAUST anschaue. Zwar hat IL BOSCO FUORI zu Beginn noch ein bisschen an Action und Aufgeregtheit, spätestens ab Filmende besteht das Ganze nur noch aus Fluchtszenen, die, selbst wenn es etwas rasanter in ihnen wird, durch den Soundtrack komplett zerstört werden, der weiterhin unbeirrt vor sich hin dudelt und aus oftmals völlig unpassenden Ambient-Klängen besteht oder, zum Ende hin, immer majestätischer und erhabener wird, dass man ihn sich eher in einem Barbarenfilm hätte vorstellen können, in Szenen, in denen der Despot gestürzt ist und der Muskelprotz seine Prinzessin heimführen darf. Was IL BOSCO FUORI betrifft, öffnet diese seltsame Diskrepanz zwischen Bild- und Tonebene noch mal einen ganz neuen Raum an Wunderlichkeiten.

IL BOSCO FUORI ist an sich kein guter, kein kreativer Film. So wie sich bspw. KILLING BIRDS an amerikanischen Mainstream-Horror anbiedert, um zeitgemäß zu sein, biedert sich Albanesis Debut eben am Italo-Horror der 80er an, um eben gerade nicht zeitgemäß zu sein, kommt dabei nie über Amateur-Niveau heraus und wird einem modernen Publikum, das meint, Fulci sei eine gefährliche Pilzerkrankung, nur Kopfschmerz bereitet. Interessant ist das Ganze höchstens für jene wenigen Unerschrockenen, die, wie ich, I FRATI ROSSI, PATRICK VIVE ANCORA oder GHOSTHOUSE 2 mehr als zweimal sahen und weitere Male nicht kategorisch ausschließen.

Re: The Last House in the Woods - Gabriele Albanesi

Verfasst: Fr 30. Jan 2015, 08:48
von jogiwan
Wow, der muss ja dann voll doll gut sein... :kicher:

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quelle: schnittberichte