96 Hours - Pierre Morel
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96 Hours - Pierre Morel
96 Hours
(Taken)
mit Liam Neeson, Maggie Grace, Leland Orser, Jon Gries, David Warshofsky, Holly Valance, Katie Cassidy, Xander Berkeley, Olivier Rabourdin, Gerard Watkins, Famke Janssen, Marc Amyot, Mathieu Busson
Regie: Pierre Morel
Drehbuch: Luc Besson / Robert Mark Kamen
Kamera: Michel Abramowicz
Musik: Nathaniel Mechaly
FSK 16
Frankreich / Großbritannien / USA / 2008
Weil er sie jahrelang für seinen Regierungsjob vernachlässigen musste, hat Ex-Agent Bryan vieles gutzumachen bei seiner Tochter Kim. Als die 17-Jährige beim Urlaub in Paris verschleppt wird, bietet sich dem entsetzten Vater die Chance dazu. Mit beispielloser Härte und Konsequenz erklärt er albanischen Mädchenhändlern den Krieg, die Kim in einer geheimen Auktion versteigern wollen. Alsbald zieht sich eine Schneise der Zerstörung durch die französische Hauptstadt, bis Bryan auf dem Boot eines reichen Arabers landet.
Liam Neeson ist nun wirklich ein absolut toller Darsteller und hat auch schon in etlichen Filmen geglänzt, ich kann mich jedoch nicht daran erinnern, ihn schon einmal in einer solch coolen Rolle gesehen zu haben wie in "96 Hours". Er mimt den Ex-Agenten Bryan dabei mit einer Lässigkeit und Authenzität, das es wirklich eine wahre Pracht ist, wodurch der Sehgenuss dieses erstklassigen Action-Thrillers noch einmal zusätzlich gesteigert wird. In den ersten gut 25 Minuten der Geschichte bekommt man einen Überblick über die für die Story wichtigen Figuren, den man als vollkommen ausreichend ansehen kann, auch wenn dabei keine sonderliche Tiefe vorliegt. Nach dieser ruhigen Einführungsphase zieht das Erzähltempo dann ganz enorm an und es entwickelt sich ein regelrechtes Action-Spektakel, das dem Zuschauer phasenweise die Luft zum atmen nimmt. Liam Neeson läuft dabei zur absoluten Galaform auf und entpuppt sich als knallharter und kompromissloser Mann, der kein ihm zur Verfügung stehendes Mittel auslässt, um seine entführte Tochter wohlbehalten wiederzufinden. Und dabei kracht und knallt es ganz gewaltig, ganze Gebäude werden zum Einsturz gebracht und den Menschenhändlern geht es gehörig an den Kragen, denn Gnade scheint ein Begriff zu sein, der im Sprachschatz des Ex-Agenten nicht existent ist.
Nun gibt es sicherlich etliche Momente, in denen man gewisse Ereignisse - und Handlungsabläufe durchaus in Frage stellen darf, wird Bryan doch schon fast als eine Art unverwundbarer Superheld dargestellt, der zudem auch noch über unglaubliche Fähigkeiten verfügt. An so manchen Stellen muss man fast zwangsläufig an die TV-Serie "McGyver" denken, in der Richard Dean Anderson sich aus den hoffnungslosesten Situationen befreien konnte, oder selbst aus Kugelschreibern und Kaugummi eine Bombe herstellen konnte. Zwar gibt es in "96 Hours" nicht annähernd eine so große Ansammlung von unwahrscheinlichen Ereignissen, doch in gewissen Momenten kommen Erinnerungen an die genannte TV-Serie zurück. Dieser Aspekt ist allerdings noch nicht einmal als negativ anzukreiden, viel eher tritt sogar das Gegenteil ein, denn steigern diese Passagen den von Haus aus schon enorm hohen Unterhaltungswert gleich noch einmal und passen zudem auch nahezu perfekt in das herausragende Gesamtbild, das dieser Film hinterlässt.
Umgangssprachlich kann man dieses Werk wirklich als echtes "Brett" bezeichnen, in dem sämtliche Komponenten perfekt ineinander greifen und einen Gesamteindruck beim Betrachter hinterlassen, den man nur als sehr gut bezeichnen kann. Ganz egal, mit welchen Erwartungen man an den Film herangeht, sie werden auf jeden Fall übertroffen. Das Szenario ist dramaturgisch erstklassig aufgebaut und beinhaltet einen Spannungsbogen, der noch nicht einmal den kleinsten Einbruch erkennen lässt. Die wenigen eher ruhigen Phasen des Story-Plots benötigt man sogar, um zwischendurch einmal etwas zur Ruhe zu kommen, bevor schon wieder das nächste Action-Highlight auf einen wartet. Und davon gibt es wahrlich mehr als genug, ausserdem handelt es sich keinesfalls um banale Prügelszenen oder billige Stunts, das gesamte Geschehen bewegt sich vielmehr auf einem großartigen Niveau. Dennoch sollte man die Ereignisse nicht ausschließlich aus der Action-Perspektive sehen, denn wenn man sieht, wie skrupellos und menschenverachtend die Menschenhändler hier mit ihren Opfern umgehen, dann hinterlässt das Ganze auch noch einen sehr bitteren, aber jederzeit realistischen Nachgeschmack. Vor allem die zum Ende hin stattfindenden Auktionen erinnern doch eher an eine Vieh-Messe, auf der Nutztiere angeboten werden, von Menschlichkeit ist hier weit und breit keine Spur.
Man sieht also ganz eindeutig, das "96 Hours" nicht nur ein herausragendes Action-Feuerwerk darstellt, sondern zudem auch einen harten-und glaubwürdigen Einblick in die Welt emotionsloser Verbrecher gestattet, für die ein Menschenleben überhaupt nichts bedeutet. Mädchen werden durch Drogen gefügig gemacht und dann an den Meistbietenden versteigert. Sollte ein Girl die Drogen-Tortur einmal nicht überleben ist das auch nicht weiter schlimm, denn mit Schwund muss schließlich gerechnet werden. Diesen teils erschreckend realistischen Eindruck hinterlässt das Geschehen jedenfalls beim Zuschauer, der durch das Gesehene auch durchaus zum nachdenken angeregt wird. So bietet der Film also wirklich alles was man sich nur wünschen kann, eine erstklassig besetzte Darsteller-Riege, aus der ein Liam Neeson noch einmal ganz besonders herausragt und eine Geschichte, die an Action und Spannung schwerlich zu überbieten ist, so das man im Endeffekt eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen kann.
Fazit:
Von einigen Unwahrscheinlichkeiten einmal abgesehen bietet "96 Hours" absolut perfekte Unterhaltung. Ein Action-Thriller der Superlative der mit einem Hauptdarsteller besetzt ist, den man noch nie so cool gesehen hat. Zudem offenbart das Werk in diversen Passagen eine gewisse Tiefe, die einem die Thematik glaubhaft näher bringt, sowie ein Feuerwerk an Tempo-und Action, das man in dieser Form nicht jeden Tag geboten bekommt.
9/10
Big Brother is watching you
Re: 96 Hours - Pierre Morel
Den mochte ich auch sehr gern, obwohl Action-Filme ja nicht ganz so meine Kiste ist. Perfektes Actionfeuerwerk mit etwas Tiefgang und massig Kawumm! Die größte Überraschung ist aber sicher Liam Neeson - der haut einem glatt vom Hocker - und das nicht nur im übertragenen Sinn...
it´s fun to stay at the YMCA!!!
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Re: 96 Hours - Pierre Morel
Kurzkommentar (September 2010):
96 Hours (Frankreich 2008, Originaltitel: Taken)
Bryan Mills (Liam Neeson) arbeitete für die US-Regierung, doch inzwischen hat er seinen Job an den Nagel gehängt. Er möchte mehr Zeit mit seiner 17 Jahre alten Tochter Kim (Maggie Grace) verbringen, die bei ihrer Mutter Lenore (Famke Janssen) und deren Ehemann Stuart (Xander Berkeley) lebt. Als das Töchterchen mit einer Freundin nach Paris reisen will, zeigt sich Bryan nicht sonderlich begeistert, stimmt dem Trip letztlich aber doch zu. Kim muss ihrem Vater versprechen, dass sie sich jeden Tag bei ihm meldet, Daddy nötigt ihr sogar ein eigens für diesen Zweck gekauftes Handy auf. Selbstverständlich haben die Gören ganz andere Gedanken im Kopf, als sie, kaum in Paris gelandet, gleich einem feschen Jungspund über den Weg laufen. Väterchen wartet derweil ungeduldig auf einen Anruf, doch als dieser ihn tatsächlich erreicht, wird er per Telefon Zeuge der Entführung seiner Tochter. Mills beginnt sofort mit den Ermittlungen, seine Kontakte erweisen sich als hilfreich, zumindest teilweise. Nachdem er in Paris eingetroffen ist, hat er schnell eine erste heisse Spur. Offensichtlich wurden Kim und deren Freundin von einer albanischen Bande gekidnapped, die sich auf Mädchenhandel spezialisiert hat. Die Erfahrung hat gezeigt, dass bereits nach rund 96 Stunden alle Spuren der Entführungsopfer verwischt sind. Das Gesindel hat die Rechnung ohne Mills gemacht, der auf der verzweifelten Suche nach seiner Tochter alle Register zieht, sich wie ein stählerner Pflug durch die Unterwelt von Paris gräbt. Weder Verbrecher noch Behörden können ihn stoppen, doch wird er sich gegen die völlig skrupellose Übermacht durchsetzen können...?
Pierre Morel trat zunächst als Kameramann in Erscheinung. Seit 2004 kennt man ihn auch als Regisseur, damals lieferte er seinen Erstling "Banlieue 13" (Ghetto Gangz - Die Hölle vor Paris) ab. Mit "Taken" aka "96 Hours" tischt uns der Franzose einen flotten Actioner auf, angereichert durch eine Prise Familiendrama. Der Film ist genau auf den Punkt inszeniert, die rund 90 Minuten Spielzeit vergehen wie im Fluge, es herrscht zu keiner Sekunde Leerlauf.
Trotz der überschaubaren Filmdauer nimmt sich Morel genügend Zeit, um dem Zuschauer die Charaktere vorzustellen, gibt uns die Chance eine Bindung zu den Figuren aufzubauen. Im Mittelpunkt steht ganz klar Liam Neeson, der als Ex-Supergeheimedingefürdieregierungerlediger so richtig feist vom Leder zieht. Verzweifelt versucht er das Verhältnis zu seiner Tochter zu stärken, doch vor lauter Besorgnis hat er ganz offensichtlich vergessen, dass diese schon fast erwachsen geworden ist. Morel baut geschickt entsprechende Momente in die Erröffnungsphase ein, wodurch die Figur Bryan Mills schon nahezu paranoid anmutet. Neeson schaltet nach kurzer Zeit vom ängstlichen Vater auf kompromissloser Ermittler/Rächer um, was dank seiner schauspielerischen Fähigkeiten sehr gut gelingt. Bei seinen Nachforschungen schreckt er vor keiner Maßnahme zurück, die Knochen brechen, die Kugeln fliegen, notfalls wird gefoltert. Liam Neeson scheint viel Freude an dieser Rolle zu haben, er wirkt prächtig aufgelegt und überzeugt auf ganzer Linie. Die übrigen Mitwirkenden verblassen im direkten allesamt ein wenig, niemand fällt jedoch in negativer Weise aus dem Rahmen. Maggie Grace spielt das Teeniemädchen solide, Famke Janssen gibt die zunächst lockere Mutter und Ex, es wäre ermüdend hier nun alle Nebendarsteller aufzuzählen.
Angenehmerweise setzt Morel auf bodenständige Action, nicht auf ein ausuferndes CGI-Spektakel. Die Auseinandersetzungen sind recht roh und harsch ausgeführt, die Kameraarbeit modern, dabei aber nicht zu übertrieben "wackelig". Erinnerungen an die "Bourne-Trilogie" drängen sich auf, besonders an den sehr guten Auftakt der Reihe. "Taken" spielt die gesamte Palette aus, die dem geneigten Action-Fan am Herzen liegt. Es gibt zünftige Schiessereien, schmerzhafte Schlägereien, wilde Verfolgungsjagden mit Blech- und Personenschäden, Geheimdienst-/Agenten-Feeling, markige Sprüche und -man kann es nicht oft genug schreiben- einen fantastisch aufgelegten Helden. Mancher Zeitgenosse wird bemängeln, dass die Bösen hauptsächlich Albaner und Araber sind. Aber seinen wir doch bitte ehrlich, kein halbwegs denkfähiger Mensch wird daraus den Schluss ziehen, dass Menschen dieser Herkunft grundsätzlich Verbrecher sind. Dem aufmerksamen Zuschauer wird bei aller Freude über die Action auffallen, dass der Held mit seiner beruflichen Vergangenheit zu kämpfen hat, die sein Nervenkostüm noch immer nicht loslässt. Freilich stellt man solche Details nicht allzu ausführlich in den Vordergrund, sie tragen aber in angemessener Form dazu bei, die Hauptfigur mit einer gewissen "Scheintiefe" auszustatten.
"96 Hours" fügt dem Genre keine neuen Facetten hinzu, tobt sich aber mustergültig auf bewährtem Terrain aus. Kurzweilig, gradlinig, mitten in die Fresse! Pierre Morel hat einen neuen Fan gewonnen. Ich werde mir seinen -bisher verweigerten- "Ghetto Gangz" demnächst beschaffen, ausserdem wird auch sein aktueller Streifen "From Paris with Love" in meine Sammlung wandern. "96 Hours" liegt in Deutschland als DVD und Blu-ray vor. Ich habe mich in diesem Fall für die BD entschieden. Die gebotene Qualität geht völlig in Ordung, das Bonusmaterial fällt nicht sonderlich üppig aus. Freunde kurzweiliger Action müssen zugreifen, beide Daumen zeigen steil nach oben!
Sehr guter Stoff = 8/10
Lieblingszitat:
"Ich werde Sie finden! ...und ich werde Sie töten."
"Viel Glück."
96 Hours (Frankreich 2008, Originaltitel: Taken)
Bryan Mills (Liam Neeson) arbeitete für die US-Regierung, doch inzwischen hat er seinen Job an den Nagel gehängt. Er möchte mehr Zeit mit seiner 17 Jahre alten Tochter Kim (Maggie Grace) verbringen, die bei ihrer Mutter Lenore (Famke Janssen) und deren Ehemann Stuart (Xander Berkeley) lebt. Als das Töchterchen mit einer Freundin nach Paris reisen will, zeigt sich Bryan nicht sonderlich begeistert, stimmt dem Trip letztlich aber doch zu. Kim muss ihrem Vater versprechen, dass sie sich jeden Tag bei ihm meldet, Daddy nötigt ihr sogar ein eigens für diesen Zweck gekauftes Handy auf. Selbstverständlich haben die Gören ganz andere Gedanken im Kopf, als sie, kaum in Paris gelandet, gleich einem feschen Jungspund über den Weg laufen. Väterchen wartet derweil ungeduldig auf einen Anruf, doch als dieser ihn tatsächlich erreicht, wird er per Telefon Zeuge der Entführung seiner Tochter. Mills beginnt sofort mit den Ermittlungen, seine Kontakte erweisen sich als hilfreich, zumindest teilweise. Nachdem er in Paris eingetroffen ist, hat er schnell eine erste heisse Spur. Offensichtlich wurden Kim und deren Freundin von einer albanischen Bande gekidnapped, die sich auf Mädchenhandel spezialisiert hat. Die Erfahrung hat gezeigt, dass bereits nach rund 96 Stunden alle Spuren der Entführungsopfer verwischt sind. Das Gesindel hat die Rechnung ohne Mills gemacht, der auf der verzweifelten Suche nach seiner Tochter alle Register zieht, sich wie ein stählerner Pflug durch die Unterwelt von Paris gräbt. Weder Verbrecher noch Behörden können ihn stoppen, doch wird er sich gegen die völlig skrupellose Übermacht durchsetzen können...?
Pierre Morel trat zunächst als Kameramann in Erscheinung. Seit 2004 kennt man ihn auch als Regisseur, damals lieferte er seinen Erstling "Banlieue 13" (Ghetto Gangz - Die Hölle vor Paris) ab. Mit "Taken" aka "96 Hours" tischt uns der Franzose einen flotten Actioner auf, angereichert durch eine Prise Familiendrama. Der Film ist genau auf den Punkt inszeniert, die rund 90 Minuten Spielzeit vergehen wie im Fluge, es herrscht zu keiner Sekunde Leerlauf.
Trotz der überschaubaren Filmdauer nimmt sich Morel genügend Zeit, um dem Zuschauer die Charaktere vorzustellen, gibt uns die Chance eine Bindung zu den Figuren aufzubauen. Im Mittelpunkt steht ganz klar Liam Neeson, der als Ex-Supergeheimedingefürdieregierungerlediger so richtig feist vom Leder zieht. Verzweifelt versucht er das Verhältnis zu seiner Tochter zu stärken, doch vor lauter Besorgnis hat er ganz offensichtlich vergessen, dass diese schon fast erwachsen geworden ist. Morel baut geschickt entsprechende Momente in die Erröffnungsphase ein, wodurch die Figur Bryan Mills schon nahezu paranoid anmutet. Neeson schaltet nach kurzer Zeit vom ängstlichen Vater auf kompromissloser Ermittler/Rächer um, was dank seiner schauspielerischen Fähigkeiten sehr gut gelingt. Bei seinen Nachforschungen schreckt er vor keiner Maßnahme zurück, die Knochen brechen, die Kugeln fliegen, notfalls wird gefoltert. Liam Neeson scheint viel Freude an dieser Rolle zu haben, er wirkt prächtig aufgelegt und überzeugt auf ganzer Linie. Die übrigen Mitwirkenden verblassen im direkten allesamt ein wenig, niemand fällt jedoch in negativer Weise aus dem Rahmen. Maggie Grace spielt das Teeniemädchen solide, Famke Janssen gibt die zunächst lockere Mutter und Ex, es wäre ermüdend hier nun alle Nebendarsteller aufzuzählen.
Angenehmerweise setzt Morel auf bodenständige Action, nicht auf ein ausuferndes CGI-Spektakel. Die Auseinandersetzungen sind recht roh und harsch ausgeführt, die Kameraarbeit modern, dabei aber nicht zu übertrieben "wackelig". Erinnerungen an die "Bourne-Trilogie" drängen sich auf, besonders an den sehr guten Auftakt der Reihe. "Taken" spielt die gesamte Palette aus, die dem geneigten Action-Fan am Herzen liegt. Es gibt zünftige Schiessereien, schmerzhafte Schlägereien, wilde Verfolgungsjagden mit Blech- und Personenschäden, Geheimdienst-/Agenten-Feeling, markige Sprüche und -man kann es nicht oft genug schreiben- einen fantastisch aufgelegten Helden. Mancher Zeitgenosse wird bemängeln, dass die Bösen hauptsächlich Albaner und Araber sind. Aber seinen wir doch bitte ehrlich, kein halbwegs denkfähiger Mensch wird daraus den Schluss ziehen, dass Menschen dieser Herkunft grundsätzlich Verbrecher sind. Dem aufmerksamen Zuschauer wird bei aller Freude über die Action auffallen, dass der Held mit seiner beruflichen Vergangenheit zu kämpfen hat, die sein Nervenkostüm noch immer nicht loslässt. Freilich stellt man solche Details nicht allzu ausführlich in den Vordergrund, sie tragen aber in angemessener Form dazu bei, die Hauptfigur mit einer gewissen "Scheintiefe" auszustatten.
"96 Hours" fügt dem Genre keine neuen Facetten hinzu, tobt sich aber mustergültig auf bewährtem Terrain aus. Kurzweilig, gradlinig, mitten in die Fresse! Pierre Morel hat einen neuen Fan gewonnen. Ich werde mir seinen -bisher verweigerten- "Ghetto Gangz" demnächst beschaffen, ausserdem wird auch sein aktueller Streifen "From Paris with Love" in meine Sammlung wandern. "96 Hours" liegt in Deutschland als DVD und Blu-ray vor. Ich habe mich in diesem Fall für die BD entschieden. Die gebotene Qualität geht völlig in Ordung, das Bonusmaterial fällt nicht sonderlich üppig aus. Freunde kurzweiliger Action müssen zugreifen, beide Daumen zeigen steil nach oben!
Sehr guter Stoff = 8/10
Lieblingszitat:
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"Viel Glück."
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Re: 96 Hours - Pierre Morel
Ich verstehe nicht, warum dieser Film so gut ankommt. Die Hauptfigur kloppt sich im Wesentlichen ebenso zielsicher wie ungefährdet durch den Film - dass er einmal kurz festgehalten wird, fand ich eher alibihaft. Gefallen hat mir lediglich die Szene, als die Tochter ihn aus der fremden Wohnung anruft und er ihr (sinngemäß) ankündigt: "Sie werden dich mitnehmen ... schrei ihre Beschreibungen ins Handy." Das war ein guter Einfall, aber sonst? Absolut unoriginell und auch ziemlich langweilig, da der Protagonist nie ernsthaft gefährdet oder kurz vor dem Aufgeben ist, sondern das Ganze ohne Höhepunkte einfach so seinen Gang geht. 3/10
Also bitte ... Das sind doch exploitative Allgemeinplätze, die nur die Lust des Zuschauers auf die Kills steigern sollen. Natürlich sind die Mädchenhändler gnadenlos und gehen ohne Rücksicht auf Verluste vor, da ist es klar, dass die dran glauben müssen: Actionfilm-Logik.horror1966 hat geschrieben:Man sieht also ganz eindeutig, das "96 Hours" nicht nur ein herausragendes Action-Feuerwerk darstellt, sondern zudem auch einen harten-und glaubwürdigen Einblick in die Welt emotionsloser Verbrecher gestattet, für die ein Menschenleben überhaupt nichts bedeutet. Mädchen werden durch Drogen gefügig gemacht und dann an den Meistbietenden versteigert. Sollte ein Girl die Drogen-Tortur einmal nicht überleben ist das auch nicht weiter schlimm, denn mit Schwund muss schließlich gerechnet werden. Diesen teils erschreckend realistischen Eindruck hinterlässt das Geschehen jedenfalls beim Zuschauer, der durch das Gesehene auch durchaus zum nachdenken angeregt wird.
Ist mir jetzt nicht klar, wo die sein soll.Zudem offenbart das Werk in diversen Passagen eine gewisse Tiefe
- Il Grande Silenzio
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Re: 96 Hours - Pierre Morel
Da muss ich mich meinem Vorredner anschließen. Ich fand Taken/96 Hours ganz furchtbar schlecht.
Das Folgende habe ich mal bewusst überpitzt-provokativ formuliert.
3/10
Die drei Pünktchen gibts für den einen oder anderen nett choreographierten Shootout bzw. Kampfszene und die ordentliche Leistung Neesons. Wobei, dass sich so ein Charaktermime wie Neeson für so etwas Plattes hergibt, kann eigentlich nur heißen, dass er in Geldnot war. Apropos darstellerische Leistung. Das Spiel der "Tochter" ist so unsagbar schlecht, dass man recht teilnahmslos deren Schicksal verfolgt.
Wenn der Mist wenigstens ein bisschen spannend wäre! Aber nein, spätestens nach dem 1. Massaker wird klar, dass das Feigenblatt von Story im unpassenden Style des unverwundbaren Einzelkämpfers fortgeführt wird und das Ende vorprogrammiert ist.
Selbst die Bond-Streifen haben wenigstens einen mehr oder weniger charismatischen Gegner vorzuweisen, der als Kontrahenten ein bisschen Abwechslung ins Spiel bringt.
Apropos Spiel. Der Streifen ist nix anderes als ein filmisch schlecht umgesetzter Ego-Shooter. Der Protagonist schlachtet die Gegnerhorden ab, ohne moralische Grenzen zu kennen und ohne das es ihm in den Sinn käme, auch mal einen legalen Weg einzuschlagen. Geht ja auch nicht, weil die französische Polizeit ja durchweg korrupt ist. Scheinbar hat Besson ein etwas seltsames Verhältnis zu den Ordnungshütern seiner Nation, was er nicht das erste mal beweist.
Eine Story ist quasi nicht vorhanden und würde auch nicht funktionieren. Weil dann die Aneinanderreihung der Gewaltexzesse und die Tötung der Bösen, der vermeintlich Bösen, von Nicht-so-Bösen, von Wahrscheinlich-Unschuldigen und Offensichtlich-Unschuldigen ja hinterfragt werden müsste. Und wer tut das schon in einem Ego-Shooter.
Die guten Ami-Mädchen fahren ins Bad-Old-Europe, wo die Korruption herrscht, hübsche Touristinnen daher ungestraft dutzendweise entführt werden, und der gute CIA-Mann erst einmal mit bösen Albanern und notgeilen Arabern aufräumen muss! Kill`em all, yeah!
Hilfe, wer schreibt solche Drehbücher? Die ganzen Logiklöcher lass ich mal außen vor...
Das schwülstige Happy-End und der dümliche Nebenhandlungsstrang mit dem Britney-Verschnitt Holly Valance setzt dem ganzen Abschlachten noch die Krone auf. Die kleine Prinzessin wurde gerettet, auch wenn diverse Unschuldige auf der Strecke blieben oder zumindest verletzt wurden. Das ist doch eine Aussage, die man uneingeschränkt unterschreiben kann, oder? Warum sollte sich der reaktionäre Protagonist auch in Frage stellen, es waren ja nur Albaner und Araber....
Der Film hätte sich m. E. ja noch ein bisschen dadruch retten können, wenn er sich selbst nicht ernst nehmen würde. Dies scheint er aber zu tun, da jeder Anflug von Humor oder Ironie fehlt.
Just my two cents und nicht zu 100% ernst nehmen!
Das Folgende habe ich mal bewusst überpitzt-provokativ formuliert.
3/10
Die drei Pünktchen gibts für den einen oder anderen nett choreographierten Shootout bzw. Kampfszene und die ordentliche Leistung Neesons. Wobei, dass sich so ein Charaktermime wie Neeson für so etwas Plattes hergibt, kann eigentlich nur heißen, dass er in Geldnot war. Apropos darstellerische Leistung. Das Spiel der "Tochter" ist so unsagbar schlecht, dass man recht teilnahmslos deren Schicksal verfolgt.
Wenn der Mist wenigstens ein bisschen spannend wäre! Aber nein, spätestens nach dem 1. Massaker wird klar, dass das Feigenblatt von Story im unpassenden Style des unverwundbaren Einzelkämpfers fortgeführt wird und das Ende vorprogrammiert ist.
Selbst die Bond-Streifen haben wenigstens einen mehr oder weniger charismatischen Gegner vorzuweisen, der als Kontrahenten ein bisschen Abwechslung ins Spiel bringt.
Apropos Spiel. Der Streifen ist nix anderes als ein filmisch schlecht umgesetzter Ego-Shooter. Der Protagonist schlachtet die Gegnerhorden ab, ohne moralische Grenzen zu kennen und ohne das es ihm in den Sinn käme, auch mal einen legalen Weg einzuschlagen. Geht ja auch nicht, weil die französische Polizeit ja durchweg korrupt ist. Scheinbar hat Besson ein etwas seltsames Verhältnis zu den Ordnungshütern seiner Nation, was er nicht das erste mal beweist.
Eine Story ist quasi nicht vorhanden und würde auch nicht funktionieren. Weil dann die Aneinanderreihung der Gewaltexzesse und die Tötung der Bösen, der vermeintlich Bösen, von Nicht-so-Bösen, von Wahrscheinlich-Unschuldigen und Offensichtlich-Unschuldigen ja hinterfragt werden müsste. Und wer tut das schon in einem Ego-Shooter.
Die guten Ami-Mädchen fahren ins Bad-Old-Europe, wo die Korruption herrscht, hübsche Touristinnen daher ungestraft dutzendweise entführt werden, und der gute CIA-Mann erst einmal mit bösen Albanern und notgeilen Arabern aufräumen muss! Kill`em all, yeah!
Hilfe, wer schreibt solche Drehbücher? Die ganzen Logiklöcher lass ich mal außen vor...
Das schwülstige Happy-End und der dümliche Nebenhandlungsstrang mit dem Britney-Verschnitt Holly Valance setzt dem ganzen Abschlachten noch die Krone auf. Die kleine Prinzessin wurde gerettet, auch wenn diverse Unschuldige auf der Strecke blieben oder zumindest verletzt wurden. Das ist doch eine Aussage, die man uneingeschränkt unterschreiben kann, oder? Warum sollte sich der reaktionäre Protagonist auch in Frage stellen, es waren ja nur Albaner und Araber....
Der Film hätte sich m. E. ja noch ein bisschen dadruch retten können, wenn er sich selbst nicht ernst nehmen würde. Dies scheint er aber zu tun, da jeder Anflug von Humor oder Ironie fehlt.
Just my two cents und nicht zu 100% ernst nehmen!
Zuletzt geändert von Il Grande Silenzio am Mo 10. Sep 2012, 19:47, insgesamt 1-mal geändert.
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- horror1966
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Re: 96 Hours - Pierre Morel
Diese Bewertung kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, denn der Film rockt einfach wie Sau. Wenn man immer nur nach der Logik geht, dann dürfte man sich fast gar keine Filme dieser Art anschauen.
Big Brother is watching you
Re: 96 Hours - Pierre Morel
Wenn kümmert Logik in einer Welt abseits der Realität? Ich wundere mich immer wieder über solche Wortschöpfungen wie z. B. "Logikloch", halte es daher wie die geschätzte Morgane Le Fay:
Morgane: "Are you afraid?"
Françoise: "No, no. I follow logic."
Morgane: "That's the worst sickness. Here you can be cured of it."
Die "Aufspürung" von "Logiklöchern" scheint sich längst zu einem sauertöpfischen Sport ausgewachsen zu haben, vielleicht ein Spiegelbild unserer völlg kaputten und phantasielosen Gesellschaft. Urgh, ich merke schon, mein eigener Spiegel sinkt. Ich muss brav meine verordneten BtM einnehmen, sonst kommt es zu Desaster.
Gute Nacht.
Morgane: "Are you afraid?"
Françoise: "No, no. I follow logic."
Morgane: "That's the worst sickness. Here you can be cured of it."
Die "Aufspürung" von "Logiklöchern" scheint sich längst zu einem sauertöpfischen Sport ausgewachsen zu haben, vielleicht ein Spiegelbild unserer völlg kaputten und phantasielosen Gesellschaft. Urgh, ich merke schon, mein eigener Spiegel sinkt. Ich muss brav meine verordneten BtM einnehmen, sonst kommt es zu Desaster.
Gute Nacht.
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
Re: 96 Hours - Pierre Morel
Logik in Filmen ist wirklich ein interessantes Thema. Ich muss sagen, dass ich da vielleicht aus der Sicht anderer nicht unbedingt konsequent bin. Z. B. wenn ich lese, dass Leute Horrorfilme mit übernatürlichen Themen unlogisch finden, dann frage ich mich schon, was für eine Art Logik solchen Phänomenen und dem Verhalten von Menschen angesichts dessen überhaupt zugrundegelegt werden soll. Auch gibt es Filme, die alles in allem eher instinktiven, intuitiven oder assoziativen Strukturen folgen, wozu aus meiner Sicht vieles gehört, was bornierte Filmseher als minderwertigen Trash abqualifizieren würden. Aber es gibt auch Filme, bei denen ich das Gefühl habe, dass sie logisch sein wollen, aber diese Qualität letztlich doch nicht bieten. "Taken" finde ich nun weniger unlogisch als vielmehr - einfach nicht spannend wegen der übermächtigen Hauptfigur.
- Il Grande Silenzio
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Re: 96 Hours - Pierre Morel
Ich zitiere mich mal selbst:
Ich fand ihn eben auch völlig langweilig, mit dummer und tendenziöser Story. Da schaue ich lieber die alten Seagalfilme.
Die Bewertung beruht also nicht auf fehlender Logik, sondern auf den geschilderten Gründen.Theoretiker hat geschrieben:Die ganzen Logiklöcher lass ich mal außen vor...
Ich fand ihn eben auch völlig langweilig, mit dummer und tendenziöser Story. Da schaue ich lieber die alten Seagalfilme.
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Re: 96 Hours - Pierre Morel
Wortklauberei als durchsichtiges Ablenkungsmavöver, solche Methoden duldet dieses Forum nicht! Obwohl ...
Der Hinweis auf meinen Kampfklops stimmt mich gnädig. Obwohl viele seiner jüngeren Ergüsse jede Menge Freude machen. Gewissermaßen.
Der Hinweis auf meinen Kampfklops stimmt mich gnädig. Obwohl viele seiner jüngeren Ergüsse jede Menge Freude machen. Gewissermaßen.
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