DVD von Blue Underground (USA)
The Girl from Rio (Deutschland, Spanien 1969, Originaltitel: Die sieben Männer der Sumuru)
Heute Femina! Morgen die Welt!
Jeff Sutton (Richard Wyler) hat bei einem Raubzug satte zehn Millionen Dollar erbeutet, zumindest will man gewisse Personen davon überzeugen. Vor allem soll Sumuru (Shirley Eaton) auf Sutton aufmerksam werden, die in ihrer Stadt Femina eine stattliche Armee schmucker Damen befehligt. Sumuru arbeitet noch immer ehrgeizig an der Übernahme der Weltherrschaft, kann daher jede Finanzspritze gut gebrauchen. Klar, Jeff möchte nicht ohne Grund die Höhle der Löwin aufsuchen, doch inzwischen sind auch gewöhnliche Ganoven scharf auf den Zaster. Allen voran Unterweltboss Masius (George Sanders), der seinen Bluthund Carl (Herbert Fleischmann) auf Sutton ansetzt...
Bereits Sumurus erster Auftritt
"Sumuru die Tochter des Satans" war ein wundervoller Ausflug in die zweite Hälfte der sechziger Jahre, Lindsay Shonteff inszenierte einen unterhaltsamen Ritt durch eine bunte und überdrehte Welt. Beim hier kurz vorgestellten Nachfolger übernahm Jess Franco die Regie. Der Spanier schenkt dem Zuschauer einen Ausflug in ein noch wilderes und verrückteres Universum, ich tauchte voller Wonne in diesen Kosmos ein, gleichzeitig fliegt das Werk kurzweiliger als ein Wimpernschlag über den Bildschirm, perfekte Unterhaltung der besonderen Art. Franco macht keine Gefangenen, bereits die Auftaktsequenz ist eine
"erotisch-psychedelische Suhle" der herrlichsten Sorte. Es folgen wunderschöne Ausblicke auf die Landschaft, darin eingebettet Sumurus Reich namens Femina, ein kühl-loderndes Gebilde aus Glas, Beton und Science-Fiction, garniert mit schönen Frauen und fiesen Folterinstrumenten. Erotik findet vor allem in Form von jeder Menge Schenkelgut statt, tiefere Einblicke bleiben die Ausnahme, eine eingestreute Lesbenszene hält sich recht brav zurück. Selbstverständlich sind die kämpferischen Amazonen in schlüpfig-schöne Uniformen gekleidet, nutzen phallisch anmutende Waffen und Hilfsmittel, irgendwie müssen die Herren der Schöpfung ihre Angst vor der emanzipierten Frau bewältigen.
Richard Wyler macht uns den Helden, er löst damit George
"Jerry Cotton" Nader ab. Ob Agent, Detektiv oder Journalist, letztlich wollen die Herren allesamt kleine Brüder des omnipräsenten James Bond sein, Herr Wyler zählt zur Sorte der besseren Clone, liefert eine nahezu formvollendete Kopie. Über George Sanders kann man ähnliches berichten, Wyler macht uns den Bond, Sanders den kernigen Gegenspieler. Während Sumuru zu Hightech-Folterapparaturen greift, lässt Gangsterboss Masius seine Schergen lieber mit bewährter Handarbeit vorgehen. Während es Prügel hagelt, blickt Sir Masius belustigt in sein Popeye-Heftchen. Ausgerechnet mein Liebling Herbert Fleischmann ist als verlängerter Arm des Fieslings zu sehen, bei Bedarf schlägt der schleimige Drecksack auch Frauen, unglaubliche Zustände. Shirley Eaton führt die Damenmannschaft an, Sumuru hat nichts von ihrer Entschlossenheit verloren, geht zur Verwirklichung ihrer Vorhaben noch immer über Leichen. Maria Rohm fällt eine ambivalente Rolle zu, während die hübsche Marta Reves unter Sumurus Geiselhaft leidet, Elisa Montés und die zahlreichen anderen Damen fallen in die Kategorie schöne Dekoration.
Während Jess Franco mit dem britischen Produzenten Harry Alan Towers arbeitete, entstanden einige der zugänglichsten
(kommerziellsten) Streifen des Spaniers. So ist auch
"Die sieben Männer der Sumuru" ein für Einsteiger in Francos Schaffen gut geeignetes Werk, sofern der Zuschauer eine Vorliebe für die bunte Verschrobenheit der lautstark ausklingenden sechziger Jahre hat. Vielleicht wird sich manch
"fortgeschrittener" Franco-Jünger über die Nähe zum Mainstream beschweren. Aus heutiger Sicht ist der Film vor allem durch und durch ein Kind seiner Zeit, ein Ausflug in die schöne Scheinwelt einer vergangenen Epoche. Erotisch, psychedelisch und grotesk, hier und da mit dem Hang zu bizarren Momenten, vor allem wunderschön!
Wo bleibt eine deutsche DVD zu diesem Film? Dank der Scheibe von Blue Underground kann man
"The Girl from Rio" in schöner Qualität geniessen, dennoch hätte ich gern eine einheimische Veröffentlichung mit deutscher Tonspur in meiner Sammlung. Blue Underground bietet eine Featurette mit dem Titel
"Rolling in Rio" an, dort kommen Franco, Towers und Eaton zu Wort, ferner gibt es eine Galerie mit Bildern zu bestauen und Texttafeln mit Informationen über Franco und Sumuru. Insgesamt eine sehr schöne Scheibe, jeder Franco-Fan muss zugreifen, Fans der späten Sechziger ebenfalls.
Verdammt, ihr wollt eine Bewertung in Zahlen? Mindestens 8/10 (sehr gut)! Wohlfühlfaktor = unermeßlich!
Lieblingszitat:
"If one of my girls isn't perfect, she must die!"
Bonuszitat:
"Let's get out of here, the party is getting rough!"