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Docteur Jekyll et les Femmes - Walerian Borowczyk (1981)
Verfasst: Do 5. Jan 2012, 14:43
von Arkadin
OT: Docteur Jekyll et les Femmes
AKA: The Bloodbath of Dr. Jekyll; The Blood of Dr. Jekyll; Doctor Jekyll and Miss Osbourne; The Strange Case of Doctor Jekyll and Miss Osbourne; Doctor Jekyll and Mr. Hyde; Le Case Etrange du Dr. Jekyll et de Miss Osbourne; Death’s Ecstasy
Frankreich/Deutschland 1981
Regie: Walerian Borowczyk
Darsteller: Udo Kier, Patrick Magee, Howard Vernon, Marina Pierro, Gérard Zalcberg
Reviews 1998-2002
Im Hause von Dr. Jekyll wird die Hochzeit zwischen eben jenem Henry Jekyll und Miss Fanny Osbourne vorbereitet. Zu diesem Zwecke reisen die Verwandten und Freunde des Paares an. Gleichzeitig sorgt ein Frauenmörder in der Stadt für Unruhe. In der Nacht vor der Hochzeit taucht der geheimnisvolle Mörder dann auch plötzlich im Hause der Jekylls auf und beginnt die Hochzeitsgäste zu terrorisieren...
Ein merkwürdiger, aber auch sehr interessanter Film. Slasherfreunde werden sicherlich enttäuscht sein, denn das im (englischen) Titel versprochen "Bloodbath" fällt eher verhalten aus. Treffender ist da schon der französische Originaltitel: "Dr. Jekyll et les femmes". Obwohl vom Thema her sicherlich sehr viel mainstreamlastiger als seine vorangegangen Filme, merkt man an jeder Ecke den speziellen Stil von Walerian Borowczyk. Viele seiner Einstellungen erinnern stark an alte Gemälde und über dem ganzen Film liegt der Schleier der Künstlichkeit. Ja, man fühlt sich eher in ein Theaterstück versetzt, als in ein Stück Zelluloid. Dies mag auch daran liegen, dass der Film vollständig (von einigen kurzen Szenen abgesehen) in einem Haus spielt, wo es dann auch viele theaterhafte Auftritte und Abgänge gibt. Wie es sich für Walerian Borowczyk gehört, kommt es auch zu vielen erotischen Szenen, sowie ein paar gewagten Einstellungen in denen der (laut Drehbuch mörderische) Penis des Mister Hyde zu sehen ist. Getragen wird das Ganze durch einige fantastische Schauspieler. So gibt Kultfigur Udo Kier den Jekyll (Hyde wird von einem anderen Schauspieler verkörpert), Franco-Spezi Howard Vernon hat eine wichtige Nebenrolle und Schauspielerlegende Patrick Magee spielt ganz vorzüglich einen polternden General. Allein schon seine Auftritte machen den Film, neben allen anderen Vorzügen, absolut sehenswert.
Re: Docteur Jekyll et les Femmes - Walerian Borowczyk (1981)
Verfasst: Do 5. Jan 2012, 18:21
von Salvatore Baccaro
Obwohl ich Walerian Borowczyk zu meinen liebsten Regisseuren zähle (im Grunde hätte er wohl nur LA BÊTE zu drehen gebraucht, um in diesen Olymp aufgenommen zu werden, selbst wenn Meisterwerke wie GOTO, BLANCHE oder CONTES IMMORAUX nie entstanden wären), ist dieser Film bislang an mir vorbeigegangen. In welcher Form und welchem Kontext hast du ihn denn gesichtet?
Re: Docteur Jekyll et les Femmes - Walerian Borowczyk (1981)
Verfasst: Do 5. Jan 2012, 20:13
von Arkadin
Ich habe den irgendwann zwischen 1998 und 2002 (wahrscheinlich '99) als Kopie vom holländischen Videotape gesehen. Ich wüsste jetzt auch nicht, ob der irgendwo als DVD erschienen ist. Die ofdb weiß auch nix.
Re: Docteur Jekyll et les Femmes - Walerian Borowczyk (1981)
Verfasst: Fr 6. Jan 2012, 01:47
von Adalmar
Hört sich alles sehr gut an. Kier und Magee sehe ich beide sehr gern, Vernon geht auch immer.
Re: Docteur Jekyll et les Femmes - Walerian Borowczyk (1981)
Verfasst: Mi 14. Jan 2015, 17:16
von jogiwan
der hierzulande offensichtlich bislang unveröffentlichte Streifen kommt im April 2015 von dem englischen Label Arrow auf Blaustrahl:
quelle: facebook
Re: Docteur Jekyll et les Femmes - Walerian Borowczyk (1981)
Verfasst: Mi 14. Jan 2015, 22:35
von Arkadin
jogiwan hat geschrieben:der hierzulande offensichtlich bislang unveröffentlichte Streifen kommt im April 2015 von dem englischen Label Arrow auf Blaustrahl:
Hurrah!!!!!!!!!!!!
Re: Docteur Jekyll et les Femmes - Walerian Borowczyk (1981)
Verfasst: Do 14. Mai 2015, 08:48
von jogiwan
"The Strange Case of Dr. Jekyll & Miss Osbourne" ist wahrlich ein sehr seltsamer Film und beschreibt die nicht minder merkwürdigen Ereignisse einer schicksalhaften Nacht in einem geräumigen Londoner Herrenhaus, in dem eigentlich die Verlobung des aufstrebenden Wissenschaftlers Dr. Jekyll mit seiner hübschen Fanny stattfinden soll. Statt ausgelassener Partystimmung schleicht alsbald aber ein sexbesessener Mörder durch die weitläufigen Gänge des Hauses und ermordet die namhaften und gesellschaftlich angesehenen Gäste der Veranstaltung auf höchst brutale Weise. Aufgrund des Titels und der berühmten Vorlage kann man sich ja schon denken, wer hierfür verantwortlich ist und dennoch ist Walerian Borowczyk hier ein sehr spezieller Streifen gelungen, der auch mehr an einen fiebrigen Alptraum erinnert und mit einem sehr entrückten Szenario, wirren Orgelsoundtrack und einem tollen Cast aufwarten kann. Dabei ist der „Bloodlust“ auch sicherlich kein handelsüblicher Genre-Streifen für die Horrorgemeinde, sondern eher ein cineastischer Leckerbissen über triebhafte und bedingungslose Leidenschaft zu Mensch und Wissenschaft, in dem so etwas wie rationales Handeln nicht gefragt ist und der mit seiner sexualisierten Gewalt und bisweilen nicht so einfach nachzuvollziehenden Handlungen seiner Protagonisten im Gegensatz wohl auch nicht überall gut ankommen wird. Für mich zählt „Docteur Jekyll et les Femmes“ und die wunderbare Scheibe aus dem Hause Arrow aber jetzt schon zu den Entdeckungen des Jahres.
Re: Docteur Jekyll et les Femmes - Walerian Borowczyk (1981)
Verfasst: Do 14. Mai 2015, 09:30
von Blap
Danke für die Erinnerung, ich lechze nach der BD. Der nächste Arrow Sale kommt mit Sicherheit ...
Re: Docteur Jekyll et les Femmes - Walerian Borowczyk (1981)
Verfasst: Do 2. Mai 2019, 17:53
von Arkadin
Wie in „Sister Hyde“ wird hier die böse Seite von einem anderen Schauspieler als bei Dr. Jekyll gegeben. Schade, denn Jekyll wird von niemand anderem als Udo Kier gespielt. Ansonsten ist Walerian Borowczyks Jekyll/Hyde-Verfilmung natürlich weit vom Original entfernt, besticht durch eine surreale Atmosphäre, schrägem Humor, Freude am Zeigen von Objekten und dem Arrangieren von Szenen. Ein sehr seltsamer, traumwandlerischer, fast hypnostischer Film – dessen Moral (oder gerade ihre Abwesenheit) ich erst verarbeiten musste.