Deliria-Italiano Zeitreise & Nostalgie-Fred

Alles, was nichts oder nur am Rande mit Film zu tun hat

Moderator: jogiwan

Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 39051
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Deliria-Italiano Zeitreise & Nostalgie-Fred

Beitrag von jogiwan »

Bild

Es gab ja vor einiger Zeit einmal in einem anderen Thema das Interesse an einem Fred, dass die Anfänge unserer Film- und Sammelleidenschaft näher beleuchten soll. Ist auch ein interessantes und zugleich doch sehr individuelles Thema, dass wohl bei jedem etwas anders abgelaufen ist. Während manche User ja schon seit Jahrzehnten sammeln und früher nicht auf die Vorzüge des Internets, Mailorder und andere Meinungen zurückgreifen konnten, gibts es hier ja auch jüngere Menschen, die sich ja gar nicht vorstellen können, dass früher nicht alles auf Knopfdruck verfüg-, kauf- und kopierbar war. Gefragt sind aber auch die Ursprünge eurer Horror- und Italo-Leidenschaft, sowie Initialzündungen durch bestimmte Filme, Comics, Bücher, Momente. Also nur her mit euren Geschichtelchen über gefälschte Videothekenausweise, schlaflose Nächte, Mörderspinnen, Poltergeister und dergleichen: ;)
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
Nello Pazzafini
Beiträge: 4578
Registriert: Di 16. Feb 2010, 18:50
Wohnort: Roma
Kontaktdaten:

Re: Deliria-Italiano Zeitreise & Nostalgie-Fred

Beitrag von Nello Pazzafini »

Jetzt mach ich mal den Anfang weil sich da keiner traut :D . Irgendwie bin ich nicht ganz der typ für so sachen aber auf der anderen seite hab ich so skurriles erlebt, und das schon seit jahrzehnten, das ich euch eine kurzfassung geben will.
Es muss so mitte 70 gewesen sein wo ich dank meiner Grossmutter mütterlicherseits mindestens einmal pro woche ins kino bin. Sie war es die mir dies in jüngsten Jahren ermöglicht hat, teils wollte sie vieles selbst sehen, teils hab ich sie für vieles gewinnen können und da ja das Kino fest in italienischer und auch französischer hand war, war mein filmischer Lebensweg ganz klar definiert. Sämtliche Hill/Spencer, Belmondo`s, De Funes, Pierre Richard´s und ich weiss nicht was noch alles gaben sich da wöchentlich für uns die Ehre, ich erinnere mich noch an Spiel mir das Lied vom Tod in einer Wiederaufführung, ich denke an King Kong von de Laurentis, ich erinnere mich an eine James Bond Woche kurz vor dem Start vom Spion der mich liebte wo ich in den Genuss aller damaligen Bond Filme innerhalb einer Woche im Kino kam und und und.
Sonntag´s gings dann nachmittags immer in eine Godzilla Vorstellung und ja , meine Welt war in Ordnung! :D
79 oder 80 geschah was unglaubliches, mein Onkel väterlicherseits nahm mich auch mit ins Kino und zwar zu Cannibal Holocaust – Nackt & zerfleischt. :? Keine Ahnung was sich der dabei gedacht hat, er ist dann ein paar Jahre später an Gehirntumor gestorben. :shock: Überhaupt war das ein Sonderling der zeit seines Lebens bei seiner Mutter wohnte…..wahrscheinlich wollte er mich schocken oder beeindrucken. Naja, er hat’s geschafft aber dadurch war auch mein weiterer Weg ziemlich eindeutig. Mit der Oma gings weiter in die Komödien, Krimis und Actionfilme, allein versuchte ich jeden Horror, Zombie oder auch Kannibalenfilm zu sehen den es gab.
Sehr klar haben sich Klassiker wie Zombie hing am Glockenseil, Zombies unter Kannibalen, Voodoo, Dawn of the Dead, Muttertag oder auch Inferno eingeprägt. Ich kann mich noch an jedes Kino zu jeden Film erinnern so tief sitzen diese Erlebnisse. Beim Inferno weiss ich noch das der in einem Kino unter einer Eisenbahntrasse war, da hörte und spürte man die Eisenbahnen während des Films die im 3 minutentakt darüber hinwegbrausten, nicht das beste Kino! Schön auch meine Erinnerung an den Schlitzer, ich schlug den 3 Mädls vor, auf die ich alle 3 stand, nach dem Film hat sich komischerweise keine mehr für mich interessiert. :o Na, vielleicht besser so. :D
Es gab bei uns auch Spartenkinos wo ausschliesslich eine Gattung Film gebracht wurde. Da gabs eines nur mit Italo Western, 2 andere brachten nur Eastern. Jeden Tag ein anderer Film, die Vorstellung kostete umgerechnet 2,- Euro und ich war da fast täglich im Kino. Damals gabs teilweise Vorstellung den ganzen Tag über, wenn ich mal keinen Bock auf Schule hatte war ich schon um 10.00 früh in der ersten Vorstellung!
Anders verlief die Videogeschichte bei mir. Meine Eltern hatten überhaupt kein Interesse an Film somit es keinen VHS Recorder gab. Glücklicherweise gabs bei uns wenigstens schon Ende 70 Kabelfernsehen somit hatte ich früh relativ viele Sender und guckte jeden Film der mich nur halbwegs interessierte. In dieser TV Frühphase wurden viele Klassiker abgehackt, alle Wayne, Grant, Granger, Fonda, Flynn und wie sie sonst noch alle heissen. Parallel dazu die ganzen guten Serien die es halt so gab, Derrick, der Alte oder auch die Amis wie Kojak, Strassen von SF usw. usf.
Grossen Eindruck hinterliess auch Der Seewolf als Weihnachtsvierteiler – eine Verfilmung eines Stoffes die mich als Kind unglaublich intensiv beeindruckte.
Zurück zu den 80ern, wie gesagt, kein Video für mich bis Anfang 90!!!! Mit Schulkollegen wurden die schon damals geltenden Klassiker von Fulci & Co. auf Video ausgeborgt und bei demjenigen immer wieder geguckt die in dem glücklichen Besitz eines Recorders waren.
Erst Anfang 90 konnte ich mir meinen ersten Videorecorder leisten, ich kaufte mir dafür gleich 2, einen Player für alle Systeme und einen Recorder. Los gings mit dem Mitschneiden und dem kopieren. Gestehen muss ich auch das ich niemals in eine Videothek zum ausleihen ging sondern schon damals viel im TV mitschnitt und die wilden Sachen über Freunde bekam. Mitte 90 begann ich dann zaghaft, weil noch immer zu teuer, schon Originale zu kaufen, meist in Videotheken bei Abverkauf Aktionen, teils bei verschiedenen Amerika Reisen. In den USA waren die Kauftapes in den 90ern sehr günstig, dazu kam ein sehr schwacher Dollarkurs und mein Rückreisegepäcksstück bestand nur mehr aus VHS. Da gings dann richtig los, O-Tapes, Magazine, Bücher und Soundtracks, angefangen mit Morricone Platten, die Sammelwut kannte keine Grenzen. 97, 98, 99 waren dann die glorreichen Videotheken Reisen in verschiedene österreichische Städte, ja sogar die eine oder andere Reise nach D bis rauf nach Hannover, wo ich den Videothekenabverkauf schamlos ausnützte. Gepaart mit Ebay, wo Perlen um 1,- DM verschleudert wurden, vervollständigten die VHS Sammlung. Da wo andere schon teure DVD’s kauften schlug ich zu und nützte den Verfall der guten alten Kassetten. Mit DVD´s begann ich erst 99 oder 2000.
So, jetzt ist aus der Kurzfassung ein (Film-) Lebenslauf entstanden, sorry, das wollt ich gar nicht. Ich bin froh und glücklich über meine Kinoerlebnisse in den 70ern und 80ern. Das waren glorreiche, prägende Zeiten die ich unter keinen Umständen missen möchte. Ich bin immer ins Kino gegangen und werde dies auch immer tun obwohl mich das „neue“ Zeug fast gar nicht interessiert. Aber Kino an sich ist ein Erlebnis, sicher nicht mehr so ein Erlebnis wie früher, aber entweder hat man das Interesse daran oder eben nicht. Der es nicht hat kann gar nicht wissen was er alles versäumt (hat).
Schliessen möchte ich mit einem Filmfestivalbesuch Anfang 90 wo ich mit Dario Argento im Kino sass und die Premiere von Aura sah – irgendwie ein schönes Erlebnis.
Film for Life - Life for Film! :D :prost:
Bild

"Ein Grab im K-Gebiet wünscht dir Dein Ugo"
dr. freudstein
Beiträge: 14488
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 19:55

Re: Deliria-Italiano Zeitreise & Nostalgie-Fred

Beitrag von dr. freudstein »

Sehr schöne Geschichte, da schmeckt mein Feierabendbier gleich doppelt so gut :prost:
Ich muß da erst mal ein wenig in den Windungen meines Hirns rumkramen, wie genau war das eigentlich alles in chronologischer Reihenfolge :?
purgatorio
Beiträge: 15633
Registriert: Mo 25. Apr 2011, 19:35
Wohnort: Dresden

Re: Deliria-Italiano Zeitreise & Nostalgie-Fred

Beitrag von purgatorio »

Klasse! Meine Story ist weit weniger spektakulär und steigt mit VHS ein ;) dazu aber später mehr :nick:
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 39051
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Deliria-Italiano Zeitreise & Nostalgie-Fred

Beitrag von jogiwan »

@ nelloootschi: da könnte man glatt neidisch werden...da wundert mich nix mehr! ;)
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
Nello Pazzafini
Beiträge: 4578
Registriert: Di 16. Feb 2010, 18:50
Wohnort: Roma
Kontaktdaten:

Re: Deliria-Italiano Zeitreise & Nostalgie-Fred

Beitrag von Nello Pazzafini »

jogiwan hat geschrieben:@ nelloootschi: da könnte man glatt neidisch werden...da wundert mich nix mehr! ;)
kein grund zum neid jogschi, dafür bin ich alt, dreckig und obszön :mrgreen:
Bild

"Ein Grab im K-Gebiet wünscht dir Dein Ugo"
Benutzeravatar
DrDjangoMD
Beiträge: 4329
Registriert: Fr 20. Mai 2011, 15:19
Wohnort: Wien, Österreich

Re: Deliria-Italiano Zeitreise & Nostalgie-Fred

Beitrag von DrDjangoMD »

Nello Pazzafini hat geschrieben:79 oder 80 geschah was unglaubliches, mein Onkel väterlicherseits nahm mich auch mit ins Kino und zwar zu Cannibal Holocaust – Nackt & zerfleischt. :?
Netter Mann :D Sehr interessante und faszinierende Geschichte, das erklärt wirklich deine Leidenschaft für Filme, sehr schön :prost:
Benutzeravatar
DrDjangoMD
Beiträge: 4329
Registriert: Fr 20. Mai 2011, 15:19
Wohnort: Wien, Österreich

Re: Deliria-Italiano Zeitreise & Nostalgie-Fred

Beitrag von DrDjangoMD »

Die Geschichte, wie ich meine Liebe für das italienische Genrekino entdeckte ist aufgrund meines Alters zwar nicht so lange, doch ziemlich verschlungen und entwicklungsreich. In meiner Jugend ging ich mit meinen Eltern nie in Programmkinos, lernte also nur die neusten Hollywood-Blockbuster kennen und auch das Fernsehen bot in meiner Erinnerung neben amerikanischen Klassikern allerhöchstens mal einen Spencer/Hill-Film (wir hatten sehr lange nur 2 Sender). Hinzu kam, dass ich von mir ausgehend auch gar nicht so was wie Horrorfilme oder harte Western sehen wollte, das war mir damals zu grausig. Eine gewisse Faszination zeigte sich jedoch trotzdem schon für diese Genres. Ich liebte es einen Horrorfilm aufzudrehen und nicht hinzusehen, aber trotzdem den Ton zu erleben, wir sprechen hier zirka von meinem 8. Lebensjahr.
Am Schulhof waren die Klassiker von Fulci oder Kannibalenfilme auch kein Thema mehr, wenn über besonders harte Filme gesprochen wurde, dann waren das Teile aus der Freitag 13.- oder Texas-Chainsaw-Massacre-Reihe.
Wirklich gerne hatte ich jedoch die Indiana Jones Filme, die mich zu diversen Hobby-Projekten mit einer Videokamera und meinen Playmobil-Figuren animierten.
Die erste Filmreihe, neben dieser Trilogie, für die ich mich wirklich begeistern konnte, waren die Edgar-Wallace-Krimis, die setzten bei mir zirka mit 10 Jahren ein, wenn nicht noch etwas früher. Mit zirka 12 begann ich mich dann für Fabelwesen zu interessieren, kaufte mir ein Buch darüber, welches auch eingehend über die alten Universal-Monsterfilme berichtete. Internet hatten wir noch keines, aber ich wollte unbedingt mehr über diese Filme erfahren und hielt immer im Fernsehprogramm Ausschau danach. Außer „Dracula“ wurde aber nie was aus der Kategorie gebracht. Zu meinem 14 Geburtstag glaube ich, schenkten mir meine Eltern dann diese eine Universal-Horror-Box, ihr wisst, die mit den Büsten und an die 20 Filme.
Diese hab ich wirklich geliebt und mir immer wieder angesehen, da es DVDs waren, hatten sie schon Bonusmaterial, welches ich fasziniert verfolgte. Besonders angetan hat es mir ein Schauspieler, den ich in „Der Wolfsmensch“, „Der Unsichtbare“ und „Das Phantom der Oper“ bewundern konnte, Claude Rains. Er war, neben den ganzen Edgar Wallace Darstellern, die ich ganz gerne hatte, mein erster wirklicher Lieblingsdarsteller. Ich wollte unbedingt alle seine Filme sehen und so kam ich an Teile wie „Casablanca“ oder „Lawrence von Arabien“.
Die Liebe zu solch epochalen Film bescherte mir mein erstes filmisches Schock-Erlebnis. Ich entdeckte in der Sammlung meines Vaters einen Film namens „Caligula“. Er sah nach antikem Riesenspektakel a la „Cleopatra“ oder „Ben Hur“ aus. Voll Vorfreude legte ich ihn ein…ich kam bis zu dem unschönen Hochzeits-Nachspiel, in welchem McDowell dem Bräutigam ihr wisst schon was ihr wisst schon wohin steckt, da war es mir dann zuviel und ich drehte ihn ab. Obwohl mir alles viel zu brutal und pervers war, sah ich ein, dass „Caligula“ ein toller Film ist. Ich hatte keinen Groll gegen ihn, aber ich wollte ihn auch nicht mehr sehen. :kicher:
Dieses Ereignis war aber nur ein Einschub und beeinflusste mich anfangs noch nicht. Mit Klassikern wie den vorher genannten begann ich jedoch mich mehr für Filme allgemein zu interessieren und kaufte mir auch Bücher darüber. Unter anderem eines der „1001 Filme - Die besten Filme aller Zeiten“ (P.S. Der Titel ist eine Lüge, „Django“ ist nicht drinnen :wart: ). In diesem Buch waren unter anderem zwei Filme beschrieben, die für mich ausschlaggebend sein sollten. Der erste war „Fargo“. Ich mochte irgendwie keine Filme, die jünger als die 70er waren (ausgenommen natürlich Indiana Jones), mein Lieblings-Genre war jedoch der Film-Noir und „Fargo“ war in diesem Buch als „moderner Film-Noir beschrieben“. Also sah ich ihn mir an und war schwer begeistert. Alle Coen-Filme folgten, sowie einige Filme Tarantinos, die ich vom Stil her ein wenig ähnlich fand.
Der andere Film aus dem Buch, der es mir besonders angetan hatte war „Zwei glorreiche Halunken“ von Sergio Leone! Ich mochte nämlich keine Western, wenn sie nicht aus Italien kommen mag ich sie noch immer nicht. Der amerikanische Western gehört sicherlich zu meinen letzt-liebsten Genres. Von „Zwei glorreiche Halunken“ wurde in dem Buch aber so geschwärmt, dass ich ihn mir ansehen wollte und siehe da, er war göttlich! Das war der erste Film, der mich visuell beeindruckt hat. Die Wallace-Filme und die der Coen-Brüder mochte ich wegen ihrem eigenen Humor und die Universal-Monster liebte ich, weil sie mir Horror, der nicht allzu brutal war ermöglichten. Bei „Zwei glorreiche Halunken“ merkte ich das erste mal, was richtig gesetzte Perspektiven bewirken können.
Schnell folgten die anderen Leone-Western, die sich in der großen DVD-Sammlung meines Vaters befanden, doch das reichte mir nicht. Ich war so begeistert, dass ich ein Subgenre eines so gehassten Genres wie des Westerns so sehr lieben konnte. Ich habe bis dahin noch nie DVDs selbst gekauft und mir immer nur welche schenken lassen, Italowestern waren die ersten, die ich mir aus eigener Tasche bezahlte. Ich suchte diverse Läden auf und kaufte alle Italowestern, die sie dort hatten. Besonders angetan hat es mir natürlich Corbuccis „Django“. Hier zeigt sich meine Liebe für das Phantastische: Ich wollte keine möglichst realen Western, ich wollte übertriebene, obercoole Helden und übermächtige Schurken.
Ich habe eine buchhalterische Ader und mache verdammt gerne Listen. So legte ich auch welche an mit den Italowestern, die ich gesehen hatte und vor allem mit den Darstellern, welche ich schon in wie vielen Italowestern erblickt hatte. Ich mochte die Schauspieler und die Regisseure dieses Genres sehr gerne und hab schnell begonnen auch die kleinsten Nebendarsteller zu vergöttern. Nachdem ich alle Italowestern gekauft hatte, die ich finden konnte, wollte ich trotzdem noch mehr Filme mit diesen geliebten Darstellern und Regisseuren sehen. Vorraussetzungen für eine Liebe für das gesamte Italienische Genrekino waren also gegeben, doch da gab es ein Problem: Ich sah mir ja keine brutaleren Horrorfilme an!!!
Ich hatte Skrupel mir einen Horrorfilm anzusehen, der nicht die Harmlosigkeit eines schwarzweißen Frankenstein-Streifens besaß. Irgendwann entdeckte ich jedoch auf Youtube, dass ein vollständiger Film dort war namens „Armee der Finsternis“…den Titel kannte ich, in einem Buch stand, dass er mehr auf Komik als auf Horror setzen würde. Ich traute mich also und war begeistert. Bruce Campbells Ash war so ein genialer Charakter. Gleich nachdem der Film aus war, drehte ich meinen Computer ab, ließ alles liegen und stehen und fuhr unverzüglich zu einem DVD-Geschäft, wo ich mir die gesamte Tanz-der-Teufel-Trilogie besorgte. Nach dem Genuss von Teil 1 und 2 waren meine Hemmungen verschwunden. Ich kaufte wie wild Horrorfilme ein, besonders Italienische, beginnend mit den Fulci-Klassikern. Als ich mir noch nervös mit „Die Rache der Kannibalen“ meinen ersten Kannibalenfilm ansah waren die letzten Tabus gebrochen und ich wusste nun, dass ich mir jeden Horror-Film ansehen kann, der mich interessiert. Bald gab’s auch ein Wiedersehen mit „Caligula“. :winke:
Bei meinen Italowestern (die ersten die ich fand waren aus der Koch-Regenbogen-Kollektion) fiel mir übrigens ein mehr oder weniger talentierter Darsteller namens Anthony Steffen auf. Was daraus resultierte muss ich ja nicht näher erläutern. :knutsch:
Und jetzt sind wir da, wo ich jetzt bin. Ich liebe alle italienischen Genre-Filme, weil ich die Regisseure und Darsteller, die immer und immer wieder vorkommen vergöttere und ich steh auf den Schwerpunkt den Größen wie Argento oder Bava auf das Visuelle legen. Diese Filme haben Mut zu Übertreiben, auch das liebe ich an ihnen. Ich bin mir sicher, dass ich nach dieser langen Reise nun wirklich das Richtige für mich gefunden habe. :D
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40041
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Deliria-Italiano Zeitreise & Nostalgie-Fred

Beitrag von buxtebrawler »

Sehr schöner Beitrag, Nello! :)

Dann werd ich auch mal:

Zum ersten Mal mit Horror konfrontiert, wurde ich neben den Grimm'schen Märchen, die ja alle noch ein Happy End haben, vermutlich mit der "Struwwelpeter"-Geschichtensammlung und ihrer fehlgeleiteten Brachialpädagogik, die mich nicht davon abhielt, eklige Suppen nicht zu essen, aber dafür mit ihren fiesen Geschichten zu verstören und gleichzeitig zu faszinieren wusste, so dass ich versuchte, mir vorzustellen, wie es sich wohl anfühlen würde, Ähnliches zu erleiden wie ihre bedauernswerten Protagonisten. Dabei schaute ich mir immer wieder ganz genau die morbiden Zeichnungen des Buches an, z.B. die eines abgeschnittenen Daumens. Im TV liefen seinerzeit z.B. Eurowestern, die mich mit ihrer Gewalt und ihrer speziellen Stimmung, dieser pathetischen Melancholie, durchaus ansprachen und Filme mit Pierre Richard und Louis de Funès, die ich sofort ins Herz schloss. Das durfte ich alles schon als 5-, 6-Jähriger (bin '79 geboren) gemütlich mit meiner Familie auf dem Sofa gucken, womit ich diese Filme unterbewusst noch immer verbinde. Damals erlag ich auch einer gewissen Begeisterung für das Weltall, bekam die Explosion der Challenger 1986 durch die Medien und Gespräche meiner Familie mit und verarbeitete diese Erfahrung mit allerlei Zeichnungen. Mir wurde bewusst, wie faszinierend die unerforschten, unendlichen Weiten des Alls einerseits und gefährlich die Raumfahrt andererseits ist. Der Grundstein für meine Science-Fiction-Horror-Begeisterung war gelegt. :D

Zu Weihnachten 1987 schufen meine Eltern dann einen Hifi-Stereo-Videorekorder von Mitshubishi für einen Haufen Kohle an und 1988 begann ich, mich mit der Aufnahmefunktion auseinanderzusetzen und allerlei Kram aus dem Fernsehen aufzuzeichnen. Den Spielzeugmarkt für Jungs beherrschten damals die "Masters of the Universe", "Transformers" etc. und besonders erstgenannte zogen mich sofort in ihren Bann. Diese ganzen abgefahrenen Plastikkreaturen, humanoide Mutanten, Schlangenwesen, Wesen mit mechanischen Unterkiefern und Gewehren als Gliedmaßen, Totenkopffratzen etc. - hossa!!! Das war 100%ig mein Ding und dürfte mitverantwortlich für meine Begeisterung für den Latexkreaturenhorror der 80er gewesen sein. Und ich las tonnenweise Comics. Neben den üblichen Funnys las ich begeistert „Batman“, der sich häufig mit ähnlichen Gestalten herumzuschlagen hatte und in seiner Ernsthaftigkeit ein willkommener Kontrast zu Donald & Co. war. Die psychologischen Abgründe seiner Gegner in einer düsteren Comicwelt würden für so manchen krassen Psycho-Thriller oder Slasher taugen, Batmans für ihn meist ernüchternd ausgehende „Comic noir“-Fälle begeistern mich bis heute. Für die schnelle Gruseldosis zwischendurch sorgten „Gespenster-Geschichten“ und „Spuk-Geschichten“.

Ende der 80er begann ich folglich, neben den omnipräsenten und aufgrund ihres albernen Klamauks für uns Kinder und der ganzen Prügeleien speziell für uns Jungs interessanten Spencer/Hill-Filmen, Science-Fiction- und Horrorfilme aus dem TV mitzuschneiden; zu meinen ersten Erfahrungen gehörten dann "Insel der neuen Monster" (mit dem ich nicht viel anfangen konnte), "Blob - Schrecken ohne Namen" (der mir - ohne Scheiß! - zahlreiche schlaflose Nächte bereitete) und sowas. Die Privatsender RTL plus und Sat.1 strahlten damals hochinteressante Genrefilme aus, "Hexensabbat" und "House" verzückten und ängstigten mich zugleich. Das ZDF zeigte „Alien“. Dazwischen war dann auch ein Film namens "Im Todestal der Wölfe", bei dem - wie ich erst Jahre später feststellen sollte - die programmierte Aufnahme viel zu spät einsetzte und mir den gesamten Prolog vorenthielt, weshalb ich gar nicht erst auf die Idee kam, dass das die Fortsetzung eines anderen Films sein könnte. Ich konnte den Film nicht richtig einordnen, war das Horror? Ich notierte "Schocker", wusste, dass das kein Top-Film ist, aber irgendetwas daran gefiel mir. Cravens gemeinhin als misslungen bezeichneter Film dürfte mein erster Slasher gewesen sein. Etwas später präsentierte die "Wilde Hilde" im RTL-Nachtprogramm u.a. die Reitende-Leichen-Reihe und brachte diese Filme vermutlich einer ganzen Generation näher. Auf dem Schulhof erzählte man sich von fiesen, verbotenen Filmen wie "Freitag der 13." und "Tanz der Teufel", die ich mir in meiner regen Phantasie ausmalte. Mein Schwager berichtete mir von "Man-Eater", den er damals im Kino gesehen hätte, einem Film, in dem sich jemand selbst auffresse, und kopierte mir Videothekenware wie "Anthony", "Geschichten aus der Schattenwelt" und "Spookies", die er mir zu besonderen Anlassen schenkte. Im RTL-Nachtprogramm lernte ich einen gewissen Michael Myers kennen und wurde zum Slasher-Fan. Ein Kumpel kaufte alles an Stephen-King-Verfilmungen, die das örtliche Kaufhaus anbot, und wir zogen uns "Cujo" (damals: langweilig), "Friedhof der Kuscheltiere" (uargh, übel und verstörend!), "Shining" (war ich viel zu jung für, erkannte Kubricks Genie nicht) und "Es" rein. Letzterer toppte alles, was ich bis dato gesehen hatte.

Wie das eben bei Präpubertierenden so ist, muss alles her, was hart ist, also schaute ich auch mal bei 'nem Eastern rein (war absolut nix für mich) und konsumierte gierig alles, was schwer angesagte Action versprach, also Schwarzenegger, Stallone & Co. Später merkte ich aber, dass das nicht meine Welt ist, ich mich von Hysterie und Gruppenzwang hatte anstecken lassen und viele dieser Filme erschreckend doof sind (wie auch diejenigen meiner Schulfreunde, die auf sie schworen...), so dass ich da später die Finger von ließ und zudem für mich feststellte, dass es in erster Linie der phantastische Film ist, dem meine Leidenschaft gilt. Grenzfälle wie Schwarzenegger'sche Sci-Fi-Action fielen erst mal mit hinten über.

Ende des ersten Teils, Fortsetzung folgt! (Euer Interesse vorausgesetzt.) :)
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
DrDjangoMD
Beiträge: 4329
Registriert: Fr 20. Mai 2011, 15:19
Wohnort: Wien, Österreich

Re: Deliria-Italiano Zeitreise & Nostalgie-Fred

Beitrag von DrDjangoMD »

buxtebrawler hat geschrieben:Ende des ersten Teils, Fortsetzung folgt! (Euer Interesse vorausgesetzt.) :)
:nick: :nick: :nick: :nick: :popcorn: :popcorn: :popcorn: :popcorn: :wart: :wart: :wart: :wart:

Du mit deinen Cliffhangern, die Italiener erst kurz gestreift und schon aufhören wollen :nixda:

...also mehr bitte :D :popcorn:
Antworten