Alternativer Titel: Deux hommes dans la ville
Produktionsland: Frankreich
Produktion: Alain Delon
Erscheinungsjahr: 1973
Regie: José Giovanni
Drehbuch: Daniel Boulanger
Kamera: Jean-Jacques Tarbes
Schnitt: Renée Deschamps
Spezialeffekte: -
Budget: ca. -
Musik: Philippe Sarde
Länge: ca. 110 Minuten
Freigabe: FSK 16
Darsteller:
[center]Alain Delon : Gino Strabliggi
Jean Gabin : Germain Cazeneuve
Michel Bouquet: Inspektor Goitreau
Mimsy Farmer : Lucie
Ilaria Occhini : Sophie Strabliggi
Cécile Vassort : Evelyne Cazeneuve
Bernard Giraudeau : Frédéric Cazeneuve
Christine Fabréga : Geneviève Cazeneuve
Victor Lanoux : Marcel
Malka Ribowska : Maître Baudard
Guido Alberti : Chef der Druckerei
Jacques Monod: Prokurist
Armand Mestral: Gefängnisdirektor
Robert Castel : André Vautier
Jacques Rispal : Richter
Patrick Lancelot: Arzt
Gérard Depardieu: junger Gauner[/center]
Gino Strabliggi wird nach 10 Jahren haft aus dem Gefängnis entlassen. Für seine vorzeitige Entlassung sorgte der Sozialarbeiter Germain Cazeneuve, der ihn auch in der Freiheit unterstützt. Leider wird Strabliggi durch einen Polizisten wieder mit seiner Vergangenheit konfrontiert, was üble Folgen hat.
„Dahinter verbirgt sich das Grausamste, das ich je gesehen habe: Eine Maschine die tötet.“
Dieses Schlusszitat von Jean Gabin, sprich Germain Cazeneuve festigt nach der Ansicht des Films den Eindruck den der Film bereits während kürzester Zeit vermittelt. Ein Schlusswort, welches als Résumé, als Erklärung, als Anklage, sowie auch als Spiegel der Gesellschaft dient.
Es ist letztendlich, dass System, das für die Verrohung, für den Niedergang verantwortlich ist. Ein System, dass keine Gnade kennt und unbarmherzig gegen das was ihm der Dorn im Auge zu sein scheint, vorgeht. José Giovannis Film kennt keine Gnade, José Giovanni prangert alles angeblich Rechtliche an. Er gibt innerhalb des Films der Menschlichkeit keine Chance. Sie wird im kleinsten Keim mit Hass erstickt.
„Endstation Schafott“ beginnt mit einer melancholischen Musik, die bereits ein eindeutiger Vorbote, für das was geschehen wird fungiert. Die Unmenschlichkeit in der Haftanstalt, das Leben nach der Haft, die ehemaligen Freunde, sprich die unrühmliche Vergangenheit. Alles verschmilzt und lässt sich auch im neuen Leben nicht auslöschen. Die Vergangenheit haftet an Gino Strabliggi, sie lässt sich nicht abschütteln, dafür sorgen allein das System und seine Boten. Schikane und Provokation lassen Hass entflammen, einen Hass der das Ende bedeutet.
José Giovanni beschönigt rein gar nichts. Er lässt seinen Film in depressiven Bildern für den Zuschauer ablaufen, so dass dieser eine gewisse Hilflosigkeit verspürt. Er fühlt wie Strabliggi, er handelt wie Strabliggi, er will Strabliggi mit allen Mitteln helfen, doch ist ihm diese Möglichkeit nicht gegeben. „Endstation Schafott“ ist das Leiden der Gesellschaft am System oder sollte man spitzfindig behaupten. Das Leiden der Gesellschaft an der Gesellschaft?
„Alle waren charakterlich labil und sie selbst waren ihr größter Feind.“ (Germain Cazeneuve)
Was innerhalb „Endstation Schafott“ in schauspielerischer Hinsicht geleistet wird ist kurz gesagt brillant. Jean Gabin glänzt als Germain Cazeneuve, genau wie Alain Delon als Gino Strabliggi und Michel Bouquet als Inspektor Goitreau. Gerade Michel Bouquet, den man aus François Truffauts „Die Braut trug schwarz“ kennen sollte, kann nicht genug in den höchsten Tönen gelobt werden. Bouquet schürt in seiner Präsentation den Hass des Zuschauers in einer ungemein starken Weise. Sein Spiel ist extrem intensiv und man nimmt ihm den zu faschistischen Methoden neigenden und besessenen Inspektor Goitreau jederzeit ab.
Innerhalb der kleinen Parts muss man auch Mimsy Farmer in der Rolle der Lucie lobend erwähnen. Recht so, lieber Freund des europäischen Kinos, genau die Mimsy Farmer, die in Argentos "Vier Fliegen auf grauem Samt“ mitwirkte.
Zu Delon sei gesagt, dass er in diesem Film sein schauspielerisches Potential im vollen Umfang zeigt. Weit entfernt von der Coolness des Jef Costello oder des Corey, bewegt sich Delon hier innerhalb eines menschlichen Dramas. Eine Charakterstudie und der Wille zu einem neuen Leben sind die Begleiter von Delons Spiel.
Wer kann Strabliggis dankendes Ablehnen bezüglich der Hilfe der Religion nicht verstehen? Gott hat Strabliggi verlassen oder war er überhaupt jemals für ihn da? oder gibt es ihn überhaupt? oder gibt es einzig ein kaltes und Menschenvernichtendes System?
„Endstation Schafott“ ist ein Film der immer aktuell sein wird. Nicht allein die Geschichte des ehemaligen Strafgefangenen und das Nichtakzeptieren der Gesellschaft sind hier gemeint. Themen wie Verachtung, Mobbing und Hass lassen sich jederzeit ableiten und wenn jeder nur ein klein wenig über „Endstation Schafott“ nachdenkt und versucht seine Umwelt lebenswerter zu gestalten, so hätte José Giovanni eine ganze Menge erreicht.
Fazit: Ein Sozialdrama, das in keiner Weise kalt lassen kann, perfekt gespielt und der Spiegel einer kranken und besessenen Gesellschaft.
10/10