Söldner des Todes - Alan Birkinshaw (1982)
Verfasst: Do 31. Mai 2012, 22:47
Söldner des Todes (Italien 1982, Originaltitel: Horror safari)
Hirntot durch den Busch
In den Wirren des ausklingenden 2. Weltkriegs taumelt eine Truppe japanischer Soldaten durch den philippinischen Dschungel. General Tobachi (Harold Sakata) und zwei untergebene Offiziere verstecken geraubtes Gold in einer Höhle, derweil wird ihre Gefolgschaft von zornigen Eingeborenen abgeschlachtet. Inzwischen sind 36 Jahre ins Land gezogen, der gierige und verschlagene Rex Larson (Edmund Purdom) hat von dem Schatz in der grünen Hölle gehört, mit der finanziellen Unterstützung des wohlhabenden Douglas Jefferson (David De Martyn) soll das Gold geboren werden. Der Abenteurer Mark Forrester (Stuart Whitman) soll die Expedition zum Ziel führen, überdies nehmen General Tobachi und Geldgeber Jefferson samt Töchterchen Janice (Glynis Barber) an dem gewagten Trip teil. Umgehend brodelt es innerhalb der Gruppe, Forrester hat offenbar noch eine alte Rechnung mit dem windigen Larson zu begleichen. Tiefer und tiefer dringt die Kolonne in die Wildnis vor, bald sind erste Todesfälle zu beklagen...
Regisseur Alan Birkinshaw inszenierte den von mir sehr geschätzen Slasher "Killer's Moon" (Großbritannien 1978). "Söldner des Todes" ist eine Produktion aus meinem "Filmlieblingsland" Italien, ein Abenteuerfilm mit einer stattlichen Anzahl Genrestars, insgesamt sehr gute Voraussetzungen für ein tolles Filmerlebnis. Wer nun auf einen Streifen mit prickelnder Spannung, packender Atmosphäre und soliden Darstellerleistungen hofft, der sollte um dieses Machwerk einen besonders grossen Bogen machen! Diverse Actionsequenzen sind halbwegs ordentlich ausgeführt, doch irre Dialoge, fragwürdiges Schauspiel und vor allem die herrliche Erzählerstimme sorgen für jede Menge Brüller! Ja, die Stimme aus dem Off beschert sinnliche Höhepunkte/Tiefpunkte in geballter Form. Bedeutungsschwanger berichtet der Erzähler von Untieren, Unholden und allen erdenklichen Schrecklichkeiten, die Akteure vor der Kamera hinterlassen während dieser finsteren Ausführungen einen völlig entspannten Eindruck. Das Gesabbel setzt zuverlässig zu einem unpassenden Zeitpunkt ein, noch immer liegt ein feistes Grinsen auf meiner alten Fratze. Keine Angst, die Sause hat durchaus Schauwerte im Gepäck, hier und da wird gepöbelt, geprügelt, geballert, geblutet und gestorben. Für meinen Geschmack hätte man etwas mehr Erotik ins Spiel bringen dürfen, mit Glynis Barber und Laura Gemser stehen zwei attraktive Damen auf der Gehaltsliste.
Bei dieser Anhäufung bekannter Knuffelschädel wird der kurze Blick auf des Ensemble gewissermaßen zur Pflichtübung. Stuart Whitman kann auf einige Schundfetzer in seiner sehr umfangreichen Filmographie verweisen, der hier kurz vorgestellte Flick passt prima in den Lebenlauf des aus San Francisco stammenden Herrn. Whitman gibt den knarzigen Helden, die Damen liegen ihm zu Füßen, wie üblich ist Whitmans Spiel limitiert und sympathisch. Haudegen Woody Strode fungiert als kerniger Co-Held, Strode wirkte in zahlreichen Italo-Produktionen unterschiedlicher Gangart mit, wie Whitman ein angenehmer und gern gesehener Darsteller, sicher kein grosser Schauspieler. David De Martyn agiert hölzern, Edmund Purdom darf uns das Ekelpaket machen. Harold Sakata wird fast allen Filmfreunden bekannt sein, im Bond-Klassiker "Goldfinger" trumpfte er neben Gert Fröbe auf, wurde zu einem der einprägsamsten Nebenbösewichter in der Welt der Agentenfilme. Junix Inocian schliesst sich mit Laura Gemser der Gruppe an, Inocian spielt einen alten Freund des Helden, Laura Gemser seine Gattin Maria. Maria war einst die Frau an Mark Forresters Seite, noch immer hängt sie der gemeinsamen Zeit nach. Das Cover der deutschen DVD baut auf Laura Gemsers Bekanntheit, die sich im Kreis der Freunde des italienischen Genrekinos noch immer sehr grosser Beliebtheit erfreut. Gemser-Fetischisten sollten nicht zu viel erwarten, Lauras Rolle ist eher belanglos und bleibt überschaubar, immerhin sorgt sie für eine Nacktszene (dies war vermutlich unvermeidlich, sehr angenehm). Blondchen Glynis Barber gefällt mir, leider bleibt sie züchtig, ich prangere das mit Nachdruck an! Obendrauf schleichen kleine Männlein mit Speeren und anderen Tötungswerkzeugen durchs Unterholz, so wie es sich für den mörderischen Dschungel der ewigen Verdammnis gehört.
"Horror safari" ist ein unterhaltsamer Abenteuerfilm, rustikale Zwischentöne wecken (fast) Erinnerungen an die Kannibalenfilme der siebziger und achtziger Jahre. Spontan möchte ich den Streifen als "Vorglüher" für eine zünftige "Abenteuernacht" empfehlen, das Hauptprogramm könnte z. B. der sehr starke "Blutgericht am Amazonas" (The Treasure of the Amazon, Mexiko 1985) von René Cardona Jr. bestreiten!
Fazit: Kein Abenteuerfilm den ich Einsteigern ans Herz lege. Wer sich an den liebgewonnenen Damen und Herren vor der Kamera erfreuen kann, wer nicht genug von italienischen Genrefilmen bekommt, wer Spass an Unfug hat, der sollte "Söldner des Todes" auf die Einkaufsliste setzen (beinahe hätte ich vergessen den Score von Francesco De Masi zu loben, dessen Arbeit keinen Anlass zur Kritik bietet). Die DVD von Madison gibt es für wenig Geld, sie bietet den Film ungekürzt an.
Freundliche 6/10 (normale Menschen und sonstige Sauertöpfe dürfen beliebig viele Punkte abziehen)
Lieblingszitat:
"Stumpfsinnig schleppten sie sich Kilometer um Kilometer einem imaginären Ziel entgegen..."